 |
Nicht nur für Alfred Gislason war es zum Haareraufen:
Der THW Kiel verlor gegen den TBV Lemgo seine
bisher weiße Weste.
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Den Heimnimbus gewahrt, das 31. Spiel in Folge in der Sparkassen-Arena nicht verloren - und trotzdem
jubelte am Mittwochabend im Kieler Handball-Tempel nur der Gast: Der THW Kiel ließ trotz
einer zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Führung gegen den TBV Lemgo einen Punkt liegen. Gegen den
Tabellenvierten aus dem Lipperland und seinen elffachen Torschützen Michael Kraus fanden
die Kieler zu wenig Mittel, um mehr als ein 27:27 (13:12) zustande zu bringen. Bester Torschütze
für die Kieler war
Filip Jicha, der nach seiner Einwechslung in
der 17. Minute gegen seinen Ex-Club mit sieben Treffern erfolgreich war.
Gegen den TBV Lemgo setzte
Alfred Gislason zu Beginn auf
Kim Andersson,
Börge Lund und
Momir Ilic im Rückraum,
Jicha blieb
zunäcts auf der Bank, wo er neben
Marcus Ahlm Platz nahm. Erneut
nicht im Team stand der am Oberschenkel verletzte
Daniel Narcisse, für den
Kieler Kapitän rückte
Igor Anic in die Startformation. Beim TBV Lemgo
wurden dem etatmäßigen Rechtsaußen Florian Kehrmann gleich zwei Sonderaufgaben zugewiesen: Zum einen
sollte er den linken THW-Rückraum als Spitze einer 5-1-Deckung einengen, zum anderen ersetzte er
im Angriff die beiden verletzt fehlenden Kreisläufer
Sebastian Preiß
und Vignir Svavarsson ersetzen.
Den ersten Treffer der Partie erzielte mit Michael Kraus der Mann, der vor allem in der ersten
Halbzeit die Kieler Abwehr vor größte Probleme stellte. Kraus und Kehrmann waren es auch, die den
TBV beim 5:3 (10.) erstmals mit zwei Toren in Führung warfen. Bis dahin hatten die 10250 Zuschauer
in der wie immer bei Bundesliga-Spielen ausverkauften Sparkassen-Arena ein wahres Fehlerfestival
ihrer Mannschaft im Angriff erlebt. Als
Lund einen Pass
unbedrängt ins Aus warf, Galia einige feine Paraden zeigen durfte
und Lemgo erneut durch das Duo Kehrmann/Kraus mit 9:6 in Führung ging (18.), reagierte
Gislason:
Er brachte
Jicha für den glücklosen
Ilic,
ersetzte
Andersson durch
Zeitz und beorderte
auch den Kapitän aufs Feld. Der junge
Aron Palmarsson durfte auf die
Mittelposition - und obwohl der THW Kiel in dieser Phase nahezu komplett durchgetauscht wurde,
klappte einiges mehr im Angriff. Vor allem kehrte mit den Einwechslungen das gefürchtete
Kieler Tempo-Spiel zurück in die Arena, die Einwechslungen brachten Schwung in das bis dato
viel zu statische Angriffsspiel. Und obwohl nicht alles rund lief, kamen die Zebras nun erstmals
richtig ins Spiel. Angetrieben von einem wie entfesselt auftretenden
Jicha
kämpfte sich der THW zurück in die Partie. Vier Tore erzielte der Tscheche in Folge für seine
Farben, drehte einen 7:9-Rückstand binnen vier Minuten in eine 11:10-Führung. Als
Palmarsson
dann ein Doppelschlag gelang, lagen die Kieler beim 13:11 sogar erstmals mit zwei Toren in Front. Doch Kraus
verkürzte mit seinem siebten Treffer noch auf 12:13 aus Sicht der Ostwestfalen, die offensichtlich
zufrieden in die Pause gingen.
 |
Filip Jicha war siebenmal gegen seinen alten Verein erfolgreich.
