17./19.10.2009 - Letzte Aktualisierung: 19.10.2009 | Champions League |
Update #2 | KN-Berichte, Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Filip Jicha erzielte neun Tore. |
Spielte eine starke erste Hälfte: Daniel Narcisse. |
Der international gesperrte Coach von Vardar, Veselin Vujovic, coachte von der Tribüne aus. |
Die mazedonischen Fans in der nicht ganz auzsverkauften Halle "Boris Trajkovski". |
Christian Sprenger liegt nach einem Schlag in den Magen am Boden. |
Igor Anic. |
Für den THW Kiel bleibt indes nur wenig Zeit, sich über den Erfolg in Skopje zu freuen. Bereits am Dienstag wartet im DHB-Pokal das nächste K.O.-Spiel auf die Schwarz-Weißen. Beim heimstarken TV Großwallstadt mit dem Ex-Zebra Mattias Andersson müssen die Kieler wieder mit Leidenschaft, Einsatz und Willen agieren, um dem Final-Four in Hamburg einen Schritt näher zu kommen. Der Anpiff für dieses Spiel erfolgt um 20.15 Uhr, das DSF überträgt den Pokal-Schlager live im Fernsehen.
(Christian Robohm)
Im Angriff haben wir zu viele Chancen ausgelassen. Müdigkeit kann trotz der Belastungen keine Ausrede sein, da stimmte einfach die Konzentration nicht. Als es noch einmal eng wurde, war ich trotzdem fest davon überzeugt, dass die eingespielte Formation alles klar machen würde. Unglaublich, wie die Fans sogar bei einem Zehn-Tore-Rückstand feiern. Aber es ist trotzdem kein Vergleich zu früher, da regnete es Münzen, und an der Seitenlinie musste man sich mit einem Regenschirm schützen.
Kiel hat heute nicht am Maximum gespielt, aber auch wenn sie nur 90 Prozent erreichen, sind sie für die meisten Teams nicht zu schlagen. Unsere Mannschaft hat schon vorher nicht an einen Sieg geglaubt. Die Spieler wollten lediglich eine gute Show für die Fans abliefern.
Die Resultate stimmen, im spielerischen Bereich können wir uns noch steigern. Als es nur noch 20:19 stand, war ich nicht beunruhigt. Aber wenn das zehn Minuten vor dem Abpfiff passiert wäre, hätte es anders ausgesehen. Dann wäre mit diesen Fans alles möglich gewesen. In der zweiten Halbzeit standen wir in der Abwehr besser, dadurch bin auch ich sicherer geworden.
Für uns war es eine harte Woche, schließlich haben wir gegen Barcelona und Flensburg mit hohem Tempo gespielt. Deshalb sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Wir haben uns das Leben in der zweiten Halbzeit schwer gemacht, schließlich hatten wir schon für Ruhe in der Halle gesorgt. Aber nun sollten wir uns nicht länger mit diesem Spiel beschäftigen und uns auf Großwallstadt konzentrieren.
Wir haben heute gezeigt, dass es zwischen den beiden Mannschaften einen Qualitätsunterschied gibt. Wir waren klar besser, und es war nur eine Frage der Zeit, wann unsere fünf Minuten kommen würden.
Die Rhein-Neckar Löwen rehabilitierten sich für dsa Heim-Unentschieden gegen Kielce beim bosnischen Meister HC Bosna BH Gas in Sarajevo: Mit 39:24 (20:10) gewannen die Löwen mehr als deutlich und schoben sich mit diesem Erfolg an die Spitze der Gruppe B.
Ebenfalls eine deutliche Angelegenheit wurde das Spiel des HSV Hamburg gegen den Ex-Club der Neuzugänge Igor Vori und Domagoj Duvnjak: Gegen den kroatischen Meister Croatia Zagreb gewann der HSV mit 35:26 (14:12) und verteidigte damit Rang drei in der Gruppe C.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2009
An den Fans hat es sicher nicht gelegen, dass der Gastgeber in der Königsklasse dagegen erneut erfolglos blieb. Trotz hoher Rückstände feuerten sie ihre Helden unermüdlich an, die Sitzschalen wurden nur als Angebot verstanden und immer wieder warfen sie kleine Bälle oder Luftschlangen auf das Feld, um die Partie zu unterbrechen. Neben Hunden war zwar auch das Mitführen von Waffen ausdrücklich verboten, aber manche Sequenzen der Geräuschkulisse erinnerten tatsächlich an Schüsse. "Komiti" nennen sich die Anhänger, ein Name mit geschichtlichem Bezug. So hießen einst die Widerstandskämpfer, die sich gegen die Herrschaft der Türken wehrten. Vielleicht deshalb die "Schüsse".
Zu Beginn hatten die 5000 Zuschauer allen Grund zur Freude, auch weil der THW Kiel lediglich von 15 Mitarbeitern der deutschen Botschaft in der Hauptstadt unterstützt wurde. Bis zur 20. Minute lag der siebenfache mazedonische Meister in Führung, die Fans sich in den Armen, und auch der gesperrte Trainer Veselin Vujovic hatte von seinem Tribünenplatz direkt hinter der Bank nur kleinere Korrekturen zu übermitteln.
