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23./24.12.2007 - Letzte Aktualisierung: 24.12.2007 Bundesliga

THW mit starker Abwehr zum souveränen Sieg in Wetzlar

Bundesliga, 17. Spieltag: 23.12.2007, So., 15.00: HSG Wetzlar - THW Kiel: 26:35 (11:18)
Update #2 KN-Spielbericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt...

Nikola Karabatic war mit 9/2 Treffern bester Torschütze des THW.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic war mit 9/2 Treffern bester Torschütze des THW.
Der THW Kiel hat sich mit einem souveränen 35:26 (18:11)-Sieg bei der HSG Wetzlar auf den zweiten Platz in der TOYOTA Handball-Bundesliga vorgeschoben. Aus einer starken Abwehr heraus konnten sich die Zebras am Sonntagnachmittag in der ausverkauften Rittal-Arena frühzeitig absetzen, ein glänzend aufgelegter Thierry Omeyer sowie die starke Achse Ahlm/Karabatic mit gemeinsam 17 Treffern brachten den 14. Saisonerfolg locker über die Zeit.
Nach zuletzt 5:1 Punkten in der Liga und insbesondere dem Unentschieden gegen den HSV in der Color Line Arena hoffte man in Wetzlar still und heimlich auf ein kleines vorweihnachtliches Handballmärchen gegen den THW Kiel. Dementsprechend voll war es am Sonntagnachmittag in der Rittal-Arena, und die Hoffnungen sollten zunächst weiterkeimen. Denn die Gastgeber begannen stark, einer offensiven 3:2:1-Abwehr gelang es zunächst, die Kieler Rückraumshooter aus dem Spiel zu nehmen. Ein Wurf von Lövgren wurde vom ebenfalls gut in die Partie startenden Nikolai Weber pariert, zudem scheiterte Lundström gleich nach einer Minute vom Siebenmeterpunkt. Im Angriff gelang es dem übers gesamte Spiel harmlosen Wetzlarer Rückraum zunächst, die eigene Abschlussschwäche zu kaschieren, indem man man zweimal Gregor Werum am Kreis fand, der die Hessen zweimal in Führung warf.

Thierry Omeyer  zeigte mit 17 Paraden erneut eine  starke Leistung.
Thierry Omeyer zeigte mit 17 Paraden erneut eine starke Leistung.
Die Zebras aber konterten, Karabatic bediente jeweils Ahlm, der mit seinen beiden Treffern den Ausgleich markierte. Als Wetzlar im eigenen Angriff kein Mittel gegen die agile Kieler 6:0-Deckung fand und Alois Mraz bei angezeigtem passiven Spiel das Tor verfehlte, war es dann Henrik Lundström, der die erste Gästeführung erzielte. Nachdem dann auch der heute blasse Volker Michel am starken Omeyer scheiterte, gelang Kim Andersson in der sechsten Spielminute dann auch endlich der erste Rückraumtreffer für die Kieler zum 4:2.

Die HSG hatte im Angriff weiterhin keine Idee, wie man die Kieler Deckung aushebeln könnte: Gregor Werum war nun abgemeldet, Ivankovic, Mraz und Michel suchten mit Verlegenheitswürfen ihr Glück, fanden es aber nicht. Der THW überzeugte selbst zwar im Angriffsspiel auch nicht, konnte sich aber auf die individuelle Klasse eines Nikola Karabatic verlassen, der den fünften und sechsten Kieler Treffer erzielte. So sah sich HSG-Trainer Volker Mudrow bereits in der neunten Minute dazu gezwungen, seine Auszeit zu nehmen. Mit Salzer auf der Spielmacherposition und Mitkov für Michel sollte es nun besser laufen für die Gastgeber, aber besonders Salzers Würfe waren stets ein gefundenes Fressen für Thierry Omeyer. Durch einen Treffer von Mitkov und einen Siebenmeter von Allendorf verkürzte Wetzlar zwar auf 4:6 (14.), was aber nicht an der eigenen Stärke, sondern eher an der Abschlussschwäche des THW lag, einige haarsträubende Fehlpässe und zwei Paraden Webers gegen Ahlm verhinderten eine frühe Vorentscheidung.

