05./07.10.2009 - Letzte Aktualisierung: 07.10.2009 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorberichte ergänzt... |
Das Team des TBV Lemgo.
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TBV |
Volker Mudrow ist an die Stätte seiner größten Erfolge als Trainer zurückgekehrt. |
Die Kontinuität im Kader war es auch, die den TBV Lemgo für das so wichtige Wildcard-Turnier in eine Favoritenrolle rückte. Denn die Mannschaft aus dem Lipperland ist auch mit nur einem Neuzugang exquisit besetzt. Jeder Spieler in Lemgo hat Nationalmannschaftserfahrung, mit Holger Glandorf, Michael Kraus, Florian Kehrmann, Sebastian Preiß, Martin Strobel, Carsten Lichtlein und Rolf Herrmann stehen gleich acht deutsche Nationalspieler im Kader. Doch was sich den Offiziellen dann in Leon für ein Bild bot, gefiel ihnen gar nicht. Gegen die Kadetten aus Schaffhausen (SUI) verlor das Team von Markus Baur mit 29:30, gegen Sloweniens Topmannschaft aus Celje gab es eine 27:28-Niederlage und gegen Ademar Leon (ESP) eine 21:31-Klatsche, nach der die Konkurrenz aus Schaffhausen den Lemgoern sogar Wettbewerbsverzerrung vorwarf. Sieg- und klanglos verabschiedete sich der TBV aus der europäischen Königsklasse, bevor dieser überhaupt richtig aus den Startlöchern kam.
Einziger "echter" Neuzugang: Ungarns Nationalspieler Ferenc Ilyes.
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Die Reaktionen darauf waren zum Teil deutlich. Vor allem Heiner Brand mochte die Entscheidungen beim "TBV Deutschland" nicht unkommentiert lassen: "Das ist ein unglaubliches Verhalten, das mich fast schon an die Methoden im Fußball erinnert", sagte Brand. "Die Saison hatte noch nicht einmal angefangen", erinnerte der Bundestrainer an einen "hervorragenden vierten Platz", den Lemgo in der vergangenen Saison trotz vieler Verletzter belegt habe. "Ich frage mich, was die sich in Lemgo vorstellen." "Wir mussten reagieren", entgegnete hingegen Geschäftsführer Zerbe. Die Entlassung habe man sich nicht leicht gemacht: "Wir haben lange überlegt, diskutiert und analysiert - und dann die Reißleine gezogen."
Als Nachfolger verpflichteten die Lemgoer Volker Mudrow, der bereits von 2002 bis 2007 auf der Bank der Ostewestfalen saß. Mit ihm soll der TBV nun wieder in ruhigeres Fahrwasser steuern. Am ersten Spieltag setzte Lemgo mit einem 38:30-Erfolg gegen Magdeburg ein erstes Achtungszeichen unter Mudrow, dem mit dem 29:26-Sieg in Berlin ein weiteres folgte. Doch das hart erkämpfte 26:21 gegen Aufsteiger Düsseldorf und vor allem die knappe Ein-Tor-Niederlage bei der HSG Wetzlar zeigten, dass es trotz des Trainwechsels noch nicht wirklich rund läuft. Auch der Weltklasse-"TBV Deutschland" muss sich trotz der Kontinuität im Mannschaftsgefüge erst finden. Zuletzt gewannen die Lipperländer das Derby gegen den TuS N-Lübbecke nach einer starken Leistung mit 33:28 - ein Sieg, der Selbstbewusstsein verlieh und den TBV auf Platz vier der TOYOTA Handball-Bundesliga katapultierte (siehe auch Gegnerkurve Lemgo und Tabelle der TOYOTA-HBL).
Martin Galia ist nach Ablauf seiner Dopingsperre in Kiel wieder mit von der Partie. |
Trotz dieser personellen Schwächung wollen die Kieler am Mittwoch natürlich die beiden Punkte in Kiel behalten. Außerdem gilt es für den THW, auch ein bisschen Revanche zu nehmen für die 27:34-Niederlage in der vergangenen Saison, die einen Komplett-Durchmarsch der Kieler zur Meisterschaft mit nur einem Minuspunkt verhinderte. Damals sah THW-Torhüter Thierry Omeyer nach einer Auseinandersetzung mit Vignir Svavarsson die Rote Karte gesehen, und Filip Jicha musste nach einem schweren Sturz auf der Trage aus dem Gerry-Weber-Stadion getragen werden (siehe Spielbericht).
Solche Szenen wollen die Handballfans am Mittwoch natürlich nicht sehen. Der THW braucht gegen den TBV Lemgo mit Sicherheit aber auch die vielstimmige Anfeuerung des Publikums, um im insgesamt 53. Bundesliga-Aufeinandertreffen beider Mannschaften den 31 Sieg zu feiern (siehe auch Gegnerdaten Lemgo) und die Tabellenführung zu verteidigen.
Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Sparkassen-Arena-Kiel sind Bernd und Reiner Methe (Vellmar).
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2009
Dopingsperre für Martin Galia, Eskapaden im Trainingslager, das sang- und klanglose Ausscheiden beim Champions-League-Wildcard-Turnier, die Beurlaubung der einstigen Idole Markus Baur und Daniel Stephan vor dem Saisonstart...
Starker Tobak für einen Klub, in dem noch am 19. April der Himmel voller Geigen hing. Als einziger Bundesligist hatte der TBV Lemgo den THW Kiel in die Knie bezwungen. Dass exakt mit dieser Tat auch der "Welpenschutz" ablief, schien Spielern und Trainer erst nach und nach bewusst zu werden. Als die mit 15:1 Punkten furios gestarteten "Himmelsstürmer" im letzten Viertel der Saison 2008/2009 einen Hang zum Masochismus erkennen ließen und trotz der Nachverpflichtung von Holger Glandorf auf den letzten Metern auch noch Platz vier zu verspielen drohten, knirschte es bereits im Gebälk.
Es folgte eine miserable Vorbereitung, in der der TBV bei drei von vier Turnieren auf dem letzten Platz landete. Rund um das Trainingslager in Baurs Heimatort Mimmenhausen am Bodensee tourte die Lemgoer Herrenrunde 13 Tage quer durch Süddeutschland, was zum Lagerkoller führte. So kam es im Rahmen des Intersport-Masters in Sindelfingen, bei dem der TBV als Titelverteidiger nur den achten und letzen Platz belegte, zu Undiszipliniertheiten auf dem "Kapitänsdeck". Ausgerechnet die vermeintlichen Führungsspieler Florian Kehrmann und Michael Kraus genehmigten sich einen unerlaubten abendlichen Abstecher nach Stuttgart. Obwohl Baur zwei Tage vor dem Saisonstart Sebastian Preiß zum neuen Spielführer ernannte, hatte die Situation eine nicht mehr zu stoppende Dynamik erhalten, die anderntags zum großen Knall führte.
Der 9.9.09 wird somit nicht nur vielen Heiratswilligen in Erinnerung bleiben. In Lemgo steht das markante Datum auch für eine spektakuläre Handball-Scheidung. Baur, im Januar 2008 direkt vom Spieler zum Cheftrainer aufgestiegen, wurde in Bad Rothenfelde, dem Hauptquartier des Lemgoer Mehrheitsgesellschafters Heristo AG, der Stuhl vor die Tür gesetzt. Als Interimstrainer hatten sich die versammelten Beiräte, darunter Ex-TBV-Geschäftsführer Fynn Holpert, Daniel Stephan ausgeguckt. Weil sich der Sportliche Leiter in der Trainerfrage aber übergangen fühlte, sagte er kurz vor Ablauf eines Ultimatums ab und bekam von seinem langjährigen Kollegen Volker Zerbe die Papiere überreicht: "Daniel war als Sportlicher Leiter ebenfalls für die sportliche Lage verantwortlich", so der TBV-Geschäftsführer. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde Volker Mudrow (40) zurückgeholt, der nach seiner Beurlaubung in Wetzlar einen monatelangen Rosenkrieg durchlebt hatte.
Pikante Details sickerten ausgerechnet vor der ersten Saisonniederlage des TBV Lemgo in der Rittal-Arena durch. Unmittelbar nach dem letzten Spieltag der Saison 08/09 bestritten die Mittelhessen zwei Privatspiele in Thüringen. Hierzu forderten die HSG-Offiziellen ihren bereits seit Monaten beurlaubten Ex-Trainer als Videomann an. Da der Verein keine Hotelkosten übernehmen wollte, musste Mudrow am nächsten Tag erneut nach Eisenach anreisen. Nach derlei Demütigungen brennt Mudrow nun darauf, seinen Ex-Klub, mit dem er 2003 Deutscher Meister und 2006 EHF-Cup-Sieger wurde, in ruhigeres Fahrwasser zu geleiten. Entsprechend nüchtern reagierte er auf seinen gelungenen Einstand: "Sport ist oft euphorisch, aber auch schnell wieder depressiv."
(von Jörg Hagemann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2009
Kiel ohne Narcisse, Lemgo ohne vier Stammkräfte. Neben den Linksaußen Logi Geirsson und Jens Bechtloff fallen auch die Kreisläufer Sebastian Preiß und Vignir Svavarsson aus. Beim Derby-Sieg gegen Lübbecke half zuletzt Rechtsaußen Florian Kehrmann am Kreis aus.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2009)
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