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26./27.02.2012 - Letzte Aktualisierung: 27.02.2012 Champions League

Champions League: THW trotzt Kopenhagen Unentschieden ab und feiert Gruppensieg

CL, Gruppe D, 10. Spieltag: 26.02.2012, So., 16.50: AG Kopenhagen - THW Kiel: 24:24 (11:11)
Update #2 KN-Berichte, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Filip Jicha setzte den entscheidenden Treffer zum Gruppensieg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha setzte den entscheidenden Treffer zum Gruppensieg.
Was für eine Dramatik, was für ein Kampf! Nach 60 intensiven Handballminuten in der ausverkauften "Boozt.com Arena" in Bröndby jubelten am späten Sonntagnachmittag letztlich die Kieler, obwohl das Spiel keinen Sieger hatte. 24:24 (11:11) unentschieden trennte sich der THW Kiel von AG Kopenhagen am letzten Spieltag der Champions-League-Gruppe D und sicherte sich damit den erhofften Gruppensieg. Vor 5.600 Zuschauern waren Kim Andersson und Momir Ilic mit jeweils fünf Treffern die besten Schützen für die "Zebras", für die Gastgeber war der zukünftige Kieler Gudjon Valur Sigurdsson achtmal erfolgreich.
Bei der Abwehrschlacht konnte sich keine der Mannschaften auf mehr als zwei Tore absetzen. Der überragende Mikkel Hansen scheiterte 30 Sekunden vor dem Schlusspfiff beim Spielstand von 23:23 mit seinem Wurf am Innenpfosten, gegen eine Manndeckung machte letztlich Filip Jicha mit seinem Treffer zum 24:23 die Entscheidung um den Gruppensieg perfekt.

Kampf um jeden Zentimeter: Marcus Ahlm versucht, sich gegen Mikkel Hansen und Joachim Boldsen durchzusetzen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kampf um jeden Zentimeter: Marcus Ahlm versucht, sich gegen Mikkel Hansen und Joachim Boldsen durchzusetzen.
Im Achtelfinale bekommt es der THW Kiel nun mit einem Gruppenvierten einer anderen Gruppe zu tun. Mögliche Gegner sind somit die Kadetten Schaffhausen aus der Schweiz, der polnische Meiser SPR Wisla Plock sowie die Füchse Berlin. Die Auslosung findet am kommenden Dienstag um 11 Uhr in Kopenhagen statt.

Riesige Stimmung schon vor dem Anpfiff
Die 5.600 Zuschauer in der rappelvollen "Boozt.com Arena" - unter ihnen rund 600 schwarz-weiße Schlachtenbummler - sorgten schon lange vor dem Anpfiff für eine echte Endspiel-Atmosphäre. Und auch die Akteure auf dem Spielfeld zeigten schnell, dass sie wussten, was an diesem Tag auf dem Spiel stand. Beide Mannschaften schenkten sich von Beginn an nichts: Lundström scheiterte mit dem ersten Wurf an Hvidt, Omeyer parierte auf der Gegenseite gegen Ekberg, Jicha knallte seinen ersten Versuch an die Latte. Dann endlich der erste Treffer: Jicha bediente Kapitän Marcus Ahlm am Kreis. Als Omeyer dann auch noch einen Stefansson-Wurf abwehrte und Andersson zum 2:0 traf, war der gelungene Start des THW perfekt.

Alfred Gislason vertraute dabei zunächst auf seine 3:2:1-Deckung mit dem vorgezogenen Daniel Narcisse, der auch im Angriff das Zepter schwang. Der dänische Meister hingegen baute auf einen kompromisslosen 6:0-Riegel, der allerdings auch gerne mal rausrückte und den "Zebras" damit das Leben schwer machte.

Drei Zeitstrafen in der Anfangsphase
Wie immer eine Bank vom Siebenmeterpunkt: Momir Ilic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wie immer eine Bank vom Siebenmeterpunkt: Momir Ilic.
Früh entwickelte sich ein wahres Kampfspiel, die norwegischen Unparteiischen Abrahamsen/Kristiansen verteilten bereits in den ersten zehn Spielminuten drei Zeitstrafen. Durch einen Treffer Sigurdssons vom Kreis und einen Strafwurf Ekbergs glich Kopenhagen schnell zum 2:2 aus, doch Ilic konterte ebenfalls per Siebenmeter. In Überzahl allerdings gingen die Gastgeber durch Mikkel Hansen und erneut Sigurdsson beim 4:3 nach zehn Minuten erstmals in Führung. Nach Treffern von Jicha und Hansen hatte Letzterer nach einem abgeblockten Ball sogar freistehend vor Omeyer die Chance, seine Farben auf 6:4 in Front zu bringen. Doch Kiels Franzose parierte und Sprenger egalisierte im Gegenzug erneut, Ilic brachte den THW per Siebenmeter, nachdem der immer wieder stark angegangene Daniel Narcisse unsanft von Rene Toft Hansen gestoppt wurde, gar wieder in Führung.
Kiel legt Zwei-Tore-Führung vor
Bei den Gastgebern kamen Mitte der ersten Halbzeit Steinar Ege für den keineswegs schlechten Kasper Hvidt sowie Snorri Gudjonsson für Joachim Boldsen auf die Rückraummitte. Die Island-Connection um Gudjonsson, Stefansson und Sigurdsson wirbelte zwar im Angriff und brachte durch einen tollen Wurf des baldigen THW-Linksaußens aus spitzem Winkel beim 6:7 wieder den Führungswechsel, doch der THW konterte und sorgte durch drei Treffer in Folge von Lundström, Ahlm und einen Strafwurf von Ilic, der die beiden vorherigen Tore bereits aufgelegt hatte, für das 10:8 aus Sicht der Kieler. Als der eingewechselte Palicka auch noch einen Siebenmeter seines Landsmanns Ekberg parierte, feierten die mitgereisten THW-Fans.
Mit Unentschieden in die Kabinen
Doch die Mannschaft konnte sich nicht weiter absetzen. Im Gegenteil: Der starke Ege hielt gegen Jicha und Ahlm, Ekberg und Sigurdsson egalisierten zum 10:10. Und auch die erneute Kieler Führung durch Ahlm nach schönem Anspiel Anderssons wussten die Gastgeber noch vor dem Seitenwechsel zu kontern: Mit seinem ersten Treffer gelang Oldie Olafur Stefansson der 11:11-Ausgleich.
Andersson dreht auf
Mikkel Hansen war nie zu stoppen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mikkel Hansen war nie zu stoppen.
In der zweiten Halbzeit nahm die Partie, die bislang sehr von den Abwehrreihen geprägt war, plötzlich kurzzeitig Fahrt auf: Die Kieler hatten auf eine Kraft sparende 6:0-Deckung umgestellt, diese nutzten sie, um im Angriff mehr Durchschlagskraft zu entwickeln. So fielen acht Treffer in den ersten sechs Spielminuten nach dem Seitenwechsel. Besonders Kim Andersson trumpfte in dieser Phase auf, traf zum 12:12, legte das 13:12 nach und das 14:13 durch Lundström auf. Der schwedische Linksaußen sorgte dann - nach einem krachigen Sprungwurf Mikkel Hansens in den Winkel - mit einem Slalomlauf per Gegenstoß für das 16:15, doch Stefansson konnte auch dies sofort wieder ausgleichen.

Nachdem Momir Ilic mit seinem vierten Siebenmeter zum 17:16 für den THW traf, gab es jedoch einen kleinen Bruch im Kieler Spiel. Auch die Hereinnahme von Aron Palmarsson und Christian Zeitz konnte nicht verhindern, dass Kopenhagen durch Hansen, Gudjonsson und einen Gegenstoß Ekbergs beim 19:17 (43.) erstmals selbst mit zwei Toren vorne lag. Dies lag einerseits an vielen technischen Fehlern der "Zebras", die von der Abwehr Kopenhagens aber auch erzwungen wurden, andererseits daran, dass der im ersten Durchgang starke Omeyer keine Hand mehr an den Ball bekam.

