20./21.11.2011 - Letzte Aktualisierung: 21.11.2011 | Champions League |
Update #3 | KN-Bericht, Spielbericht, weitere Fotos und Stimmen ergänzt... |
Henrik Lundström leistete sich keinen Fehlwurf und erzielte acht Tore. |
Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für Bernd und Reiner Methe. |
Nach einer Schweigeminute für die kürzlich bei einem Unfall gestorbenen Zwillingsbrüder Bernd und Reiner Methe schickte THW-Trainer Alfred Gislason eine ungewöhnliche Startaufstellung auf das Parkett. Im Tor gab er Andreas Palicka den Vorzug vor Thierry Omeyer, auf Rechtsaußen durfte Tobias Reichmann beginnen, Daniel Kubes und Andersson wechselten sich in der Abwehr und im Angriff ab, und am Kreis durfte Milutin Dragicevic sich beweisen: Der Serbe zeigte gegen seine Landsleute im Angriff einen tollen Start: Auch dank seiner drei Tore in der Anfangsphase zogen die Kieler schnell auf 7:2 davon. Partizans junge Mannschaft hatte bis dato ordentlich Lehrgeld zahlen müssen, viele Fehlwürfe luden die Kieler zum Kontern ein.
Milutin Dragicevic erzielte seine vier Tore in den ersten 13 Minuten. |
Ohne Respekt vor der Kulisse und den großen Namen beim THW spielten die Gäste nun immer frecher auf. Potic narrte Palicka mit einer Siebenmeter-Murmel, die gerade so eben die Torlinie überquerte (15:15, 25.), wenig später vollendete Nemanja Ilic einen Kempatrick zum 16:16. Der Kieler Ärger über eigene Unzulänglichkeiten entlud sich in Palmarssons 109-km/h-Geschoss, doch auch davon ließen sich die Partizan-Spieler nicht schocken: Sie nutzten weiter die Fehler in beiden Kieler Mannschaftsteilen und trafen bis zur Pause durch Dimitrijevic noch zwei Mal. Hätte Milosevic den letzten Angriff der ersten 30 Minuten nicht überhastet abgeschlossen, die Kieler wären mit einem höheren als dem 17:18-Rückstand in die Pause gegangen.
Mit Wucht und Wut im Bauch traf Aron Palmarsson unter anderem zum 17:16. |
Dominik Klein und Marcus Ahlm unterstützten ihre Teamkollegen von der Bank aus. |
Die Vorentscheidung war gefallen, auch weil Partizan dem Kieler Angriffs- und offensiven Deckungswirbel nicht mehr viel entgegen setzen konnte. Drei Minuten vor dem Ende zog der THW nach einem tollen Omeyer-Pass auf Lundström und einem ebenso feinen Andersson-Pass auf den Linksaußen auf zehn Tore davon. Die Gäste betrieben noch Ergebniskosmetik, ehe Ilic mit einem wuchtigen Rückraumwurf den Endstand von 36:28 besiegelte.
Bereits am kommenden Mittwoch bietet sich dem serbischen Meister die Möglichkeit zur Revanche: Um 19 Uhr (Eurosport überträgt live) empfängt Partizan den zweifachen Champions-League-Sieger zum Rückspiel in der hitzigen Atmosphäre der "Pionir-Arena" in Belgrad.
(Christian Robohm)
Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage
nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2971.html.
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Für uns war es eine große Ehre, hier spielen zu dürfen. Jeder in Serbien kennt den THW und weiß, was es bedeutet, gegen ihn zu spielen. Der THW hat eine große Qualität, und wir haben versucht, mit vielen jungen und einigen wenigen erfahrenen Spielern dagegen zu halten. Wir haben heute sehr gut gekämpft und vor allem in der ersten Halbzeit einen sehr guten Handball gespielt.In der zweiten Halbzeit hat der THW gezeigt, welche Qualität er hat. Deshalb ist es auch für erfahrenere Mannschaften schwierig, hier zu spielen. Ich hoffe, dass wir am Mittwoch genauso stark aufspielen wie heute in der ersten Halbzeit, und über 60 Minuten gegenhalten können. Dann wird es ein Fest in Schwarz und Weiß.
Zwei Bitten hätte ich an Alfred Gislason: Am Mittwoch soll er Omeyer nicht einsetzen und Momir Ilic keine Siebenmeter werfen lassen (lacht).
Ich habe schon im Vorfeld vor dieser Belgrader Mannschaft gewarnt. Die haben auch in den bisherigen Partien einen sehr guten Ball gespielt und in der ersten Halbzeit gut mitgehalten. Viele talentierte junge Leute spielen bei Partizan, in der zweiten Halbzeit haben diese dann oft wegen der fehlenden Breite im Kader nicht so gute Phasen gespielt und deshalb nicht gewonnen.
