Der THW Kiel hat auch im letzten Saisonspiel überhaupt nichts anbrennen lassen: Im wegen des bereits
feststehenden Titels bedeutungslosen
Finale der TOYOTA Handball-Bundesliga gewannen die Zebras leicht und locker gegen die HSG Wetzlar mit
35:26 (20:12) und feierten anschließend ausgelassen die 14. Deutsche Meisterschaft. Um 16.34 reckte
Kapitän
Stefan Lövgren die Meisterschale gen Hallendecke,
der Auftakt für ausgelassene Partystunden an der Kieler Förde.
Hand in Hand marschierte der THW Kiel unter den stehenden Ovationen der 10250 Zuschauer in die
selbstverständlich ausverkaufte Sparkassen-Arena-Kiel ein. So bedankte sich die Mannschaft schon vor dem
Ampfiff bei ihren Fans, die die abgelaufene Saison mit zu einer sensationellen Spielzeit gemacht
hatten. Natürlich wollten sich die Kieler auch auf der Platte mit tollem Handball bedanken,
was nach gut 20 Minuten der ersten Halbzeit auch richtig ansehnlich gelang. Beim Stand von 13:9 hatte
die HSG versucht, den Kieler Sturmlauf mithilfe einer Auszeit zu bremsen,
doch vergebens. Die Zebras hatten Spaß am Handball - allen voran die beiden Außen
Vid Kavticnik und
Dominik Klein:
Kavticnik
lief einen Tempogegenstoß, hob ab, drehte sich in der Luft und passte auf den heranfliegenden
Klein, der zum 16:9 (22.) traf. Kurz darauf bediente
Nikola Karabatic
den für
Marcus Ahlm spielenden
Igor Anic
mit einem Pass hinter dem Rücken - 17:9. Bis zum 20:12 zur Pause glich das Spiel einem Schaulaufen,
bei dem Wetzlar allenfalls durch die blitzsauberen Kreistreffer von Sebastian Weber stören konnte.
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Deutscher Meister 2008: der THW Kiel!
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Das sollte sich auch in der zweiten Hälfte nicht mehr ändern. Längst bekamen bis auf
Ahlm alle Spieler Einsatzzeiten, versuchten immer wieder, mit trickreichen
Würfen und tollen Anspielen zu glänzen. Im Tor zeigten
Thierry Omeyer und vor
allem der Kiel verlassende
Mattias Andersson, warum sie als eines der besten
Torhütergespanne der Liga galten. Auch wenn es im Angriff ab und an hakte und erneut vier Siebenmeter
nicht den Weg ins Tor fanden: Sechzig Minuten lang bereiteten die Zebras ihren Fans einen kurzweiligen Handball-Nachmittag, stimmten
diese so perfekt auf die anstehenden Feierlichkeiten ein. Es wurde gesungen und gelacht, gefeiert und
gejubelt. Ein Nachmittag zu Ehren des neuen Deutschen Meisters, bei dem am Ende
Filip Jicha
mit acht und
Igor Anic mit sieben Toren herausragten. Alle eingesetzten
Spieler konnten sich über mindestens einen Torerfolg freuen, auch der ebenfalls den Verein verlassende
Viktor Szilagyi durfte viermal jubeln.
Als
Börge Lund das letzte THW-Tor der Spielzeit 2007/2008 erzielte,
war der Champagner und das Bier für die anschließende Meisterehrung schon längst bereit gestellt.
Die Spieler wurden noch einmal einzeln in die Halle gerufen, nahmen den Applaus und den Jubel
der THW-Fans dankend entgegen, während überdimensionale Champagnerflaschen und Biergläser kreisten.
