25./26.10.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.10.2009 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Die starke Kieler Abwehr war der Trumpf im Spitzenspiel gegen Göppingen. |
Filip Jicha war insgesamt achtmal erfolgreich. |
Nachdem FAG-Linksaußen Dragos Oprea per Gegenstoß und mit einem schönen Dreher seine Mannschaft bis zum 5:4 (9.) noch in Reichweite hielt, legten die Kieler nach: Aufbauend auf eine immer besser stehende Defensive erhöhte Jicha per Doppelpack auf 7:4, ehe Dominik Klein nach einem schnellen Spielzug über Narcisse und Jicha gar das 8:4 erzielte. Doch Göppingen hielt noch einmal gegen, verkürzte durch zwei Siebenmeter von Haaß und einen Treffer von Oprea auf 8:10 (17.).
Immer für eine Überraschung gut: Daniel Narcisse war gegen Göppingen fünfmal erfolgreich. |
Als Thierry Omeyer nach Wiederanpfiff gleich drei weitere Großtaten gegen Thiede und Oprea folgen ließ und Filip Jicha mit einem Dreher und einem Gegenstoß den Vorsprung beim 22:12 erstmals auf zehn Tore ausbaute, war die Partie bereits nach 34 Spielminuten entschieden. Langweilig wurde es jedoch deshalb nicht in der Sparkassen-Arena, wofür auch das Schiedsrichtergespann Geipel/Helbig mit teilweise fragwürdigen Entscheidungen sorgte. Göppingen erkämpfte sich mit Mühe die Anschlusstreffer, der THW aber konterte sofort durch Treffer des nicht mehr zu bremsenden Momir Ilic. Mittlerweile war Igor Anic ins Spiel gekommen, schloss seinen ersten Angriff nach schönem Andersson-Anspiel gleich zum 25:15 ab und übernahm in der nun defensiver stehenden Deckung eine Position im Mittelblock.
Christian Sprenger auf dem Weg zu einem seiner vier Treffer. |
Nachdem Igor Anic in der 45. Spielminute auf 31:19 erhöhte, nahm Göppingens Coach Petkovic seine Auszeit. Sein Vorhaben, die drohende Pleite noch irgendwie in Grenzen zu halten, scheiterte aber kläglich. Die Kieler waren von ihrem eigenen Spiel mittlerweile selbst so berauscht, dass bei den Gastgebern fast alles gelang. Göppingen hingegen kam erst elf Minuten nach der genommenen Auszeit zum 20. Treffer, scheiterte immer wieder an der weiterhin aufmerksamen Kieler Deckung und Thierry Omeyer. Besondere Fleißpunkte sammelte dabei Igor Anic, der im Mittelblock sagenhafte Arbeit leistete, die Göppinger Rückraumspieler immer wieder "festmachte" und mit abgefangenen Bällen mehrfach Gegenstöße einleitete. Zeitz, Lundström und Ilic schraubten das Ergebnis gnadenlos weiter hoch auf 35:19. Die "La Ola" schwappte längst durch das Oval, als Christian Sprenger selbst aus dem Rückraum traf, während Dominik Klein mittlerweile Regie führte. Die Schlusspunkte setzten letztlich Christian Zeitz (109 km/h) und Daniel Narcisse (119 km/h), die sich im Geschwindigkeitswahn noch einmal selbst übertrafen.
Einen beeindruckenden Sieg konnten die Kieler somit vor der neuntägigen Länderspielpause gegen Frisch Auf Göppingen einheimsen. Für Dominik Klein und Christian Sprenger geht es - wie auch für Kaufmann, Haaß und Späth - zur deutschen Nationalmannschaft, die am nächsten Wochenende in Köln, Halle/Westfalen und Hannover um den Supercup spielt (siehe Vorbericht). Das nächste THW-Spiel findet dann am Dienstag, den 3. November in Magdeburg statt.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Es war ein verdienter Sieg. Wir sind hierher gekommen, um etwas zu versuchen. Wir wollten zeigen, dass unser Tabellenstand kein Zufall war.Aber ich glaube, meine Mannschaft war schon zufrieden mit dem Tabellenstand, mit dem Punktekonto und der Pokal-Auslosung, die wir bekommen haben - und so haben wir dann auch gespielt. In den ersten fünfzehn Minuten haben wir versucht, guten Handball zu spielen. Aber wir waren auch überrascht von der Schiedsrichterleistung in den ersten zwanzig Minuten. Nachher sind wir einfach in die Maschine des THW gekommen und es blieb nur noch die Frage, wie hoch der Sieg ausfallen würde.
Das ist natürlich bitter für uns, aber glücklicherweise haben wir jetzt erst einmal eine Pause. Wir haben somit Zeit, uns wieder zu sammeln bis zum Spiel gegen Hamburg.
Ich bin natürlich besonders zufrieden mit unserer Abwehr heute, besonders mit der offensiven Abwehr in den ersten fünfzehn Minuten. Wir haben sie die ganze Vorbereitung über trainiert und heute zum ersten Mal benutzt. Das lief richtig super, und Titi dahinter war natürlich in Weltklasseform.Ich kann nur sagen, dass wir ein Riesenspiel gemacht haben. Glückwunsch an die Mannschaft. Wir haben sehr schönen Handball gezeigt, dazu die ganze Zeit über eine sehr gute, sehr konzentrierte Abwehrleistung und Druck nach vorne gemacht.
Es ist ganz gut, dass wir jetzt ein paar Tage Pause haben. Aber es ist schön, dass wir mit einem sehr guten Sieg in diese Pause gehen.
Ihnen ist alles gelungen. Wir haben uns bemüht, aber uns an der Abwehr festgebissen. Herzlichen Glückwunsch!
Ich hatte vorhin schon zu Alfred gesagt: Wenn wir wüssten, dass Titi immer nach Ehrungen solche Wahnsinnsleistungen bringt, sollten wir uns überlegen, vor jedem Spiel eine Ehrung zu machen. Er ist ja sowieso immer top, aber weiß immer wieder einen draufzusetzen.Ansonsten drücke ich Göppingen die Daumen, dass ihnen bei ihrem nächsten Heimspiel alles gelingt und dass sie in der neuen Hohenstauffenhalle gegen den HSV zwei Punkte einfahren. Deshalb: Gute Heimfahrt, gute Erholung und viel Glück für das nächste Spiel!
Unglaublich, das war einfach gut! Wir hatten eine unheimliche Unterstützung der Fans. Die ganze Mannschaft hat sensationell über 60 Minuten gespielt, einfach super! Heute war es ein überragendes Spiel, so müssen wir weiter spielen![Frage: Wird es zu einem Zweikampf mit dem HSV?]
Der HSV hat eine starke Mannschaft. Die wollen Titel, aber wir auch...
Wir wussten, das ist das letzte Spiel vor der Nationalmannschaftspause, das war also ein sehr wichtiges Spiel für uns. Aber dass wir das so hinkriegen, wussten wir vorher natürlich auch nicht. Wunderschön, da kann man sich nur freuen.Heute haben wir mit einer offensiveren Abwehr gespielt, das hat gut geklappt. Und wenn man dann noch einen solchen Torhüter wie Thierry Omeyer hat, kann man uns zu Hause nur schwer schlagen. Leider hat man nicht immer solch einen Tag! Wichtig für uns ist, dass wir so spielen können. Das müssen wir mitnehmen und uns daran erinnern.
gegenüber dem DSF:
Klar, wenn man nach Kiel fährt, weiss man, dass es ein schweres Spiel wird, daber dass man so unter die Räder kommt, das darf nicht passieren. Wir haben Lars Kaufmann und Michael Thiede nicht ins Spiel gebracht, dazu hat Thierry Omeyer auch noch viele Würfe von ihnen weggenommen, daher konnten wir unser Spiel nicht zeigen. Und wenn man dann zur Pause mit acht hinten liegt und wenig klappt, wird's ganz schwer.gegenüber den KN:
Ich kann mich nicht erinnern, in meiner Karriere einmal in so deprimierender Art und Weise verloren zu haben. Wir waren selbstbewusst nach Kiel gekommen, aber der THW hat nur 60 Minuten gebraucht, um uns die Realität zu zeigen. Das war ein einziges Desaster.
Heute war unglaublich wichtig für uns. Wir wollten den Fans, die das letzte Heimspiel gegen Lemgo ertragen mussten, ein schönes Spiel zeigen. Aber dass das dann so mit unserem Tempo-Handball klappt, das konnten wir uns vorher auch nicht vorstellen.
