27.-29.11.2009 - Letzte Aktualisierung: 29.11.2009 | Bundesliga |
Update #2 | "Zebra"-Text über Michael Roth ergänzt... |
Das Team der HSG Wetzlar.
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HSG-Trainer Michael Roth war zuvor beim TV Großwallstadt tätig.
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Spielmacher Timo Salzer steht auch auf dem Zettel von Bundestrainer
Heiner Brand.
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Kam vom Lokalrivalen MT Melsungen: Linkshänder Daniel Valo.
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Einsatz gefährdet: HSG-Tormaschine Sven-Sören Christophersen
plagt sich mit einer Entzündung in seiner rechten Schulter herum.
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Gar nicht leichtfertig geht man bei der HSG hingegen mit der Zukunft um, die Weichen für eine erfolgreiche Arbeit von Michael Roth sind längst gestellt. So bleibt Kapitän und Spielmacher Timo Salzer den Mittelhessen langfristig erhalten. Der 25-jährige Nationalspieler verlängerte seinen zum Ende der aktuellen Spielzeit auslaufenden Vertrag bei den Lahnstädtern um weitere zwei Jahre bis zum 30. Juni 2012. Rainer Dotzauer freute sich über den Coup, schließlich hatten auch andere, finanzstärkere Clubs um die Gunst des Neu-Nationalspielers geworben: "Er ist der Kopf unserer jungen Mannschaft, der Publikumsliebling und ein absolutes Vorbild in Sachen Einsatz. Dass er sich für die HSG entschieden hat, zeigt, dass der von uns eingeschlagene Weg der Richtige ist." Und dieser Weg - so hofft man in Wetzlar - soll nicht unbedingt auf Platz zehn enden. Mit Optimismus geht deshalb Michael Roth voran. "Die Mannschaft verfügt über jede Menge Talent und Ehrgeiz. Ich bin mir sicher, dass wir noch für einige Überraschungen in der neuen Saison gut sein werden."
Ob der Mannschaft allerdings in der Sparkassen-Arena bereits eine solche Überraschung gelingt, scheint fraglich. Denn bislang konnte die HSG Wetzlar noch nie an der Kieler Förde gewinnen, lediglich am 16. April 2003 gelang den Hessen beim legendären 24:24-Unentschieden, bei dem die "Zebras" eine kurze Zeit fünf Zeitstrafen gleichzeitig absitzen mussten. In den letzten beiden Spielzeiten wurde der HSG zudem die Ehre zuteil, den Meisterfeierlichkeiten des THW Kiel beizuwohnen: Vorletzte Saison unterlag man am letzten Bundesliga-Spieltag mit 26:35 und zog dann selbst noch auf den Rathausplatz weiter. In der vergangenen Spielzeit trat man im Rahmen des 29. Spieltags an, nachdem die "Zebras" genau einen Tag vorher durch Ausrutscher der "Konkurrenz" vorzeitig Meister wurde. Der THW Kiel lief als gefeierter Meister in die Sparkassen-Arena ein und siegte anschließend durch u.a. neun Jicha-Treffer souverän mit 36:28.
Die Schiedsrichter der Partie am Sonntag sind Andreas und Marcus Pritschow.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten sowie den Bericht über HSG-Trainer Michael Roth aus dem "Zebra"-Hallenheft.