Um 16.34 Uhr war es dann soweit:
Stefan Lövgren nahm aus den Händen
von von DHB-Vizepräsident Reiner Witte die begehrte Trophäe entgegen, reckte die Schale
unter Feuerwerk gen Hallendecke und löste ein wahres Jubelchaos aus. Sektduschen,
springende und sich herzende Kieler Spieler, die große Siegespolonäse - angeführt von
Mattias Andersson und der Schale - diese ausgelassene Feier hatten sich
die Zebras redlich verdient. Eine Saison mit vielen Höhen und wenigen Tiefen
ist zu Ende - und der THW Kiel hat einmal mehr bewiesen, dass Titelentscheidungen nur über
die Zebras gehen. 58 Pflichtspiele haben die Kieler in dieser Saison bestritten, dabei lediglich
sechs Spiele verloren und eines unentschieden gespielt. Eine grandiose Saison - bis tief in
die Nacht wurde das nun gefeiert werden.
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15.000 Fans bereiteten dem Double-Gewinner einen rauschenden Empfang.
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Auch wenn zuvor die bwegende Abschiedszeremonie für
Mattias Andersson und
Viktor Szilagyi die ein oder
andere Träne bei Spielern, Fans und Verantwortlichen hervorrief: Diese Kieler wussten einmal mehr,
wie eine riesige Party auszusehen hat. Schon in den Kabinen besprühten sich die Zebras
mit goldener Farbe, auch die Schale wurde kurzerhand "umgefärbt". Dazu die passenden Saisonabschluss-T-Shirts
mit der Aufschrift "THW Kiel - wie von einem anderen Stern" - fertig war die Garderobe für
die nächsten Stunden. Per Autokorso ging es am Abend von der Halle zum Rathausplatz, wo sich
nach den nachmittäglichen Schauern dann doch noch rund 15.000 Fans einfanden - und die 14. Meisterschaft für den
THW Kiel feierten, als sei es die erste.
Und die Spieler tates es ihnen gleich.
Schon bei der Begrüßung des Teams durch Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Stadtpräsident Rainer Tschorn
gab es das ein oder andere
Getränk, artig bedankten sich die Zebras mit einem gesungenen "Dankeschön" für das Geschenk der
Stadt, eine Dampferfahrt für die Spieler und Familien mit der "Bussard".
Filip Jicha
probierte derweil schon einmal den Schreibtisch der Oberbürgermeisterin aus, während
Nikola Karabatic und
Thierry Omeyer eben
schnell Brank Karabatic golden einfärbten.
Lövgren nutzte die Meisterschale
unterdessen als großes Tablett, um Nachschub gegen den Durst seiner Kollegen zu organisieren.
Nacheinander wurde dann jedes
der Zebras von Hallensprecher
Rolf Körting auf den Balkon gerufen.
Riesenjubel, als
Lövgren die Schale in den Kieler Himmel reckte. Riesenjubel aber
auch über die stundenlange Show, die die Zebras auf der NDR-Bühne zelebrierten. Allen voran einmal mehr
Partymeister
Dominik Klein gab es bis spät in den Abend Gesänge und
Lustiges von der Mannschaft. Ein abwechslungsreiches Programm, ehe später das Team mit Familie,
Offiziellen und Verantwortlichen in einem Kieler Restaurant weiter feierten. Ausgelassen, bis zum frühen Morgen. Diese
Zebras waren auch beim Feiern meisterlich!
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten,
den KN-Artikel "Goldjungs tanzten bis Mitternacht" und den
Kn-Artikel "Endstation Forstnaumschule".
Wir sind sehr zufrieden.
In den letzten drei, vier Spielen haben wir sehr unterschiedlich gut
in der Abwehr gespielt. Noka hat uns vor dem Spiel gesagt, wir sollten motiviert aber
auch mit Spaß spielen. Heute haben wir das getan.
Dieser Sieg war für uns sehr wichtig. Wetzlar hatte in Hamburg einen Punkt geholt und
in Essen gewonnen. Wir wussten, dass es nicht einfach wird, aber wir haben von
Anfang an gut gespielt, gut gedeckt. Wir können sehr zufrieden sein.
Wir haben viel besser gespielt als in den letzten drei Spielen.
