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21./23.11.2009 - Letzte Aktualisierung: 23.11.2009 Champions League

Champions League: THW macht nach klarem Sieg in Zürich Achtelfinal-Einzug perfekt

Comeback von Börge Lund

CL, Gruppe D, 6. Spieltag: 21.11.2009, Sa., 18.15: Amicitia Zürich - THW Kiel: 26:34 (12:19)
Update #2 KN-Bericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Börge Lund (hier bei einer Auszeit): Endlich wieder auf dem Feld!
Klicken Sie zum Vergrößern! Börge Lund (hier bei einer Auszeit): Endlich wieder auf dem Feld!
Der THW Kiel hat bereits nach dem sechsten von zehn Gruppenspieltagen das Achtelfinale der Champions League erreicht. In der ausverkauften Saalsporthalle von Zürich gewannen die "Zebras" am frühen Samstagabend gegen Gastgeber Amicitia ohne Mühe mit 34:26 (19:12), feierten damit ihren fünften Sieg in der Gruppe D und festigten die Tabellenführung vor dem FC Barcelona. Bester Torschütze der Kieler, bei denen Börge Lund nur 37 Tage nach seiner Daumenoperation sein Comeback feierte, war Linksaußen Henrik Lundström mit 11/3 Treffern.
Überragender Auftritt in der Saalsporthalle:  Henrik Lundström erzielte 11/3 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Überragender Auftritt in der Saalsporthalle: Henrik Lundström erzielte 11/3 Treffer.
Erstmals seit 22 Jahren war die Saalsporthalle in Zürich wieder zu einem Handballspiel ausverkauft. 2700 Zuschauer hofften trotz der mehr als deutlichen 24:42-Niederlage in Kiel vom vorigen Wochenende auf eine Sternstunde ihrer Amicitia. Zumindest waren die Voraussetzungen diesmal etwas besser für die Eidgenossen, konnten sie doch wieder auf ihren jungen Spielmacher Michal Svajlen zurückgreifen. Alfred Gislason hingegen musste auf Rückraumshooter Filip Jicha verzichten, der die Reise in die Schweiz wegen einer Grippeerkrankung erst gar nicht angetreten hatte. Dafür aber stand ihm wieder Börge Lund zur Verfügung, der nur fünf Wochen nach seiner Zwangspause wegen eines Sehnenabrisses im Daumen sein Comeback feiern konnte.

Und dies durfte der Norweger gleich von Beginn an geben - zumindest in der Abwehr, wo er die Halbposition von Kim Andersson übernahm. Ansonsten startete Gislason mit Henrik Lundström und Momir Ilic auf der linken Seite, der Serbe übernahm auch im Mittelblock an der Seite von Marcus Ahlm Verantwortung. Das Tor hütete diesmal von Beginn an Welthandballer Thierry Omeyer.

Christian Sprenger erzielte fünf Treffer.
Christian Sprenger erzielte fünf Treffer.
Amicitia Zürich setzte erneut auf die offensive 3:2:1-Deckung um Abwehrchef Fellmann und Heiko Grimm an der Spitze. Doch der THW hatte keinerlei Probleme, diese Abwehr zu knacken. Nach dem 1:0 durch Grimm sorgten die "Zebras" schnell für klare Verhältnisse, spielten die Schweizer mit schnellem Spiel schwindlig und gingen durch Andersson und drei Lundström-Treffer mit 4:1 in Front.

Doch nach dem 6:3 nach Steal und Gegenstoß von Christian Sprenger keimte Hoffnung auf bei den Gastgebern, nachdem der starke Kreisläufer Kristiansson ein Behrends-Anspiel verwertete, Narcisse den Ball an die Latte knallte und Hess per Gegenstoß der Anschluss zum 5:6 glückte. Nachdem Ahlm für den THW erhöhte, schickten die isländischen Schiedsrichter Momir Ilic nach einem Foul an deren Landsmann Kristiansson für zwei Minuten auf die Bank, Zürich pochte nach dem 6:7 auf den Ausgleich. Jedoch schwächten sie sich wieder einmal selbst: Behrends kassierte ebenfalls eine Zeitstrafe nach Foul an den frisch eingewechselten Palmarsson, wenige Sekunden später musste auch Kristiansson nach absichtlichem Fußspiel von der Platte. Der THW nutzte die zeitweise doppelte Überzahl konsequent aus, zwei weitere Tore des hochkonzentriert auftretenden Lundström und der erste Treffer von Momir Ilic bedeuteten das 10:6 und wieder entspanntere Mienen auf der Kieler Bank.