Sigurdsson hält Kopenhagen auf Kurs
Gislason nahm seine Auszeit, gönnte dem ausgepowerten Marcus Ahlm ebenso eine Pause wie Omeyer und beorderte Filip Jicha an den Kreis. Die wichtigen Aktionen im Kieler Angriffsspiel setzte aber nun Daniel Narcisse. Der Franzose sorgte mit einem sensationellen Wackler für das 18:19 und die zweite Zeitstrafe gegen Rene Toft Hansen und ließ wenig später mit viel Anlauf und Willenskraft seinen zweiten Treffer folgen. AG Kopenhagen aber blieb weiterhin vorne, weil die Achse Stefansson/Gudjonsson auch in Unterzahl funktionierte, weil Steinar Ege mit einem Wahnsinnsreflex einen Gegenstoß Jichas entschärfte und weil Gudjon Valur Sigurdsson gegen seine zukünftigen Mannschaftskameraden einen Sahnetag erwischte und mit zwei Treffern für das 22:20 (49.) sorgte.
THW kämpft sich zurück
Ex-"Zebra" Steinar Ege zeigte mehrere großartige Paraden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ex-"Zebra" Steinar Ege zeigte mehrere großartige Paraden.
Während Narcisse mit seiner Gala weiter machte und einen Siebenmeter herausholte, den Ilic zum 21:22 verwandelte, kehrte Thierry Omeyer ins Kieler Tor zurück. Und der Welthandballer von 2008 parierte sogleich einen wuchtigen Wurf Mikkel Hansens. Bei angezeigtem Zeitspiel blieb Palmarsson cool, traf per Schlagwurf zum 22:22-Ausgleich. Als Stefansson dann nur die Latte traf und Mikkel Hansens Wurf von der Latte auf die Torlinie tropfte, ehe Omeyer den Ball retten konnte, hatten die "Zebras" sogar wieder die Chance zur eigenen Führung. Doch Narcisse unterlief ein Stürmerfoul und Sigurdsson traf per Gegenstoß zum 23:22 für die Gastgeber (56.).
Dramatik pur
Es wurde nun richtig dramatisch: Die Kieler fanden einmal mehr kein Mittel gegen das dänische Abwehrbollwerk, bei angezeigtem Zeitspiel unterlief Andersson ein unpräzises Kreisanspiel. Auf der Gegenseite hatte der mittlerweile vorgezogene Jicha seine Hand bei einem Hansen-Bodenpass dazwischen, per Gegenstoß vollendete Andersson zum 23:23-Ausgleich. Beim nächsten Kopenhagener Angriff parierte Omeyer dann einen Stefansson-Wurf. Die norwegischen Schiedsrichter hoben anschließend sehr schnell die Hand, bei drohendem Zeitspiel warf Jicha über das Tor. 87 Sekunden vor Spielende nahm AG-Trainer Magnus Andersson seine Auszeit. Die Kieler Deckung hielt dem Kopenhagener Druck eine Minute lang stand, ehe ebenfalls bei drohendem Zeitspiel der nie ganz ausschaltbare Mikkel Hansen einen Wurf ansetzte - Innenpfosten, raus. Der THW hatte nun den Ball, gegen eine offensive Manndeckung übernahm Jicha letztlich Verantwortung und sorgte so unter großem Jubel seiner Mannschaftskameraden für das 24:23 aus Kieler Sicht.
Bereits am Dienstag das nächste "Endspiel"
Zwar traf Mikkel Hansen mit dem Schlusspfiff noch zum leistungsgerechten Unentschieden, dem Kieler Jubel tat dieser Punktverlust aber keinen Abbruch. Denn durch dieses Unentschieden haben sich die "Zebras" den Sieg in der Gruppe D gesichert und damit auch im vermeintlichen Viertelfinale im Rückspiel Heimrecht. Zudem kann man damit erst frühestens beim "EHF Final4" in Köln auf die letztjährigen Finalisten FC Barcelona und Atletico Madrid treffen.