Titi war sehr gut, die Abwehr stand
sehr gut - das war der wichtigste Faktor.
Das macht mich zufriedener als das Ergebnis.
[gegenüber den KN:]
Wir waren nach unseren letzten Leistungen
unzufrieden und hatten uns vorgenommen, im Angriff
nicht mit dem Kopf durch die Wand zu spielen. Das ist
uns gelungen, zudem standen wir in der ersten Halbzeit
in der Abwehr richtig gut.
HSG-Spielmacher Timo Salzer gegenüber den KN:
Wenn Kiel im Angriff so ruhig spielt, hat es jede
Mannschaft schwer. In der ersten Halbzeit wollten wir
Kiels Halbe stoppen, da war Marcus Ahlm
nicht zu halten. Nach der Pause haben wir uns in erster Linie
um Ahlm gekümmert, da
haben sie uns dann aus dem Rückraum erschossen. Es
war egal, was wir heute gemacht haben.
- THW Kiel:
-
Omeyer (20.-44., 12 Paraden),
M. Andersson (1.-20., 44.-60., 14 Paraden);
Lund (1),
K. Andersson (3),
Lundström (3),
Kavticnik (1),
Anic (7),
Lövgren (2)
Ahlm (n.e.),
Szilagyi (4/1),
Zeitz (2),
Karabatic (2),
Klein (2),
Jicha (8/2);
Trainer: Serdarusic
- HSG Wetzlar:
-
Djordjic (30.-60., 8 Paraden),
N. Weber (1.-30., 5 Paraden);
Schmidt (2),
Salzer (2),
Allendorf (4/2),
Ivankovic (1),
Mitkov (1),
Mraz (3),
Schneider,
Michel (2),
Chalkidis (1),
Werum (5),
S. Weber (5);
Trainer: Mudrow
- Schiedsrichter:
-
Pritschow / Pritschow (Stuttgart)
- Zeitstrafen:
-
THW: 0;
HSG: 1 (Chalkidis (26.))
- Siebenmeter:
-
THW: 7/3 (Lundström an die Latte (7.), Weber hält Kavticnik (25.),
Jicha überweg (48.), Djordjic hält Szilagyi (53.));
HSG: 2/2
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0 (1.), 2:1 (2.), 3:1 (4.), 4:3 (5.), 5:4 (8.), 5:5 (9.), 6:5 (11.),
7:6 (12.), 8:6 (15.), 10:7 (16.), 11:8 (18.), 11:9 (19.), 14:9 (20.),
16:9 (22.), 17:10 (24.), 18:11 (25.), 19:11 (26.), 20:12 (29.), 20:12;
2. Hz.: 21:14 (43.), 22:17 (43.), 23:17 (43.), 25:18 (43.), 26:19 (43.),
29:19 (43.), 29:20 (44.), 30:20 (46.),
31:20 (50.), 31:22 (51.), 32:23 (54.), 32:25 (55.), 34:25 (58.), 35:26 .
- Zuschauer:
-
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
- Spielgraphik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.05.2008:
Gänsehautgefühl mit "Zebras"
THW siegt 35:26 über Wetzlar und stemmt Meisterschale in die Höhe - Abschied von Andersson und Szilagyi
Kiel - Den Gewinn der 14.
Deutschen Handball-Meisterschaft hatte der THW
Kiel schon am Mittwoch mit dem 43:31-Sieg in Stuttgart bei FA Göppingen
perfekt gemacht und sich mit einer Polonaise in
der Porsche Arena für die Feier im eigenen "Wohnzimmer"
mit den eigenen Fans warmgelaufen.
Die ließen die "Zebras" am Sonnabend in der Sparkassen-Arena mit Feuerwerk,
Konfetti-Regen, Sekt- und Bierduschen sowie einer bewegenden
Abschiedszeremonie für
Mattias Andersson
und
Viktor Szilagyi folgen.