Mochte zeitweilig nicht mehr hinsehen: Alfred Gislason. Heute haben wir uns schwer getan. In der ersten Hälfte war unsere Abwehr nicht besonders gut, während die Belgrader Deckung mit einem sehr guten Torwart uns das Leben schwer gemacht hat. Milic hat eine starke Leistung gebracht, er ist ja noch ein sehr junger Torhüter. Die Belgrader haben dann jeden Fehler von uns bestraft, normalerweise ist das ja unser Spiel.
Mit einem überragenden Thierry Omeyer haben wir dann in der zweiten Halbzeit das Blatt gewendet. Wir haben auch druckvoller im Angriff gespielt, die zweiten 30 Minuten waren viel besser. Wir haben dann die Partie ziemlich souverän zu Ende gespielt, auch wenn das heute zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten meiner Mannschaft waren.
Die erste Hälfte war nicht so gut von uns, Partizan hat hingegen sehr gut gespielt: Schnell und mit einem starken Torwart. Belgrad hat eine sehr junge Mannschaft, die sehr gut gekämpft hat. Das ist der Charakter der Serben, die kämpfen bis zum Umfallen. Das hat man in der erste Halbzeit gesehen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann unsere Qualitäten ausgespielt und routiniert gewonnen.Zur EM in Serbien:
Die Europameisterschaft ist eine große Chance für den Handball in Serbien. Allerdings haben die Fans auch große Erwartungen an uns. Wir können gegen alle Mannschaften, mit Ausnahme von Frankreich und Kroatien, mithalten. Aber der Druck auf uns ist groß, dass wir eine Medaille holen.
Wir sind die Aufgabe heute vielleicht etwas zu lässig angegangen, wussten, dass wir zu Hause nicht verlieren können und dachten vielleicht auch, dass wir einfach gewinnen. Wir müssen aus dem Spiel die zweiten 30 Minuten mitnehmen, nicht die ersten.[Zur Rotation:]
Es ist sehr gut, wenn alle Spielanteile bekommen und man auch einmal geschont werden kann. Heute hat es bei mir persönlich aber nicht funktioniert, der Torhüter hat mit mir Kindergarten gespielt und auch gute Würfe von anderen Spielern gehalten.
Für die Entwicklung der jungen Spieler sind solche Partien wichtig. Kiel hat eine der Top-Mannschaften in Europa, das Spiel heute war eine große Erfahrung für die ganze Mannschaft und ein Höhepunkt in wohl jeder Karriere. Es war wichtig für die Zukunft, vor 10000 Zuschauern gut gespielt zu haben.
Belgrad hat sich gut verkauft. In der Champions League gibt es keine leichten Spiele. Wer hier mitmacht, ist in seinem Land Erster oder Zweiter geworden. In den ersten Minuten hatte Belgrad Respekt gehabt, dann wurden sie besser.
Ich bin ganz zufrieden mit mir, obwohl ich es besser kann. Ich habe lange nicht mit den Kollegen gespielt, da fehlt die Abstimmung. Deshalb gab es auch einige Missverständnisse. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich mich mit Kubi (Kubes, d. Red.) so abwechseln kann, dass wir beide frisch bleiben.
Wir haben gut angefangen, dann hat aber jeder von uns um zehn bis 15 Prozent nachgelassen, und es wurde wieder eng. Ich hatte heute in einigen Situationen ein bisschen Pech, aber manchmal sehen die Tage für Torhüter eben auch so aus. Zum Glück hat Titi (Omeyer, d. Red.) so stark gespielt.
Bereits am Mittwoch haben die Füchse Berlin ihr Heimspiel in der Gruppe B gegen die ungarische Top-Mannschaft MKB Veszprem KC mit 24:29 verloren. Mit 5:5 Punkten stehen die Berliner damit auf Platz drei der Tabelle.
Der HSV Hamburg gewann am Sonnabend beim polnischen Meister Orlen Wisla Plock mit 30:26 (14:13) und baute damit verlustpunktfrei seine Führung in der in der Gruppe C aus.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011:
Durch den ersten Heimsieg in der Königsklasse fanden die "Zebras" wieder Anschluss an die führenden Mannschaften in der Vorrundengruppe D, weil die Konkurrenz um den Gruppensieg patzte. Montpellier verlor im ungarischen Szeged, Kopenhagen im spanischen Leon.