Marcus Ahlm wurde immer wieder  glänzend in Szene gesetzt und erzielte acht Treffer.
Marcus Ahlm wurde immer wieder glänzend in Szene gesetzt und erzielte acht Treffer.
Dennoch ließ sich der THW diesmal nicht aus dem Konzept bringen. Da Wetzlar mittlerweile die offensive Deckung etwas schleifen ließ, ergaben sich nun mehr Freiräume für Kim Andersson, der diese zum 7:4 und zum 10:6 (18.) nutzte. Als wenig später Timo Salzer erneut an Omeyer scheiterte und der zuvor überhaupt nicht ins Angriffsspiel einbezogene Vid Kavticnik plötzlich aus dem linken Rückraum zum 11:6 abzog, betrug der Vorsprung erstmals beruhigende fünf Tore. Die Kieler wirkten wacher, schnappten sich die vielen Abpraller nach den Paraden der beiden guten Torhüter und hielten trotz Schwächen im Angriffsspiel den Vorsprung souverän, ehe sie ihn Ende des ersten Durchgangs durch Treffer von Andersson, einen Gegenstoß von Klein und ein Tor vom Kreis von Kavticnik gar auf 18:11 ausbauen konnten.

Nach dem Seitenwechsel suchte die HSG Wetzlar noch einmal nach dem Anschluss, um den THW doch noch einmal nervös machen zu können. Wieder eröffnete Gregor Werum den Torreigen zum 12:18, doch die Zebras zeigten sich nun auch im Angriff hellwach und unterbanden so schnell die Chance, dass sich die Gastgeber noch ins Spiel zurückkämpfen könnten: Aus zehn Metern wuchtete Kim Andersson den Ball zum 19:12 in die Maschen, Lövgren mit seinem ersten Treffer und Dominik Klein per Konter erhöhten auf 21:12 - die frühe Entscheidung nach nur 32 Spielminuten.

Gerade aufs Feld gekommen sah Christian Hildebrand nach dieser ungestümen Attacke gegen Nikola Karabatic rot.
Klicken Sie zum Vergrößern! Gerade aufs Feld gekommen sah Christian Hildebrand nach dieser ungestümen Attacke gegen Nikola Karabatic rot.
Es war bereits merklich ruhiger geworden in der Rittal-Arena, und auch die Partie wurde nun langsam besinnlicher. In der Abwehr wurde beim THW nun nicht mehr konsequent eingegriffen, was vor allem Spielmacher Ivankovic und Kreisläufer Chalkidis zu nutzen wussten. Im Kieler Angriffsspiel zog Nikola Karabatic mehr und mehr die Fäden, nachdem Börge Lund für Stefan Lövgren aufs Parkett kam. Sechs Treffer erzielte der Franzose noch im zweiten Durchgang, zudem stammte so gut wie jedes Kreisanspiel auf Marcus Ahlm von Kiels Sportler des Jahres. So gab es lediglich noch ein "Highlight" in einer längst entschiedenen Partie, als Christian Hildebrand, einer aus der jungen Garde der HSG, die in den Schlussminuten Erfahrung sammeln durfte, Nikola Karabatic ungestüm zu Boden zerrte und dafür direkt die rote Karte bekam. Eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung des Schiedsrichter-Duos Fleisch/Rieber, das mit dem Spiel keinerlei Probleme hatte.

Alles in allem also ein ungefährdeter Sieg für die Zebras, die somit am Montag in der Tat ein geruhsames Weihnachtsfest haben dürften. Damit ist dann aber auch schon am Dienstag wieder Schluss, denn bereits am 2. Weihnachtsfeiertag treten die Kieler erneut in Hessen an: Am Mittwoch um 17 Uhr sind sie Teil des Melsunger "Weihnachtsmärchens" in der erstmals für den Handballsport genutzten Rothenbach Halle in Kassel.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Es war ein klarer Sieg heute. Ich bin froh, dass wir überhaupt gewonnen haben, denn das Video vom HSV-Spiel hat mich sehr beeindruckt. Es war heute ein ziemlich gutes Spiel. Das ist zurzeit nicht selbstverständlich, denn seit vier Spielen spielen wir nicht mehr auf so hohem Niveau. Die Mannschaft hat keinen Spaß mehr am Handball, aber wir haben konzentriert gespielt und Omeyer hatte heute einen Sahnetag. Das hat Wetzlar verunsichert.

