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Filip Jicha setzte den
entscheidenden Treffer zum Gruppensieg.
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Was für eine Dramatik, was für ein Kampf! Nach 60 intensiven
Handballminuten in der ausverkauften "Boozt.com Arena" in
Bröndby jubelten am späten Sonntagnachmittag letztlich die Kieler, obwohl das Spiel
keinen Sieger hatte. 24:24 (11:11) unentschieden trennte sich
der THW Kiel von AG Kopenhagen am letzten Spieltag der
Champions-League-Gruppe D
und sicherte sich damit den erhofften Gruppensieg. Vor 5.600
Zuschauern waren
Kim Andersson
und
Momir Ilic mit jeweils fünf
Treffern die besten Schützen für die "Zebras", für die
Gastgeber war der zukünftige Kieler
Gudjon Valur Sigurdsson achtmal
erfolgreich.
Bei der Abwehrschlacht konnte sich keine der Mannschaften
auf mehr als zwei Tore absetzen. Der überragende Mikkel Hansen
scheiterte 30 Sekunden vor dem Schlusspfiff beim Spielstand von
23:23 mit seinem Wurf am Innenpfosten, gegen eine Manndeckung
machte letztlich
Filip Jicha mit
seinem Treffer zum 24:23 die Entscheidung um den Gruppensieg
perfekt.
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Kampf um jeden Zentimeter: Marcus Ahlm
versucht, sich gegen Mikkel Hansen und Joachim Boldsen durchzusetzen.
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Im
Achtelfinale bekommt
es der THW Kiel nun mit einem Gruppenvierten einer anderen
Gruppe zu tun. Mögliche Gegner sind somit die Kadetten Schaffhausen
aus der Schweiz, der polnische Meiser SPR Wisla Plock sowie
die Füchse Berlin. Die Auslosung findet am kommenden Dienstag
um 11 Uhr in Kopenhagen statt.
Riesige Stimmung schon vor dem Anpfiff
Die 5.600 Zuschauer in der rappelvollen "Boozt.com Arena" - unter
ihnen rund 600 schwarz-weiße Schlachtenbummler - sorgten schon
lange vor dem Anpfiff für eine echte Endspiel-Atmosphäre. Und auch
die Akteure auf dem Spielfeld zeigten schnell, dass sie wussten,
was an diesem Tag auf dem Spiel stand. Beide Mannschaften schenkten
sich von Beginn an nichts:
Lundström
scheiterte mit dem ersten Wurf an Hvidt,
Omeyer
parierte auf der Gegenseite gegen
Ekberg,
Jicha
knallte seinen ersten Versuch an die Latte. Dann endlich der erste
Treffer:
Jicha bediente Kapitän
Marcus Ahlm am Kreis. Als
Omeyer
dann auch noch einen Stefansson-Wurf abwehrte und
Andersson
zum 2:0 traf, war der gelungene Start des THW perfekt.
Alfred Gislason vertraute dabei zunächst
auf seine 3:2:1-Deckung mit dem vorgezogenen Daniel Narcisse,
der auch im Angriff das Zepter schwang. Der dänische Meister hingegen
baute auf einen kompromisslosen 6:0-Riegel, der allerdings auch gerne
mal rausrückte und den "Zebras" damit das Leben schwer machte.
Drei Zeitstrafen in der Anfangsphase
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Wie immer eine Bank vom Siebenmeterpunkt:
Momir Ilic.
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Früh entwickelte sich ein wahres Kampfspiel, die norwegischen
Unparteiischen Abrahamsen/Kristiansen verteilten bereits in den
ersten zehn Spielminuten drei Zeitstrafen. Durch einen Treffer
Sigurdssons vom Kreis und einen
Strafwurf
Ekbergs glich Kopenhagen schnell zum 2:2 aus, doch
Ilic konterte ebenfalls per Siebenmeter.
In Überzahl allerdings gingen die Gastgeber durch Mikkel Hansen und
erneut
Sigurdsson beim 4:3 nach zehn
Minuten erstmals in Führung. Nach Treffern von
Jicha
und Hansen hatte Letzterer nach einem abgeblockten Ball sogar
freistehend vor
Omeyer die Chance,
seine Farben auf 6:4 in Front zu bringen. Doch Kiels Franzose
parierte und
Sprenger egalisierte im
Gegenzug erneut,
Ilic brachte den THW
per Siebenmeter, nachdem der immer wieder stark angegangene
Daniel Narcisse unsanft von
Rene Toft Hansen gestoppt wurde, gar
wieder in Führung.
Kiel legt Zwei-Tore-Führung vor
Bei den Gastgebern kamen Mitte der ersten Halbzeit
Steinar Ege für den keineswegs schlechten
Kasper Hvidt sowie Snorri Gudjonsson für Joachim Boldsen auf die
Rückraummitte. Die Island-Connection um Gudjonsson, Stefansson
und
Sigurdsson wirbelte zwar im
Angriff und brachte durch einen tollen Wurf des baldigen
THW-Linksaußens aus spitzem Winkel beim 6:7 wieder den Führungswechsel,
doch der THW konterte und sorgte durch drei Treffer in Folge
von
Lundström,
Ahlm
und einen Strafwurf von
Ilic, der die beiden
vorherigen Tore bereits aufgelegt hatte, für das 10:8 aus Sicht
der Kieler. Als der eingewechselte
Palicka
auch noch einen Siebenmeter seines Landsmanns
Ekberg parierte,
feierten die mitgereisten THW-Fans.
Mit Unentschieden in die Kabinen
Doch die Mannschaft konnte sich nicht weiter absetzen. Im Gegenteil:
Der starke
Ege hielt gegen
Jicha
und
Ahlm,
Ekberg und
Sigurdsson
egalisierten zum 10:10. Und auch die erneute Kieler Führung durch
Ahlm nach schönem Anspiel
Anderssons
wussten die Gastgeber noch vor dem Seitenwechsel zu kontern: Mit
seinem ersten Treffer gelang Oldie Olafur Stefansson der 11:11-Ausgleich.
Andersson dreht auf
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Mikkel Hansen war nie zu stoppen.
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In der zweiten Halbzeit nahm die Partie, die bislang sehr von
den Abwehrreihen geprägt war, plötzlich kurzzeitig Fahrt auf:
Die Kieler hatten auf eine Kraft sparende 6:0-Deckung umgestellt,
diese nutzten sie, um im Angriff mehr Durchschlagskraft zu entwickeln.
So fielen acht Treffer in den ersten sechs Spielminuten nach dem
Seitenwechsel. Besonders
Kim Andersson
trumpfte in dieser Phase auf, traf zum 12:12, legte das 13:12 nach
und das 14:13 durch
Lundström auf. Der
schwedische Linksaußen sorgte dann - nach einem krachigen Sprungwurf
Mikkel Hansens in den Winkel - mit einem Slalomlauf per Gegenstoß
für das 16:15, doch Stefansson konnte auch dies sofort wieder
ausgleichen.
Nachdem Momir Ilic mit seinem vierten
Siebenmeter zum 17:16 für den THW traf, gab es jedoch einen kleinen Bruch
im Kieler Spiel. Auch die Hereinnahme von Aron Palmarsson
und Christian Zeitz konnte nicht verhindern,
dass Kopenhagen durch Hansen, Gudjonsson und einen Gegenstoß Ekbergs
beim 19:17 (43.) erstmals selbst mit zwei Toren vorne lag. Dies lag
einerseits an vielen technischen Fehlern der "Zebras", die von der
Abwehr Kopenhagens aber auch erzwungen wurden, andererseits daran,
dass der im ersten Durchgang starke Omeyer
keine Hand mehr an den Ball bekam.
Sigurdsson hält Kopenhagen auf Kurs
Gislason nahm seine Auszeit, gönnte
dem ausgepowerten
Marcus Ahlm ebenso eine
Pause wie
Omeyer und beorderte
Filip Jicha an den Kreis. Die wichtigen
Aktionen im Kieler Angriffsspiel setzte aber nun
Daniel Narcisse.
Der Franzose sorgte mit einem sensationellen Wackler für das 18:19
und die zweite Zeitstrafe gegen
Rene Toft Hansen
und ließ wenig später mit viel Anlauf und Willenskraft seinen
zweiten Treffer folgen. AG Kopenhagen aber blieb weiterhin vorne,
weil die Achse Stefansson/Gudjonsson auch in Unterzahl funktionierte,
weil
Steinar Ege mit einem Wahnsinnsreflex
einen Gegenstoß
Jichas entschärfte und weil
Gudjon Valur Sigurdsson gegen seine
zukünftigen Mannschaftskameraden einen Sahnetag erwischte und
mit zwei Treffern für das 22:20 (49.) sorgte.
