20./21.05.2011 - Letzte Aktualisierung: 21.05.2011 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt... |
Das Team der TSV Hannover-Burgdorf.
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Seit Mitte Februar der neue Coach Hannovers:
Christopher Nordmeyer.
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Dabei schien sich die alte Weisheit, das zweite Jahr sei für einen Aufsteiger das deutlich schwierigere, lange Zeit zu bewahrheiten. Noch Mitte Februar - die TSV hatte gerade mit 27:34 in Hamburg verloren und damit die fünfte Pleite in Folge kassiert - lag der Verein mit gerade einmal neun Pluszählern auf dem vorletzten Tabellenrang. Lediglich zu Saisonbeginn in Melsungen (27:24), überraschend gegen den VfL Gummersbach (30:29), im November
Torge Johannsen erzielte bislang 113 Saisontreffer.
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Da die Vereinsführung laut Geschäftsführer Ulrich Karos den Eindruck hatte, "dass das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer gestört sei", übernahm mit Christopher Nordmeyer ein unbeschriebenes Blatt das Traineramt. Der 43-Jährige spielte insgesamt 20 Jahre für die Burgdorfer und war zuletzt als Trainer beim Frauen-Drittligisten Wacker Osterwald tätig. "Wir wissen um seinen Handballverstand. Er kennt die Mannschaft und wir sind fest davon überzeugt, dass er die Truppe so motivieren kann, dass wir den Klassenerhalt schaffen", betonte TSV-Geschäftsführer Ulrich Karos bei Nordmeyers Vorstellung.
Der dänische Spielmacher Morten Olsen kommt auf bislang 114/14 Treffer.
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Als dann auch noch die HSG Ahlen-Hamm mit 28:23 geschlagen wurde, konnten spätestens an diesem 21. April die Planungen für die nächste Saison gestartet werden (siehe auch Gegnerkurve Hannover). Die Verträge von Linkshänder Jan-Fiete Buschmann, Abwehrchef Gustav Rydergard (beide bis 2013) Kult-Torhüter Nenad Puljezevic und Ex-"Zebra" Piotr Przybecki (beide bis 2012) wurden verlängert. "Ich freue mich, das Projekt Bundesliga-Handball in Hannover auch in der nächsten Saison begleiten zu können und möchte der TSV helfen, Burgdorf in der Liga weiter zu etablieren", so der inzwischen 38-jährige Pole, der von 2001 bis 2004 das Kieler Trikot trug. Mit Kreisläüfer Mario Clößner von der HSG Ahlen-Hamm steht auch schon der erste Neuzugang fest, der 27-Jährige unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Linksaußen und Siebenmeterspezialist Lars Lehnhoff ist mit
bislang 119/51 bester Schütze seiner Mannschaft.
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Gegen den THW Kiel, der voraussichtlich in Bestbesetzung antreten kann, muss Nordmeyer zudem wie zuletzt auf Kapitän Jon Jonsson (Knorpelschaden im Knie) und den damaligen Aufstiegshelden Jacek Bedzikowski (Meniskus) verzichten. Die "Zebras" sollten aber gewarnt sein, denn auch in der vergangenen Spielzeit taten sie sich beim 32:25-Erfolg lange Zeit schwer in der AWD-Hall: Die Gastgeber führten nach 27 Minuten mit 15:12, ehe der THW den Spielstand zur Pause noch egalisierte und nach dem Seitenwechsel davonzog. Das Hinspiel dieser Saison am 11. Dezember - es war der Einstand von Blitz-Verpflichtung Robert Arrhenius und das Comeback von Kim Andersson gewannen die "Zebras" hingegen souverän mit 37:26 (siehe auch Gegnerdaten Hannover).
Die Schiedsrichter am Sonntag in der AWD-Hall sind Ronny Dedens und Nico Geckert.
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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Aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2011:
Seit dem Remis gegen den SC Magdeburg (24:24) steht der Klassenerhalt nun bereits drei Spieltage vor dem Saisonende fest, und Christopher Nordmeyer wirkt, als würde ihn das nicht überraschen. Es ist Donnerstag, 13 Uhr, als er auf eine SMS und die Frage, wann die Kieler Nachrichten ihn am wenigsten stören würden, zurückruft. "Jetzt", sagt der 43-Jährige, der jenseits der Halle als Gymnasiallehrer Deutsch und Sport unterrichtet.