In der zweiten Halbzeit war es nicht mehr so schwer. Die Halben aus Wetzlar haben wenig Druck auf unsere Abwehr gemacht. Mudorw musste deswegen viel wechseln. Dadurch haben wir viele Spieler auf Positionen gesehen, die ich vorher dort nicht erwartet habe.

HSG-Trainer Volker Mudrow:
Wir gratulieren dem THW zum Sieg. Man braucht zu diesem Spiel nicht viel zu sagen, denn heute hat der THW gezeigt, warum er in der letzten Saison drei Titel geholt hat.
HSG-Manager Rainer Dotzauer:
Die Zeit, dass man uns unterschätzt hat, ist vorbei, erst recht nach dem Punktgewinn gegen den HSV. Am 23.12.2006 hatten wir 6 Punkte, heute haben wir 14. Das lässt uns hoffen.
THW-Spieler Nikola Karabatic:
Nikola Karabatic im Interview.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic im Interview.
Wir sind sehr zufrieden. In den letzten drei, vier Spielen haben wir sehr unterschiedlich gut in der Abwehr gespielt. Noka hat uns vor dem Spiel gesagt, wir sollten motiviert aber auch mit Spaß spielen. Heute haben wir das getan.

Dieser Sieg war für uns sehr wichtig. Wetzlar hatte in Hamburg einen Punkt geholt und in Essen gewonnen. Wir wussten, dass es nicht einfach wird, aber wir haben von Anfang an gut gespielt, gut gedeckt. Wir können sehr zufrieden sein.

THW-Kapitän Stefan Lövgren:
Stefan Lövgren im Interview.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren im Interview.
Wir haben viel besser gespielt als in den letzten drei Spielen. Titi war sehr gut, die Abwehr stand sehr gut - das war der wichtigste Faktor. Das macht mich zufriedener als das Ergebnis.

[gegenüber den KN:]
Wir waren nach unseren letzten Leistungen unzufrieden und hatten uns vorgenommen, im Angriff nicht mit dem Kopf durch die Wand zu spielen. Das ist uns gelungen, zudem standen wir in der ersten Halbzeit in der Abwehr richtig gut.

HSG-Spielmacher Timo Salzer gegenüber den KN:
Wenn Kiel im Angriff so ruhig spielt, hat es jede Mannschaft schwer. In der ersten Halbzeit wollten wir Kiels Halbe stoppen, da war Marcus Ahlm nicht zu halten. Nach der Pause haben wir uns in erster Linie um Ahlm gekümmert, da haben sie uns dann aus dem Rückraum erschossen. Es war egal, was wir heute gemacht haben.

17. Spieltag: 23.12.07, So., 15.00: HSG Wetzlar - THW Kiel: 26:35 (11:18)

Logo HSG Wetzlar:
Djordjic (28.-30., keine Parade), Weber (1.-28., 31.-60, 9/1 Paraden); Schmidt (1), Smoler (3), Hildebrand, Salzer, Allendorf (4/3), Ivankovic (3/1), Mitkov (2), Mraz (3), Schneider, Michel, Chalkidis (5), Werum (5); Trainer: Mudrow
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 17 Paraden), M. Andersson (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Lund (1), K. Andersson (8), Lundström (2), Kavticnik (3), Pajovic (n.e.), Anic (n.e.), Lövgren (2), Ahlm (8), Zeitz, Karabatic (9/2), Klein (2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Holger Fleisch (Ostfildern) / Jürgen Rieber (Nürtingen)
Zeitstrafen:
HSG: 3 (2x Chalkidis (21.,25.), Schneider (58.));
THW: 1 (Ahlm (37.))
Rote Karten:
HSG: Hildebrand (56.) nach grobem Foulspiel
Siebenmeter:
HSG: 5/4 (Allendorf gegen Omeyer an die Latte (45.));
THW: 4/2 (Lundström an die Latte (2.), Weber hält Karabatic (57.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1 (3.), 2:6 (9.), 4:6 (14.), 4:8, 6:8, 6:11 (19.), 7:11, 7:12, 8:12, 8:13, 9:13 (24.), 9:15, 10:15, 10:17, 11:17, 11:18;
2. Hz.: 12:18, 12:21, 13:21, 13:22, 14:22, 14:24 (38.), 16:24, 16:25, 17:25, 17:26, 18:26, 18:28 (45.), 19:28, 19:29, 20:29, 20:30, 21:30, 21:31 (51.), 22:31, 22:32, 24:32 (56.), 24:33, 25:33, 25:35, 26:35.
Zuschauer:
4412 (ausverkauft) (Rittal-Arena, Wetzlar)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.12.2007:

THW hatte jederzeit das Heft des Handelns in der Hand

Thierry Omeyer stützt konzentrierte "Zebra"-Vorstellung beim 35:26-Erfolg in Wetzlar
Wetzlar - Mit einer souveränen Vorstellung gewann der THW Kiel gestern Abend bei der HSG Wetzlar mit 35:26 (18:11) und kletterte in der Handball-Bundesliga auf den zweiten Platz. Vor 4400 Zuschauern in der ausverkauften Rittal-Arena stoppten die "Zebras" den Höhenflug der Hessen, die zuletzt eine starke Bilanz von 5:1 Punkten und ein Remis beim Meisterschaftskandidaten HSV Hamburg vorzuweisen hatten.

Grund zum Jubeln hatten die Fans des Tabellenzwölften nur in den ersten Minuten, als die HSG mit 2:1 führte. Anschließend musste das Team von Volker Mudrow aber lange zehn Minuten warten, ehe der starke THW-Torhüter Thierry Omeyer ein weiteres Mal einen Ball aus dem Netz fischen musste. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Kieler mit 6:2 in Führung und gaben das Heft des Handelns auch nicht mehr aus der Hand. Die HSG-Abwehr, sonst berüchtigt für ihre Aggressivität, blieb diesmal bieder und fand kein Mittel gegen die hochmotivierten Gäste. Kreisläufer Marcus Ahlm schlüpfte wie ein Aal durch die 5:1-Deckung, Linkshänder Kim Andersson arbeitete in einem anderen Stockwerk und als Vid Kavticnik zum 11:6 traf, war die Konfusion perfekt. Den Slowenen hatten die Hausherren als Rechtsaußen abgespeichert, in dieser 19. Minute traf der 23-Jährige aber ungehindert aus dem Rückraum. Sehenswert auch, als Omeyer den Ball quer durch die Halle schickte - knapp über die ausgestreckte Hand des 1,97-Meter-Hünen Volker Michel und direkt in die Finger von Henrik Lundström. Allerdings blieb Omeyer der Lohn verwehrt, weil der Schwede frei an Nikolai Weber scheiterte. Ein Schönheitsfehler, mehr nicht.

Aus Respekt vor den schnellen Gegenstößen hatte THW-Trainer Noka Serdarusic in der ersten Halbzeit auf Wechselspiele verzichtet. Er schickte die Meister-Sieben ohne Börge Lund und Ales Pajovic ins Rennen. Im Mittelblock verteidigten Ahlm und Nikola Karabatic. Eine Deckung, an der sich Wetzlar die Zähne ausbiss. Bis zum Pausenpfiff des guten Schiedsrichtergespannes Holger Fleisch und Jürgen Rieber hatte der hüftsteife Rückraum bereits elf Mal sein Ziel verfehlt - zu viel, um den Triple-Sieger blass um die Nase werden zu lassen.

Der zweite Durchgang begann, wie der erste endete: HSG-Kreisläufer Gregor Werum traf nur Sekunden nach dem Anpfiff. Doch innerhalb von zwei Minuten stellte der Meister endgültig die Weichen. Andersson, einmal mehr ungehindert, Stefan Lövgren, der erstmals als 37-Jähriger traf, und Dominik Klein im Gegenstoß sorgten für die erste Neun-Tore-Führung der Kieler, die nicht an ihre Grenzen gehen mussten und in der 40. Minute ganz den Schongang einlegen konnten. Da kam Lund für Lövgren und Christian Zeitz ersetzte den starken Andersson.

Am Ende feierte der THW den sechsten Sieg in Folge gegen eine HSG Wetzlar, die seit ihrem Umzug aus der engen Sporthalle in Dutenhofen ihren Schrecken für den Rekordmeister verloren hat. Die Hessen-Hymne, mit der die gestrige Partie eröffnet wurde, sollte sich für die Kieler bewahrheiten: "Wer einmal hier war, der hat es genossen." Viel Zeit für den Genuss blieb den Siegern aber nicht. Sie eilten direkt nach dem Abpfiff aus der Halle, um noch den Flieger zu erreichen, der sie gestern am späten Abend in der Heimat ablieferte.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.12.2007)


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