11./13.12.2010 - Letzte Aktualisierung: 13.12.2010 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Berichte, Spielbericht, Fotos und Stimmen ergänzt... |
Kim Andersson feierte nach 248 Tagen sein Comeback im THW-Trikot. |
Tobias Reichmann knüpfte nahtlos an seine großartige Leistung aus dem Barcelona-Spiel an. |
Robert Arrhenius erzielte bei seinem THW-Debüt gleich sieben Treffer. |
"Edeljoker" Jerome Fernandez half mal im rechten, mal im linken Rückraum aus und erzielte 3/1 Treffer. |
Der effektive Christian Zeitz glänzte als Torschütze und Ideengeber - bis er sich in der 47. Minute am linken Fuß verletzte. |
Doch die Gäste versuchten nun noch einmal etwas, stellten ihre Deckung auf eine offensive 3:2:1-Variante um. Und tatsächlich: Mit dem flinken Hallgrimsson als "Störer" an der Spitze schlichen sich mehr und mehr Fehler in das Kieler Angriffsspiel ein. In den folgenden zwölf Spielminuten gelangen den Gastgebern nur zwei Tore, in einer nun auf beiden Seiten zerfahren geführten Partie verkürzte Hannover-Burgdorf leicht bis auf 21:29 (51.). Mittlerweile musste Gislason auch noch auf den überragenden Christian Zeitz verzichten, der beim Versuch, den 19. Hannoveraner Treffer durch einen Gegenstoß zu verhindern, unglücklich umknickte und in der 47. Spielminute vom Feld humpelte. Sein Einsatz im Pokalspiel am Mittwoch beim TuS N-Lübbecke ist damit fraglich.
Dass die Kieler das Spiel aber auch ohne Christian Zeitz noch gut über die Bühne brachten, dafür sorgten Robert Arrhenius, der nach Anspielen von Klein und zweimal Palmarsson drei Treffer in Folge erzielte, sowie Momir Ilic, der innerhalb von 180 Sekunden ebenfalls dreimal erfolgreich war. Den Schlusspunkt zum 37:26-Erfolg setzte schließlich Tobias Reichmann mit einem Wurf aus dem Rückraum.
Bereits am Mittwoch geht es für den THW Kiel um den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals. Den Spielern von Alfred Gislason steht beim TuS N-Lübbecke, der am Samstag im ersten Spiel unter dem neuen Coach Markus Baur dem SC Magdeburg ein 29:29-Unentschieden abtrotzte.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht und
den Bericht über das Comeback von Kim Andersson aus den Kieler Nachrichten.
Wir haben am Anfang gut mitgehalten. Aber die letzten zehn bis 15 Minuten in der ersten Halbzeit waren sehr schwer für uns. Wir sollten heute eher auf die kleinen Dinge gucken, und da gab es für uns Fortschritte im Angriff zu verzeichnen. Torge Johannsen auf halbrechts hat beispielsweise gut funktioniert. Und als wir Anfang der zweiten Halbzeit mit zehn bis elf Toren hinten lagen, haben wir Charakter gezeigt.
Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben und auch, dass ich zum ersten Mal in dieser Saison entscheiden musste bzw. konnte, wer auf dem Spielberichtsbogen landet. Ich habe mich letztlich für Kim Andersson entschieden und gegen Christian Sprenger, der noch immer etwas angeschlagen ist. Ich freue mich sehr, dass Kim nach einer so langen Pause zurück ist, er hatte in den vergangenen Monaten sehr gelitten. Man konnte schon heute sehen, wie wichtig er taktisch für unser Angriffsspiel ist. Gefreut hat mich auch die Leistung von Robert Arrhenius, er wird bis Ende des Monats eine große Hilfe für uns sein.In der zweiten Halbzeit haben wir ein bisschen mehr Fehler gemacht. Burgdorf hat aber auch ganz gut mitgehalten.
[zur Entwicklung von Tobias Reichmann:]
Tobi ist nun die zweite Saison bei uns. Er hatte das Pech, dass er hier verletzt ankam und sich anschließend schwer getan reinzukommen. Dann hatten wir das Glück im Unglück, dass er diesmal die gesamte Vorbereitung durchspielen konnte, weil Christian Sprenger verletzt war. Reichmann hat sich sehr sehr gut entwickelt im Angriff, aber besonders in der Abwehr noch großes Potential nach oben.[zur Verletzung von Christian Zeitz:]
Er ist umgeknickt mit seinem Bein, mit dem er die vergangenen Wochen schon seine Probleme hatte. Ich hoffe, dass er am Mittwoch wieder spielen kann, denn Kim war heute zwar sehr sehr gut für eine Viertelstunde, aber er muss erst langsam mehr Spielanteile bekommen.[über die WM-Chancen von Dominik Klein:
Es wird auf einem sehr hohen Level geklagt, dass es wenig gute deutsche Spieler gibt. In Island wären wir froh, wenn wir so viele hätten. Zum Beispiel auf Linksaußen. Mit Dominik Klein, Torsten Jansen und Uwe Gensheimer stehen Bundestrainer Heiner Brand drei Leute auf höchstem internationalem Niveau zur Verfügung. Wenn ich wählen sollte? Nicht so einfach. Gensheimer ist im Angriff sehr stark, Jansen in Angriff und Abwehr, Dominik kann überall spielen, ist vor allem in einer offensiven Abwehr sehr, sehr stark. Ich hoffe, dass er von Heiner das Vertrauen für die WM bekommt.
Wir hatten eine schwierige Woche nach dem Spiel in Magdeburg. Aber wir haben die dortigen Erlebnisse hervorragend verarbeitet und einen eindeutig positiven Trend gezeigt. Wir haben noch wichtige Termine bis Ende des Monats. Mit den Spielen gegen Lübbecke und beim DHC Rheinland kommen nun die zehn Tage der Wahrheit auf uns zu.
Ich hab mich auch sehr gefreut, Kim heute wieder auf der Platte zu sehen. Und auch Robert Arrhenius feierte einen vielversprechenden Einstand. Ein kleiner Wermutstropfen aber ist die Verletzung von Christian Zeitz. Ich hoffe, dass er am Mittwoch zum Pokalspiel in Lübbecke wieder auflaufen kann.
Es war nicht schwer, ins THW-Spiel zu finden, das läuft hier so ähnlich wie in meiner schwedischen Nationalmannschaft. Ich brauche diese Spiele, um nach meiner Verletzung bei der WM meine volle Leistung bringen zu können.
Das war der erste Sieg im Dezember, er hätte höher ausfallen müssen, aber nach der Pause fehlte der Druck. In Lübbecke wird's schwieriger, es ist ein K.o.-Spiel.
Wir sind nicht abgeschlachtet worden, trotzdem bin ich ein wenig enttäuscht. Statt einer möglichen Sieben-Tore-Niederlage sind es elf geworden. Das ist schlecht für den Kopf. Ich habe die Auswechslung von Torhüter Meyer nicht verstanden.
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2010:
Aus Schweden waren extra zwei Fernsehteams angereist, sie wollten einen Monat vor Beginn der Heim-WM über Andersson und Arrhenius berichten. Ein lohnenswerter Aufwand. Kim Anderssons Rückkehr ins Team (siehe Bericht unten) gelang vollauf, Arrhenius THW-Debüt machte Appetit auf mehr. Sieben Tore erzielte der 31-jährige Blitztransfer, der Ende Dezember zu seinem Stammclub ins spanische Aragon zurückkehrt. Der Kreisläufer war neben Christian Zeitz sogar bester THW-Schütze, obwohl Trainer Alfred Gislason ihn erst in der 22. Minute für den enttäuschenden Milutin Dragicevic ins Rennen geschickt hatte. "Perfekt", freute sich der Schwede, "ein großes Erlebnis, diese Halle, diese Mannschaft, diese Fans."
Gestern war der Weihnachtsmann beim Handballmeister, die "Zebras" feierten mit Umfeld und Familien ihre traditionelle Bescherung in Molfsee. Bei sehr guter Laune, wie zu hören war. Der Sieg allein dürfte das Stimmungsbarometer nur wenig beeinflusst haben. Zu schwach präsentierten sich die Niedersachen, die neben drei Dauerverletzten krankheitsbedingt auch auf den Ex-Kieler Piotr Przybecki verzichten mussten. Nein, für die neue Kieler Gelassenheit sorgt vor allem die sich entspannende Personalsituation. "Zum ersten Mal in dieser Saison musste ich mich entscheiden, wer auf dem Spielberichtsbogen steht", erklärte Alfred Gislason mit einem Lächeln. Christian Zeitz war wieder fit, Robert Arrhenius stand bereit; so zählte der aktuelle THW-Kader plötzlich 15 Leute. Weil in der Liga nur 14 zugelassen sind, entschied sich Gislason für das Comeback von Kim Andersson. Rechtsaußen Christian Sprenger, immer noch über Schmerzen im Knöchel klagend, nahm auf der Tribüne Platz.
15 Minuten lang stemmte sich Hannover gegen die zu erwartende Niederlage. Dann brachen die Dämme, nach der ersten Kieler Zehn-Tore-Führung (23:13, 32. Minute) drohte ein Debakel. THW-Fehler verhüteten aber Schlimmeres. "Wir haben dem Kieler Druck nicht standhalten können", bilanzierte Trainer Aron Kristjansson, "deswegen ging es für uns bergab."
So gönnte sich THW-Kollege Alfred Gislason, bei engen Spielen stets ein Vulkan an der Seitenlinie, früh einen Ruheplatz auf der Spielerbank. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er einen Zeitz erlebt, der fünf der ersten sechs THW-Tore selbst erzielte, zudem vor Spielfreude sprühte. Außerdem präsentierte sich Rechtsaußen Tobias Reichmann ein weiteres Mal in bestechender Form. Sieben Versuche benötigte der Linkshänder für seine sechs Volltreffer. Die THW-Fans beginnen, ihr 22-jähriges Sprungwunder ins Herz zu schließen. Eine Augenweide ist es, wenn Reichmann steigt, in der Luft verharrt, um sich die Ecke für den Torwurf auszusuchen. Gislasons Augen leuchteten, als er über den jungen Mann sprach. "Tobias hat sich im Angriff sehr gut entwickelt", lobte der Isländer. Entgegengekommen sei ihm allerdings das Verletzungspech von Sprenger. "Deswegen durfte Reichmann die gesamte Vorbereitung durchspielen." Damit Kiels Überflieger nicht abhebt, gab's einen kleinen Dämpfer. "In der Abwehr", so Gislason, "hat Tobias noch großes Potenzial - und zwar nach oben."
Am Mittwoch geht's für die Kieler im Pokal bei TuS N-Lübbecke weiter, ein Fragezeichen steht dann hinter dem Einsatz von Zeitz, der erneut Schmerzen in seinem maladen Knöchel beklagt, mit Eisbeuteln behandelt wurde. Es war der Wermutstropfen im Kieler Freudenbecher. "Wir müssen die ärztliche Untersuchung abwarten", erklärte Osteopath Jan Bock. "Ich hoffe, dass Christian spielen kann", sagte Gislason, "Kim war gut für eine Viertelstunde, braucht aber noch seine Zeit."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2010:
Seine Geduld wird belohnt: Gegen Hannover spürt er endlich wieder das Gänsehautgefühl beim Einlaufen in seine Kieler Arena. In der 15. Minute kommt das Zeichen von Alfred Gislason. Trainingsjacke aus, rein ins Getümmel, zurück ins Rampenlicht. Andersson macht erste vorsichtige Schritte, dann die Explosion nur eine Minute nach der Einwechslung: Der Ball schlägt links unten im TSV-Netz zum 11:7 für Kiel ein, der Schwede ballt seine Faust, stürmt glücklich zur Bank, klatscht mit allen Mitspielern und Betreuern ab. Die Halle kocht, einige Fans erheben sich: Kim Andersson ist zurück.
"Mein Körper hat sich ein bisschen angefühlt wie Spaghetti", bekennt er. "Aber ich war unheimlich froh, der erste Treffer ist wohl eines meiner schönsten Tore überhaupt. Ich werd' ihn in Erinnerung behalten." Ein dickes Dankeschön schickt er an die Fans. Toll, wie großartig sie ihn begrüßt hätten. Kollege Dominik Klein ist ebenfalls froh, seinen Spielkameraden zurück zu haben: "Kim ist wieder zu Haus', und einen ersten tollen Pass habe ich auch bekommen."
Der 28-jährige schwedische Nationalmannschaftskapitän weiß aber auch, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt. Auf "30 bis 40 Prozent" taxiert er seine aktuelle Leistungsfähigkeit. "Die Beine werden sehr schnell müde, auch mental ist es sehr anstrengend." Ob's schon für die WM nächsten Monat in seiner Heimat reicht? Er hoffe es so sehr, aber bis dahin müsse noch viel passieren. "Allerdings", fügt er mit einem Lächeln noch an, "bei den 28 vom Verband gemeldeten Spielern bin ich schon mal dabei."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.12.2010)
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