THW-Logo
22./23.05.2011 - Letzte Aktualisierung: 23.05.2011 Bundesliga

Müder THW zittert sich zum Sieg in Hannover

Bundesliga, 32. Spieltag: 22.05.2011, So., 17.30: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 22:24 (11:11)
Update #2 KN-Bericht, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt ...

Thierry Omeyer knüpfte nahtlos an seine starke Leistung vom Super Globe an.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer knüpfte nahtlos an seine starke Leistung vom Super Globe an.
Mit einem 24:22 (11:11)-Erfolg am Sonntagnachmittag bei der TSV Hannover-Burgdorf hat der THW Kiel am drittletzten Spieltag den zweiten Platz in der TOYOTA Handball-Bundesliga verteidigt. Gegen den Tabellen-Vierzehnten tat sich der frischgebackene Vereins-Weltmeister in der nicht ganz ausverkauften AWD-Hall aber aufgrund einer lange Zeit schwachen Angriffsleistung sehr schwer und lag nach 37 Minuten sogar mit 11:14 zurück. In dieser Phase übernahm Momir Ilic die Initiative, erzielte vier Treffer gegen Hannovers starken Torhüter Nenad Puljezevic und führte die "Zebras" doch noch auf die Siegerstraße. Beste Torschützen der Partie waren Marcus Ahlm mit sechs und TSV-Spielmacher Morten Olsen mit sieben Treffern.
Beide Mannschaften traten mit breiter Brust und breitem Kader an: Während der THW, bei dem lediglich Christian Zeitz aufgrund von Magen-Darm-Problemen nicht vollends bei Kräften war, beim "Lufthansa Final Four" in Hamburg sowie beim "Super Globe" in Doha zuletzt auf den gewohnten Erfolgsweg zurück gekehrt war, hatten die Burgdorfer nach zuletzt 7:1 Heimpunkten bereits in der vergangenen Woche den Klassenerhalt in der TOYOTA Handball-Bundesliga perfekt gemacht und konnten vor
Kim Andersson war zweimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson war zweimal erfolgreich.
der Saison-Rekordkulisse von rund 4.200 Zuschauern in der AWD-Hall frei aufspielen. Durch einen Strafwurf von Lehnhoff gingen die Niedersachsen auch mit 1:0 in Führung, doch alsbald übernahm der THW Kiel die Kontrolle. Besonders die 3:2:1-Abwehr der "Zebras" mit Filip Jicha an der Spitze machte den Hannoveranern das Handballleben schwer, so dass der deutsche Rekordmeister trotz der ersten Paraden Puljezevics gegen Jicha und Andersson durch Klein, Ahlm und einen Gegenstoß Sprengers nach sechs Minuten mit 3:1 in Front lag. Bei den Hannoveranern versuchte sich insbesondere Piotr Przybecki, doch der polnische Rückraumspieler hatte einfach kein Wurfglück.

Filip Jicha legte mit zwei starken Einzelaktionen zum 5:3 nach, und nachdem Omeyer einen Gegenstoß und einen Wurf Olsens entschärfte und Klein und Ahlm das Ergebnis in der 15. Minute auf 7:3 schraubten, nahm TSV-Trainer Christopher Nordmeyer seine Auszeit. Eine Zeitstrafe gegen Sprenger nach dessen harten Einsatz gegen Jurdsz brachte die Gastgeber dann zurück in die Partie, in Überzahl trafen Johannsen und Lehnhoff von außen zum 5:7. Dennoch schienen die Kieler, bei denen Ilic und Kubes früh die Jicha-Rolle übernahmen und nun auch Zeitz für Andersson im rechten Rückraum agierte, das Spiel weiter im Griff zu haben: Der Linkshänder traf zum 8:5 selbst und bediente wenig später Marcus Ahlm, der das 9:6 markierte.