Den Rahmen bildeten gut gelaunte Fans und das abschließende
Bundesliga-Spiel mit dem 35:26 (20:12)-Sieg über
die HSG Wetzlar. Aus den Händen von DHB-Vizepräsident
Rainer Witte und HBL-Chef Frank Bohmann empfing
THW-Kapitän
Stefan Lövgren die Schale und
stemmte den Silberling, mittlerweile
Dauergast in der THW-Trophäen-Vitrine, im Jubelchor der 10 250 Zuschauer
in die Höhe. Es folgten Ehrenrunden und La Ola mit den Fans. Die jungen
Wetzlarer, 60 Minuten lang faire und spielfreudige Teilnehmer
der Kieler Feierstunden, standen staunend mit
"Gänsehautgefühl" (Michael Allendorf) daneben. In den
meisten Gesichtern der Mitglieder der
jüngsten Bundesliga-Mannschaft stand geschrieben: "Genau das möchte
ich auch irgendwann erleben."
THW-Linksaußen
Dominik Klein machte die Partytür
einen Spalt auf und reichte den Zaungästen ein überdimensionales
Bierglas. "Wir waren gekommen, um das Spiel und die Feier zu genießen,
es ist voll aufgegangen", sagte Linkshänder Volker Michel. Sein Trainer Volker Mudrow
stellte heraus, dass der THW eindeutig die beste
Mannschaft sei "und natürlich
verdient Meister geworden ist." Er gebe zu, so der
HSG-Coach weiter, "dass ich auch ein wenig neidisch bin,
aber Neid ist eine schöne Form der Anerkennung."
Und es flossen Tränen. Bei der rührenden Abschiedszeremonie
mit "Time to say good bye" und einem Bilderbogen,
von NDR-Mitarbeiter Karl Dahmen stimmungsvoll über
die Videowände in Szene gesetzt, zog mancher Besucher
Taschentücher. "Es war eine unvergessliche Zeit mit einer
tollen Mannschaft", sagte Viktor Szilagyi, der nach
Gummersbach wechselt und zum Abschied vier Tore zum
Sieg beisteuerte. Außerdem werde er nie vergessen, wie
großartig ihn die Fans nach seiner Verletzung wieder aufgenommen
hätten. "Das bleibt hier" - der Österreicher
deutete auf Kopf und Bauch - "für immer haften." Mattias Andersson
(zum TV Großwallstadt) bedankte sich für
sieben "unglaublich schöne Jahre mit dem besten Publikum,
der besten Mannschaft und dem besten Trainer." Er
würde noch bis morgen stehen müssen, so der Schwede, "wenn ich all die tollen Erlebnisse
mit dieser Mannschaft aufzählen würde."
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Schaute kurz im Rathaus vorbei und nahm die Glückwünsche von Stadtpräsident Rainer Tschorn,
Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Staatssekretär Dr. Arne Wulf (v.li.) entgegen:
Noka Serdarusic
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Als der farbenprächtige Zauber vorüber war, schritt
Trainer
Noka Serdarusic im
beigen Anzug und nachdenklicher Miene aus den Kabinengängen.
Er zog seinen Trainings-Trolley hinter sich her und sah aus wie einer, der
eine lange Reise machen will. Wie es denn nun weitergehe,
ob er wirklich nach Auslauf seines Vertrages im Juni 2009
gedenke, den THW nach 15 Jahren zu verlassen? Kiels
Meistertrainer zuckte mit den Schultern. Er sage dazu auch
weiterhin nichts, äußerte
Serdarusic
mit einem Schmunzeln, "aber erst einmal fahre
ich zum Abschiedsspiel von Daniel Stephan und dann habe
ich vier oder fünf Wochen lang mein Handy verloren und bin für niemanden mehr
zu erreichen." Hektik in der Trainerfrage beim Deutschen
Rekordmeister versuchte auch Manager
Uwe Schwenker
die Spitze zu nehmen. "Wir machen es wie immer bei
auftretenden Problemen," so der 49-Jährige, "das regeln
wir intern und wie gewohnt in aller Ruhe."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.05.2008)