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16./17.04.2003 - Letzte Aktualisierung: 17.04.2003 Bundesliga

THW zeitweise mit nur einem Feldspieler bei Unentschieden gegen Wetzlar

Bundesliga, 23. Spieltag: 16.04.2003, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG D/M Wetzlar: 24:24 (13:11)
Update #4 KN-Spielbericht ergänzt...

Die Schiedsrichter meinen es zur Zeit nicht gut mit den Zebras. Nachdem Offizielle und Spieler zuletzt die Leistungen der Unparteiischen bemängelt hatten, stand heute Abend das Duo Ehlers / Schnare im Zentrum der Kritik, denn beim 24:24 (13:11)-Unentschieden gegen die HSG D/M Wetzlar stand der THW Mitte der ersten Halbzeit mit nur einem Feldspieler auf dem Parkett. Kritik gefallen lassen mussten sich aber auch die Zebras selbst, die eine 24:22-Führung eine Minute vor Schluss nicht über die Zeit bringen konnten.
Der THW hatte von Beginn an Probleme gegen die abstiegsgefährdeten Nordhessen und musste nach dem 3:3 (9.) eine 6:4-Führung (14.) der Gäste, an der der ehemalige THW-Keeper Axel Geerken einen großen Anteil hatte, hinnehmen. Der in der 15. Minute eingewechselte THW-Rechtsaußen Martin Schmidt brachte mit einem Doppelschlag zum 5:6 und 6:6 (15.) den kurzfristigen Ausgleich, doch Wetzlar ging durch Brajkovic und Golic erneut in Führung: 8:6 (18.).

Nach dem 7:8-Anschluss durch einen Strafwurf von Jacobsen verlor der THW in der 21. Minute zunächst Klaus-Dieter Petersen durch eine Zeitstrafe, 79 Sekunden später musste auch Davor Dominikovic - Golic hatte inzwischen auf 9:7 erhöht - das Feld verlassen. Als weitere 12 Sekunden später dann auch noch Nikolaj Jacobsen vom Parkett geschickt wurde, war das Maß beim Publikum und beim THW voll. Henning Fritz sah wegen Reklamierens eine weitere Zeitstrafe, THW-Trainer Noka Serdarusic, der auf das Feld gestürmt war, sogar die rote Karte. Für ihn musste Sebastian Preiß eine Zwei-Minuten-Strafe absitzen.

So kam es zur denkwürdigen Situation, dass die Zebras mit Keeper Mattias Andersson und Kapitän Stefan Lövgren als einzigem Feldspieler gegen eine komplette Wetzlarer Sieben antreten mussten. In dieser Unterzahl kassierte der THW erstaunlicherweise nach dem folgenden Siebenmeter nur einen Gegentreffer. Nach der Komplettierung der Zebra-Sieben in der 24. Minute starteten die Hausherren eine Aufholjagd, trafen mit Wut im Bauch und dem Publikum im Rücken bis zum 13:11-Pausenstand sechs Mal in Folge. Besonders Sebastian Preiß tat sich in dieser Phase hervor, traf zum 8:11, 9:11 und 10:11.

Der THW konnte im zweiten Durchgang seinen Vorsprung zunächst auf 15:11 (33.) ausbauen und hielt diesen Vier-Tore-Vorsprung auch noch in der 40. Minute beim Stande von 19:15. Doch Wetzlar holte - besonders durch Siebenmeter - wieder auf und lag in der 51. Minute erstmals wieder vorn (21:10) - gegen eine Kieler Mannschaft, die besonders im Abschluss unglücklich agierte. Als der THW dann aber eine Minute vor Schluss mit 24:22 führte, schien die THW-Welt wieder in Ordnung. Auch das Gegenstoß-Tor von Andreas Kestawitz 52 Sekunden vor Schluss schien das noch nicht zu ändern, doch nach einem weiteren Bjerre-Fehlpass stellte Björn Monnberg - erneut per Gegenstoß - drei Sekunden vor dem Abpfiff den 24:24-Endstand her.

Das Unentschieden gegen Wetzlar dürfte sich nicht nur vom Punktekonto her negativ auf die Europapokalchancen auswirken, denn THW-Trainer Noka Serdarusic wird möglicherweise für die kommenden beiden Spiele in Wallau und gegen Nordhorn gesperrt.

Bester Schütze beim THW war Nikolaj Jacobsen mit 6/5 Toren vor Sebastian Preiß (5), für Wetzlar trafen Golic (6/2) und Monnberg (6/3) am besten.

Stimmen zum Spiel:

HSG-Trainer Velimir Petkovic:
Nach dem Spiel ist es schwer zu analysieren, warum in der 22. Minute solche Hektik aufkam. Das Publikum hat in letzter Zeit viel mit dem THW erlebt, aber der Siebenmeter war klar für uns. Kiel hat uns dann bis zum 15:11 weggefegt, aber machte dann nicht mehr so weiter und wir haben den Kopf nicht verloren. Wer mehr kämpft, ist am Ende der Glücklichere...
THW-Trainer Noka Serdarusic:
In der 20. Minute gab es einige Entscheidungen gegen den THW. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Schiedsrichter nur den THW beobachtet, auf diese Situation hatten wir alle gewartet. Nach dem TUSEM-Spiel musste ich schon die Spieler beruhigen... Danach waren alle Spieler hellwach, mit der Unterstützung der Halle führten wir dann zur Pause. Doch auch in der Pause hatten sich die Gemüter meiner Spieler noch nicht beruhigt, das hat sich auf das Spiel ausgewirkt. Wir haben dann taktisch nicht gut gespielt. Es ist schwer, wenn man so aufgebracht ist. Dann macht man in der Endphase Fehler...