Dies alles ist aber noch Zukunftsmusik für den THW, denn zunächst gilt es, die Endrunde im DHB-Pokal zu erreichen. Bereits am Dienstagabend sind die Kieler bei der TSV Hannover-Burgdorf gefordert.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Obwohl die Fehlerquote heute hoch war, hat meine Mannschaft mächtig Gas gegeben. Ein verdientes Unentschieden, und wir sind ein verdienter Gruppensieger. Das hat viel Kraft und Nerven gekostet.
Kopenhagens Trainer Magnus Andersson gegenüber den KN:
Ich bin natürlich enttäuscht, dass wir noch Unentschieden gespielt haben. Wir hatten die Chancen zum Sieg, aber manchmal gehen Bälle an den Pfosten statt ins Netz. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft, die gegen diesen großartigen THW alles gegeben hat. Seit dem EM-Gewinn von Dänemark ist Handball hier total im Fokus, wir hätten 50000 Karten verkaufen können. Allerdings lastete auch viel Druck auf dem Team.
THW-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus-Hinrich Vater gegenüber den KN:
Ein hochdramatisches, sehr, sehr spannendes Spiel. Wir haben verdient den Gruppensieg errungen, der Erfolg spiegelt auch die bisherige Saison wider. Was ich jetzt erwarte? Ich habe für das Final Four in Köln schon fest gebucht.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt gegenüber den KN:
Das war optimal für uns, da sind zwei Spitzenteams auf Augenhöhe aufeinander getroffen. Kopenhagen hat allerdings am Limit spielen müssen, wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht. Aber ich kann der Mannschaft zu dieser tollen Leistung nur gratulieren.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Eine tolle Stimmung, zwei großartige Teams, und wir haben unseren ersten Platz verteidigt. Was wollen wir mehr? Insgesamt war das 24:24 ein gerechtes Ergebnis.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Ein enges Spiel, tolle Atmosphäre, das hat Spaß gemacht, auch mit unseren großartigen Fans. Das war wieder einmal solch ein enger Kampf, wie wir es mögen.
Kopenhagens Linskaußen Gudjon Valur Sigurdsson gegenüber den KN:
Kiel ist der verdiente Gruppensieger, eine großartige Mannschaft, der wir aber großen Widerstand entgegengebracht haben. Wir haben phasenweise ebenfalls sehr, sehr gut gespielt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir jede andere Mannschaft der Welt heute bezwungen hätten - aber eben nicht diesen THW Kiel. Es wäre schön, wenn wir uns beim Final Four wiedersehen würden.

 


Champions League, Gruppe D, 10. Spieltag: 26.02.12, So., 16.50: AG Kopenhagen (DEN) - THW Kiel: 24:24 (11:11)

Logo Kopenhagen AG Kopenhagen (DEN Flagge DEN):
Hvidt (1.-15., 31.-45., 8 Paraden), Ege (16.-30., 46.-60., 7 Paraden); Ottesen (n.e.), Atlason (n.e.), R. Toft Hansen, Jörgensen, Sigurdsson (8), Gudjonsson (2), Stefansson (2), H. Toft Hansen (2), Ekberg (4/2), Malmagro (n.e.), Hundstrup (n.e.), Larsen (n.e.), Boldsen, Hansen (6); Trainer: M. Andersson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-45., 49.-60., 10 Paraden), Palicka (45.-49. und bei einem Siebenmeter, 1/1 Paraden); K. Andersson (5), Lundström (3), Dragicevic (n.e.), Sprenger (2), Ahlm (3), Kubes (n.e.), Reichmann (n.e.), Zeitz, Palmarsson (1), Narcisse (2), Ilic (5/5), Klein (n.e.), Jicha (3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Kenneth Abrahamsen / Arne M. Kristiansen (Norwegen)
Zeitstrafen:
Kopenhagen: 3 (Jörgensen (8.), 2x R. Toft Hansen (15., 44.));
THW: 3 (Lundström (8.), Andersson (9.), Ahlm (25.))
Siebenmeter:
Kopenhagen: 3/2 (Palicka hält Ekberg (26.));
THW: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (5.), 2:2, 2:3, 4:3 (10.), 4:4, 5:4, 5:6 (15.), 7:6 (21.), 7:7, 8:7, 8:10 (25.), 10:10, 10:11, 11:11;
2. Hz.: 12:11, 12:13, 13:13, 13:14, 14:14, 14:15 (35.), 15:15, 15:16, 16:16, 16:17 (40.), 19:17 (43.), 19:18, 20:18, 20:19, 21:19 (46.), 21:20, 22:20 (49.), 22:22 (53.), 23:22 (56.), 23:24, 24:24.
Zuschauer:
5.600 (ausverkauft) (Boozt.com Arena, Bröndby (DEN))

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Im EHF-Pokal und im Pokalsieger-Cup spielen die deutschen Mannschaften erst im März wieder.

Die Füchse Berlin machten es am Samstag in der Max-Schmeling-Halle spannend. Gegen den punktlosen Tabellenletzten BSV Bjerringbro-Silkeborg (DEN) lagen die Hauptstädter lange Zeit zurück, siegten letztlich aber knapp mit 28:27 (14:13). Lohn der Mühen: Bei ihrer Champions-League-Teilnahme konnten sich die Füchse als Gruppenvierter der stark besetzten Gruppe B für die K.O-Runde qualifizieren.

