07./08.10.2009 - Letzte Aktualisierung: 08.10.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht und weitere Stimmen ergänzt ... |
Nicht nur für Alfred Gislason war es zum Haareraufen: Der THW Kiel verlor gegen den TBV Lemgo seine bisher weiße Weste. |
Aron Palmarsson brachte Schwung ins Spiel und erzielte drei Tore. |
Filip Jicha war siebenmal gegen seinen alten Verein erfolgreich. |
Kim Andersson drehte in der Schlussphase auf. |
Freude bei TBV-Trainer Volker Mudrow und seinem "Matchwinner" Michael Kraus. |
Lange Zeit, dem Punktverlust hinterher zu trauern, haben die Zebras allerdings nicht: Bereits am Sonntag wartet mit dem FC Barcelona ein ganz harter Brocken auf das Team von Alfred Gislason, ehe drei Tage später das ewigjunge Derby bei der SG Flensburg-Handewitt auf dem Programm steht. Zwei gute Gelegenheiten also, sich den Frust vom Lemgo-Spiel von der Seele zu werfen.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Ich bin mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Wir hatten heute aber teilweise selber schuld. Wir haben zu viele Fehler gemacht und haben uns zu ungeduldig in der Abwehr gezeigt. Hinzu kam eine nicht gewohnte Torhüterleistung und ein paar merkwürdige Entscheidungen. Wirklich schade, doch wir werden nun anhand des Videos analysieren, wo unsere Fehler genau lagen. Wir haben alles andere als großartig gespielt.
Alfred Gislason versuchte bei den Schiedsrichtern eine Erklärung für einige Pfiffe zu bekommen. Marcus Ahlm habe ich heute anfangs geschont, weil ich ihn in der Endphase fit haben wollte. Igor hat seine Sache gut gemacht.
Frage: Welche Schiedsrichter-Entscheidungen meinen Sie?:
Mir war nicht bewusst, dass bei Meckern des Trainers und einer Gelben Karte dafür ein Ballverlust folgt.Zum Spiel in Barcelona:
Der FC Barcelona hat eine starke Mannschaft, und wir fahren am Wochenende da nicht nur hin, um Sightseeing zu machen. Wir wollen und werden besser spielen als heute.
Eine Pressekonferenz ist immer angenehm, wenn man ein gutes Spiel hinter sich hat und zufrieden ist. Wir hatten uns vorgenommen, eine gute Leistung zu bieten und zu versuchen, Kiel ein bisschen zu ärgern. In den letzten Spielen lief beim THW Kiel auch noch nicht alles nach Maß - also haben wir heute unser Bestes gegeben.Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft, und beim THW Kiel ohne 30 Gegentore rauszukommen, ist doch schon was.
Wir wollten in der zweiten Halbzeit die gute Leistung aus den ersten dreißig Minuten wiederholen, kamen dann aus dem Tritt und beim 23:17 (45.) ein wenig auf die Verliererstraße. Ich bin glücklich, ein Unentschieden geschafft zu haben.
Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns dieses Unentschieden erkämpft haben. Mir hat die Mannschaftsleistung imponiert. Wir haben all unser Potential abrufen können und haben die richtigen Signale gegeben. Auf der Rückfahrt heute können sich unsere Spieler noch einmal freuen, dann wird sich auf das kommende Spiel gegen den HSV Hamburg konzentriert.
Für uns ist es ein bitterer Punktverlust, schade, dass es zu keinem Sieg gereicht hat. Ich möchte mich aber für die tolle Unterstützung der Zuschauer bedanken.
Klar freue ich mich, Punkte in Kiel holt man ja nicht alle Tage, und auch wenn es nur einer ist, freut man sich.Heute haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt, bis zum Ende gekämpft, obwohl wir schon mit fünf Toren hinten waren. Wir haben sehr gut gedeckt, Lichtlein hat das Tor zugenagelt, vorne haben wir geduldig gespielt. Am Ende sind wir belohnt worden.
In der zweiten Halbzeit hatten wir eigentlich sehr gut gespielt und lagen mit fünf Toren vorn. Aber Lemgo hat am Ende sehr geduldig gespielt, wir haben unseren Einfluss auf das Spiel verloren und den Sack nicht zugemacht. Nein, da war keine Überheblichkeit bei uns. Wir wussten, dass Lemgo eine ganz starke Mannschaft hat. Es ist immer noch der Anfang der Saison, wir haben unser Spiel noch nicht gefunden, das hat Lemgo ausgenutzt. Aber wir machen jeden Tag einen Schritt nach vorn, müssen weiter an uns glauben, unseren Tempo-Handball spielen und mit Druck und Mut aufs gegnerische Tor gehen. Hinten hapert es auch noch ein bisschen.
Mit hängenden Köpfen verließen die Zebras die Platte. Wir haben sieben Neuzugänge zu integrieren, aber unser größter Fehler wäre, wenn wir nicht an uns glauben. Wir haben einen Punkt verloren, aber die Deutsche Meisterschaft ist damit noch nicht entschieden. Das wird eine ganz spannende Saison.
[Zum Spiel beim FC Barcelona:]
Jetzt kommen die Spiele im Rhythmus Mittwoch - Wochenende, wir brauchen das auch, wir sind das gewohnt. Wir fahren nach Barcelona um zu gewinnen. [Zum Abgang von Stefan Lövgren:]
Klar ist das ein großer Verlust. Er hat uns immer einen Rat geben können, aber wir haben immer noch die Qualität in der Mannschaft. Wir brauchen nur ein wenig Zeit.
Wir spielen vorne noch nicht stabil genug, hinten geht es schon ganz gut. Wir müssen noch viel üben.
In der zweiten Halbzeit haben wir erst sehr guten Handball gespielt, dann nicht. In Barcelona müssen wir 1000 Mal besser spielen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009
Die "Zebras" bekamen die Zentrifugalkräfte der personellen Rotation mit voller Wucht zu spüren. Mit Börge Lund, Kim Andersson und dem anfänglichen "Fehlerteufel" Momir Ilic lief zunächst nicht viel im Rückraum des THW, in dem die Bälle reihenweise purzelten oder wahlweise ins Leere flogen. THW-Trainer Alfred Gislason reagierte prompt und ersetzte in seinem Gefüge Andersson durch Christian Zeitz und in der Mitte erstaunlich früh Lund durch den jungen Aron Palmarsson, der kurzfristig Tempo in das zähe Geschehen injizierte. Dass der Gastgeber unter den Anfeuerungsrufen der 10 250 Zuschauer das 6:9 (19.) in ein 13:12 zur Pause drehte, lag jedoch hauptsächlich an der "One-Man-Show" von Filip Jicha und seinen vier Treffern innerhalb von nur vier Minuten.
Lemgo machte viel aus seinen Möglichkeiten. Kurios, dass Florian Kehrmann als Interims-Kreisläufer sechs Treffer erzielte. Furios, wie "Mimi" Kraus aus seinem Wurfrepertoire elf Tore zauberte. Beachtlich, wie sehr der TBV nie aufhörte, an sich zu glauben. Auch nicht beim 23:17 (43.) für den THW. Mit der Einwechslung von Tamas Mocsai in der Rückraum-Mitte gelang TBV-Coach Volker Mudrow ein Glücksgriff. Seine vier Treffer bis zum 25:22 49.) ließen Lemgo hoffen. Der THW hatte nach der Pause erneut mit Ilic, Jicha und Andersson im Rückraum gespielt, ehe der Faden riss und die Rotation wieder einsetzte. Lund blieb sitzen, Gislason schenkte erneut Palmarsson das Vertrauen (46.), der jedoch sichtlich Mühe hatte, dem Spiel der "Zebras" Struktur zu geben. Palmarsson ging, Lund kam (52.). Lund ging, Jicha kam (56.).
Derweil holte Lemgo weiter auf. Der spät eingewechselte Carsten Lichtlein (42.) parierte zunächst einen Siebenmeter des glücklosen Ilic (53.), dann einen freien Wurf von Marcus Ahlm (57.). Plötzlich trat der bis dahin unauffällige Lemgo-Linksaußen Michael Binder beim 25:25 (55.) und 26:26 (58.) zweimal in Erscheinung. Das Schiedsrichtergespann verlor genauso seine Linie. Kraus behielt beim 27:27 (59.) die Nerven, und schließlich wuchtete Momir Ilic seinen letzten, vergeblichen Wurf in den Block der Ostwestfalen.
"Normalerweise hätte der THW das Spiel gewinnen müssen", gestand "Kreisläufer wider Willen" Florian Kehrmann anschließend ehrlich ein. "Das war ein super Erlebnis, hier einen Punkt zu holen. Der THW findet sich gerade, wird aber seinen Weg auch mit dieser Mannschaft machen." Der an der Seitenlinie sichtlich aufgewühlte und nach Spielende enttäuschte Alfred Gislason rechtfertigte seine Personal-Rochaden: "Das Rotieren hat uns zuletzt zu Siegen gebracht", sagte der Isländer. "Lemgo wollte das Tempo rausnehmen, die Schiedsrichter haben das zugelassen. Das war bei uns der Bruch." Nach 399 Tagen hat der THW Kiel wieder einen Punkt in eigener Halle verloren und ist weiter auf der Suche - nach seiner Form.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.10.2009)
(07./08.10.2009) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |