24./25.11.2009 - Letzte Aktualisierung: 25.11.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt... |
In der von Fehlern bestimmten Anfangsphase gingen die Gastgeber durch einen Treffer von Asgeirsson mit 1:0 in Führung - es sollte die letzte für dieses Spiel bleiben. Der effiziente Christian Zeitz und Sprenger mit einem Tempogegenstoß drehten den Spielstand, nach fünf Minuten konnte Kedzo für die Gastgeber zum umjubelten Ausgleich treffen. Danach übernahmen die Kieler endgültig das Kommando auf fremdem Terrain. Die Abwehr hatte sich zusehends auf das Angriffsspiel der HSG eingestellt, agierte nun aggressiver als in den ersten Minuten. Hinter dem Beton, den vor allem Ilic und Ahlm anrührten, schwang sich einmal mehr Thierry Omeyer zu ganz großer Form auf. Dass der Franzose zwischen den Kieler Pfosten auch in Düsseldorf seine Weltklasse wie auf Knopfdruck abrufen kann, sollten die Gastgeber besonders schmerzhaft zwischen der siebten und elften Minute zu spüren bekommen. Nach Zeitz' Führungstor zum 3:2 kaufte sich Omeyer den Siebenmeter inklusive Nachwurf von Berblinger, den nächsten Angriff versenkte Sprenger souverän zum 4:2. Auf der Gegenseite schritt Berblinger wenig später erneut zum Siebenmeterstrich, und wieder fand er seinen Meister in Omeyer. Klein traf dafür von außen zum 5:2. Und als kurz darauf Kogut einen Siebenmeter zugesprochen bekam, war das Zittern des Schützen bis unter das Hallendach spürbar. Omeyer machte den Winkel eng und parierte seinen dritten Strafwurf innerhalb von vier Minuten. Die Gastgeber, schon mit einer gehörigen Portion Respekt gestartet, sollten sich von diesen Paraden nicht wieder erholen - zumal Klein im direkten Gegenstoß zum 6:2 einlochen konnte.
Eine Vier-Tore-Führung statt eines ausgeglichenen Spielstandes: Fortan konnten die Kieler beinahe schalten und walten, wie sie wollten. Auch, weil Omeyer seine Klasseform beibehalten konnte. Auch, weil Zeitz weiterhin die sich ihm bietenden Chancen konsequent nutzte. Und auch, weil die Flügelspange Sprenger/Klein wieder unerbittlich zuschnappte. Bei der HSG Düsseldorf versagten angesichts des offensiv zur Schau getragenen Kieler Selbstbewusstseins alle Systeme: Nur vier Tore konnten die Gastgeber noch bis zur Pausensirene erzielen. Die Zebras führten nach 17 Minuten mit 10:4, Palmarsson war für Ilic gekommen, und Börge Lund durfte wieder sein Können in der Abwehr unter Beweis stellen. Die Wechsel brachten keinen Bruch ins Kieler Spiel. Die Zebras trafen weiter im Minutentakt. Palmarsson erzielte das 13:4 (22.) und beendete damit eine dreiminütige Torflaute, die Düsseldorfs Bester, Torhüter Puhle, durch einige schöne Paraden mitzuverantworten hatte. Ahlm und Zeitz erhöhten auf 15:4 - nach 25 Minuten war die Partie entschieden, für den THW Kiel gab es Szenenapplaus von den Rängen. Bis zur Pause schraubten die Zebras das Ergebnis auf 18:6. "Wichtig ist, dass die Mannschaft die Aufgabe ernst nimmt und konzentriert spielt", hatte Gislason vor der Partie vollen Einsatz seiner Mannschaft gefordert - die hielt sich an die Vorgabe.