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Der 14. Juli 2009 ist den beiden Roth-Brüdern noch gut im Gedächtnis. In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" sprachen Michael und Ulrich Roth über ihre Krankheit. Die Art, wie die Zwillinge mit der Diagnose umgingen, imponierte einem Millionenpublikum. Auf einmal standen nicht mehr die sportlichen Erfolge der Vergangenheit, beide gewannen 1984 mit der DHB-Auswahl die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen, oder der berufliche Erfolg der Gegenwart im Mittelpunkt des Interesses, sondern ein ganz persönliches Schicksal. Im April erfuhr zunächst Michael, heute Trainer der HSG Wetzlar, dass er Prostatakrebs hat. Im Mai bekam Uli, Manager der Popband "Pur", die gleiche Diagnose. "Ich habe einfach gefühlt, dass ich es auch habe", erklärte Uli in der TV-Sendung, warum auch er den Weg zum Arzt suchte. In der Hamburger Martini-Klinik wurden dann bei beiden Roths die Prostata-Drüse entfernt. Journalist Udo Ludwig hat das Leben der 47 Jahre alten Zwillinge und ihren Kampf gegen den Krebs nun in einem Buch veröffentlich: "Unser Leben - unsere Krankheit" kletterte bereits kurz nach der Veröffentlichung auf vordere Plätze in den Bestseller-Listen für Gesundheitsbücher. "Wir wollen ermutigen und informieren", begründete Uli Roth diesen weiteren Schritt in die Öffentlichkeit. Dieser war für seinen Bruder Michael nicht selbstverständlich. "Ich wollte nichts öffentlich machen, doch als damaliger Trainer des TV Großwallstadt konnte ich auch nicht einfach abtauchen", beschreibt der heutige HSG-Trainer die mediale Zwickmühle, in der er nach der Diagnose steckte. "Jetzt weiß ich aber: Je offensiver man mit dieser Krankheit umgeht, umso besser ist es für die eigene Psyche." Die Brüder wählten den offensiven Weg, stellten sich im Fernsehen den Fragen. In den vergangenen Monaten wurden beide erfolgreich operiert. "Von daher fühle ich mich jetzt erst einmal gesund und bin glücklich", sagte Uli Roth bei der Buchvorstellung. Man sei auf dem Weg, die Krankheit endgültig zu besiegen, pflichtete ihm sein Bruder bei. Jetzt wollen sie anderen Männern die Angst vor der Vorsorge-Untersuchung nehmen: In dem Buch erzählen die Roth-Zwillinge ihre Geschichte, von der Diagnose über die Behandlung, von der Operation bis zur Rehabilitation. So erfährt man viel über die Prostata und den Krebs. "Jährlich erkranken 60.000 Männer an Prostatakrebs, jährlich sterben 11.000 an dieser Tumorart. Es gibt aber von zehn Männern mindestens einen, der gar nicht weiß, dass er eine Prostata hat", glaubt Uli Roth. Beim Rest der Männerwelt sei das Wissen nicht viel ausgeprägter. Bei Michael Roth war es damals seine Frau, die ihn zur ersten Vorsorge schickte. Nicht zuletzt auf die Frauen setzen die beiden Ex-Handballer auch mit ihrer Kampagne: Sie sollen ihre Männer motivieren, zum Arzt zu gehen. "Wir glauben an die Frauen", sagt Uli. Das 368-Seiten starke Buch, das im Verlag Zabert Sandmann erschienen ist und 19,90 Euro kostet, sei "das perfekte Geschenk für den Mann". Uli und Michael Roth werden zudem auf der Internetseite www.roth-zwillinge.de über ihr Leben mit und nach dem Prostatakrebs erzählen. "Wir sind zu 'Paten' der Prostata geworden, wir werden uns weiter damit beschäftigen", kündigen die beiden an. "Die Krankheit hat einiges in unserem Leben verändert, und deshalb gilt es, die Ketten, die immer noch um dieses Tabu-Thema liegen, zu sprengen", lautet das Motto von Uli und Michael Roth - einem Zwillings-Paar, das mit seiner Offenheit beeindruckt.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2009
"Mit unserer Geschlossenheit und unserer guten Abwehr sind wir in der Lage, auch große Gegner zu ärgern", weiß HSG-Mittelmann Timo Salzer, der an den 31:30-Heimsieg gegen den TBV Lemgo erinnert. Zu einem Zeitpunkt in der Saison, als die inzwischen abgestürzten Ostwestfalen durchaus noch als "groß" eingestuft werden durften. "Wir freuen uns alle auf Kiel", sagt der Kapitän. "Die Atmosphäre ist einzigartig, der THW das Maß aller Dinge."