THW kämpft sich zurück
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Ex-"Zebra" Steinar Ege zeigte
mehrere großartige Paraden.
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Während
Narcisse mit seiner Gala
weiter machte und einen Siebenmeter herausholte, den
Ilic
zum 21:22 verwandelte, kehrte
Thierry Omeyer
ins Kieler Tor zurück. Und der Welthandballer von 2008 parierte
sogleich einen wuchtigen Wurf Mikkel Hansens. Bei angezeigtem
Zeitspiel blieb
Palmarsson cool, traf
per Schlagwurf zum 22:22-Ausgleich. Als Stefansson dann nur die
Latte traf und Mikkel Hansens Wurf von der Latte auf die Torlinie
tropfte, ehe
Omeyer den Ball retten
konnte, hatten die "Zebras" sogar wieder die Chance zur eigenen
Führung. Doch
Narcisse unterlief ein
Stürmerfoul und Sigurdsson traf per Gegenstoß zum 23:22 für
die Gastgeber (56.).
Dramatik pur
Es wurde nun richtig dramatisch: Die Kieler fanden einmal mehr
kein Mittel gegen das dänische Abwehrbollwerk, bei angezeigtem
Zeitspiel unterlief
Andersson ein
unpräzises Kreisanspiel. Auf der Gegenseite hatte der mittlerweile
vorgezogene
Jicha seine Hand bei einem
Hansen-Bodenpass dazwischen, per Gegenstoß vollendete
Andersson zum 23:23-Ausgleich.
Beim nächsten Kopenhagener Angriff parierte
Omeyer
dann einen Stefansson-Wurf. Die norwegischen Schiedsrichter
hoben anschließend sehr schnell die Hand, bei drohendem Zeitspiel
warf
Jicha über das Tor. 87 Sekunden
vor Spielende nahm AG-Trainer Magnus Andersson seine Auszeit.
Die Kieler Deckung hielt dem Kopenhagener Druck eine Minute lang
stand, ehe ebenfalls bei drohendem Zeitspiel der nie ganz
ausschaltbare Mikkel Hansen einen Wurf ansetzte - Innenpfosten, raus.
Der THW hatte nun den Ball, gegen eine offensive Manndeckung
übernahm
Jicha letztlich Verantwortung
und sorgte so unter großem Jubel seiner Mannschaftskameraden
für das 24:23 aus Kieler Sicht.
Bereits am Dienstag das nächste "Endspiel"
Zwar traf Mikkel Hansen mit dem
Schlusspfiff noch zum leistungsgerechten Unentschieden, dem
Kieler Jubel tat dieser Punktverlust aber keinen Abbruch. Denn
durch dieses Unentschieden haben sich die "Zebras" den Sieg
in der
Gruppe D gesichert
und damit auch im vermeintlichen Viertelfinale im Rückspiel
Heimrecht. Zudem kann man damit erst frühestens beim
"EHF Final4" in Köln auf die letztjährigen Finalisten
FC Barcelona und Atletico Madrid treffen.
Dies alles ist aber noch Zukunftsmusik für den THW, denn
zunächst gilt es, die Endrunde im DHB-Pokal
zu erreichen. Bereits am Dienstagabend sind die Kieler bei der
TSV Hannover-Burgdorf gefordert.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie bitte auch
Obwohl die Fehlerquote heute hoch war, hat meine Mannschaft
mächtig Gas gegeben. Ein verdientes Unentschieden, und wir
sind ein verdienter Gruppensieger. Das hat viel Kraft und
Nerven gekostet.
Kopenhagens Trainer Magnus Andersson gegenüber den KN:
Ich bin natürlich enttäuscht, dass wir noch Unentschieden
gespielt haben. Wir hatten die Chancen zum Sieg, aber manchmal
gehen Bälle an den Pfosten statt ins Netz. Trotzdem bin ich
stolz auf meine Mannschaft, die gegen diesen großartigen
THW alles gegeben hat. Seit dem EM-Gewinn
von Dänemark ist Handball hier total im Fokus, wir hätten
50000 Karten verkaufen können. Allerdings lastete auch viel
Druck auf dem Team.
