14./15.05.2010 - Letzte Aktualisierung: 15.05.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Daniel Narcisse musste in Hannover für den Erfolg hoch springen. |
Half seiner Mannschaft bei den Siebenmetern: Filip Jicha. |
Dominik Klein agierte ein wenig glücklos und wurde früh durch Henrik Lundström ersetzt. |
Börge Lund machte in der 3-2-1-Abwehr und auf der Mitte Druck. |
Doch der THW wollte sich damit noch längst nicht abfinden: Palmarsson schnappte sich einen Jonsson-Pass und schickte Lundström auf die Gegenstoßreise zum 13:15, Narcisse bediente 45 Sekunden später den Linksaußen mustergültig, Lundström überwand Meyer zum 14:15, ehe Palmarsson kurz vor der Halbzeitsirene doch noch der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich gelang. Drei Kieler Tore in 90 Sekunden ließen die starken Gastgeber mit gesenkten Köpfen in die Kabine schleichen, während der THW spät, aber nicht zu spät in die Spur gefunden hatte.
Die zweite Hälfte begann der THW wieder mit Omeyer im Tor - die offensive Deckungsvariante behielt Gislason bei. Lundström verwandelte einen Abpraller zur ersten Kieler Führung nach Jichas 2:1 in der fünften Minute, doch die TSV konterte auch Sprengers 17:16 postwendend. Narcisse drückte sich zum 18:17 durch die Abwehr, und als Ahlm kurz darauf seinen einzigen Treffer erzielte, waren die Zebras zum ersten Mal in dieser Partie mit zwei Toren in Führung (36.). Als Narcisse zwei Minuten später den ball zum 21:19 ins Netz hämmerte, begann die spielentscheidende Phase: Jonsson blieb zweimal mit Pässen in der Kieler 3-2-1-Deckung hängen, was Lundström und Sprenger mit zwei sicher verwandelten Gegenstößen bestraften.
Christian Zeitz erzielte sechs Tore und bot vor allem in der zweiten Hälfte eine bärenstarke Partie. |
Ein starkes Spiel machte auch Henrik Lundström. |
Letztlich hat der THW doch noch souverän die zwei Punkte beim Aufsteiger einfahren können. Nun bleibt den Zebras eine Woche Zeit, um die Wehwehchen der Terminhatz der vergangenen Wochen auszukurieren, ehe das erste Endspiel des Jahres auf dem Plan steht: Am kommenden Sonnabend empfängt der HSV Hamburg den THW Kiel in der Hamburger 02-World - und tausende THW-Fans werden dem Rekordmeister beim Sturm auf den Gipfel beim Public Viewing im Vereinsheim der FT Vorwärts an der Moorteichweise und in der Forstbaumschule die Daumen drücken. Auf geht's Zebras - der Endspurt ruft. Und Endspurt-Zeit ist Zebra-Zeit!
(Christian Robohm)
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Der Sieg war verdient, der THW hatte den längeren Atem und hat das Spiel zum Schluss dominiert. Wir wollten die positiven Eindrücke dieser Saison wiederholen. In der ersten Halbzeit haben wir angstfrei gespielt, mutig abgeschlossen und kernig verteidigt. Bei dieser Personalsituation bin ich zufrieden. In der ersten und zweiten Halbzeit hatten wir weite Phasen, in denen wir gut gespielt haben. Es war das dritte Spiel in sechs Tagen, eine Energieleistung meiner Mannschaft. Morgen haben wir frei.
Ich bin froh, hier überhaupt gewonnen zu haben. Es war ein sehr schweres Spiel. Wir haben zu Beginn zu passiv gespielt, und auch die Torwartleistung war auf der anderen Seite beser. Ohne Ilic, Andersson und Jicha, den ich nur für die Siebenmeter mitgenommen habe, war es sehr schwer. Auch Christian Zeitz kam zunächst nicht richtig ins Spiel, da er etwas krank ist.In der ersten Halbzeit sind wir schlecht ins Spiel gekommen und lagen vier Tore zurück. Wir hatten Glück, mit einem Unentschieden in die Halbzeit zu gehen. In der zweiten Halbzeit war die Abwehr besser, aber das lag auch daran, dass Hannover viele Ausfälle hat und einige Spieler müde wurden. Im Angriff haben wir dann aber viel mehr Druck gemacht. Narcisse und Zeitz sind viel besser ins Spiel gekommen. Wir haben gewonnen, aber es war sehr hart erkämpft.
Hätten wir heute verloren, wäre die Meisterschaft vorbei gewesen. Ich habe wochenlang darum gekämpft, dass in Bezug auf das Hamburg-Spiel Ruhe einkehrt. Jetzt haben wir Zeit, uns auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Filip Jicha wird einsatzfähig sein. Bei Momir Ilic entscheidet sich das am Montag. Heute war es auch wichtig, dass ich Daniel Narcisse Pausen geben konnte. Auch er ist nach seinen ganzen Verletzungen nicht ganz fit. Hamburg ist ein schönes Spiel für uns.
In der ersten Halbzeit haben wir uns besonders in der Abwehr sehr schwer getan und vorne bei den Gegenstößen viele Bälle weggeworfen. Wir wollten schnell spielen und so zu Toren kommen, das ist uns aber nicht gelungen.
Marcus Ahlm freut sich auf das Saisonfinale. Wir wussten, dass wir zu passiv waren, die Torhüter konnten so auch nichts halten, deshalb haben wir dann auf eine 3:2:1-Deckung umgestellt. Das ist dann viel besser gelaufen.
[Zu Ilic und Jicha:]
Die Chance ist ganz gut, dass sie gegen den HSV wieder spielen können. Jicha hätte heute nicht spielen können, aber wir hoffen, dass es in einer Woche klappt. Die zweite Halbzeit hat heute gezeigt: Wenn es eng wird, müssen und können wir zusammenrücken. Jetzt können wir uns eine Woche auf den HSV vorbereiten, danach auf das EHF-Final-Four - wir freuen uns richtig auf das Saisonfinale.
Am Anfang hatten wir den THW sehr gut im Griff. Jendrik Meyer hat sehr gut gehalten, und wir haben auch vorne sehr gut gespielt. Mit der Kieler Umstellung auf die 3:2:1-Deckung sind wir dann ins Schwimmen geraten, das hat gerade Börge Lund sehr gut gemacht.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2010:
Nüchterne Zahlen, die sich die "Zebras" in einem Nervenspiel hart verdienen mussten. Nach 23 Sekunden hatte Daniel Narcisse in der mit 4400 Zuschauern ausverkauften AWD-Hall zum 1:0 getroffen. Ein Auftakt nach Maß, der ein Strohfeuer blieb. In der 18. Minute führten die Hannoveraner mit 11:7 und die Meisterschaft, sie schien sich überraschend in Niedersachsen zu entscheiden. Dabei hatte vieles auf einen Spaziergang des Rekordmeisters hingedeutet. Die Gastgeber hatten bei einem kraftraubenden Unentschieden in Minden (27:27) den Klassenerhalt perfekt gemacht, aber mit Jacek Bedzikowski den Abwehrchef und mit Ex-Zebra Piotr Przybecki ihren zweitbesten Schützen (106 Tore) verloren. Beide hatten sich verletzt in den Dienst in der Mannschaft gestellt, gegen Kiel schauten sie nur zu. Doch ihr Fehlen fiel nicht auf.
Mit großer Leidenschaft bot das Team von Frank Carstens ("Wir haben angstfrei gespielt") dem hohen Favoriten die Stirn. Einem Favoriten, der in der ersten Halbzeit von der Rolle war. In der Abwehr viel zu brav, im Angriff ein Fehlerfestival - im THW-Dress erreichte bis zur Pause keiner Normalform. Thierry Omeyer, nach 13 Minuten ausgewechselt. Christian Zeitz, von einer Magen-Darm-Grippe gebeutelt, nach drei Fehlwürfen (15.) raus. Dominik Klein, der mehrfach frei an Schlussmann Jendrik Meyer scheiterte, handelte sich gar ein intensives Einzelgespräch mit seinem erbosten Trainer Alfred Gislason ein, dessen Inhalt die ersten fünf Zuschauerränge im Wortlaut miterlebten. Igor Anic, der Zeitz in der Deckung ersetzen sollte, verteidigte ungeschickt. Die Auswahl der Namen ist beliebig, keiner fand zu sich. Auch Börge Lund nicht, der Regie führen sollte. Aber wie soll das ohne Spielpraxis klappen? Dem Norweger fehlte der Mut und dem THW so das Tempo.
Etwas besser wurde es erst, als Kiel in der 20. Minute die Deckung auf die offensive 3:2:1-Variante umstellte und im Angriff Henrik Lundström und Aron Palmarsson trafen. Der Isländer hämmerte in der letzten Sekunde der ersten Halbzeit den Ball zum 15:15 in die Maschen. Immerhin. Auf Augenhöhe hatten sich die Kieler mit dem TSV zuletzt in der 5. Minute (2:2) bewegt. Mit Palmarsson auf der Mitte und endlich der richtigen Einstellung starteten die Kieler in die zweite Halbzeit, in der sie dann schnell für klare Verhältnisse sorgten. Als Christian Sprenger sich einen Fehlpass schnappte und Lundström zum 22:19 für Kiel auf die Reise schickte, lag das Gislason-Team erstmals mit drei Toren vorne. Sekunden später sorgte Sprenger für das 23:19, dann parierte Peter Gentzel einen Siebenmeter von Lars Lehnhoff, Zeitz traf erst zum 24:19, dann zum 25:19, die Vorentscheidung gegen ermattete Hausherren war gefallen. Auch ohne Filip Jicha, der trotz Zerrung in der rechten Wade mitgereist war, um die Siebenmeter zu verwandeln. "Ich bin froh, dass wir hier überhaupt gewonnen haben", meinte ein sichtlich gezeichneter Gislason, der den Siegern anschließend drei freie Tage spendierte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.05.2010)
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