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23.11.2011 Champions League

Champions League: THW mit deutlichem Erfolg in Belgrad

Filip Jicha erzielt elf Tore

CL, Gruppe D, 6. Spieltag: 23.11.2011, Mi., 19.00: Partizan Belgrad - THW Kiel: 24:35 (10:19)
Update #2 KN-Bericht, Spielbericht und weitere Fotos ergänzt ...

Überragend: Filip Jicha erzielte 11/3 Tore.
Überragend: Filip Jicha erzielte 11/3 Tore.
Eine konzentrierte Leistung und einen guten Start in die Partie hatte THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Rückspiel gegen Partizan Belgrad gefordert. Seine Spieler hatten offenbar gut zugehört, starteten mit 3:0 in die Partie und fuhren aufmerksam einen mehr als deutlichen und nie gefährdeten 35:24 (19:10)-Sieg in der serbischen Hauptstadt ein. Thierry Omeyer ebnete mit 13 seiner insgesamt 17 Paraden in der ersten Hälfte den Weg, den Rest erledigte der Rückraum unter anderem mit einem überragenden Filip Jicha, der für seine 11/3 Tore nur 32 Minuten Einsatzzeit benötigte, und einem starken Momir Ilic (6 Tore).
Aber auch die Außen gefielen in Belgrad mit insgesamt elf Toren, fünf davon markierte Tobias Reichmann.

Durch den dritten Sieg im fünften Spiel arbeitete sich der THW in der Champions-League-Gruppe D von Platz vier erstmals auf den Platz an der Sonne vor - allerdings kann Kopenhagen (gegen Leon) mit einem Sieg wieder an den Zebras vorbei ziehen.

Kühlschrank statt Hexenkessel
Vor dem Anpfiff in der nur mit 2700 Zuschauern gefüllten Pionir-Halle in Belgrad.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vor dem Anpfiff in der nur mit 2700 Zuschauern gefüllten Pionir-Halle in Belgrad.
Die "Pionir"-Arena kann ein Hexenkessel sein - beim Basketball. Am Mittwochabend hatte die für die Europameisterschaft sanierte 8000-Zuschauer-Halle eher Kühlschrankcharakter: Nur rund 2700 Handball-Fans verirrten sich auf den steil aufsteigenden Tribünen. Und die hatten von Beginn an auch wenig Grund, auf Betriebstemperatur zu kommen. Denn Gislason hatte in Belgrad den Experimentier-Kasten nicht dabei: Er setzte auf die Mannschaft, die beim 36:28-Erfolg im Hinspiel die Kieler auf die Siegesspur gebracht hatte. Einzige Ausnahme: Dominik Klein kam für den im Hinspiel überragenden achtfachen Torschützen Henrik Lundström in die Startformation. In dieser stand auch wieder Milutin Dragicevic, der sich zu Beginn mit Daniel Kubes die Angriff-Abwehr-Arbeit teilte.

Omeyer und Jicha trumpfen auf
Einmal mehr überragend: Thierry Omeyer.
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Das Spiel begann für die Serben mit einem hoffnungsvollen Zeichen: Dejan Vasic parierte nach 40 Sekunden einen Siebenmeter von Momir Ilic. Doch schnell war klar, dass sich der THW an diesem Abend nicht überraschen lassen wollte. Omeyer machte da weiter, wo er drei Tage zuvor in der zweiten Halbzeit aufgehört hatte. Den ersten Wurf von Dimitrijevic fing der französische Torhüter ab und schickte Dominik Klein auf die Reise zum 1:0 (2.), nach seiner dritten Parade fackelte Jicha nicht lange und traf zum 2:0, nach der vierten Omeyer-Glanztat erzielte der tschechische Rückraumspieler das 3:0 (5.). Satte fünfeinhalb Minuten benötigten die Belgrader, bis Dimitrijevic den ersten Treffer erzielen konnte. Und der THW machte weiter Druck - Daniel Narcisse aus dem rechten Rückraum und erneut Jicha machten das 5:1 (7.). Wären in dieser Phase nicht einige Milic-Paraden, technische Fehler und Fehlwürfe der Kieler gewesen, die Partie hätte frühzeitig entschieden sein können. Omeyer glänzte mit einer Doppelparade gegen Milosevic und Kostadinovic, aber auch Milic konnte sich bei einem Gegenstoß gegen Klein glänzend in Szene setzen. Innerhalb von 30 Sekunden fanden die Gastgeber so zwei Mal die Lücke im engen Kieler Deckungs-Verband. Beim 3:5 keimte Hoffnung auf.