Es wurde Zeit, dass wir auch zu Hause einmal ein solches Spiel abliefern. Die ganze Reiserei ging uns am Ende richtig auf die Nerven, deshalb war es schön, wieder in eigener Halle spielen zu dürfen. Wir haben uns zuletzt immer dem Niveau der Gegner angepasst, diesmal nicht - der Knoten ist geplatzt.
Unsere offensive Deckung ist sehr gut angekommen, Göppingen wirkte überrascht. Am Ende haben wir uns in einen Rausch gespielt. Die Stimmung war einfach unglaublich. Ich habe diese Atmosphäre mit dem SC Magdeburg einmal aus der anderen Perspektive erlebt (34:54 im Dezember 2005, Anmerk. d. Red.), aber so gefällt es mir viel besser.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2009:
Sechs Siege in Folge hatten die Gäste mit aufrechtem Gang in die Halle kommen lassen, in der die "Zebras" seit zwei Jahren kein Ligaspiel mehr verloren haben. Doch nach 60 lehrreichen Minuten schlichen die Schützlinge von Velimir Petkovic völlig verstört von der Platte. Sie waren an einer überragenden Kieler Deckung zerschellt, in der Filip Jicha in der ersten Viertelstunde einen mächtigen Wellenbrecher abgegeben hatte. Zwar wurde der Tscheche, dem Schmerzen im linken Knöchel bei jedem Wurf die Landung vermiesten, später ausgewechselt. Doch zu diesem Zeitpunkt war der hochgelobte Rückraum der Gäste bereits auf Bonsai-Format gestutzt.
Einen besonders bitteren Abend erlebte Nationalspieler Lars Kaufmann, der mit einem Schnitt von sieben Toren pro Spiel für den bisherigen Höhenflug der Schwaben maßgeblich verantwortlich gewesen war. Ein einziger Treffer sollte dem Zwei-Meter-Mann diesmal gelingen. Es war das 2:2 in der fünften Minute. Als die Welt der Göppinger noch eine heile war und keiner ahnen konnte, was sie noch erwarten würde.
Hinter einer starken Deckung lieferte auch Thierry Omeyer erneut eine unglaubliche Leistung ab. Vor dem Anpfiff war der zum Welthandballer gekürte Franzose noch einmal von Uli Derad geehrt worden. "Vielleicht sollten wir eine solche Ehrung vor jedem Spiel machen", witzelte der THW-Manager.
Als Omeyer den Blumenstrauß übernahm, erhoben sich die Fans in der Kieler Arena. Sie erwiesen "Titi" diese Ehre noch einmal in der 44. Minute, als er sich zum wiederholten Mal für einen Göppinger, der frei vor ihm aufgetaucht war, in ein Stoppschild verwandelt hatte. Zwölf endlose Minuten ließ Omeyer kein Tor zu und seine Kollegen spielten sich auf diesem Fundament in einen Rausch.
Besonders Daniel Narcisse und der 13-fache Torschütze Momir Ilic, die sich aus Gummersbacher Zeiten bestens kennen, waren nicht zu halten. Als Narcisse nach einem Zuspiel von Christian Zeitz in der Schlussphase abhob, gefühlt zehn Sekunden lang in der Luft stand und dann mit 119 Stundenkilometern zum 40:21 traf, war auch klar, warum der Olympiasieger "Air France" genannt wird. Im Stile eines Basketballers hatte der 29-Jährige zuvor als Mittelmann die Göppinger Deckung vor unlösbare Probleme gestellt und den Grundstein für einen Sieg gelegt, der den meisten "Zebras" nun entspannte Tage beschert.
Mit einem individuellen Fitnessplan in der Tasche meldeten sich die Spieler des Tabellenführers in einen viertägigen Kurzurlaub oder zu den Lehrgängen ihrer Nationalmannschaften ab. "Es ist eine schöne Sache, sich mit einem solchen Sieg in die Pause verabschieden zu können", sagte Trainer Alfred Gislason, der nach einer turbulenten Zeit, die dem THW in zwei Wochen fünf Siege bescherte, auch in einen Kurzurlaub verschwindet: Er will in seinem Haus in der Nähe von Magdeburg abschalten. "Ich mache das Handy aus und den Garten winterfest."
Am kommenden Dienstag kehrt Gislason nach Magdeburg zurück, diesmal mit der ganzen Mannschaft. Die "Gladiators" sind am 3. November der nächste Gegner des THW.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2009)
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