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Das konnten sie umso mehr sein, weil ihnen auch in der zweiten Hälfte der bessere Start gelang. Erneut
schlug Kraus zweimal zu, verwandelte einen Siebenmeter und ließ
Andersson
einmal mehr schlecht auf seiner Deckungsseite aussehen. Doch urplötzlich war der THW da,
Jicha
drosch nach einer schnellen Mitte den Ball mit 103 km/h in die Maschen,
Ilic traf aus dem Feld,
Klein verwandelte
einen Abpraller und
Jicha setzte mit einem 106-km/h-Geschoss noch einen
drauf: Beim 18:14 kam erstmals richtig Stimmung in die Bude. Spätestens als
Kim Andersson
seine Scheu vor der gegnerischen Abwehr abgelegt hatte und
Jicha nach einem
unfreiwilligen Doppelpass mit
Kubes einnetzen konnte, schien sich das Blatt einmal mehr in der
zweiten Hälfte zugunsten der Kieler zu wenden. Das 21:16 (40.) ließ auch
Gislason einen
Moment lang ruhiger an der Seitenlinie stehen - zumal
Sprenger in "Air"-Manier
aus dem Rückraum und
Klein per Tempogegenstoß beim 23:17 die Führung
sogar noch ausbauen konnten.
Nun reagierte Mudrow, brachte Carsten Lichtlein ins Tor und gönnte Kraus eine Pause. Mit Tamas Mocsai
brachte er einen weiteren Linkshänder auf die Platte - zu diesem Zeitpunkt spielten bei Lemgo nur
zwei Rechtshänder. Dies schien die Kieler Abwehr zu verwirren, die viel zu defensiv zuschauen musste,
wie Mocsai viermal in sechs Minuten relativ unbedrängt treffen konnte. Und auch
Palmarssons
abgefälschter Wurf zum 24:19 konnte nicht verhindern, dass Lemgo beim 22:25 durch Mocsais Hüftwurf
wieder in Schlagdistanz war. Im Angriff häuften sich nun auch wieder die Fehler, zudem
nutzte Lichtlein die Gunst der Stunde und konnte dem THW einige freie Bälle wie
Sprengers
übermotivierten Heber abkaufen - kurzum: Der THW brachte den Gegner wieder zurück ins Spiel. Das konnte auch
Gentzel trotz starker Paraden nicht vollends verhindern, zumal das
Schiedsrichtergespann es nicht nur in dieser Phase gut mit den die Angriffe elendig lang vortragenden
Lemgoern meinte. Vielleicht fehlte der THW-Abwehr aber auch der letzte Kick, um die Tore bei angezeigtem
"Passivem Spiel" zu verhindern. Ilyes traf zum 23:25 (51.),
Gislasons Auszeit
und
Lunds Rückkehr auf die Platte brachten auch nicht mehr Ruhe ins
Zebra-Spiel. Kehrmann setzte sich einmal mehr am Kreis durch, der 24:25-Anschluss wirkte für Lemgo
 |
Freude bei TBV-Trainer Volker Mudrow und seinem "Matchwinner" Michael Kraus.
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genauso wie eine Initialzündung wie der von Lichtlein parierte Siebenmeter von
Ilic (53.).
Binder verwandelte fünf Minuten vor dem Ende einen Tempogegenstoß zum Ausgleich, der einen offenen
Schlagabtausch zur Folge hatte.
Andersson brachte den THW in Führung,
Ahlm hätte sie freistehend ausbauen können. Doch Lichtlein entschärfte auch
diese Großchance, Binder traf bei angezeigtem "Zeitspiel" zum erneuten Ausgleich,
Andersson mit
110 km/h zur THW-Führung. Kraus besorgte eine Minute vor dem Ende mit seinem elften Tor
erneut das Remis, das die Kieler in fünfzig Sekunden Restspielzeit doch noch in einen Sieg hätten
ummünzen können. Doch
Ilics finaler Wurf wurde geblockt,
an der Seitenlinie fielen sich die Lipperländer in die Arme - auch wenn
Hermann einen letzten Freiwurf in die Kieler Mauer warf. Ausgelassen feierten die Lemgoer ihre
Wiederauferstehung nach turbulenten Wochen, während die Kieler sich die große Chance noch aus den
Händen nehmen ließen, die weiße Weste in der Bundesliga länger als bis zum sechsten Spieltag wahren
zu können.