Die Halbzeitpause nutzte Gislason, um weiter durchzutauschen. Lundström ersetzte Klein, Andersson kam für Zeitz, Anic für Ahlm. Und nach 14 Paraden in der ersten Halbzeit war auch für Thierry Omeyer der Arbeitstag so gut wie beendet, Peter Gentzel nahm seinen Platz zwischen den Pfosten ein. Auf der Gegenseite führte sich der für Puhle in den Kasten beorderte Savonis mit einem gehaltenen Siebenmeter von Ilic gleich gut ein, aber auch Gentzel zeigte, warum er auch als Mannschafts-Ältester noch hervorragend zu den Zebras passt: Er kniete sich richtig rein, zeigte ein ums andere Mal seine Extraklasse. Dennoch konnte auch er nicht verhindern, dass die zweite Halbzeit wie die erste Hälfte begann: Mit einem offenen Schlagabtausch und einem 2:2-Zwischenstand.
Die Gastgeber nutzten nun die Lücken im Kieler Abwehrverbund besser, gleichwohl ließ der THW nie einen Zweifel an seinem souveränen Sieg aufkommen. Ein bisschen gezaubert wurde auch: Narcisse zeigte seine Qualitäten im Duell Mann gegen Mann, Anic zeigte seine Drehkünste im Flug beim 25:11 (43.), Palmarsson beeindruckte mit seinem Armzug beim 26:11. Und Gentzel krönte seine von Szenenapplaus begleitete Paradenflut mit dem gehaltenen Siebenmeter von Hegemann. Gislason hingegen nutzte das Schaulaufen in den zweiten dreißig Minuten, um weiter die Spielanteile auf alle Schultern zu verteilen. Lund übernahm von Narcisse die Mittelposition, Ilic bekam durch Palmarsson seine Pausen, und Christian Zeitz rückte für Dauerläufer Sprenger auf Rechtsaußen. Die Düsseldorfer Zuschauer freute es, den gesamten Kieler Kader in Aktion erleben zu dürfen. Die HSG-Fans freute es aber auch, dass ihre Mannschaft gegen den Vorsprung verwaltende Kieler nun deutlich mehr Akzente setzen konnte als in der ersten Hälfte. So konnte die HSG in den zweiten dreißig Minuten das Ergebnis beinahe ausgeglichen gestalten - das zur Halbzeit befürchtete Debakel konnte die Mannschaft von Trainer Goran Suton mit einem engagierten Auftritt in der zweiten Halbzeit einigermaßen abwenden.
Die Zebras spielten auch die letzten Minuten locker hinunter, die kurze Aufregung nach einem Gerangel zwischen Fölser und Anic, das für beide Akteure mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt wurde, legte sich schnell wieder. Am Ende hatte der THW die Pflichtaufgabe in Düsseldorf im Stile einer Klassemannschaft mit so wenig Aufwand wie nötig souverän über die Runden gebracht. 33:20, zwei Punkte gewonnen, alle Spieler eingesetzt - die anstrengenden Wochen können kommen! Weiter geht es am kommenden Sonntag um 15 Uhr in der Sparkassen-Arena mit dem Heimspiel gegen die HSG Wetzlar.
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir wollten von Anfang an mit einer starken Abwehr spielen. Ich habe sehr viele Düsseldorfer Spieler auf Video gesehen, das ist eine supertalentierte Mannschaft. Wir wollten gegen Kogut und Kedzo sehr kompakt stehen, damit sie nicht zur Entfaltung kommen. Dieses ist uns gelungen mit einem überragenden Omeyer dahinter. So konnten wir in der zweiten Halbzeit befreit aufspielen.
Unsere einzige Hoffnung war, dass uns der THW unterschätzt. Dieses war leider nicht der Fall, somit war es nur eine Frage, wie lange wir mithalten können. Das Spiel war bereits in der ersten Halbzeit entschieden. Wir haben gekämpft und uns bemüht, aber unsere erarbeiteten Chancen konnten wir nicht verwerten, da wir immer wieder an Omeyer gescheitert sind. Sonst ist eine Niederlage schwer zu verdauen, aber die zweite Halbzeit stimmt mich froh, weil es da bei uns etwas besser lief.
Glückwunsch an Kiel und danke, dass sie in Düsseldorf gespielt haben. Die Zuschauerkapazitäten waren gut ausgeschöpft. Wenn wir immer eine so gute Resonanz hätten, könnten wir unsere Mannschaft noch mehr ausbauen.Ich hoffe, dass wir nächste Woche einen Ruckraum-Rechten begrüßen können. Wir sind uns handelseinig.