Ilic knüpft nahtlos an Jichas Leistung an
Fünf Tore zwischen der 18. und 30. Minute: Momir Ilic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Fünf Tore zwischen der 18. und 30. Minute: Momir Ilic.
Doch fünf Minuten später war diese bereits wieder auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Drei weitere Tore von Jicha - Nummer fünf, sechs und sieben - und ein feiner Treffer von Sprenger bedeuteten das 10:5 (15.). Gislason wechselte nun beinahe im Block den kompletten Rückraum aus: Ilic, Christian Zeitz und Palmarsson kamen nacheinander auf die Platte. Die Eingewöhnungszeit nutzten die Gastgeber zum 8:11-Anschluss (18.), Ilic hielt mit drei Toren im Wechsel mit serbischen Treffern den Drei-Tore-Vorsprung. In Unterzahl, Kubes musste auf die Bank, parierte Omeyer gleich zwei Mal nacheindner einen Milinic-Wurf, dann vergab Maksic noch einen Siebenmeter. Die Chance, dem THW wieder auf zwei Tore auf die Pelle zu rücken, war vertan. Das Tor von Mandic zum 10:13 (22.) sollte das letzte Aufflackern von Tor-Gier der Gastgeber für die nächsten acht Minuten vor und die ersten drei Minuten nach der Pause gewesen sein.

Neun Tore Vorsprung zur Pause
Spielszene.
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Omeyer schloss seinen Kasten ab, die THW-Abwehr störte den Partizan-Angriff, und die Zebras zogen wieder davon - mühelos, wie es schien. Sprenger verwandelte einen Gegenstoß, Ilic machte sein vierte Tor, Reichmann vollendete gekonnt, ein Hammer von Ilic landete im Kasten, und schlussendlich setzte sich Omeyer mit einem unglaublichen Pass auf Reichmann noch die Vorbereiter-Krone auf: Das 19:10 zur Pause war mehr als eine Vorentscheidung. Hatten die Gastgeber vor der Partie auf eine Wiederholung der ersten Halbzeit im Hinspiel gehofft, sie hatten sich getäuscht. Der THW machte ernst, ging über weite Strecken konzentriert zur Sache und ließ an seinem Willen, zwei Punkte aus der serbischen Hauptstadt mitnehmen zu wollen, überhaupt keinen Zweifel aufkommen.

Fünfminütige Torflaute
Nach der Rückkehr auf das Parkett ließ Gislason wieder seine Startformation auflaufen. Diese dankte es ihm mit weiteren Omeyer-Paraden, und einem gewaltigen Jicha-Hüftwurf zum 10:20. Dann schickte Andersson ein Geschoss zum 21:11 in die Maschen, dem der Schwede kurze Zeit später einen fantastischen Pass auf Reichmann folgen ließ. Weil Jicha dann aber einen Gegenstoß am Tor vorbei drehte und kurz darauf erneut mit einem Konter an Milic scheiterte, wurde es nicht noch deutlicher. Erst, nachdem Andersson an den Kreis auflöste und Klein bediente, der mit einem Heber zum 23:12 vollstreckte (36.), schlich sich ein wenig der Schlendrian in die THW-Abwehr ein. Partizan bedankte sich mit einem Doppelschlag von Mester und zwei Dimitrijevic-Fackeln zum 16:23, ehe Reichmann die fünfminütige Kieler Torflaute beendete. Der junge Rechtsaußen des THW hätte kurz darauf seine gute Leistung krönen können, doch Vasic parierte dessen Wurf nach Kempa-Anspiel. Dafür markierte Jicha mit einem Gegenstoß ohne Gegenwehr das 27:17 und verabschiedete sich Richtung Bank: Es war wieder Zeit für den Blockwechsel im Kieler Rückraum.