Der HSV Hamburg hat als einzige Mannschaft die Gruppenphase ohne Niederlage überstanden: Im abschließenden Spiel der Champions-League-Gruppe C gewannen die Hansestädter, die bereits länger als Gruppensieger feststanden, mit 25:23 (12:14) bei RK Metalurg Skopje (MKD).

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012:

THW jubelte über Remis

Champions League: 24:24 bei bärenstarker AG Kopenhagen reichte zum Gruppensieg
Kopenhagen. Die Halle kochte, die Spannung beim Gruppenfinale in der Champions League zwischen dem bisherigen Zweiten AG Kopenhagen und Spitzenreiter THW Kiel war greifbar. Nach dem Schlusspfiff aber drehten die "Zebras" ihren Ringelreihen. Der Tanz war noch ausgelassener als bei vielen vorangegangenen Anlässen nach Siegen in der Bundesliga. Gestern bejubelten die Kieler "nur" ein Unentschieden, das 24:24 (11:11). Es war exakt das Ergebnis, das zum Gewinn der Vorrundengruppe D genügte.

Morgen (11 Uhr) findet im Land des Handball-Europameisters auch die Auslosung für das Achtelfinale statt. Drei Mannschaften, jeweils die Vierten der Parallelgruppen, Berlin, Schaffhausen und Plock, kommen für den THW in Frage. "Im Prinzip ist es egal, gegen wen es geht", sagte ein nach der Partie ziemlich aufgewühlter THW-Manager Klaus Elwardt. "Aber die Füchse muss ich nicht haben."

Kopenhagen und Kiel knüpften gestern Abend in der mit 5600 Zuschauern bis unters Dach gefüllten Boozt.com Arena in Kopenhagen-Bröndby dort an, wo sie sich beim 28:26-Sieg des THW im Dezember beim Hinspiel getrennt hatten: Auch gestern boten beide Teams Handball auf höchstem Niveau, zwar mit Fehlern durchmischt, "aber die passieren in einem solchen Spiel mit Teams auf Augenhöhe, der gegenseitige Druck, den sich beide machen, ist enorm", analysierte THW-Rückraum-Ass Filip Jicha nach 60 intensiven Minuten, in denen auch 560 Kieler Fans auf den Rängen direkt unter dem Arena-Dach Vollgas gegeben hatten. Er habe riesigen Spaß an diesem Spiel gehabt, fuhr Jicha fort. "Es war das erwartete Topspiel, wenn man so extrem gefordert wird, und diese Herausforderung besteht, ist es umso schöner."

Beide Trainer, der Schwede Magnus Andersson bei AGK und THW-Coach Alfred Gislason, hatten Bestbesetzung dabei. Erfahrene Schiedsrichter kamen mit dem norwegischen Gespann Abrahamsen/Kristiansen hinzu. Doch ausgerechnet die skandinavischen Routiniers waren die schlechtesten Akteure auf dem Handball-Parkett. Nur gut, dass sich ihre hohe Fehlerquote ziemlich gleichmäßig auf beide Seiten verteilte. Sie brachten unnötige Unruhe ins Spiel, entscheidend waren die falschen Pfiffe nicht.

Kopenhagens Fans sorgten von Beginn an für eine fantastische Atmosphäre, laut, aber fair. Die Sitzplätze waren in den ersten Minuten nur Staffage, stehend spornten sie ihr Team um Superstar Mikkel Hansen an. Kiel kam trotzdem besser aus den Startlöchern, störte mit offensiver 3:2:1-Deckung, hatte dahinter einen starken Omeyer im Tor und lag durch Ahlm und Andersson 2:0 vorn. Es blieb lange Zeit die höchste Führung, denn beide kämpften auf Augenhöhe, die Führungen wechselten, das Halbzeit-11:11 spiegelte die Kräfteverhältnisse wider. Hätten die Kieler ihre Chancen besser genutzt, dann... Aber AGK ließ ebenfalls Großchancen aus. Hinzu kam, dass Omeyer auf der einen und das Kopenhagenern Torhütergespann Kasper Hvidt/Steinar Ege auf der anderen Seite Klasse zeigten.