Die junge Belgrader Mannschaft überzeugte in der ersten Halbzeit mit erfrischendem Handball, konnte ihr Tempo aber nicht halten. Als der THW konzentrierter zu Werke ging, vor allem in der Abwehr fester zupackte, war die Entscheidung bald gefallen. Henrik Lundström (8), Momir Ilic (7) und Kim Andersson (6) waren die erfolgreichsten Torschützen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011:
Entsprechend gelöst ging es auf der anschließenden Pressekonferenz zu. Wer die bescheidene erste Halbzeit der Kieler verpasste hatte, konnte meinen, der Pflichtsieg gegen die talentierten Lehrlinge aus Belgrad wäre ein Spaziergang gewesen. Als alle Beteiligten ihre Sicht der Dinge in Worte verpackt hatten, kehrte im Presseraum für einen Moment Ruhe ein. Dann ergriff Alfred Gislason noch einmal das Mikrofon und sprach Aleksandar Brkovic an, der für sich verbuchen kann, in der laufenden Champions-League-Saison der jüngste Trainer zu sein. "Die serbische Liga ist offenbar sehr anstrengend", sagte Gislason, 52 Jahre alt, mit Blick auf das Haupthaar des 30-Jährigen. "Er ist schon grau, ich noch nicht."
Den Spruch des Isländers übersetzte Momir Ilic, Serbe in Diensten des Rekordmeisters, der abschließend noch zwei Wünsche von Brkovic für das Rückspiel am Mittwoch in Belgrad (19 Uhr, Eurosport) übermittelte. Er, Ilic, solle dann keine Siebenmeter werfen dürfen und "der Omeyer" doch bitte zu Hause bleiben. Diesem Duo hatten die Hausherren es zu verdanken, dass sie nach einem 17:19 (31.)-Rückstand noch die Fesseln lösen konnten.
Dabei hatte alles planmäßig begonnen. Die jungen Serben waren angesichts der beeindruckenden Kulisse planmäßig nervös, und die Hausherren nutzten die Aufwärmphase der vor Respekt Erstarrten, um planmäßig auf 7:2 zu enteilen. Milutin Dragicevic erzielte in diesen ersten acht Minuten drei seiner vier Tore. Es schien auch für den zweiten Serben im THW-Dress ein guter Abend zu werden. Im Tor hatte Gislason den Schweden Andreas Palicka aufgestellt. Und das, obwohl er in der Deckung kräftig experimentieren musste. Christian Zeitz (Magen-Darm-Virus) hatte sich kurzfristig abgemeldet, in der Nacht vor dem Belgrad-Spiel musste der Linkshänder sich gleich mehrfach übergeben. Er soll heute mit Infusionen wieder auf die Beine gestellt werden, Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries schloss nicht aus, dass Zeitz morgen mit der Mannschaft in die serbische Hauptstadt fliegen wird.
Zudem sollte Kim Andersson, der sich am vorvergangenen Sonnabend eine schmerzhafte Hodenprellung zugezogen hatte, der unmittelbare Körperkontakt mit den teilweise hünenhaften Gegnern erspart werden. Andersson, der den Hodenschutz eines Torhüters trug, wurde auf der rechten Abwehrseite zunächst von Daniel Kubes ersetzt. Ein Test, der sich zumindest nicht auf Anhieb als Ideallösung erwies. "Ich bin aber noch nicht so weit, dieses Experiment aufzugeben", sagte Gislason, der in der ersten Halbzeit wie ein Irrwisch an der Seitenlinie auf und ab tigerte. In der Deckung ohne Biss, im Angriff ohne Konzept - immer wieder wurde sein Team von den flinken Gästen überrannt, die nach zehn Gedenkminuten erkannten, dass auch in einem solchen Handball-Tempel sehr irdische Wesen zu Hause sind.
Phasenweise spielte der achtmalige Meister Serbiens frech auf. Da düpierte Nikola Potic, zarte 18 Jahre alt, Palicka mit einem Siebenmeter, der eine gefühlte Geschwindigkeit von drei Stundenkilometern besaß. Und der wieselflinke Linksaußen Nemanja Ilic erzielte sein sechstes Tor, das 16:16, mit einem frechen Kempa-Trick.
Das war den Kielern offenbar dann doch eine Spur zu nassforsch. Nach dem Seitenwechsel ließ die Deckung - mit Andersson - bis zur 45. Minute nur zwei Tore der zunehmend hilfloser werdenden Gäste zu. Auch ein Verdienst von Thierry Omeyer, der mit seiner Einwechslung endlich das Feuer entfachte. Der Franzose hielt 15 Bälle und weckte mit seinen Jubelposen auch die Fans auf. Im Angriff blieb das Spiel der Kieler lange auf Einzelaktionen beschränkt, doch die schmerzhaften Kopf-durchdie-Wand-Aktionen wurden immerhin mit Siebenmetern belohnt. Eine Aufgabe für Ilic, der alle sechs Strafwürfe verwandelte, drei davon in Folge (21:19 bis 23:20) in der vorentscheidenden Phase. Als der starke Henrik Lundström, mit acht Toren erfolgreichster Werfer, zum 24:20 (44.) traf, hatten die Serben wieder Respekt, und die "Zebras" versöhnten ihre Fans noch planmäßig für einen Auftritt, der lange ein sehr mäßiger gewesen war.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011)
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