Ab der 46. Minute mit gebremstem Elan
Christian Zeitz schickte einen gewaltigen Hüftwurf zum 32:22 in die Maschen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz schickte einen gewaltigen Hüftwurf zum 32:22 in die Maschen.
Fortan kehrte der Haupttorschütze nur noch für Strafwürfe auf das Parkett zurück - alle drei verwandelte der Tscheche sicher. Spätestens mit Kim Andersson 29:18 (46.) schraubten die Zebras dann ihren Einsatz ein wenig zurück. Nur sechs Tore erzielten sie in den letzten 14 Minuten, ebenso viele wie die Gastgeber. Das lag auch am immer stärker werdenden Oldie im Partizan-Tor, Dejan Vasic, der acht Paraden in der zweiten Halbzeit zeigte. Aber in Gefahr geriet der THW natürlich auch dadurch nicht mehr. Mit einem Doppelpass von Lundström und Ilic, den der Kieler Linksaußen zum 35:24 (58.) vollstreckte, war der Torhunger beider Mannschaften endgültig gestillt. Der THW feierte einen überlegenen, zu keiner Zeit gefährdeten Sieg im Land der kommenden Europameisterschaft, zwei wichtige Punkte im Kampf um Tabellenplatz eins und gleichmäßig verteilte Spielanteile für nahezu alle Akteure.

Bundesliga-Hammer in Magdeburg und Revanche in Montpellier
Weiter geht es für den THW mit einer harten Bundesliga-Aufgabe: Am kommenden Dienstag empfängt der SC Magdeburg die Zebras. Anpfiff in der GETEC-Arena ist um 20 Uhr, Sport1 überträgt das Spiel live. In der Champions League ist die nächste Herausforderung eine Spitzen-Partie: Am Sonntag, dem 4. Dezember, kommt es in Montpellier zum Treffen zweier Favoriten auf den Gruppensieg - und zur Revanche für die 23:24-Hinspiel-Niederlage in der Sparkassen-Arena.

(Christian Robohm)

 

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Champions League, Gruppe D, 6. Spieltag: 23.11.11, Mi., 19.00: Partizan Belgrad (SRB) - THW Kiel: 24:35 (10:19)

Logo Belgrad Partizan Belgrad (SRB Flagge SRB):
Vasic (36.-60. und 2 Siebenmeter, 10 Paraden), Milic (1.-36., 7 Paraden); Milosevic (3), V. Ilic (2/1), Minic, Mandic (3), Radanovic, Dimitrijevic (4), Maksic (3), Radivojevic (1/1) Babic, Milinic (2), Kostadinovic (2), Mester (2), Marsenic, Potic (2/1); Trainer: Brkovic
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-51., 17 Paraden), Palicka (51.-60., 3 Paraden); Andersson (3), Lundström (1), Dragicevic (1), Sprenger (2), Kubes, Reichmann (5), Zeitz (1), Palmarsson (1), Narcisse (1), Ilic (6), Klein (3), Jicha (11/3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Marek Baranowski / Bogdan Lemanowicz (Polen)
Zeitstrafen:
Belgrad: 2 (2x Mandic (24., 30.));
THW: 2 (Kubes (22.), Lundström (60.))
Siebenmeter:
Belgrad: 4/3 (Maksic gegen Omeyer an den Pfosten (24.));
THW: 4/3 (Vasic hält Ilic (1.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (5.), 1:4, (7.), 3:5 (9.), 3:7, (12.), 4:8 (13.), 5:9, 6:10 (15.), 8:11 (18.), 9:12 (19.), 10:13 (22.), 10:15 (25.), 10:19;
2. Hz.: 10:20, 11:22 (34.), 12:23 (35.), 16:23 (40.), 17:24, 17:29 (46.), 20:29 (48.), 22:31, 23:33 (57.), 24:24, 24:35 (58.).
Zuschauer:
2700 (Pionir-Arena, Belgrad)

Kurzumfragen:

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Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und werden erst ab 26. November eingreifen.

Am Sonntag stehen die Füchse Berlin in der Gruppe B unter Zugzwang: Die Hauptstädter wollen sich um 17 Uhr bei der ungarische Top-Mannschaft MKB Veszprem KC für die 24:29-Niederlage in Berlin revanchieren. Eurosport überträgt dieses Spiel live.