Lange Zeit, dem Punktverlust hinterher zu trauern, haben die Zebras allerdings nicht: Bereits am Sonntag
wartet mit dem FC Barcelona ein ganz harter Brocken auf das Team von Alfred Gislason,
ehe drei Tage später das ewigjunge Derby bei der SG Flensburg-Handewitt auf dem Programm steht. Zwei gute
Gelegenheiten also, sich den Frust vom Lemgo-Spiel von der Seele zu werfen.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
 |
Alfred Gislason versuchte bei den Schiedsrichtern eine
Erklärung für einige Pfiffe zu bekommen.
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Ich bin mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Wir
hatten heute aber teilweise selber schuld. Wir
haben zu viele Fehler gemacht und haben uns
zu ungeduldig in der Abwehr gezeigt. Hinzu kam
eine nicht gewohnte Torhüterleistung und ein
paar merkwürdige Entscheidungen. Wirklich schade,
doch wir werden nun anhand des Videos analysieren,
wo unsere Fehler genau lagen. Wir haben alles
andere als großartig gespielt.
Marcus Ahlm habe ich heute anfangs geschont,
weil ich ihn in der Endphase fit haben wollte.
Igor hat seine Sache gut gemacht.
Frage: Welche Schiedsrichter-Entscheidungen meinen Sie?:
Mir war nicht bewusst, dass bei Meckern des Trainers und einer Gelben Karte dafür
ein Ballverlust folgt.
Zum Spiel in Barcelona:
Der FC Barcelona hat eine starke Mannschaft, und wir fahren am Wochenende
da nicht nur hin, um Sightseeing zu machen. Wir wollen und
werden besser spielen als heute.
TBV-Trainer Volker Mudrow:
Eine Pressekonferenz ist immer angenehm, wenn man ein gutes
Spiel hinter sich hat und zufrieden ist.
Wir hatten uns vorgenommen, eine gute Leistung
zu bieten und zu versuchen, Kiel ein bisschen
zu ärgern. In den letzten Spielen lief beim
THW Kiel auch noch nicht alles nach Maß - also haben wir
heute unser Bestes gegeben.
Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft, und beim THW Kiel ohne 30
Gegentore rauszukommen, ist doch schon was.
Wir wollten in der zweiten Halbzeit die gute Leistung aus
den ersten dreißig Minuten wiederholen, kamen dann
aus dem Tritt und beim 23:17 (45.) ein wenig auf die
Verliererstraße. Ich bin glücklich, ein Unentschieden
geschafft zu haben.
TBV-Geschäftsführer Volker Zerbe:
Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns dieses Unentschieden erkämpft
haben. Mir hat die Mannschaftsleistung imponiert. Wir haben
all unser Potential abrufen können und haben die richtigen
Signale gegeben. Auf der Rückfahrt heute können sich unsere
Spieler noch einmal freuen, dann wird sich auf das kommende
Spiel gegen den HSV Hamburg konzentriert.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Für uns ist es ein bitterer Punktverlust, schade, dass es zu keinem
Sieg gereicht hat. Ich möchte mich aber für die tolle
Unterstützung der Zuschauer bedanken.
TBV-Spieler Florian Kehrmann gegenüber dem DSF:
Klar freue ich mich, Punkte in Kiel holt man ja
nicht alle Tage, und auch wenn es nur einer ist,
freut man sich.
Heute haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt, bis zum Ende
gekämpft, obwohl wir schon mit fünf Toren hinten waren.
Wir haben sehr gut gedeckt, Lichtlein hat das Tor zugenagelt, vorne haben wir geduldig gespielt.
Am Ende sind wir belohnt worden.
THW-Spieler Filip Jicha gegenüber dem DSF:
 |
Mit hängenden Köpfen verließen die Zebras die Platte.