Sein Kieler Kollege Alfred Gislason hatte auf Welthandballer Thierry Omeyer (leichte Adduktorenprobleme) verzichtet. Außerdem saßen mit Filip Jicha und Kapitän Marcus Ahlm zwei weitere Spieler auf der Bank, die am Mittwoch beim Derbysieg in Flensburg Schwerstarbeit hatten leisten müssen. Dagegen stand nach seiner zweiwöchigen Verletzungspause wieder Daniel Narcisse in der Startformation, Igor Anic begann am Kreis, und auch "Flensburg-Schreck" Momir Ilic war erste Wahl. Gegen die offensive Abwehr der Gastgeber fand der THW zunächst aber kein Mittel, die nötige Konzentration fehlte. So verwarfen Ilic und Henrik Lundström zwei Siebenmeter, bis zur Pause landete der Ball fünfmal an der Latte oder am Pfosten. Eine deutliche Führung wäre möglich gewesen, doch die Kieler standen sich zu oft selbst im Weg.
"Vardar erwartet die Aliens", so hatte die größte Zeitung in Skopje am Freitag getitelt, doch an Außerirdische erinnerten die Gislason-Schützlinge bis dato nicht. Mit einem frechen Unterarmwurf aus neun Metern bescherte bescherte Anic den Seinen aber immerhin eine knappe 14:12-Pausenführung.
Anschließend verteidigte Ahlm im Mittelblock. Obwohl Anic einen guten Tag erwischte und als Spieler des Tages gekürt wurde, stand die Abwehr mit dem Schweden nun noch sicherer. Im Angriff traf der eingewechselte Jicha nach Belieben, und die Kieler sahen bei einer 19:14-Führung (37.) wie Sieger aus. Doch erneut ließ die Spannung nach, Skopje holte auf (19:20/40.) und die "Komiti" waren bereit für eine Zugabe. Als der gute Torhüter Petre Angelov dann sogar einen Wurf des neunfachen Torschützen Jicha festhalten konnte, sprengte der Lärmpegel die Skala. Doch Jicha (4), Ahlm (1) und der sehr engagierte Christian Sprenger (1) warfen nun mit eiskalten Aktionen sechs Tore in Folge, das Ringen war entschieden.
Direkt nach dem Sieg war er auch schon wieder abgehakt, neue Aufgaben warten auf den den deutschen Meister, der gestern Abend in Kiel landete. Morgen sitzen die "Zebras" erneut im Flugzeug, diesmal auf dem Weg Aschaffenburg. Am Abend erwartet der TV Großwallstadt den Titelverteidiger in der dritten Runde um den DHB-Pokal (20.15 Uhr/DSF).
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2009
7000 - So viel müssen die Clubs pro Spiel zahlen, das sie in der schmucken Boris-Trajkovski-Arena absolvieren. Die Halle wurde im vergangenen Jahr anlässlich der Frauen-EM mit staatlichen Geldern erbaut, die Vereine sind Mieter. Leisten kann sich Vardar das nur bei den Derbys gegen Metalurg. In der Champions League müssen sie es sich leisten, die viel kleinere Alltags-Halle erfüllt nicht mehr die Anforderungen.
4000 - Monatsgehalt ausländischer Spieler bei Vardar, Mazedonier verdienen rund 1500 Euro. Allerdings: Vardar-Sponsoren stellen Wohnungen und Autos, auch das Essen für die Stars und ihre Familien ist frei.
150 bis 200 - Durchschnittgehalt in der ehemaligen Republik Jugoslawiens, die 1991 unabhängig wurde.
100 - Monatsmiete eines Apartements in der 500 000-Einwohner-Stadt Skopje. In den Außenbereichen beträgt die Miete, ohne Strom und Gas, 50 Euro.
Acht - Die erste mazedonischen Liga besteht aus acht Clubs, die jeweils viermal in der Saison gegeneinander spielen. Playoffs gibt es nicht, wer am Ende oben steht, ist Meister. Zuletzt war dies Vardar. Der Club, benannt nach dem Fluss, der durch die Stadt fließt, ist die Nummer eins bei den Fans, eine echte Herzensangelegenheit.
1,60 - Der Eintrittspreis für Champions-League-Heimspiele. Da sich die Fans teurere Tickets nicht leisten können, gibt es keinen Aufschlag. Im Ligaalltag locken auch diese Preise nicht. Spielt Vardar nicht gegen Metalurg, dann schauen 500 Fans zu.
0,90 - Ein halber Liter einheimisches Bier kostet 50 mazedonische Denar, also weniger als ein Euro (1/60).
Null - Besuch in einem der zahlreichen Wettbüros. Hat jemand auf einen Vardar-Sieg gesetzt? "Nein", sagt Mitarbeiterin Andreeva Budinka (29), "wer wettet, hat zwar auch seine Hoffnungen, aber er verschenkt kein Geld."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2009)
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