Christian Zeitz erzielte ebenfalls zwei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz erzielte ebenfalls zwei Treffer.
Doch nun vergaben die "Zebras" noch mehr Chancen: Zeitz warf Puljezevic warm, Sprenger traf nur den Innenpfosten und auch Klein scheiterte. Die Gastgeber verkürzten durch den ersten Rückraumtreffer zum 7:9 durch Jurdsz sowie durch Olsen sogar zum 8:9. Die Kieler, die bei tropischen Temperaturen in der AWD-Hall sichtliche Probleme mit dem offenbar nicht gut aufgepumpten Spielgerät hatten, erlaubten sich weitere Schwächen im Aufbauspiel, Jicha und Andersson brachten ihre Mannschaft dennoch bis zum 11:9 auf Kurs. Jedoch hatte die TSV mittlerweile Lunte gerochen, Hohenberg verkürzte, und nachdem Jicha über das Tor warf, gelang Morten Olsen mit einem tollen Unterarmgeschoss mit dem Pausenpfiff gar noch der Ausgleich.

Nach dem Seitenwechsel kehrte endlich wieder spielerische Linie ein bei den "Zebras" - allerdings vergaßen sie dabei das Torewerfen. Christian Sprenger scheiterte am jetzt unüberwindbaren Puljezevic ebenso wie Daniel Narcisse und gleich mehrfach Dominik Klein. So ging Hannover durch den einzigen Treffer Przybeckis und den immer mehr aufdrehenden Morten Olsen mit 13:11 in Führung. Selbst in Überzahl - Rydergard hatte nach Foul an Ahlm seine zweite Zeitstrafe erhalten - und mit neuem Personal (Zeitz, Palmarsson und Lundström) wollte den Kielern kein Treffer gelingen. Kurios die Szene in der 36. Spielminute: Nenad Puljezevic parierte einen harten Wurf von Christian Zeitz, ließ ihn aber nach vorne zu Marcus Ahlm abtropfen, doch auch dieser konnte den im Tor sitzenden Ungarn nicht überwinden. Stattdessen erhöhten die Niedersachsen gegen die insgesamt gut eingestellte 6:0-Deckung der Kieler durch einen weiteren Schlagwurf Olsens gar auf 14:11. Die Zuschauer in der AWD-Hall und auch die Gastgeber wähnten sich langsam auf dem Weg zur Sensation.

Filip Jicha erzielte vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha erzielte vier Treffer.
Nachdem auch Jicha noch zweimal scheiterte, leitete Aron Palmarsson mit einem klasse Anspiel auf Marcus Ahlm nach über acht Minuten endlich den ersten Kieler Treffer in der zweiten Halbzeit ein. Hannover blieb aber cool und antwortete postwendend durch Svavarsson. Eine wichtige Szene hatte dann Christian Zeitz, der im Durchbruch nicht nur auf 13:15 verkürzte, sondern auch eine Zeitstrafe gegen Fauteck dabei herausholte. Nachdem Omeyer gegen Buschmann parierte, traf Ilic per zweiter Welle zum 14:15-Anschlusstreffer. Hannover legte durch Olsen weiter nach zum 16:14, doch Lundström und der nun aufdrehende Ilic schafften nach 42 Minuten den Ausgleich zum 16:16. Noch einmal ging Hannover nach einer Puljezevic-Parade gegen Zeitz durch Fauteck in Führung, doch wieder war Ilic zur Stelle - 17:17. Svavarsson holte auf der Gegenseite einen Siebenmeter heraus, den Lehnhoff aber an den Pfosten drehte. Momir Ilic machte es wenig später besser, mit seinem vierten Treffer binnen sechs Minuten brachte der serbische Nationalspieler den THW erstmals im zweiten Durchgang in Führung.