In der ersten Halbzeit standen wir wie das Kaninchen vor der Schlange vor dem großen THW. Da war kein Kampf und keine Leidenschaft. Genau das, was man braucht, um eine so große Mannschaft in Verlegenheit zu bringen. Das war heute ganz bitter, wir hatten wohl auch viel zu viel Respekt vor dem großen Namen Kiel. Unseren Fans hätten wir gerne mehr geboten, die tun mir leid.
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2009:
Dabei hatte sich die HSG so viel vorgenommen. Flensburg war im Burg-Wächter Castello nur knapp an einer Blamage vorbeigekommen, mit Lemgo hatte die HSG einen Großen der Liga ebenfalls an einer Niederlage schnuppern lassen. Über 3000 Zuschauer waren in die Arena geströmt, sie wollten die Staransammlung aus Kiel, die ohne den erkrankten Filip Jicha angereist war, bestaunen und brachten zudem die Hoffnung mit, den Riesen wanken zu sehen.
Sturla Asgeirsson warf den Aufsteiger mit 1:0 in Führung, doch schon bald wurden die Gesichter auf der Düsseldorfer Bank lang und länger, der Lautstärkepegel auf den Tribünen war kaum noch messbar. Zu gut hatten die "Zebras" bei der Abschlussbesprechung von Trainer Alfred Gislason zugehört, Leichtsinn gar nicht erst zugelassen. Der THW begann hoch konzentriert, Düsseldorfs Angreifer prallten auf eine Abwehrwand, hinter der Thierry Omeyer wieder einmal zum Garant für die gegnerische Torflaute avancierte. "Ich denk, der hält mal einen, aber der hält ja alles", schimpfte ein Zuschauer. Nach elf Minuten hatte der Franzose drei Siebenmeter unschädlich gemacht, zweimal gegen Berblinger, dann gegen Kogut. 13 Paraden standen nach 30 Minuten insgesamt auf seinem Konto. "Wenn wir die Siebenmeter reinmachen, bleiben wir dran, aber das hat uns schon zu Beginn die Luft geraubt", winkte HSG-Spielmacher Michael Hegemann enttäuscht ab.
Die Abwehrstärke gab den Kielern auch im Angriff Sicherheit. Christian Zeitz, gestern statt Kim Andersson in der Startformation, erhielt gleich zu Beginn einen Schlag von Sulc ins Gesicht. Das spornte den Linkshänder eher an. Fünfmal traf "Zeitzi" bis zum Pausenpfiff, die Außen Christian Sprenger und Dominik Klein liefen einen Gegenstoß nach dem anderen, trafen auch aus der Position heraus und drehten die THW-Tormaschinerie auf Hochtouren. So war der 4:2-Vorsprung aus der zehnten Minute bereits eine Viertelstunde später auf 14:4 und einem ersten Zehn-Tore-Vorsprung angewachsen.
Kein Grund indes für die Kieler, einen Gang herauszunehmen. 18:6 leuchtete es zur Halbzeit auf der Anzeigentafel, eine Lehrstunde und Demütigung für das Team von Trainer Goran Suton. Dabei hatte THW-Coach Alfred Gislason längst begonnen, die Rotation anzuwerfen. Der Spielfluss nahm dadurch keinen Schaden. Und Düsseldorf? Torhüter Matthias Puhle begann gut, ging später aber mit unter. In der Halbzeit wurde er von Almanta Savonis ersetzt. Dem Torhunger der Kieler hatte aber auch der Litauer wenig entgegenzusetzen.
In der Halbzeit wechselte Gislason komplett durch, die Kieler Spielfreude blieb indes auf dem Spielfeld. Sie wirbelten, ließen nicht locker, beteiligten jetzt auch den Gastgeber mehr am Spiel. Dennoch: Der schönste Pfiff der Magdeburger Schiedsrichter Dedens/Geckert, die mit der fairen Partie keine Probleme hatten, war wohl der Schlusspfiff. Er muss den Spielern des Aufsteigers wie eine Erlösung vorgekommen sein.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 25.11.2009)
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