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Hein Daddel blickt auf Jeannie und Manu im Zebra-Kostüm.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 19.05.2008:
Kiel - Zwei Zebras laufen über den Rathausplatz. Für die
Meisterfeier des THW sind Jeannie und Manu in eine tierische
Haut geschlüpft und suchen nun Schutz vor dem Regen.
Der droht ihre fünfstündige Vorbereitung (Maleranzüge,
Schwänze, schwarz-weiße Gesichter) zunichte zu machen.
"Wir wollen den THW auf ganz besondere Art und
Weise unterstützen", sagen sie.
"Es wird trotz des Wetters gefeiert",
betont Jeannie.
Eigentlich hatten sie in ihre Vorbereitung die Champions
League miteingeplant. "Für jeden Cup ein Zebra" steht auf
einem Schild - Hein Daddel mit einbezogen. "Aber zwei
Jahre hintereinander ein Triple,
ist schier unmöglich", sagt Manu voller Verständnis.
Bereits beim Soundcheck auf der NDR-Bühne hat es
sich angekündigt: Dicke Wolken schieben sich am Himmel
entlang, und der Regen lässt nicht lange auf sich warten.
Die Moderatoren haben es schwer. Sie müssen Fans mit
sperrigen Regenschirmen zum Klatschen, Hüpfen und Tanzen
animieren, die sehnsüchtig das Spiel in teilweise
durchnässten Wolldecken erwarten.
Und dann steigt die Spannung. Alle strömen zum Rathauseingang
und warten auf den Autokorso mit den Spielern. Um 18 Uhr ist es endlich
soweit. Mit einem Blitzlichtgewitter wird die Mannschaft
begrüßt. Auf dem Rathausbalkon haben die Spieler dann jedoch
"Ladehemmung". Sie scheitern an Konfettidosen, die sie über den Köpfen ihrer
rund 15 000 Fans öffnen sollen. Stattdessen gibt es jetzt - der
Regen hat aufgehört - ein Gewitter der besonderen Art. Als
goldene "Spacemen" wie "von einem anderen Stern" treten
die Spieler nacheinander an den Rand des Balkons, singen,
lachen und strahlen einige Trauerelemente vom verlorenen
Champions-League-Finale Finale
davon. Hinter den Kulissen gibt
Kim Andersson
zu Protokoll, was viele so gern hören
wollen: "Es wird viel spekuliert. Das muss so
sein, wäre es nicht so, wäre man out. Aber ich will unbedingt
im nächsten Jahr hier wieder stehen und feiern. Ich
bin sehr froh." Erst am Morgen hatte Kapitän
Stefan Lövgren die goldene
"Schmink-Marschroute" vorgegeben.
Im Büro von Oberbürgermeisterin
Angelika Volquartz wird zwischendurch immer wieder Farbe in
Haare und Gesichter gesprüht, werden goldene Teints
gezaubert. Als Belohnung spendiert die "Stadt-Chefin" THW-Team samt Familien eine
Ausflugsfahrt auf der "Bussard".
Viktor Szilagyi, den leise
Abschieds-Wehmut beschleicht, hat die "besondere Ehre", den DHB-Pokal in die
Höhe recken zu dürfen und
Marcus Ahlm macht es ebenso
knapp wie sympathisch: "Bis zum nächsten Jaaaahr!".
Eine Etage tiefer rocken die Gold-Zebras dann die NDR-Bühne.
Börge Lund
singt eine mit Verlaub schräge Version
der norwegischen Nationalhymne, das Gekreische der Fans nimmt kein Ende und
wechselt sich mit einem Schmunzeln ab, als
Vid Kavticnik
neben seiner Spezialität
- der Kieler Fanfaren-Version von "Volare" - auch noch ein
"Schni, Schna, Schnappi" textsicher ins Mikro singt. Auf
der Leinwand laufen tolle Bilder von
Mattias Andersson
und
Viktor Szilagyi, die ganz
besonders herzlich verabschiedet werden. Ein mittlerweile
Tradition gewordenes Geschenk der Kollegen sind
die handgearbeiteten Siegelringe des Kieler Juweliers Sievert,
in die Dienstzeit, Spitzname und ein Gruß der Mannschaft
eingraviert sind. Fast um Mitternacht schließlich der (vermeintlich)
letzte Umzug zur Mannschaftsfeier im Restaurant Tonis. Auch
hier wachsen Traditionen: Table-Dancing des Duos
Karabatic/
Kavticnik
beispielsweise.
Für Andersson und Szilagyi
entwickelt sich ein schöner, aber auch trauriger
Abschiedsabend. Hier und da wird eine Träne im Augenwinkel
gesichtet. Die "Zebras" spielen mit Herz, die
"Zebras" feiern mit Herz. Auch das ist längst Tradition.
(Von Friederike Hiller, Reimer Plöhn,
Wolf Paarmann, Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2008)