29./30.11.2009 - Letzte Aktualisierung: 30.11.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Berichte, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Kaum ein Durchkommen gab es im ersten Durchgang für die "Zebras" gegen eine starke Wetzlarer Deckung. |
Doch auch der THW Kiel hatte einen Verletzungsfall zu beklagen: Rechtsaußen Christian Sprenger fiel mit einer Oberschenkelzerrung aus und wird auch Heiner Brand am Dienstag im Testspiel gegen Weißrussland fehlen. Für ihn rückte Christian Zeitz auf die Außenposition, als "Backup" stand zudem erstmals der nach einem Kreuzbandriss wiedergenesene Neuzugang Tobias Reichmann zur Verfügung.
Henrik Lundström traf viermal im ersten Durchgang. |
Wer nach ebendieser Energieleistung des Tschechen hoffte, dass der THW aus der eigenen Lethargie endlich erwachen würde, wurde schnell eines Besseren belehrt - es folgten die wohl schlechtesten vier Kieler Spielminuten der gesamten Saison: Zunächst traf Djordjic, der auch gegen die nun zurückgezogene Kieler Abwehr traf, wie er wollte, zum 8:8-Ausgleich. Dann hämmerte Filip Jicha den Ball an die Latte - der Abpraller landete bei Timo Salzer, der die HSG per Gegenstoß in Führung brachte. Eine Parade des guten Nikolai Weber gegen Andersson leitete das 8:10 durch Allendorf ein, Alfred Gislason trommelte seine Jungs nun zur Auszeit zusammen. Doch auch mit dem Einsatz von Palmarsson, Ilic und Gentzel wurde es nicht besser: Ein geblockter Ilic-Wurf und ein Andersson-Fehlpass leiteten zwei weitere Gegenstöße ein, und nachdem Weber auch noch gegen Ahlm hielt, markierte Michael Allendorf mit seinem vierten Treffer in Folge gar das 13:8 für die Gäste.
Filip Jicha war siebenmal erfolgreich. |
Deutliche Worte soll Alfred Gislason in der Kabine gefunden haben, denn der THW Kiel kehrte wie verwandelt nach dem Seitenwechsel aufs Parkett zurück. Dabei vertraute der Coach größtenteils der gleichen Mannschaft wie im ersten Durchgang, lediglich Dominik Klein rückte für Lundström auf die Linksaußen-Position. Doch besonders in der Abwehr legten die "Zebras" jetzt eine ganz andere Körpersprache an den Tag. Jicha, Andersson mit einem 106 km/h-Kracher und Ilic per Strafwurf verkürzten schnell auf 17:19. Eine Schlüsselszene ereignete sich dann in der 35. Spielminute, als sich die Kieler mit beherztem Einsatz in der Abwehr die Sympathien der Fans zurück erkämpften. Bei angezeigtem Zeitspiel wurden zunächst zwei Würfe geblockt, der dritte von Daniel Valo vom nun ebenfalls hellwachen Thierry Omeyer gehalten. Als Dominik Klein im Gegenzug auf 18:19 verkürzte, schien sich die Partie endgültig zu drehen.
Nach schwacher erster Halbzeit ein gewohnt starker Rückhalt: Thierry Omeyer. |
Wetzlar gab sich noch nicht geschlagen, Michael Allendorf brachte die Gäste mit einem Doppelpack noch einmal bis auf ein Tor heran. Doch die "Zebras" hatten gleich die richtige Antwort parat, Zeitz und Andersson erhöhten wieder auf 25:22, während sich bei Wetzlar nun die dünne Personaldecke negativ bemerkbar machte. Der im ersten Durchgang starke Djordjic machte mittlerweile völlig ausgepumpt Platz für Alois Mraz, Würfe von Daniel Valo wurden reihenweise geblockt, die geplanten Kreisanspiele kamen zu ungenau, und auch die Außen Avishay Smoler und Michael Allendorf fanden nun bei Gegenstößen und Strafwürfen in Thierry Omeyer ihren Meister. Sieben Minuten lang wollte Wetzlar kein Tor mehr gelingen, die Kieler hingegen waren nicht mehr zu stoppen. Ein Rückraumwurf von Ilic, ein mit voller Willenskraft ins Tor getragener Gegenstoß von Klein und ein ansatzloser Stemmwurf Anderssons bedeuteten das 28:22. Bei Kleins abgefälschtem Unterarmwurf zum 29:22 hatte der THW nun auch das Glück auf seiner Seite - und die Partie dann doch schon zehn Minuten vor Spielende entschieden.