Bereits um 15.30 Uhr empfängt der HSV Hamburg am Sonntag den polnischen Meister Orlen Wisla Plock zum Spiel der Gruppe C. Auch diese Partie wird live bei Eurosport gezeigt.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2011:

Ilic wird zum Stadtführer

THW-Trainer Gislason belohnt seine Spieler für das 35:24 mit einem Belgrad-Abend
Belgrad. Der THW Kiel hat in der Champions League wieder alle Handball-Trümpfe in der Hand, um die Vorrunde doch noch als ein Gruppensieger zu beenden. Gestern Abend gewannen die sehr konzentriert auftretenden "Zebras" bei Partizan Belgrad mit 35:24 (19:10) und machten in der Gruppe D einen Sprung vom vierten auf den ersten Platz.

Wenn die Basketballer von Partizan in der "Pionir-Arena" ihre Champions-League-Spiele bestreiten, dann bricht die Halle auseinander. Ausverkauft bis unter das Dach, Fans, die sich wie Sardinen auf den Gängen drängen und bis zum Abpfiff toben. Handball, das ist in Serbien eine andere Welt, eine kleinere, leisere. Im Stadtbild von Belgrad gab es keinerlei Hinweise, dass der THW Kiel zu Gast sein würde. Für den Tabellenführer der "Merkur Osiguranje Superliga" war es das Spiel des Jahres, für alle anderen Belgrader offenbar nur eine Fußnote. Einzig auf dem Platz der Republik waren Handballer auf einer Videowand zu sehen. Immer wieder liefen Szenen aus dem Hinspiel ab, allerdings auf solche beschränkt, in denen Partizan-Spieler trafen. Im Nieselregen verweilten aber nur wenige, um sich Kieler im dauerhaften Rückwärtsgang anzusehen.

Auch in der Arena hatten sich nur 2500 Zuschauer auf 7000 Plätze verteilt. Die von den Eurosport-Kameras abgewandte Tribüne war völlig verwaist. Wer gekommen war, pfiff die Kieler beim Einlaufen kräftig aus, besonders Thierry Omeyer, das wurde hörbar, stand nach seinem Paraden-Gewitter im Hinspiel in der Gunst ganz unten.

Vor den Augen der serbischen Handball-Nationalmannschaft der Frauen wurden die Gäste ihrer Favoritenrolle von Beginn an gerecht. Im Hinspiel hatten sie die erste Halbzeit verschlafen, das sollte sich nicht wiederholen. Die erste Viertelstunde stand vor allem im Zeichen von Filip Jicha, der zur 10:5-Führung sieben Treffer beisteuerte. "Es ist nicht wichtig, wie viele Tore ich gemacht habe", sagte der Tscheche, der am Ende elf Mal getroffen haben sollte. "Es tat der Mannschaft gut, nur darum geht es." Als Jicha gegen Momir Ilic ausgewechselt wurde, setzte dieser die Torflut aus dem linken Rückraum fort.

Spätestens zur Halbzeit hatten die Zuschauer die Hoffnung aufgegeben, dass ihr Team die sechste Niederlage im sechsten Gruppenspiel verhindern kann. Ganz gegen ihren Willen entlockte ihnen nun sogar Omeyer mit seinen zahlreichen Paraden und millimetergenauen Pässen Töne des Entzückens. Gleiches galt für einen Hammer von Christian Zeitz, der, noch geschwächt von einem Magen-Darm-Virus, unbedingt mitwirken wollte. "Ich hatte einige Tage im Bett gelegen, und mir tat der Rücken weh. Ich dachte mir, dass dagegen der Sport helfen würde." Tat er.

THW-Trainer Alfred Gislason hatte sich für die 6:0-Deckung entschieden und damit den Gegner vor ein großes Problem im Wortsinn gestellt. Gegen Jicha, Daniel Kubes und Kim Andersson, alle zwei Meter lang, fanden die Serben kein Rezept. Einzig Vladimir Mandic, mit monatlich 2000 Euro der Top-Verdiener des achtmaligen Meisters, fand gelegentlich eine Lücke. Ab und zu gelang auch ein schönes Anspiel an den Kreis, doch dies war zu wenig, um einen souveränen THW in Verlegenheit zu bringen. "Wir wollten von Anfang an verhindern, dass es hitzig wird. Das haben die Jungs gut umgesetzt", sagte Gislason und spendierte seinen "Zebras" einen Belgrad-Abend: "Wenn Momir ihnen die Stadt zeigen will, soll er das gerne machen." Die Mannschaft sei diszipliniert genug, um zu wissen, dass am Dienstag in Magdeburg ein ganz wichtiges Spiel auf dem Kalender stehen würde.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2011)


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