Marcus Ahlm setzt sich am Kreis durch - insgesamt erzielte der Kapitän drei Treffer in 30 Minuten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm setzt sich am Kreis durch - insgesamt erzielte der Kapitän drei Treffer in 30 Minuten.
Zürich drohte nun gar ein Debakel, denn mittlerweile hatte sich Thierry Omeyer auf die Würfe von Behrends bestens eingestellt und entnervte damit zusehends den ehemaligen deutschen Nationalspieler. Zudem unterliefen den Gastgebern immer mehr technische Fehler im eigenen Aufbauspiel, so dass der THW den Vorsprung trotz einiger eigener Nachlässigkeiten schnell weiter ausbaute. Sehenswert war dabei der Treffer von Sprenger zum 13:8, als er einen etwas ungenauen Pass von Lundström noch per Kempa verwerten konnte. Als Ahlm nach feinem Anspiel von Palmarsson gar auf 14:8 erhöhte und Fellmann zudem auf die Bank musste, schien sich bereits nach 20 Spielminuten die Partie zu entscheiden.

Doch Zürich schöpfte noch einmal Mut, als Toni Kern in Unterzahl verkürzte und Lundström mit seinem einzigen Fehlwurf auf der Gegenseite scheiterte. Durch einen Siebenmeter des diesmal sehr blassen Edin Basic gewannen die Gastgeber die Unterzahlsituation gar mit 2:0. Der THW erlaubte sich noch zwei weitere Unkonzentriertheiten, Behrends und Hess gelang der Anschluss zum 12:14. Nach vier Toren in Folge meldeten sich auch erstmals die Zuschauer in der Saalsporthalle, doch Alfred Gislason nahm nun seine Auszeit.

Alfred Gislason nahm im richtigen Moment die Auszeit - danach legte seine Mannschaft eine 5:0-Serie hin.
Klicken Sie zum Vergrößern! Alfred Gislason nahm im richtigen Moment die Auszeit - danach legte seine Mannschaft eine 5:0-Serie hin.
Und tatsächlich: In den letzten sechs Minuten der ersten Halbzeit erlebten die Gastgeber wieder einen konzentrierteren THW Kiel, der seinem Gegner nicht einen einzigen Treffer mehr vor dem Seitenwechsel gönnte. Die Kieler Deckung stand nun sicher, blockte die Wurfversuche der Amicitia reihenweise ab und kam so durch Gegenstöße über Henrik Lundström zu leichten Toren. Als der schwedische Linksaußen das 18:12 markierte, hatte er zu diesem Zeitpunkt die Hälfte aller Tore für seine Mannschaft erzielt. Nach dem dritten Treffer von Marcus Ahlm nach tollem Anspiel des ansonsten oft unglücklich spielenden Ilic ging es letztlich mit 19:12 in die Kabinen.

Der im ersten Durchgang überragende Henrik Lundström hatte wie Marcus Ahlm nach 30 Minuten bereits Feierabend und wurde nach dem Seitenwechsel nur noch für zwei Strafwürfe aufs Parkett geschickt - welche der Schwede im Übrigen ebenfalls souverän verwandelte. So kamen nun der durch eine Erkältung leicht angeschlagene Dominik Klein sowie Igor Anic zum Einsatz. Der THW verschärfte sogar noch einmal das Tempo, Sprenger per Gegenstoß, Anic vom Kreis, Narcisse nach tollem Wackler gegen Grimm und Lundström per Siebenmeter erhöhten schnell auf 25:14.

Jan Hendrik Behrends drehte in der zweiten Halbzeit richtig auf und verhinderte mit seinen acht Treffern ein neuerliches Debakel für seine Mannschaft.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jan Hendrik Behrends drehte in der zweiten Halbzeit richtig auf und verhinderte mit seinen acht Treffern ein neuerliches Debakel für seine Mannschaft.
In der Folgezeit ließen die "Zebras" das Spiel aber etwas schleifen, insbesondere Christian Sprenger vergab mehrere Großchancen. Für den ausgepumpt wirkenden Rechtsaußen war wenig später Schluss, auch Momir Ilic, Daniel Narcisse und Thierry Omeyer durften frühzeitig Feierabend machen - Kräfte schonen im Hinblick auf die nächste Bundesligapartie in Düsseldorf am kommenden Dienstag. Mit Börge Lund auf der Spielmacherposition, Aron Palmarsson im linken Rückraum und Christian Zeitz auf Rechtsaußen spielte der THW nun mit einer äußerst ungewöhnlichen Formation, der Einsatz wurde auf beiden Seiten nun etwas zurückgeschraubt. Einzig Jan Hendrik Behrends drehte nun so richtig auf und avancierte nach vielen "Fahrkarten" aus dem ersten Durchgang gar noch zum besten Züricher Torschützen mit acht Treffern.