In der 56. Spielminute - beim Spielstand von 30:24 - war es dann endlich soweit: Die Zeitstrafe von Christian Zeitz war abgelaufen, doch statt des ehemaligen Nationalspielers durfte Tobias Reichmann erstmals für den THW aufs Parkett. In die Torschützenliste konnte sich der 21-jährige Linkshänder indes nicht mehr eintragen, sein einziger Wurfversuch - aus dem Rückraum - war ein gefundenes Fressen für Nikolai Weber. Letztlich siegte der THW mit 33:25 und kam noch einmal mit einem blauen Auge davon. Die nächste Partie steht am kommenden Samstag an, wenn die Kieler beim Aufsteiger TuS N-Lübbecke antreten müssen.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht und den
Bericht über das Comeback von Tobias Reichmann aus den Kieler Nachrichten.
Normalerweise müsste man in der Halbzeitpause in den Bus steigen und heimfahren. (grinst)
Der THW Kiel war in der 2. Halbzeit engagierter, bei uns hingegen schwanden leider nach und nach die Kräfte. Für mich gab es dennoch zwei Knackpunkte im Spiel. Der eine war die doppelte Zeitstrafe gegen uns, in der Phase hat der THW dann das Spiel gedreht. Der zweite Knackpunkt war um die 45. Minute herum, als wir noch einmal bis auf 23:22 herankamen, aber mit klaren Chancen an Omeyer scheiterten.Insgesamt muss ich meiner Mannschaft aber ein großes Kompliment machen. Wir sind mur mit neun Feldspielern angereist. Alois Mraz hat grippegeschwächt auf die Zähne gebissen und zumindest in der Abwehr helfen können. Wir hatten uns vorgenommen, hier etwas zu lernen - das haben wir auch gemacht. Wir verlassen Kiel erhobenen Hauptes und haben eine Menge Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben getankt.
Wir haben zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten hat bei uns gar nichts gepasst. Unsere Abwehr war viel zu passiv, unsere Torhüter haben keinen Ball angefasst, das Angriffsspiel war zu langsam. Wetzlar hat seht diszipliniert gespielt.Uns war klar, dass nach dem Seitenwechsel was passieren musste. Dies ist uns Gott sei Dank gelungen. Wir haben in allen Bereichen viel besser agiert. Sicherlich hatten wir auch mehr Optionen auf der Bank. Dass aber so viele Spieler bei Wetzlar krank waren, passte mir gar nicht. Vielleicht hatten meine Spieler den Gegner unterbewusst unterschätzt.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir das Spiel noch drehen konnten. Diese Partie war ein Riesen-Warnschuss für uns.
Aufgrund der zweiten Halbzeit war es ein verdienter Sieg für den THW. Wir orientieren uns natürlich an der ersten. Dort haben wir sehr gut gespielt, insbesondere auch unsere jungen Spieler.
Ich denke, zum Spiel ist alles gesagt. Ein Kompliment an Wetzlar für diese Leistung.Christian Sprenger fiel leider aufgrund einer Zerrung im Oberschenkel aus und wird auch am Dienstag nicht für die Nationalmannschaft spielen können. Aber es ist erfreulich für uns, dass Tobias Reichmann heute erstmals für uns auflaufen und die ersten Spielanteile sammeln konnte. Jetzt hoffe ich, dass Christian bald wieder gesund wird und dass Tobias es bleibt.