THW-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Hinrich Vater gegenüber den KN:
Ein hochdramatisches, sehr, sehr spannendes Spiel. Wir
haben verdient den Gruppensieg errungen, der Erfolg
spiegelt auch die bisherige Saison wider. Was ich
jetzt erwarte? Ich habe für das Final Four in Köln
schon fest gebucht.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt gegenüber den KN:
Das war optimal für uns, da sind zwei Spitzenteams
auf Augenhöhe aufeinander getroffen. Kopenhagen
hat allerdings am Limit spielen müssen, wir haben
ein paar Fehler zu viel gemacht. Aber ich kann der
Mannschaft zu dieser tollen Leistung nur gratulieren.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Eine tolle Stimmung, zwei großartige Teams, und wir haben unseren
ersten Platz verteidigt. Was wollen wir mehr? Insgesamt war das
24:24 ein gerechtes Ergebnis.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Ein enges Spiel, tolle Atmosphäre, das hat Spaß gemacht, auch mit
unseren großartigen Fans. Das war wieder einmal solch ein enger Kampf,
wie wir es mögen.
Kiel ist der verdiente Gruppensieger, eine großartige
Mannschaft, der wir aber großen Widerstand entgegengebracht haben.
Wir haben phasenweise ebenfalls sehr, sehr gut gespielt.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir jede andere Mannschaft
der Welt heute bezwungen hätten - aber eben nicht diesen THW
Kiel. Es wäre schön, wenn wir uns beim Final Four wiedersehen würden.
- AG Kopenhagen (DEN ):
-
Hvidt (1.-15., 31.-45., 8 Paraden),
Ege (16.-30., 46.-60., 7 Paraden);
Ottesen (n.e.),
Atlason (n.e.),
R. Toft Hansen,
Jörgensen,
Sigurdsson (8),
Gudjonsson (2),
Stefansson (2),
H. Toft Hansen (2),
Ekberg (4/2),
Malmagro (n.e.),
Hundstrup (n.e.),
Larsen (n.e.),
Boldsen,
Hansen (6);
Trainer: M. Andersson
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-45., 49.-60., 10 Paraden),
Palicka (45.-49. und bei einem Siebenmeter, 1/1 Paraden);
K. Andersson (5),
Lundström (3),
Dragicevic (n.e.),
Sprenger (2),
Ahlm (3),
Kubes (n.e.),
Reichmann (n.e.),
Zeitz,
Palmarsson (1),
Narcisse (2),
Ilic (5/5),
Klein (n.e.),
Jicha (3);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Kenneth Abrahamsen / Arne M. Kristiansen (Norwegen)
- Zeitstrafen:
-
Kopenhagen: 3 (Jörgensen (8.), 2x R. Toft Hansen (15., 44.));
THW: 3 (Lundström (8.), Andersson (9.),
Ahlm (25.))
- Siebenmeter:
-
Kopenhagen: 3/2 (Palicka hält Ekberg (26.));
THW: 5/5
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:2 (5.), 2:2, 2:3, 4:3 (10.), 4:4, 5:4, 5:6 (15.), 7:6 (21.), 7:7,
8:7, 8:10 (25.), 10:10, 10:11, 11:11;
2. Hz.: 12:11, 12:13, 13:13, 13:14, 14:14, 14:15 (35.), 15:15, 15:16,
16:16, 16:17 (40.), 19:17 (43.), 19:18, 20:18, 20:19, 21:19 (46.),
21:20, 22:20 (49.), 22:22 (53.), 23:22 (56.), 23:24, 24:24.
- Zuschauer:
-
5.600 (ausverkauft) (Boozt.com Arena, Bröndby (DEN))
Im
EHF-Pokal und im
Pokalsieger-Cup
spielen die deutschen Mannschaften erst im März wieder.
Die Füchse Berlin machten es am Samstag in der Max-Schmeling-Halle spannend.
Gegen den punktlosen Tabellenletzten BSV Bjerringbro-Silkeborg (DEN) lagen
die Hauptstädter lange Zeit zurück, siegten letztlich aber knapp mit
28:27 (14:13). Lohn der Mühen: Bei ihrer Champions-League-Teilnahme
konnten sich die Füchse als Gruppenvierter der stark besetzten
Gruppe B für die K.O-Runde
qualifizieren.
Der HSV Hamburg hat als einzige Mannschaft die Gruppenphase ohne
Niederlage überstanden: Im abschließenden Spiel der
Champions-League-Gruppe C gewannen
die Hansestädter, die bereits länger als Gruppensieger feststanden,
mit 25:23 (12:14) bei RK Metalurg Skopje (MKD).