Der Sieg der Kieler aber geriet zu keiner Zeit mehr in Gefahr, der Vorsprung schmolz auf schlimmstenfalls sechs Treffer zusammen. Letztlich stand ein 34:26-Erfolg der "Zebras" auf der Anzeigetafel - ein Ergebnis, mit dem beide Mannschaften leben können: Der THW Kiel hat mit diesem Sieg bereits vorzeitig die Runde der letzten 16 in der Königsklasse erreicht, Amicitia Zürich hat sich vor Rekord-Heimkulisse achtbar aus der Affäre gezogen. Für beide Teams geht es erst im Kalenderjahr 2010 in der Champions League weiter, die "Zebras" treffen dann am 14. Februar zum vielleicht vorentscheidenden Spiel um den Gruppensieg in der Gruppe D in der Sparkassen-Arena auf den FC Barcelona.

Dieser hatte sich ebenfalls am Samstag vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert, nach dem 35:28-Heimsieg gegen Vardar Skopje bleiben die Katalanen einen Zähler hinter dem THW Kiel. Am Sonntag siegte Ademar Leon mit 22:21 (11:10) bei KIF Kolding (DEN) und machte damit einen wichtigen Schritt in Richtung des dritten Tabellenplatzes.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Die Sorgen, dass wir nach dem klaren 42:24-Hinspielsieg nicht konzentriert auftreten würden, hatten sich schnell erledigt. Ich freue mich über Lunds Comeback, außerdem hat Lundström ein sehr, sehr gutes Spiel abgeliefert.
Zürichs Trainer Robert Nijdam gegenüber den KN:
In Kiel hatten wir vor der großen Kulisse zu viel Respekt. Wir haben weniger Gegenstoßtore eingefangen, weil wir vorne besser waren.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Eine tolle Atmosphäre, so etwas erlebt man selten. Es war in jeder Beziehung ein angenehmes Spiel.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Wir haben von Beginn an konzentriert gespielt und deshalb verdient gewonnen. Es ist schön, im THW-Trikot aufzulaufen, Beifall ist fast immer garantiert.
THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Die Sorgen, dass wir nach dem klaren 42:24-Hinspielsieg nicht konzentriert auftreten würden, hatten sich schnell erledigt. Ich freue mich über Lunds Comeback, außerdem hat Lundström ein sehr, sehr gutes Spiel abgeliefert.
Zürichs Heiko Grimm gegenüber den KN:
Nach einer Niederlage mit acht Toren kann man nicht zufrieden sein, trotzdem gehen wir erhobenen Hauptes aus der Halle.

 


Champions League, Gruppe D, 6. Spieltag: 21.11.09, Sa., 18.15: Amicitia Zürich (SUI) - THW Kiel: 26:34 (12:19)