In der ersten Halbzeit kamen wir nicht klar. Wir wollten mit einer aggressiven Deckung anfangen, aber uns fehlte die Aggressivität. Wetzlar dagegen traf alles. Aber nach 30 Minuten sind wir als eine andere Mannschaft aus der Kabine gekommen. Alfred Gislason hatte in der Kabine klare Worte gefunden, uns aufgezeigt, was wir alles besser machen müssen, und vor allem, dass wir nicht gewinnen können, wenn wir nicht kämpfen. Dann stand unsere Mannschaft besser in der Abwehr und so kam Titi auch wieder zur Normalform. Das Publikum hat uns heute sehr gut geholfen, das war sehr wichtig.
In der ersten Halbzeit haben wir richtig gut gespielt, genau das gemacht, was wir uns vorgenommen hatten: Eine gute, solide Abwehr, vorne diszipliniert und das Tempospiel des THW weitgehend unterbunden. Verletzungsbedingt hat uns dann in der zweiten Halbzeit die Kraft gefehlt und wir starteten dann mit doppelter Unterzahl in den zweiten Durchgang, sonst hätte es vielleicht enger ausgehen können.
Wir sind in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gekommen. Wir haben komische Entscheidungen getroffen, und der eine hat den anderen damit angesteckt. Am Ende haben alle sieben Spieler auf dem Feld Fehler gemacht. In der Pause war uns klar, dass wir uns an allen Ecken steigern müssen, aber auch können. Das haben wir getan. Die Pfiffe der Zuschauer will ich nicht kommentieren. Vielleicht waren es ja auch Fans aus Wetzlar.
In der ersten Halbzeit hat alles so geklappt, wie wir es uns vorgenommen hatten. Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass das zu einem solchen Zwischenstand führen könnte. Wir wollten auf die erste Welle verzichten, um nicht in die THW-Konter zu laufen, das Konzept ging zunächst auf. Im zweiten Durchgang kam auch der Faktor "Schiedsrichter" dazu, aber damit muss man in Kiel rechnen. Als der THW sein Selbstbewusstsein wieder gefunden hatte, war das Spiel schnell entschieden.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.11.2009:
Als die "Zebras" nach einer fürchterlichen ersten Halbzeit in die Kabine flüchteten, wurden sie von Pfiffen begleitet. In der Sache verständlich, aber dennoch überflüssig. Denn wer sich am meisten über diese 30 denkwürdigen THW-Minuten ärgerte, war klar - Spieler und Trainer des Meisters, der nach den jüngsten Kantersiegen sehr menschliche Züge zeigte.
Dabei schienen die Punkte schon vor dem Anpfiff verteilt, war Wetzlar doch im letzten Hemd angetreten. Abwehrchef Giorgios Chalkidis und Kreisläufer Gregor Werum waren mit Verdacht auf Schweinegrippe abgereist. Sven-Sören Christophersen, mit 69 Saisontoren bis dato drittbester Werfer der Liga, wegen einer Entzündung in der Schulter gar nicht angereist.
Doch die von Michael Roth gut eingestellten Gäste begannen frech. Die offensive THW-Deckung mit Filip Jicha als Spitze, gegen Göppingen der Schlüssel zum 40:22-Erfolg, war löchrig wie ein Sieb. Auch, weil die "Zebras" viel zu passiv agierten und Thierry Omeyer bis zur Pause nur zwei Bälle parierte. Eine historische Quote. Die Gäste spielten Zeitlupenhandball, den aber perfekt. Die Kieler agierten im Angriff ähnlich langsam, das aber mit einer enormen Fehlerquote. So rollte der Meister den roten Teppich für Linksaußen Michael Allendorf aus, der sieben seiner neun Tore im ersten Durchgang erzielte. Ohne Fehlwurf.
Es passte ins desolate Bild, dass Henrik Lundström beim Stand von 13:17 einen Siebenmeter neben das Tor warf und Jicha nur Sekunden später seinen Strafwurf erst im zweiten Anlauf verwandeln konnte.