Nordmeyer legt die Abiturarbeiten zum Thema "Wissen und Verantwortung" zur Seite und denkt nicht lange darüber nach, warum eine damals so verunsicherte Mannschaft mit ihm eine beeindruckende Bilanz von 9:9 Punkten vorweisen kann und sogar in Göppingen siegen konnte. "Ich habe ein Team übernommen, das in einem guten körperlichen Zustand war", sagt Nordmeyer, der als Rechtsaußen mit dem TSV vor knapp zwei Jahren in die Bundesliga aufstieg. "Vieles, was Aron gemacht hat, war gut. Er war ein absoluter Fachmann." Sein Vorgänger, ein 39-jähriger Isländer, hätte aus anderen Gründen gehen müssen. Die vielen Verletzungen hätten den TSV, der auch gegen Kiel auf Abwehrchef Jacek Bedzikowski und Mittelmann Hannes Jonsson verzichten muss, hart getroffen. Die Ergebnisse seien ausgeblieben, die Verunsicherung gewachsen, die Medien hätten am Trainerstuhl gesägt. Unter diesen Vorzeichen hätte Kristjansson keine Konstanz in seine Arbeit bekommen können.
Als Nordmeyer gefragt wurde, zögerte er nicht. "Ich habe immer auf diese Chance gewartet", sagt der zweifache Familienvater, der seit acht Jahren eine A-Lizenz besitzt. "Mein Lebensmittelpunkt ist Hannover, woanders wollte ich nicht hin." Seine erste Aufgabe wäre gewesen, die Mannschaft auf ein Ziel einzuschwören. "Ich war davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen können. Deshalb habe ich Platz 14 ausgegeben." Um ohne Relegationsspiele in der Liga verbleiben zu können, reicht am letzten Spieltag der 15. Platz. Aber Nordmeyer wollte mehr. Weil er wusste, dass mehr möglich war. "Wissen und Verantwortung" - Thesen, die am Vormittag seine Abiturklasse beschäftigen, wurden nun auch zum Alltag seiner Spieler. Um ihre Gemeinschaft, die Zusammenarbeit, zu stärken, ließ er sie unter anderem mit verbundenen Augen einen Handball suchen und an einer Holzstange ablegen. Nur als Team sei es möglich, diese Aufgabe zu lösen. "Blinde Kuh" - einer der Reize, die Nordmeyer im Training setzt. Die anderen möchte er nicht verraten.
Seine Stunden an der Lutherschule hat er halbiert, den elften Jahrgang an Kollegen abgegeben. "Ich hatte aber das Gefühl, meine Abiturienten nicht im Stich lassen zu können", sagt Nordmeyer, der einen Vertrag bis Juni 2012 unterschrieben hat und sich erst in der kommenden Saison ganz auf den Handball konzentrieren will.
Morgen wird die 4400 Zuschauer fassende AWD-Hall voraussichtlich zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft sein. Auch Nordmeyer freut sich auf das Spiel gegen den Rekordmeister, Erwartungen hat er nicht. "Das Problem daran ist, dass sie enttäuscht werden könnten." Ihn würde es freuen, wenn seiner Mannschaft "einige erfolgreiche Aktionen" gelingen würden. Mit einem angeschlagenen Gegner, der erst am Donnerstag, kurz vor Mitternacht, aus Katar zurückkehrte und nur einmal trainieren konnte, rechnet er nicht. "Jeder, der bei Kiel auf der Bank sitzt, wäre bei mir erste Wahl. Und alle brennen darauf, spielen zu dürfen." Tatsächlich werden die "Zebras" in voller Besetzung anreisen, auch Christian Zeitz (Magen-Darm) wird im Bus sitzen. Er, Nordmeyer, würde sich lediglich ein "vernünftiges" Ergebnis wünschen. Keine Packung, schließlich müsse er am Montag um acht Uhr wieder in die Schule gehen, und Handball sei hier eines der Top-Themen geworden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2011)
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