22./23.05.2011 - Letzte Aktualisierung: 23.05.2011 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht, Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt ... |
Thierry Omeyer knüpfte nahtlos
an seine starke Leistung vom Super Globe an.
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Susanne Schauer |
Kim Andersson war zweimal erfolgreich.
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Filip Jicha legte mit zwei starken Einzelaktionen zum 5:3 nach, und nachdem Omeyer einen Gegenstoß und einen Wurf Olsens entschärfte und Klein und Ahlm das Ergebnis in der 15. Minute auf 7:3 schraubten, nahm TSV-Trainer Christopher Nordmeyer seine Auszeit. Eine Zeitstrafe gegen Sprenger nach dessen harten Einsatz gegen Jurdsz brachte die Gastgeber dann zurück in die Partie, in Überzahl trafen Johannsen und Lehnhoff von außen zum 5:7. Dennoch schienen die Kieler, bei denen Ilic und Kubes früh die Jicha-Rolle übernahmen und nun auch Zeitz für Andersson im rechten Rückraum agierte, das Spiel weiter im Griff zu haben: Der Linkshänder traf zum 8:5 selbst und bediente wenig später Marcus Ahlm, der das 9:6 markierte.
Christian Zeitz erzielte ebenfalls
zwei Treffer.
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Nach dem Seitenwechsel kehrte endlich wieder spielerische Linie ein bei den "Zebras" - allerdings vergaßen sie dabei das Torewerfen. Christian Sprenger scheiterte am jetzt unüberwindbaren Puljezevic ebenso wie Daniel Narcisse und gleich mehrfach Dominik Klein. So ging Hannover durch den einzigen Treffer Przybeckis und den immer mehr aufdrehenden Morten Olsen mit 13:11 in Führung. Selbst in Überzahl - Rydergard hatte nach Foul an Ahlm seine zweite Zeitstrafe erhalten - und mit neuem Personal (Zeitz, Palmarsson und Lundström) wollte den Kielern kein Treffer gelingen. Kurios die Szene in der 36. Spielminute: Nenad Puljezevic parierte einen harten Wurf von Christian Zeitz, ließ ihn aber nach vorne zu Marcus Ahlm abtropfen, doch auch dieser konnte den im Tor sitzenden Ungarn nicht überwinden. Stattdessen erhöhten die Niedersachsen gegen die insgesamt gut eingestellte 6:0-Deckung der Kieler durch einen weiteren Schlagwurf Olsens gar auf 14:11. Die Zuschauer in der AWD-Hall und auch die Gastgeber wähnten sich langsam auf dem Weg zur Sensation.
Filip Jicha erzielte vier Treffer.
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Die Sicherheit kehrte zu den Kielern zurück: Der starke Thierry Omeyer parierte gegen Olsen, und Ilic bediente Ahlm zum 19:17. Als Omeyer dann auch noch einen Gegenstoß Johannsens abwehrte und einen weiten Gegenstoßpass regelgerecht abfing, Andersson das 20:17 markierte und Lundström nach einer Puljezevic-Parade in den Kreis hechtete und den Ball zum 21:17 versenkte, war der THW sieben Minuten vor Schluss plötzlich wieder deutlich vorne. Doch ein Duseltreffer Olsens - sein Wurf prallte vom Innenpfosten gegen den Rücken Omeyers - beendete die neunminütige Torflaute der Gastgeber, die sich nach dem 22:18 Jichas noch einmal zu einem famosen Schlussspurt aufrafften: Olsen und Hallgrimsson verkürzten, und nachdem Andersson bei angezeigtem Zeitspiel an Puljezevic scheiterte und Jurdsz zwei Minuten vor Schluss der 21:22-Anschluss gelang, war zumindest ein Punkt für die wacker kämpfenden Gastgeber wieder in Reichweite. Auch der Treffer Ahlms zum 23:21 65 Sekunden vor der Sirene brachte noch keine Sicherheit, da Momir Ilic wenige Sekunden darauf eine Zeitstrafe bekam. Erst als Thierry Omeyer einen weiteren Wurf Olsens festhielt und Aron Palmarsson sich durch die offensive Deckung der Gastgeber zum 24:21 durchtankte, waren die beiden wichtigen Punkte auf dem Weg zur direkten Champions-League-Qualifikation unter Dach und Fach.
Die müden Kieler haben - nach fünf Spielen in acht Tagen - nun zehn Tage Zeit, ihre Akkus für die letzten beiden Ligaspiele wieder aufzuladen. Am Mittwoch, den 1. Juni geht es dann in den Dortmunder Westfalenhallen gegen den frisch gekürten Europapokalsieger VfL Gummersbach.
(Sascha Krokowski)
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Es war heute nicht einfach, aber das wusste ich schon vorher. Ich habe das letzte Spiel von Hannover gegen Magdeburg gesehen und wusste, dass wir heute gut spielen müssen. Das wollten wir auch, nur ist uns dies nicht gelungen. Erst nach dem 14:11 haben wir angefangen, gut zu spielen. Aber man darf nicht vergessen, dass das unser fünftes Spiel innerhalb von acht Tagen war, hinzu kommen noch die Reisestrapazen. Daher hatte heute die Frische gefehlt. Deshalb auch ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, besonders an Titi, der überragend gehalten hat. Letztendlich haben wir aufgrund der letzten Viertelstunde auch verdient gewonnen.[auf die Frage, ob es schwer war, nach dem Spiel gegen Ciudad Real den Schalter umzulegen:]
Nein, denn die Bundesliga ist die stärkste der Welt, und wir haben ja auch letzte Saison hier lange zurückgelegen. Wir haben auch nicht nur gegen Ciudad Real gespielt, sondern auch gegen Al-Sad, was fast die Mannschaft von Valladolid war, und gegen die brasilianische Nationalmannschaft, hinzu kommen noch zwölf Stunden Reisezeit. Das Spiel heute war extrem wichtig für uns, wir haben uns genau so gründlich wie gegen den HSV Hamburg vorbereitet. Deshalb bin ich auch glücklich, dass wir gewonnen haben, noch einmal Kompliment an die Mannschaft.[auf die Frage, ob der Spaß am Spiel fehlte:]
Nein, uns hat vielmehr die Frische gefehlt. Filip Jicha hat sich nach acht Minuten selbst ausgewechselt, weil er ziemlich kaputt war. In Katar waren es 40 Grad im Schatten, hier in der Halle war es heute aber deutlich wärmer.
Es war ein verdienter Sieg des THW gegen uns. Ich bin mit unserem Abwehrspiel sehr zufrieden, denn wir haben nur 24 Tore in 60 Minuten kassiert. Nenad Puljezevic hat in Zusammenarbeit mit der Abwehr viel bewegt. Nach 35 Minuten hatten wir gedacht, ob es vielleicht möglich wäre, den einen oder anderen Punkt zu holen, aber der THW hat viel mehr Wechselmöglichkeiten als wir. Aber die TSV ist auf einem guten Weg, wir werden weiter arbeiten.[zur Schiedsrichterleistung:]
Die Schiedsrichter haben nicht das Spiel entschieden. Aber das ist kein Thema für uns. Wir machen unsere Arbeit und sie machen ihre.
Wir haben eine harte Woche hinter uns, waren beim "Super Globe" in Katar, sind gerade erst nach Hause gekommen und hatten heute natürlich ein schweres Spiel vor uns. Wir haben uns eigentlich ganz gut vorbereiten können, aber die Halle war super, die Zuschauer waren toll und Hannover hat super gekämpft. Es war ein umkämpftes Spiel, das wir am Ende doch gewinnen konnten.[zur Leistung von Nenad Puljezevic:]
Er hat auf jeden Fall überragend gehalten heute, aber unser Thierry war auch super. Ich denke, die beiden Torhüter waren vielleicht die besten Spieler auf dem Feld heute.
Das soll keine Ausrede sein, aber mit diesem Ball hätte man Futsal (eine Form des Hallenfußballs, Anm. d. Red.) spielen können, aber nicht Handball. Ich habe kein Verständnis dafür, dass Schiedsrichter und Kampfgericht das nicht gesehen haben. Dann können wir künftig die Spiele auch selbst leiten.
Ich hatte in der ersten Halbzeit auch Probleme, danach habe ich gesagt, dass ich jetzt richtig Gas geben muss. Das hat gut geklappt. Wir haben nach der Pause disziplinierter gespielt. Leicht war es nicht, nach der Katar-Reise den Schalter umzulegen.
[zu Omeyer:]
Wir dachten alle, er würde eine Rote Karte bekommen. Er hat Lehnhoff berührt, die Regeln sind für diesen Fall eindeutig. Ohne ihn, der überragend war, läuft das Spiel in den letzten zehn Minuten vielleicht anders. Allerdings - wir haben knapp gegen Kiel verloren, darüber können wir uns freuen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2011:
Dabei sahen die "Zebras" schnell wie Sieger aus. Sie führten 7:3, standen in der Deckung sicher, gefielen im Angriff - die Strapazen der Vereins-WM in Katar schienen vergessen. Gut für Kiel, dass Omeyer einen guten Tag erwischte. So scheiterte Piotr Przybecki in den ersten sieben Minuten viermal an ihm. Nicht viel besser erging es seinen Kollegen im Rückraum, die gegen die 3:2:1-Abwehr ratlos wirkten.
Christopher Nordmeyer, Gymnasiallehrer und Übungsleiter der TSV in Personalunion, hatte zuletzt die Hirnhälften seiner Spieler trainieren lassen. Sie sollten lernen, die Konsequenzen ihrer Aktionen auszublenden, um sich ganz auf die Aufgabe zu konzentrieren. Seinen Rückraumspielern, so sah es zunächst aus, war dabei keine Erleuchtung gekommen.
Mit zunehmender Spieldauer gaben die Gäste aber das Zepter aus der Hand, wirkten im Angriff fahrig, scheiterten am bärenförmigen Torhüter Nenad Puljezevic. Der gebürtige Serbe hatte sich einst entschieden, ein Ungar zu werden, weil es seine Chancen erhöhte, an großen Turnieren teilnehmen zu dürfen. Eines wie die Weltmeisterschaft 2007, die er in der Ostseehalle erlebte. In einem untrainierten Zustand. Erst Uwe Brandenburg, Physiotherapeut der "Zebras", hatte ihn in eine spielfähige Form massiert. Offenbar hat der 38-Jährige sich die Übungen gemerkt.
Der Schlussmann profitierte auch davon, dass die Kieler nicht nur mit sich haderten. Auch der Ball war nicht ihr Freund, es fehlte ihm Luft, er ließ sich schlecht prellen. Besonders Filip Jicha konnte sich kaum beruhigen, diskutierte mit dem Kampfgericht, doch der Ball blieb, wie er war - zu platt.
Bis zur Pause, eine Zeitspanne von 15 Minuten, warfen die Gäste nur vier Tore und die Hannoveraner robbten sich heran. Es war bis unter das Dach der mit 4195 Zuschauern gefüllten AWD-Hall zu spüren, wie sehr der Wüstensand sich doch in das feine Räderwerk eingenistet hatte. Als Morten Olsen, ein Rückraumspieler (!), mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit zum 11:11 traf, glaubte das Publikum an den ersten Sieg gegen die Übermächtigen. Bange Blicke dagegen bei den 150 Kieler Fans, die von den Aufsichtsratsmitgliedern Reinhard Ziegenbein und Klaus Elwardt im Bus begleitet worden waren. Gemeinschaft und Getränke, von Verein und Team spendiert, machten den Ausflug zu einem lustigen - zunächst.
Als nach Wiederbeginn Przybecki im sechsten Anlauf traf, schienen sich Befürchtungen zu bewahrheiten, mit der Teilnahme am Super Globe das Minimalziel gefährdet zu haben. Eine Niederlage in Hannover, das war klar, würde sich der THW im Wettlauf um einen der drei Plätze für die Champions League nicht leisten können. Doch in der 38. Minute sah alles danach aus. Hannover führte, trotz neuer Luft im Ball, mit 14:11 und Puljezevic wurde immer größer. Neben Momir Ilic, der mit vier Toren die wackelnden Kieler wieder ins Gleis setzte, war es vor allem Omeyer, der den Karren aus dem Sand zog. Bei einer 19:17-Führung parierte er gegen Torge Johannsen, dann warf er sich außerhalb des Wurfkreises in einen Angriff, um einen Puljezevic-Pass abzufangen. Er fing und entging einer Roten Karte, die das Regelwerk für derartige Ausflüge mit Körperkontakt des Gegners vorschreibt. Kim Andersson sorgte hernach für die erste Vier-Tore-Führung (21:17), die müde Kieler ins Ziel retteten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2011)
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