Aus der Kabine kam dann aber eine Kieler Mannschaft, die von der ersten Sekunde keinen Zweifel daran ließ, dass der 29. November 2009 kein Tag werden würde, an dem Serien enden. Seit 32 Bundesligaspielen sind die "Zebras" zu Hause ungeschlagen, gegen Wetzlar hatten sie 13 Mal in Folge gewonnen. Die Deckung, umgestellt auf die sattelfeste 6:0-Variante, verwandelte sich nun in Kombination mit Omeyer in eine Wand. Den Mittelhessen sollten nun nur noch sieben Tore gelingen, eine Demütigung. In der 35. Minute hatte sich auch das kritische Publikum wieder verliebt. Da parierte Omeyer einen Wurf von Daniel Valo und der eingewechselte Dominik Klein hämmerte im Gegenzug den Ball zum 18:19 ins Netz. Dann klettete sich Sebastian Weber bei einem Kieler Gegenstoß an den achtfachen Torschützen Kim Andersson und musste auf der Strafbank büßen. Dort leistete ihm wenige Sekunden später Valo Gesellschaft, der wiederholt Kreisläufer Marcus Ahlm als Sandsack zweckentfremdet hatte, und nun erstmals die Konsequenzen zu spüren bekam.
In doppelter Überzahl glichen die Kieler aus, und als Klein zum 21:20 (41.) traf, war klar, welche Richtung dieses Spiel einschlagen würde. Mit einem herrlichen Heber hatte der stark aufspielende Linksaußen Nikolai Weber genarrt, der Ball klatschte an den Pfosten und trudelte von dort gemächlich hinter die Linie. Beide Fäuste geballt, das Gesicht ein einziger Schrei der Erlösung - so baute sich Klein vor den Fans auf, die das Signal verstanden: Jetzt geht es los!
Mit einer ähnlichen Geste feierte Omeyer, als er nach der ersten Drei-Tore-Führung (25:22/46.) mit einer herrlichen Parade gegen Allendorf, Wetzlars Bestem, aus kürzester Distanz die Tür endgültig abschloss. Anschließend stellte aber auch Allendorf, der noch zweimal vom Siebenmeterpunkt an Omeyer scheiterte, den Widerstand ein.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.11.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.11.2009:
Was war passiert? Rechtsaußen Christian Sprenger hatte sich am Sonnabend im Abschlusstraining eine Oberschenkelzerrung zugezogen. Wahrscheinlich wird der Linkshänder auch das morgige Testländerspiel gegen Weißrussland absagen müssen. Gislason nominierte kurzfristig Reichmann ("er hat zuletzt riesige Fortschritte gemacht") nach, der am Sonnabend beim 33:24-Sieg der "Zweiten" bereits 40 Minuten lang mitgewirkt hatte.
Den Gedanken, Torhüter Andreas Palicka nach achtmonatiger Verletzungspause zu nominieren, hatte Gislason kurzfristig wieder verworfen. "Gegen einen solchen Gegner sind Experimente nicht angebracht." Reichmann oder Sprenger? Bis kurz vor dem Anpfiff hatte sich Gislason noch nicht entschieden. 16 Spieler darf jeder Trainer benennen, jeweils 14 werden vom Kampfgericht schließlich auf elektronischem Wege für die Partie freigeschaltet. Dass Gislason schließlich Reichmann meldete, hatte Dirk Schmerder (KMTV) am Kampfrichtertisch überhört. "Da habe ich Alfred falsch verstanden." Als Reichmann eingewechselt werden sollte, war das entsprechende Feld noch unbeschrieben. "Ich musste ihn erst freischalten", entschuldigte sich der 39-Jährige. Was Gislason nicht wusste: Er hätte Reichmann trotzdem einsetzen können, die Strafe wäre nur eine gelbe Karte gewesen.
Nach seinem Kreuzbandriss vor knapp sieben Monaten wollte der 21-Jährige den ersten Einsatz unbedingt mit einem Tor krönen. Doch sein übermotivierter Wurf aus dem Rückraum war leichte Beute für Nikolai Weber. Und das Kempa-Anspiel von Dominik Klein konnte er trotz seiner gewaltigen Sprungkraft nicht erreichen. In Erinnerung blieb ihm, als er in der 55. Minute endlich das Feld betrat, aber der herzliche Empfang der Fans. "Das war unbeschreiblich."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.11.2009)
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