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012:
THW jubelte über Remis
Champions League: 24:24 bei bärenstarker AG Kopenhagen reichte zum Gruppensieg
Kopenhagen. Die Halle kochte, die Spannung beim
Gruppenfinale in der Champions League zwischen
dem bisherigen Zweiten AG Kopenhagen und Spitzenreiter
THW Kiel war greifbar. Nach dem Schlusspfiff
aber drehten die "Zebras" ihren Ringelreihen.
Der Tanz war noch ausgelassener als bei vielen vorangegangenen
Anlässen nach Siegen in der Bundesliga.
Gestern bejubelten die Kieler "nur" ein Unentschieden,
das 24:24 (11:11). Es war exakt das Ergebnis, das
zum Gewinn der Vorrundengruppe D
genügte.
Morgen (11 Uhr) findet im Land des Handball-Europameisters
auch die Auslosung für das Achtelfinale statt. Drei Mannschaften,
jeweils die Vierten der Parallelgruppen, Berlin, Schaffhausen und
Plock, kommen für den THW in Frage. "Im Prinzip ist es egal, gegen
wen es geht", sagte ein nach der Partie ziemlich aufgewühlter
THW-Manager Klaus Elwardt. "Aber die
Füchse muss ich nicht haben."
Kopenhagen und Kiel knüpften gestern Abend in der mit 5600
Zuschauern bis unters Dach gefüllten Boozt.com Arena in
Kopenhagen-Bröndby dort an, wo sie sich beim 28:26-Sieg
des THW im Dezember beim Hinspiel getrennt hatten: Auch
gestern boten beide Teams Handball auf höchstem Niveau, zwar
mit Fehlern durchmischt, "aber die passieren in einem solchen
Spiel mit Teams auf Augenhöhe, der gegenseitige Druck, den sich
beide machen, ist enorm", analysierte THW-Rückraum-Ass
Filip Jicha nach 60 intensiven
Minuten, in denen auch 560 Kieler Fans auf den Rängen direkt
unter dem Arena-Dach Vollgas gegeben hatten. Er habe riesigen
Spaß an diesem Spiel gehabt, fuhr Jicha
fort. "Es war das erwartete Topspiel, wenn man so extrem gefordert
wird, und diese Herausforderung besteht, ist es umso schöner."
Beide Trainer, der Schwede Magnus Andersson bei AGK und THW-Coach
Alfred Gislason, hatten Bestbesetzung dabei.
Erfahrene Schiedsrichter kamen mit dem norwegischen
Gespann Abrahamsen/Kristiansen hinzu. Doch ausgerechnet
die skandinavischen Routiniers waren die schlechtesten
Akteure auf dem Handball-Parkett. Nur gut, dass sich ihre
hohe Fehlerquote ziemlich gleichmäßig auf beide Seiten
verteilte. Sie brachten unnötige Unruhe ins Spiel, entscheidend
waren die falschen Pfiffe nicht.
Kopenhagens Fans sorgten von Beginn an für eine fantastische
Atmosphäre, laut, aber fair. Die Sitzplätze waren in den
ersten Minuten nur Staffage, stehend spornten sie ihr Team
um Superstar Mikkel Hansen an. Kiel kam trotzdem besser aus
den Startlöchern, störte mit offensiver 3:2:1-Deckung, hatte
dahinter einen starken Omeyer im
Tor und lag durch Ahlm und
Andersson 2:0 vorn. Es blieb lange
Zeit die höchste Führung, denn beide kämpften auf Augenhöhe,
die Führungen wechselten, das Halbzeit-11:11 spiegelte die
Kräfteverhältnisse wider. Hätten die Kieler ihre Chancen
besser genutzt, dann... Aber AGK ließ ebenfalls Großchancen
aus. Hinzu kam, dass Omeyer auf der
einen und das Kopenhagenern Torhütergespann Kasper Hvidt/Steinar
Ege auf der anderen Seite Klasse zeigten.