Der 25-Jährige wurde jüngst in die Nationalmannschaft berufen und ist auch für eines der beiden Testspiele gegen Weißrussland nominiert. Die EM im Januar 2010 ist für den BWL-Studenten, der im Sommer seinen Abschluss als "bachelor of sience" machen wird, aber kein Thema. "Im Moment schaue ich ab und zu bei der Nationalmannschaft vorbei. Mehr nicht." Trotz aller Bescheidenheit ist Salzer einer der kommenden Akteure in der Auswahl von Heiner Brand. Jüngst verlängerte er seinen Vertrag bei der HSG bis 2012, obwohl auch andere Clubs Interesse signalisierten. "Ich hätte sicherlich woanders mehr Geld verdienen können, aber das familiäre Umfeld war mir wichtiger." Und die Chance, als Handballer zu reifen.
Spätestens mit dem neuen Trainer Michael Roth scheint die gegeben zu sein. Der 47-Jährige, wie sein Zwillingsbruder Uli (Manager der Popgruppe "Pur") an Prostatakrebs erkrankt, hat der HSG einen Schub gegeben. Auch durch die Umstellung der Deckung von der offensiveren 5:1-Variante auf eine sattelfeste 6:0. "Unter Roth ist Wetzlar stabiler geworden", weiß Alfred Gislason, der nach dem Comeback von Börge Lund (Daumenoperation) möglicherweise einen weiteren Ex-Patienten aufstellen wird. Gestern rang der THW-Trainer noch mit dem Gedanken, Andreas Palicka zu nominieren. Acht Monate nach seinem Muskelabriss im Oberschenkel testete der Schwede zuletzt im Tor der "Zweiten". Sicher im Kader ist Filip Jicha, der eine Grippe auskuriert hat.
Wichtig für den Verlauf der Partie könnte sein, in welcher Form sich Sven-Sören Christophersen vorstellen wird. Der gebürtige Stockelsdorfer ist mit 69 Saisontoren hinter Hans Lindberg (Hamburg/78) und Lars Kaufmann (Göppingen/73) derzeit drittbester Schütze. Doch Jung-Nationalspieler "Smöre" leidet an einer Schulterentzündung und soll nur sporadisch eingesetzt werden, um ihn für das Heimspiel gegen den HSV Hamburg zu schonen. Ähnliches gilt für den Israeli Avishay Smoler. Der flinke Rechtsaußen hat einen Außenbandriss im Knöchel auskuriert.
Kiel gegen Wetzlar - da werden Erinnerungen an den 16. April 2003 wach, als den Gästen zum einzigen Mal ein Remis (24:24) gelang. Aber nicht nur deshalb war dieses Spiel ein kurioses. Als die "Zebras" innerhalb von 120 Sekunden vier Zeitstrafen kassierten, verlor auch Noka Serdarusic die Nerven und bestürmte Schiedsrichter Heiko Schnare. Dessen Pfeife flog, Serdarusic sah Rot ("Ich bin aus Versehen an die Pfeifen-Kette gekommen") und mit Sebastian Preiß musste der vorletzte Feldspieler die Strafe für den THW-Trainer abbrummen. Doch Stefan Lövgren und Torhüter Mattias Andersson kassierten in diesen denkwürdigen Augenblicken nur ein Feldtor. Ähnliche Kuriositäten sind morgen in der von den eineiigen Zwillingen Andreas und Marcus Pritschow geleiteten Partie wohl nicht zu erwarten.
"Wir fahren nach Kiel, um zu lernen", gab HSG-Trainer Roth als Parole aus. "Das ist wie eine Klassenfahrt eines Englischkurses nach Malta. Am Ende hofft der Lehrer auch, dass die Teilnehmer etwas gelernt haben." Bleibt dem THW zu wünschen, dass die Gäste dann nicht herausgefunden haben, wie Festungen gestürmt werden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2009)
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