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In der zweiten Halbzeit hatten wir eigentlich sehr gut
gespielt und lagen mit fünf Toren vorn. Aber Lemgo hat am Ende sehr geduldig
gespielt, wir haben unseren Einfluss auf das Spiel verloren und den Sack nicht zugemacht.
Nein, da war keine Überheblichkeit bei uns. Wir wussten, dass Lemgo
eine ganz starke Mannschaft hat. Es ist immer noch der Anfang der
Saison, wir haben unser Spiel noch nicht gefunden,
das hat Lemgo ausgenutzt. Aber wir machen jeden Tag einen Schritt nach
vorn, müssen weiter an uns glauben, unseren Tempo-Handball spielen und
mit Druck und Mut aufs gegnerische Tor gehen.
Hinten hapert es auch noch ein bisschen.
Wir haben sieben Neuzugänge zu integrieren, aber unser größter Fehler
wäre, wenn wir nicht an uns glauben.
Wir haben einen Punkt verloren, aber die Deutsche Meisterschaft ist
damit noch nicht entschieden. Das wird eine ganz spannende Saison.
[Zum Spiel beim FC Barcelona:]
Jetzt kommen die Spiele im Rhythmus Mittwoch - Wochenende, wir brauchen das auch, wir sind das gewohnt.
Wir fahren nach Barcelona um zu gewinnen.
[Zum Abgang von Stefan Lövgren:]
Klar ist das ein großer Verlust. Er hat uns immer einen Rat geben können, aber wir haben immer noch
die Qualität in der Mannschaft. Wir brauchen nur ein wenig Zeit.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir spielen vorne noch nicht stabil genug,
hinten geht es schon ganz gut. Wir müssen noch viel üben.
THW-Spieler Kim Andersson gegenüber den KN:
In der zweiten Halbzeit haben wir erst sehr guten Handball
gespielt, dann nicht. In Barcelona müssen wir 1000 Mal besser spielen.
THW Kiel:-
Omeyer (1.-49., 57.-60., 8 Paraden),
Gentzel (49.-57. und 1 Siebenmeter, 3 Paraden);
Lund (1),
Wessig (n.e.),
Andersson (3),
Lundström (1),
Anic (1),
Sprenger (2),
Ahlm (2),
Zeitz,
Palmarsson (3),
Ilic (5/3),
Klein (2),
Jicha (7);
Trainer: Gislason
TBV Lemgo:-
Lichtlein (42.-60., 5 Paraden),
Galia (1.-42., 8 Paraden);
Kraus (11/3),
Ilyes (1),
Glandorf,
Schmetz (2/1),
Kehrmann (6),
Binder (3),
Mocsai (4),
Strobel (1),
Hermann (),
Kubes;
Trainer: Mudrow
- Schiedsrichter:
-
Bernd Methe / Reiner Methe (beide Vellmar)
- Zeitstrafen:
-
THW: 3 (Anic (13.), Andersson (16.),
Zeitz (30.));
TBV: 3 (Ilyes (19.), Glandorf (22.), Kubes (60.))
- Siebenmeter:
-
THW: 5/3 (Galia hält Lundström, der den Nachwurf verwandelt (4.),
Lichtlein hält Ilic (53.));
TBV: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1 (3.), 1:2 (6.), 3:4 (9.), 4:5 (12.), 5:7 (15.), 6:8 (18.), 8:9 (21.), 11:10 (24.),
12:11 (27.), 13:12;
2. Hz.: 17:14 (36.), 20:16 (39.), 21:17 (42.), 25:21 (45.), 25:23 (48.), 25:24 (52.), 25:24 (54.),
26:26 (58.), 27:27.
- Zuschauer:
-
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009
Die lange Suche nach der meisterlichen Form
THW Kiel gelingt trotz Sechs-Tore-Führung nur ein 27:27 (13:12) gegen den TBV Lemgo
Kiel - Es war ein Unentschieden,
das sich gestern Abend in der ausverkauften
Sparkassen-Arena anfühlte wie eine Niederlage.