Logo Zuerich Amicitia Zürich (SUI Flagge SUI):
Vaskevicius (1.-47., 9 Paraden), Bringolf (47.-60., 2 Paraden); Fellmann (1), Kern (1), Egger, Hess (4), Basic (3/3), Vukelic, Hüsser, Svajlen, Kurbalija, Behrends (8), Grimm (3), Kristiansson (6); Trainer: Nijdam
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-41., 9/2 Paraden), Gentzel (41.-60., 6 Paraden); Lund (1), Andersson (3), Lundström (11/3), Anic (2), Sprenger (5), Ahlm (3), Zeitz, Palmarsson (2/1), Narcisse (2), Ilic (3/1), Klein (2); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Jonas Eliasson / Ingvar Gudjonsson (Island)
Zeitstrafen:
Zürich: 5 (2x Behrends (12., 28.), Kristiansson (13.), Fellmann (21.), Hess (44.));
THW: 3 (2x Ilic (11., 32.), Narcisse (38.))
Siebenmeter:
Zürich: 5/3 (Omeyer hält 2x Basic (11., 38.));
THW: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:4 (5.), 2:4, 2:5, 3:5, 3:6, 5:6 (9.), 5:7, 6:7, 6:10 (14.), 7:10, 7:11, 8:11, 8:14 (20.), 12:14 (24.), 12:19;
2. Hz.: 12:20, 13:20, 13:21, 14:21, 14:25 (37.), 17:25 (43.), 17:26, 18:26, 18:27, 19:27, 19:29 (47.), 21:29, 21:30, 24:30 (55.), 24:31, 25:31, 25:33, 26:33, 26:34.
Zuschauer:
2700 (ausverkauft) (Saalsporthalle, Zürich (SUI))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die drei deutschen Teams im EHF-Pokal werden voraussichtlich geschlossen das Achtelfinale erreichen. Einziger "Wackelkandidat" war Frisch Auf Göppingen, das sich beim Hinspiel in Porto zu einem 24:24-Unentschieden mühte. Das Rückspiel in der EWS-Arena gewann die Mannschaft von Velimir Petkovic am Samstagabend gegen die Portugiesen souverän mit 31:23 (16:12). Die SG Flensburg-Handewitt hatte nach dem 43:22-Auswärtssieg in Israel auch beim Rückspiel in der heimischen Campushalle leichtes Spiel mit Maccabi Rishon Le Zion und gewann am Samstag erneut deutlich mit 43:25 (23:13). Am Sonntag schließlich zog auch der TBV Lemgo nach. Bei HC Buducnost Podgorica aus Montenegro tat die Mannschaft von Volker Mudrow allerdings nicht mehr als nötig und willigte letztlich in ein 28:28 (13:15)-Unentschieden ein - nach dem klaren 46:23-Hinspielsieg reichte dies den Lipperländern aber allemal zum Achtelfinal-Einzug.

Auch der VfL Gummersbach, der als letztjähriger EHF-Pokalsieger und DHB-Pokalfinalist in diesem Jahr im Pokalsieger-Cup startet, hat die nächste Runde erreicht: Nach dem 48:21-Heimseg gegen KH Kastrioti-Ferizaj (KOS) in der Vorwoche ließen die Oberbergischen auch im Kosovo nichts anbrennen und siegten erneut deutlich mit 38:13 (18:7).

In der Champions League haben am Sonntag auch die Rhein-Neckar Löwen bereits vorzeitig das Achtelfinale erreicht. Durch das souveräne 37:29 (19:12) bei den Slowenen von RK Gorenje Velenje stehen die Mannheimer in der Gruppe B genau wie der ungarische Meister Veszprem mit 10:2 Punkten da und sind von den ersten vier Plätzen nicht mehr zu verdrängen.

Der HSV Hamburg hingegen hat am Sonntag das Spitzenspiel in der Gruppe C verloren. Nach der 28:30 (12:14)-Niederlage bei Ciudad Real haben die Hanseaten nun vier Zähler Rückstand auf den Titelverteidiger, der als einziges Team verlustpunktfrei ist.

Lesen Sie auch den Bericht der Kieler Nachrichten zu den Champions-League-Spielen von Mannheim und Hamburg.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2009

Auf Welle der Sympathie ins Achtelfinale

THW beim 34:26 in Zürich ungefährdet
Zürich - Handballmeister THW Kiel darf sich bis zum 14. Februar ausschließlich auf seine Pflichten in der Bundesliga und im DHB-Pokal konzentrieren. Das Champions-League-Jahr schlossen die "Zebras" am Sonnabend mit einem 34:26 (19:12)-Sieg bei GC Amicitia Zürich ab.

Nach sechs von zehn Spielen in der Königsklasse festigte Kiel seine Tabellenführung in der Vorrundengruppe D vor Barcelona und steht nach dem Auswärtssieg als Teilnehmer der Achtelfinals bereits fest. Steigbügelhalter für den frühen Einzug in die K.o.-Runde waren die Katalanen, die zwei Stunden zuvor Vardar Skopje 35:28 bezwungen und dafür gesorgt hatten, dass neben den Schweizern auch die Mazedonier Kiel nicht mehr von den ersten vier Qualifikations-Rängen verdrängen können.

"Ich bin sehr zufrieden", konstatierte THW-Trainer Alfred Gislason. Weil die Kieler von Beginn an das Heft in die Hand genommen, den Gegner beherrscht und ständig klar geführt hatten, durfte Gislason nach Herzenslust rotieren und seinen gesamten Kader ins Spiel einbringen. So halbierte sich die Belastung, denn schon morgen (20.15 Uhr, DSF) sind die "Zebras" in der Bundesliga bei Aufsteiger HSG Düsseldorf erneut gefordert.