So wogte das Spiel auch in der zweiten Halbzeit hin und her, als AGK dann mehrfach Zwei-Tore-Führungen herausspielte, schien sich die Waage Richtung Kopenhagen zu senken. Unter Zeitnot glich Aron Palmarsson mit einem Stemmer dann in der 53. Minute zum 22:22 aus, läutete eine fesselnde Schlussphase ein. Die Entscheidung fiel 35 Sekunden vor dem Abpfiff, Omeyer meisterte den Wurf von Mikkel Hansen, und als Filip Jicha eine "Wurffalle" annahm, zum 24:23 traf, war das Tor zum Glück aufgestoßen. Hansens Treffer zum Ausgleich hatte nur noch statistischen Wert, stellte aber Gerechtigkeit her: Einen Verlierer hatte dieses großartige Handball-Erlebnis nicht verdient.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012:

Splitter aus Kopenhagen

Kieler Fans posieren vor der boozt.com Arena.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kieler Fans posieren vor der boozt.com Arena.
Fans - Auf THW-Fans ist Verlass. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) schreibt vor, dass der gastgebende Club zehn Prozent aller Eintrittskarten an den Gäste-Anhang abtreten muss. Die Bröndby-Halle (jetzt Boozt.com Arena) hat ein Fassungsvermögen von 5600 Zuschauern. Einfache Rechnung: THW-Anhänger hatten einen Anspruch auf 560 Tickets. Und tatsächlich, innerhalb weniger Tage waren alle Karten weg, so fand zwischen Kiel und Kopenhagen gestern eine kleine Völkerwanderung statt. Vier Gelenkbusse mit den beiden Fan-Clubs "Schwarz-Weiß" und "Zebrasprotten" (insgesamt rund 200 Insassen) waren unterwegs, außerdem drei Großbusse mit dem THW-Freunde-Club, dem "Zebra"-Club und einer mit Sponsoren inklusive THW-Umfeld.

Mikkel Hansen für 5 Kronen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mikkel Hansen für 5 Kronen.
Hansen-Menü - Schon von weitem ist zu erkennen, wer die Hausherren der Bröndby-Hallen sind: AGK, Vereinsbezeichnung und Kürzel für AG Kopenhagen, prangt an allen Wänden. Außerdem werden die Fans von überlebensgroßen Bildern ihrer Handball-Helden empfangen, abgebildet in ihren blauen "muscleshirts", platziert auf dem Dach der Arena. Drinnen sind die Stars an den Imbissen als Menü zu haben. Kleine Auswahl: Für 90 Kronen (1 Euro gleich 7,50 Kronen) gibt's Rene Toft Hansen. Das sind zwei Flaschen Mineralwasser plus zwei French Hotdogs. Mikkel Hansen sind drei Polsehom (Würstchen in Teigtasche) plus eine Flasche Wasser, 50 Kronen. Das AGK-Menü ist komplett flüssig: Für 200 Kronen gehen fünf Flaschen Carlsberg-Bier (0,5 l) über den Tresen. Torhüter Kasper Hvidt steht mit seinem Namen für Gesundes: Zu einer Flasche Wasser wird ein bunter Obstkorb gereicht, Preis: 35 Kronen.

Transfer - Seit Wochen hält sich das Gerücht, dass Kim Andersson auf dem Wunschzettel des dänischen Hauptstadt-Clubs steht. Pressesprecher Stehen Laursen bestätigte gestern das Interesse an einem Transfer zum Sommer 2012 und erste Kontakte: "Ein großartiger Spieler, den wir gerne in unserer Mannschaft hätten." Kiels schwedischer Linkshänder hat beim THW allerdings noch einen laufenden Vertrag bis zum 30. Juni 2013. Kontakte bestätigte gestern auch Klaus Elwardt. Ja, die Kopenhagener hätten ihn gestern Morgen erstmals offiziell angesprochen, erklärte der THW-Manager. Andersson wäre dann ganz in der Nähe seiner Familie, müsste nur die Belt-Brücke überqueren. Er könne den Schweden verstehen, sagte Elwardt, "aber Kim hat noch einen Vertrag bis 2013". Mehr wäre, so Elwardt, momentan zu dieser Personalie nicht zu sagen.

Auslosung - Die Auslosung für die Spiele des Achtelfinales der Champions League findet morgen ebenfalls in Dänemark statt. In Horsholm, 35 Kilometer vor den Toren Kopenhagens gelegen und Sitz von Champions-League-Sponsor "velux", werden die Lose gezogen. THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust ist Zeugin, blieb gleich in Dänemark, weil heute außerdem ein EHF-Marketing-Treffen in Kopenhagen stattfindet.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.02.2012)


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