Der deutsche Handballmeister THW Kiel musste
beim 27:27 (13:12) gegen den TBV Lemgo den ersten
Punktverlust der Saison hinnehmen, hatte in der
zweiten Halbzeit jedoch den Sieg deutlich vor Augen.
Die "Zebras" bekamen die Zentrifugalkräfte der personellen
Rotation mit voller Wucht zu spüren. Mit
Börge Lund, Kim Andersson und
dem anfänglichen "Fehlerteufel" Momir Ilic lief zunächst
nicht viel im Rückraum des THW, in dem die
Bälle reihenweise purzelten oder wahlweise ins Leere flogen.
THW-Trainer Alfred Gislason reagierte prompt und
ersetzte in seinem Gefüge Andersson
durch Christian Zeitz
und in der Mitte erstaunlich früh Lund durch den jungen
Aron Palmarsson, der kurzfristig
Tempo in das zähe Geschehen injizierte. Dass der
Gastgeber unter den Anfeuerungsrufen der 10 250 Zuschauer
das 6:9 (19.) in ein 13:12 zur Pause drehte, lag jedoch
hauptsächlich an der "One-Man-Show" von Filip Jicha und seinen vier Treffern
innerhalb von nur vier Minuten.
Lemgo machte viel aus seinen Möglichkeiten. Kurios,
dass Florian Kehrmann als Interims-Kreisläufer sechs
Treffer erzielte. Furios, wie "Mimi" Kraus aus seinem
Wurfrepertoire elf Tore zauberte. Beachtlich, wie sehr der
TBV nie aufhörte, an sich zu glauben. Auch nicht beim
23:17 (43.) für den THW. Mit der Einwechslung von Tamas
Mocsai in der Rückraum-Mitte gelang TBV-Coach Volker
Mudrow ein Glücksgriff. Seine vier Treffer bis zum 25:22
49.) ließen Lemgo hoffen. Der THW hatte nach der Pause erneut
mit Ilic, Jicha und
Andersson im Rückraum gespielt, ehe der Faden riss und
die Rotation wieder einsetzte. Lund blieb sitzen,
Gislason schenkte erneut Palmarsson
das Vertrauen (46.), der jedoch sichtlich Mühe hatte, dem
Spiel der "Zebras" Struktur zu geben. Palmarsson ging,
Lund kam (52.). Lund ging,
Jicha kam (56.).
Derweil holte Lemgo weiter auf. Der spät eingewechselte
Carsten Lichtlein (42.) parierte zunächst einen Siebenmeter
des glücklosen Ilic (53.),
dann einen freien Wurf von Marcus Ahlm (57.). Plötzlich
trat der bis dahin unauffällige
Lemgo-Linksaußen Michael Binder beim 25:25 (55.) und
26:26 (58.) zweimal in Erscheinung. Das Schiedsrichtergespann
verlor genauso seine Linie. Kraus behielt
beim 27:27 (59.) die Nerven, und schließlich wuchtete
Momir Ilic seinen letzten, vergeblichen
Wurf in den Block der Ostwestfalen.
"Normalerweise hätte der THW das Spiel gewinnen
müssen", gestand "Kreisläufer wider Willen" Florian
Kehrmann anschließend ehrlich ein. "Das war ein super
Erlebnis, hier einen Punkt zu holen. Der THW findet sich
gerade, wird aber seinen Weg auch mit dieser Mannschaft
machen." Der an der Seitenlinie sichtlich aufgewühlte und
nach Spielende enttäuschte Alfred Gislason rechtfertigte
seine Personal-Rochaden: "Das Rotieren hat uns zuletzt
zu Siegen gebracht", sagte der Isländer. "Lemgo wollte das
Tempo rausnehmen, die Schiedsrichter haben das zugelassen.
Das war bei uns der Bruch." Nach 399 Tagen hat
der THW Kiel wieder einen Punkt in eigener Halle verloren
und ist weiter auf der Suche - nach seiner Form.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009)