So wogte das Spiel auch in der zweiten Halbzeit hin und her,
als AGK dann mehrfach Zwei-Tore-Führungen herausspielte,
schien sich die Waage Richtung Kopenhagen zu senken. Unter
Zeitnot glich Aron Palmarsson mit
einem Stemmer dann in der 53. Minute zum 22:22 aus, läutete eine
fesselnde Schlussphase ein. Die Entscheidung fiel 35 Sekunden
vor dem Abpfiff, Omeyer meisterte den
Wurf von Mikkel Hansen, und als Filip Jicha
eine "Wurffalle" annahm, zum 24:23 traf, war das Tor zum Glück
aufgestoßen. Hansens Treffer zum Ausgleich hatte nur noch statistischen
Wert, stellte aber Gerechtigkeit her: Einen Verlierer
hatte dieses großartige Handball-Erlebnis nicht verdient.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012:
Splitter aus Kopenhagen
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Kieler Fans posieren vor der boozt.com Arena.
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Fans - Auf THW-Fans ist Verlass. Die Europäische
Handball-Föderation (EHF) schreibt vor, dass der gastgebende
Club zehn Prozent aller Eintrittskarten an den Gäste-Anhang
abtreten muss. Die Bröndby-Halle (jetzt Boozt.com Arena) hat
ein Fassungsvermögen von 5600 Zuschauern. Einfache Rechnung:
THW-Anhänger hatten einen Anspruch auf 560 Tickets. Und tatsächlich,
innerhalb weniger Tage waren alle Karten weg, so fand zwischen
Kiel und Kopenhagen gestern eine kleine Völkerwanderung statt.
Vier Gelenkbusse mit den beiden Fan-Clubs "Schwarz-Weiß" und
"Zebrasprotten" (insgesamt rund 200 Insassen) waren unterwegs,
außerdem drei Großbusse mit dem THW-Freunde-Club, dem "Zebra"-Club
und einer mit Sponsoren inklusive THW-Umfeld.
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Mikkel Hansen für 5 Kronen.
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Hansen-Menü - Schon von weitem ist zu erkennen,
wer die Hausherren der Bröndby-Hallen sind: AGK, Vereinsbezeichnung
und Kürzel für AG Kopenhagen, prangt an allen Wänden. Außerdem
werden die Fans von überlebensgroßen Bildern ihrer Handball-Helden
empfangen, abgebildet in ihren blauen "muscleshirts", platziert auf
dem Dach der Arena. Drinnen sind die Stars an den Imbissen als Menü
zu haben. Kleine Auswahl: Für 90 Kronen (1 Euro gleich 7,50 Kronen)
gibt's
Rene Toft Hansen. Das sind zwei
Flaschen Mineralwasser plus zwei French Hotdogs. Mikkel Hansen sind
drei Polsehom (Würstchen in Teigtasche) plus eine Flasche Wasser,
50 Kronen. Das AGK-Menü ist komplett flüssig: Für 200 Kronen gehen
fünf Flaschen Carlsberg-Bier (0,5 l) über den Tresen. Torhüter Kasper
Hvidt steht mit seinem Namen für Gesundes: Zu einer Flasche Wasser
wird ein bunter Obstkorb gereicht, Preis: 35 Kronen.
Transfer - Seit Wochen hält sich das Gerücht, dass
Kim Andersson auf dem Wunschzettel des
dänischen Hauptstadt-Clubs steht. Pressesprecher Stehen Laursen
bestätigte gestern das Interesse an einem Transfer zum Sommer 2012
und erste Kontakte: "Ein großartiger Spieler, den wir gerne in unserer
Mannschaft hätten." Kiels schwedischer Linkshänder hat beim THW
allerdings noch einen laufenden Vertrag bis zum 30. Juni 2013.
Kontakte bestätigte gestern auch Klaus Elwardt.
Ja, die Kopenhagener hätten ihn gestern Morgen erstmals offiziell
angesprochen, erklärte der THW-Manager. Andersson
wäre dann ganz in der Nähe seiner Familie, müsste nur die Belt-Brücke
überqueren. Er könne den Schweden verstehen, sagte
Elwardt, "aber Kim
hat noch einen Vertrag bis 2013". Mehr wäre, so Elwardt,
momentan zu dieser Personalie nicht zu sagen.
Auslosung - Die Auslosung für die Spiele des Achtelfinales
der Champions League findet morgen ebenfalls in Dänemark statt. In Horsholm,
35 Kilometer vor den Toren Kopenhagens gelegen und Sitz von
Champions-League-Sponsor "velux", werden die Lose gezogen.
THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust
ist Zeugin, blieb gleich in Dänemark, weil heute außerdem ein EHF-Marketing-Treffen
in Kopenhagen stattfindet.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012)