Die Sicherheit kehrte zu den Kielern zurück: Der starke Thierry Omeyer parierte gegen Olsen, und Ilic bediente Ahlm zum 19:17. Als Omeyer dann auch noch einen Gegenstoß Johannsens abwehrte und einen weiten Gegenstoßpass regelgerecht abfing, Andersson das 20:17 markierte und Lundström nach einer Puljezevic-Parade in den Kreis hechtete und den Ball zum 21:17 versenkte, war der THW sieben Minuten vor Schluss plötzlich wieder deutlich vorne. Doch ein Duseltreffer Olsens - sein Wurf prallte vom Innenpfosten gegen den Rücken Omeyers - beendete die neunminütige Torflaute der Gastgeber, die sich nach dem 22:18 Jichas noch einmal zu einem famosen Schlussspurt aufrafften: Olsen und Hallgrimsson verkürzten, und nachdem Andersson bei angezeigtem Zeitspiel an Puljezevic scheiterte und Jurdsz zwei Minuten vor Schluss der 21:22-Anschluss gelang, war zumindest ein Punkt für die wacker kämpfenden Gastgeber wieder in Reichweite. Auch der Treffer Ahlms zum 23:21 65 Sekunden vor der Sirene brachte noch keine Sicherheit, da Momir Ilic wenige Sekunden darauf eine Zeitstrafe bekam. Erst als Thierry Omeyer einen weiteren Wurf Olsens festhielt und Aron Palmarsson sich durch die offensive Deckung der Gastgeber zum 24:21 durchtankte, waren die beiden wichtigen Punkte auf dem Weg zur direkten Champions-League-Qualifikation unter Dach und Fach.

Die müden Kieler haben - nach fünf Spielen in acht Tagen - nun zehn Tage Zeit, ihre Akkus für die letzten beiden Ligaspiele wieder aufzuladen. Am Mittwoch, den 1. Juni geht es dann in den Dortmunder Westfalenhallen gegen den frisch gekürten Europapokalsieger VfL Gummersbach.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war heute nicht einfach, aber das wusste ich schon vorher. Ich habe das letzte Spiel von Hannover gegen Magdeburg gesehen und wusste, dass wir heute gut spielen müssen. Das wollten wir auch, nur ist uns dies nicht gelungen. Erst nach dem 14:11 haben wir angefangen, gut zu spielen. Aber man darf nicht vergessen, dass das unser fünftes Spiel innerhalb von acht Tagen war, hinzu kommen noch die Reisestrapazen. Daher hatte heute die Frische gefehlt. Deshalb auch ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, besonders an Titi, der überragend gehalten hat. Letztendlich haben wir aufgrund der letzten Viertelstunde auch verdient gewonnen.

[auf die Frage, ob es schwer war, nach dem Spiel gegen Ciudad Real den Schalter umzulegen:]
Nein, denn die Bundesliga ist die stärkste der Welt, und wir haben ja auch letzte Saison hier lange zurückgelegen. Wir haben auch nicht nur gegen Ciudad Real gespielt, sondern auch gegen Al-Sad, was fast die Mannschaft von Valladolid war, und gegen die brasilianische Nationalmannschaft, hinzu kommen noch zwölf Stunden Reisezeit. Das Spiel heute war extrem wichtig für uns, wir haben uns genau so gründlich wie gegen den HSV Hamburg vorbereitet. Deshalb bin ich auch glücklich, dass wir gewonnen haben, noch einmal Kompliment an die Mannschaft.

[auf die Frage, ob der Spaß am Spiel fehlte:]
Nein, uns hat vielmehr die Frische gefehlt. Filip Jicha hat sich nach acht Minuten selbst ausgewechselt, weil er ziemlich kaputt war. In Katar waren es 40 Grad im Schatten, hier in der Halle war es heute aber deutlich wärmer.

TSV-Trainer Christopher Nordmeyer:
Es war ein verdienter Sieg des THW gegen uns. Ich bin mit unserem Abwehrspiel sehr zufrieden, denn wir haben nur 24 Tore in 60 Minuten kassiert. Nenad Puljezevic hat in Zusammenarbeit mit der Abwehr viel bewegt. Nach 35 Minuten hatten wir gedacht, ob es vielleicht möglich wäre, den einen oder anderen Punkt zu holen, aber der THW hat viel mehr Wechselmöglichkeiten als wir. Aber die TSV ist auf einem guten Weg, wir werden weiter arbeiten.