Vielleicht ist dann auch Filip Jicha wieder dabei. Der Tscheche war, von einer Grippe gefesselt, zu Hause im Bett geblieben. Dabei hatte er darauf gebrannt, in der Schweiz zu spielen. Jichas Karriere-Startschuss außerhalb der Heimat war schließlich bei Ottmar St. Gallen gefallen. Grund zur Freude hatte dagegen Börge Lund. Nur knapp sechs Wochen nach seinem Daumenbruch stand der stets kompakt auftretende Norweger in Zürich wieder auf dem Parkett. Bei seinem gelungenen Comeback brachte Lund bekannte Defensivstärken ein und steuerte wenige Minuten vor dem Schlusspfiff auch ein Tor zum THW-Sieg bei. "Natürlich ist es viel schöner zu spielen, als im Kraftraum zu arbeiten", sagte Lund. "Ich habe mich sehr wohl gefühlt und bin völlig schmerzfrei."

Zürich sah, wie es der Hallensprecher stolz verkündete, "das Spiel des Jahres im Schweizer Handball." 2700 Zuschauer bildeten den passenden Rahmen, erstmals seit 22 Jahren und sieben Monaten war die Arena ausverkauft. Beim Besuch vom FC Barcelona wenige Wochen zuvor, hatten lediglich 1300 Amicitia-Fans die Hallentore passiert. Euphorie pur schlug dem deutschen Rekordmeister schon beim Einlaufen entgegen, eine Welle aus Sympathie und Begeisterung. So wurde das Gastspiel ein "gefühltes" Heimspiel, auch weil viele eigene Fans mitgereist waren und auf den Tribünen unzählige schwarz-weiße Trikots leuchteten. Ein mitgereister THW-Fanartikel-Shop hatte Rekordumsätze gemacht.

Gut möglich, dass den Kielern der Empfang zu freundlich, zu herzlich war. Zwar hatte der THW alles im Griff, ließ die Schweizer aber bis zur 24. Minute und dem 14:12-Zwischenstand im Spiel. Grund genug für Alfred Gislason, die grüne Karte zu ziehen und sein Team in der Auszeit neu einzustimmen. Es wirkte. Der deutsche Meister machte hinten komplett zu und zog auf den Halbzeitstand von 19:12 davon. Der Rest war ein Schaulaufen ohne großen Glanz, in dem Linksaußen Henrik Lundström mit 11/3 Toren besonders auffiel, Christian Sprenger und Marcus Ahlm tief in die Trickkiste griffen und der THW schließlich ungefährdet ins Ziel einlief.

"Wenn Thierry Omeyer hält und schnell nach vorne spielt, muss man seine Chancen einfach nutzen", kommentierte Lundström seinen fehlerfreien Auftritt. Großartig waren die direkt aufeinander folgenden Tempogegenstöße zum 12:15 und 12:16, die der Schwede in Zusammenarbeit mit Omeyer kreierte. Im Stile eines Quarterbacks feuerte Kiels Torhüter die Lederkugel über das gesamte Spielfeld zentimetergenau auf seinen Linksaußen, der jeweils mit Zauberhändchen vollendete. So, als wolle der 30-Jährige den Kieler Verantwortlichen zeigen, dass sie ihm bei den anstehenden Vertragsverhandlungen gefälligst ein längeres Angebot als das geplante eine Jahr offerieren mögen. Für Gislason ist ohnehin nichts entschieden: "Mal sehen, was insgesamt geschieht, die Zukunft von Henrik ist aus THW-Sicht offen - auch auf längere Sicht."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2009

THW-Splitter

Ausnahmetalent - Mait Patrail spielt zur Zeit bei Tabellenführer Kadetten Schaffhausen und hält einen Vorvertrag mit Kiel in Händen. Manager Uli Derad nutzte die Gelegenheit zur Kontaktpflege und traf das estnische Ausnahmetalent. "Wir hatten ein gutes Gespräch, Mait ist und bleibt eine Option für uns, das habe ich ihm auch gesagt", erzählte Derad. Ob und wann er zum THW komme, ließ er offen. "Patrail findet in Schaffhausen sehr gute Bedingungen vor, um sich weiterzuentwickeln."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.11.2009)


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