[Zu den Schiedsrichter-Leistungen:]
Letzte Woche nach dem TUSEM Spiel habe ich mit einigen fachkompetenten Personen gesprochen. Mir wurde eine klare Tendenz gegen den THW bestätigt. Ich werde zukünftig keine Schiedsrichter-Auswertungsbogen mehr ausfüllen, denn alle die Schiedsrichtergespanne, die in der letzten Saison gute Noten bekommen hatten, haben uns in dieser Saison nicht einmal gepfiffen, die mit den schlechten Noten dagegen immer. Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer Schiedsrichter-Auslosung kommt und es keine Ansetzungen mehr gibt.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Es herrscht allgemeine Verunsicherung. Wir haben schlecht begonnen, dann kamen Hektik, Zeitstrafen, rote Karte. Wir haben dann zwar geführt, aber wegen der Verunsicherung und der geringen Reiztoleranz haben wir das Spiel in den letzten 20 Minuten noch aus der Hand gegeben.

Wir müssen nun ruhig bleiben.


23. Spieltag: 16.04.03, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG D/M Wetzlar: 24:24 (13:11)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-22. und einige 7m, 4 Paraden), Andersson (22.-60., 19 Paraden); Preiß (5), Pettersson (1/1), Jacobsen (6/5), Przybecki (2), Bjerre, Petersen (1), Lövgren (4), Schmidt (4), Scheffler, Dominikovic (1), Olsson; Trainer: Serdarusic
Logo HSG D/M Wetzlar:
Geerken (1.-60., 17 Paraden), Strzelec (einige 7m); Michel (2), Brajkovic (4), Kestawitz (5), Monnberg (6/3), A. Klimpke, M. Schmidt, Golic (6/2), Duranona (1), Sighvatsson; Trainer: Petkovic
Schiedsrichter:
Ehlers (Köln) / Schnare (Hamm)
Zeitstrafen:
THW: 6 (Fritz, Preiß (für Serdarusic), Jacobsen, Bjerre, Petersen, Dominikovic);
Wetzlar: 6 (Michel, Brajkovic, zweimal Golic, zweimal Sighvatsson)
Rote Karte:
THW: Trainer Serdarusic wegen Unsportlichkeit (22.)
Siebenmeter:
THW: 7/6 (Jacobsen scheitert an Geerken);
Wetzlar: 6/5 (Monnberg scheitert an Andersson),
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2, 2:3, 4:3, 4:6, 6:6, 6:8, 7:8, 7:11, 13:11;
2. Hz.: 15:11, 15:12, 16:12, 16:14, 18:14, 18:15, 19:15, 19:17, 20:17, 20:21, 22:21, 22:22, 24:22, 24:24
Zuschauer:
10000 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.04.2003:

In 13 Sekunden Sieg gespielt

THW 24:24 (13:11) gegen HSG Wetzlar
Wer gedacht hätte, die Partie des THW Kiel in der 1. Handball-Bundesliga gegen die HSG D/M Wetzlar würde zum Langweiler werden, sah sich gestern Abend in der Ostseehalle getäuscht. Kuriose Dramatik in Halbzeit eins, am Ende ließen sich die Zebras beim 24:24 (13:11) in 13 Sekunden den Sieg entreißen.

Zunächst versetzte wenig Aufregendes die 10000 Handball-Fans in frühlingshaftes Schlummern, ehe das Schiedsrichter-Gespann Ehlers / Schnare zum Weckruf ansetzte. Nachdem nach Klaus-Dieter Petersen und Davor Dominikovic auch noch Nikolaj Jacobsen eine Zeitstrafe kassierte, platzte THW-Trainer Noka Serdarusic der Kragen. Wildes Gestikulieren, die Pfeife von Referee Heiko Schnare flog, Serdarusic sah Rot. (Serdarusic: "Ich bin aus Versehen an die Pfeifen-Kette gekommen.") Plötzlich standen in der 23. Minute nur noch Kapitän Stefan Lövgren und Torwart Mattias Andersson für die Kieler auf dem Feld. Die HSG D/M Wetzlar, in deren Reihen der Ex-Kieler Axel Geerken bis dato die beste Leistung zeigte, zog in dieser Phase auf 11:7 (23.) davon.

Von diesem Moment an standen die Zuschauer unerschütterlich hinter ihrem THW, der mit drei Treffern von Kreisläufer Sebastian Preiß zur fulminanten Aufholjagd ansetzte und zur Pause sogar mit 13:11 führte. Nach Wiederanpfiff sah bis zum 19:15 (40.) alles nach einem erfolgreichen Zebra-Finish aus. Doch überhastete Würfe von Staffan Olsson und eine Siebenmeter-Parade vom weiterhin starken Axel Geerken brachten Wetzlar zurück ins Spiel. 20:19 (47.). Es blieb spannend. Die Wetzlarer 5:1-Deckung und Geerken harmonierten prächtig, machten dem THW-Rückraum das Leben schwer. Dennoch, Preiß und Lövgren trafen zum 24:22 (59.). Doch zwei Fehlpässe von Morten Bjerre, die die Wetzlarer Außen Monnberg und Kestawitz gnadenlos ausnutzten, machten den kuriosen Handball-Krimi perfekt.

(Von Jens Kunkel, aus den Kieler Nachrichten vom 17.04.2003)


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