[zur Schiedsrichterleistung:]
Die Schiedsrichter haben nicht das Spiel entschieden. Aber das ist kein Thema für uns. Wir machen unsere Arbeit und sie machen ihre.

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber Sport1:
Wir haben eine harte Woche hinter uns, waren beim "Super Globe" in Katar, sind gerade erst nach Hause gekommen und hatten heute natürlich ein schweres Spiel vor uns. Wir haben uns eigentlich ganz gut vorbereiten können, aber die Halle war super, die Zuschauer waren toll und Hannover hat super gekämpft. Es war ein umkämpftes Spiel, das wir am Ende doch gewinnen konnten.

[zur Leistung von Nenad Puljezevic:]
Er hat auf jeden Fall überragend gehalten heute, aber unser Thierry war auch super. Ich denke, die beiden Torhüter waren vielleicht die besten Spieler auf dem Feld heute.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Das soll keine Ausrede sein, aber mit diesem Ball hätte man Futsal (eine Form des Hallenfußballs, Anm. d. Red.) spielen können, aber nicht Handball. Ich habe kein Verständnis dafür, dass Schiedsrichter und Kampfgericht das nicht gesehen haben. Dann können wir künftig die Spiele auch selbst leiten.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Ich hatte in der ersten Halbzeit auch Probleme, danach habe ich gesagt, dass ich jetzt richtig Gas geben muss. Das hat gut geklappt. Wir haben nach der Pause disziplinierter gespielt. Leicht war es nicht, nach der Katar-Reise den Schalter umzulegen.
TSV-Spielmacher Morten Olsen gegenüber den KN:
[zu Omeyer:]
Wir dachten alle, er würde eine Rote Karte bekommen. Er hat Lehnhoff berührt, die Regeln sind für diesen Fall eindeutig. Ohne ihn, der überragend war, läuft das Spiel in den letzten zehn Minuten vielleicht anders. Allerdings - wir haben knapp gegen Kiel verloren, darüber können wir uns freuen.

32. Spieltag: 22.05.11, So., 17.30: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 22:24 (11:11)

Logo TSV Hannover-Burgdorf:
Meyer (n.e.), Puljezevic (1.-60., 21/1 Paraden); Johannsen (2), Hallgrimsson (1), Sveinsson, Jurdzs (2), Buschmann, Lehnhoff (2/1), Hohenberg (1), Rydergard, Przybecki (1), Fauteck (2), Svavarsson (4), Olsen (7); Trainer: Nordmeyer
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 17/1 Paraden), Palicka (n.e.); Andersson (2), Lundström (2), Dragicevic (n.e.), Sprenger (1), Ahlm (6), Kubes, Zeitz (2), Palmarsson (1), Narcisse, Ilic (4/1), Klein (2), Jicha (4); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Ronny Dedens / Nico Geckert
Zeitstrafen:
TSV: 3 (2x Rydergard (22., 36.), Fauteck (39.));
THW: 2 (Sprenger (16.), Ilic (60.))
Siebenmeter:
TSV: 3/1 (Omeyer hält Lehnhoff (23.), Lehnhoff gegen den Pfosten (45.));
THW: 2/1 (Puljezevic hält Jicha (7.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:3 (6.), 2:3, 2:4, 3:4 (10.), 3:7 (15.), 5:7, 5:8, 6:8, 6:9 (19.), 8:9 (25.), 8:10, 9:10, 9:11, 11:11;
2. Hz.: 14:11 (37.), 14:12, 15:12, 15:14 (40.), 16:14, 16:16, 17:16 (44.), 17:21 (53.), 18:21, 18:22, 21:22 (58.), 21:24, 22:24.
Zuschauer:
4.195 (AWD-Hall, Hannover)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2011:

Wüstensand im THW-Getriebe

Omeyers Paraden bewahrten "Zebras" beim 24:22 in Hannover vor einer Pleite
Hannover. Der THW Kiel hat sich mit einem mühsamen 24:22 (11:11)-Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf die Chance erhalten, die Saison in der Handball-Bundesliga versöhnlich zu beenden. Dank eines überragenden Thierry Omeyer bogen die "Zebras" am Ende einen Drei-Tore-Rückstand um.

Dabei sahen die "Zebras" schnell wie Sieger aus. Sie führten 7:3, standen in der Deckung sicher, gefielen im Angriff - die Strapazen der Vereins-WM in Katar schienen vergessen. Gut für Kiel, dass Omeyer einen guten Tag erwischte. So scheiterte Piotr Przybecki in den ersten sieben Minuten viermal an ihm. Nicht viel besser erging es seinen Kollegen im Rückraum, die gegen die 3:2:1-Abwehr ratlos wirkten.

Christopher Nordmeyer, Gymnasiallehrer und Übungsleiter der TSV in Personalunion, hatte zuletzt die Hirnhälften seiner Spieler trainieren lassen. Sie sollten lernen, die Konsequenzen ihrer Aktionen auszublenden, um sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren. Seinen Rückraumspielern, so sah es zunächst aus, war dabei keine Erleuchtung gekommen.

Mit zunehmender Spieldauer gaben die Gäste aber das Zepter aus der Hand, wirkten im Angriff fahrig, scheiterten am bärenförmigen Torhüter Nenad Puljezevic. Der gebürtige Serbe hatte sich einst entschieden, ein Ungar zu werden, weil es seine Chancen erhöhte, an großen Turnieren teilnehmen zu dürfen. Eines wie die Weltmeisterschaft 2007, die er in der Ostseehalle erlebte. In einem untrainierten Zustand. Erst Uwe Brandenburg, Physiotherapeut der "Zebras", hatte ihn in eine spielfähige Form massiert. Offenbar hat der 38-Jährige sich die Übungen gemerkt.

Der Schlussmann profitierte auch davon, dass die Kieler nicht nur mit sich haderten. Auch der Ball war nicht ihr Freund, es fehlte ihm Luft, er ließ sich schlecht prellen. Besonders Filip Jicha konnte sich kaum beruhigen, diskutierte mit dem Kampfgericht, doch der Ball blieb, wie er war - zu platt.

Bis zur Pause, eine Zeitspanne von 15 Minuten, warfen die Gäste nur vier Tore und die Hannoveraner robbten sich heran. Es war bis unter das Dach der mit 4195 Zuschauern gefüllten AWD-Hall zu spüren, wie sehr der Wüstensand sich doch in das feine Räderwerk eingenistet hatte. Als Morten Olsen, ein Rückraumspieler (!), mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit zum 11:11 traf, glaubte das Publikum an den ersten Sieg gegen die Übermächtigen. Bange Blicke dagegen bei den 150 Kieler Fans, die von den Aufsichtsratsmitgliedern Reinhard Ziegenbein und Klaus Elwardt im Bus begleitet worden waren. Gemeinschaft und Getränke, von Verein und Team spendiert, machten den Ausflug zu einem lustigen - zunächst.

Als nach Wiederbeginn Przybecki im sechsten Anlauf traf, schienen sich Befürchtungen zu bewahrheiten, mit der Teilnahme am Super Globe das Minimalziel gefährdet zu haben. Eine Niederlage in Hannover, das war klar, würde sich der THW im Wettlauf um einen der drei Plätze für die Champions League nicht leisten können. Doch in der 38. Minute sah alles danach aus. Hannover führte, trotz neuer Luft im Ball, mit 14:11 und Puljezevic wurde immer größer. Neben Momir Ilic, der mit vier Toren die wackelnden Kieler wieder ins Gleis setzte, war es vor allem Omeyer, der den Karren aus dem Sand zog. Bei einer 19:17-Führung parierte er gegen Torge Johannsen, dann warf er sich außerhalb des Wurfkreises in einen Angriff, um einen Puljezevic-Pass abzufangen. Er fing und entging einer Roten Karte, die das Regelwerk für derartige Ausflüge mit Körperkontakt des Gegners vorschreibt. Kim Andersson sorgte hernach für die erste Vier-Tore-Führung (21:17), die müde Kieler ins Ziel retteten.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2011)


(22./23.05.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite