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20./21.11.2011 - Letzte Aktualisierung: 21.11.2011 Champions League

Champions League: Deutlicher Heim-Erfolg gegen Partizan Belgrad

CL, Gruppe D, 5. Spieltag: 20.11.2011, So., 17.00: THW Kiel - Partizan Belgrad: 36:28 (17:18)
Update #3 KN-Bericht, Spielbericht, weitere Fotos und Stimmen ergänzt...

Henrik Lundström leistete sich keinen Fehlwurf und erzielte acht Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström leistete sich keinen Fehlwurf und erzielte acht Tore.
Eine Halbzeit lang tat sich der THW Kiel am Sonntagabend gegen den serbischen Meister Partizan Belgrad schwer, am Ende wurde es dann doch deutlich: Mit 36:28 (17:18) gewannen die Zebras ihr zweites Heimspiel in der Champions-League-Gruppe D. Bester Torschütze vor 9700 Zuschauern war Henrik Lundström mit acht Toren. Eine überragende Leistung zeigte auch Thierry Omeyer, der zur Pause für den keinesfalls schlechten Andreas Palicka gekommen war: In den ersten 17 Minuten der zweiten Halbzeit ließ Omeyer hinter einer stark verbesserten Kieler Defensive nur drei Gegentore zu und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der THW von 17:19 (31.) auf 28:21 davon ziehen konnte.
Ebenfalls stark: Momir Ilic: Der Serbe verbuchte gegen seine Landsleute erneut eine hundertprozentige Quote vom Siebenmeterstrich. Mit 7/6 Treffern war er zweitbester Torschütze.

Ungewöhnliche Startaufstellung
Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für Bernd und Reiner Methe.
Klicken Sie zum Vergrößern! Das Spiel begann mit einer Schweigeminute für Bernd und Reiner Methe.
Marcus Ahlm nahm im Trikot auf der Bank Platz, um seine Mannschaftskameraden trotz seiner Knieverletzung zumindest so unterstützen zu können. Christian Zeitz fehlte hingegen beim Warmmachen: Den Linkshänder hatte über Nacht eine Grippe heimgesucht, die er zu Hause möglichst schnell auskurieren soll. Für ihn sprang Kim Andersson trotz seiner kürzlich erlittenen Hodenprellung in die Bresche.

Nach einer Schweigeminute für die kürzlich bei einem Unfall gestorbenen Zwillingsbrüder Bernd und Reiner Methe schickte THW-Trainer Alfred Gislason eine ungewöhnliche Startaufstellung auf das Parkett. Im Tor gab er Andreas Palicka den Vorzug vor Thierry Omeyer, auf Rechtsaußen durfte Tobias Reichmann beginnen, Daniel Kubes und Andersson wechselten sich in der Abwehr und im Angriff ab, und am Kreis durfte Milutin Dragicevic sich beweisen: Der Serbe zeigte gegen seine Landsleute im Angriff einen tollen Start: Auch dank seiner drei Tore in der Anfangsphase zogen die Kieler schnell auf 7:2 davon. Partizans junge Mannschaft hatte bis dato ordentlich Lehrgeld zahlen müssen, viele Fehlwürfe luden die Kieler zum Kontern ein.

Traumstart und Halbzeitrückstand
Milutin Dragicevic erzielte seine vier Tore in den ersten  13 Minuten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Milutin Dragicevic erzielte seine vier Tore in den ersten 13 Minuten.
Doch dem Traumstart folgte der Bruch: Zwei schnelle Fehler im Angriff nutzten die Belgrader zum 4:7-Anschluss, zusehends wurde der Gast mutiger. Das auch, weil die Kieler in der ungewohnten Abwehrzusammenstellung die Abstimmung vermissen ließen. Drei schnelle Tore in drei Minuten, und Partizan war beim 7:8 (13.) wieder in Reichweite. Mit schnellen Angriffen und frechen Aktionen setzten die Gäste auch weiterhin die Glanzpunkte in einer rasanten ersten Halbzeit, auch wenn der THW durch Reichmann und Dragicevic noch einmal auf 10:7 davonziehen und Lundström nach einer missglückten Abwehraktion der Belgrader ins leere Tor zum 12:9 (17.) einwerfen konnte. Dann aber rutschte Palicka ein Wurf des in der ersten Hälfte überragenden Ivan Dimitrijevic durch die "Hosenträger", wenig später reagierte der Serbe erneut gedankenschnell nach einer Palicka-Parade und traf zum 12:13, ehe der starke Torhüter Milic eine seiner vielen Paraden in einen Gegenstoß des schnellen Nemanja Ilic münden ließ: Nach 20 Minuten war die Partie wieder ausgeglichen.

Ohne Respekt vor der Kulisse und den großen Namen beim THW spielten die Gäste nun immer frecher auf. Potic narrte Palicka mit einer Siebenmeter-Murmel, die gerade so eben die Torlinie überquerte (15:15, 25.), wenig später vollendete Nemanja Ilic einen Kempatrick zum 16:16. Der Kieler Ärger über eigene Unzulänglichkeiten entlud sich in Palmarssons 109-km/h-Geschoss, doch auch davon ließen sich die Partizan-Spieler nicht schocken: Sie nutzten weiter die Fehler in beiden Kieler Mannschaftsteilen und trafen bis zur Pause durch Dimitrijevic noch zwei Mal. Hätte Milosevic den letzten Angriff der ersten 30 Minuten nicht überhastet abgeschlossen, die Kieler wären mit einem höheren als dem 17:18-Rückstand in die Pause gegangen.

Omeyers grandiose Paraden-Show
Mit Wucht und Wut im Bauch traf Aron Palmarsson unter anderem zum 17:16.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit Wucht und Wut im Bauch traf Aron Palmarsson unter anderem zum 17:16.
Nach dem Wechsel reagierte Gislason und erklärte kurzerhand das Kieler "Jugend forscht"-Projekt für beendet: Omeyer ging zwischen die Pfosten, Sprenger kam auf der rechten Außenbahn, auch Momir Ilic und Daniel Kubes sollten den Abwehrverbund stärken. Zudem wurde Andersson nun auch defensiv eingesetzt, und Daniel Narcisse kehrte auf die Platte zurück. Nach Savo Mesters 17:19 (31.) übernahm der THW das Kommando in der eigenen Halle. Ilic verwandelte einen Siebenmeter sicher, Narcisse vollendete im Flug einen Tempogegenstoß zum Ausgleich, und Omeyer verunsicherte den Strafwurf-Schützen Potic derart, dass er gegen den Pfosten warf. Die große Show des französischen Keepers begann: Reihenweise knöpfte sich Omeyer die Belgrader Schützen vor, kassierte bis zur 47. Minute nur drei Gegentore. Hinter einer stark verbesserten Defensive wurde der Franzose so zum Bollwerk gegen die übermütig werdenden Gäste.

Starke zweite Halbzeit
Dominik Klein und Marcus Ahlm unterstützten ihre Teamkollegen von der Bank aus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein und Marcus Ahlm unterstützten ihre Teamkollegen von der Bank aus.
Und auch im Angriff lief es plötzlich runder: Mit viel Tempo und Zug zum Tor ging der THW die zweite Halbzeit an, wollte den Gegner so gar nicht erst zur Entfaltung kommen lassen. Mit Erfolg: Andersson traf mit 107 km/h, Ilic verwandelte zwei von Narcisse heraus geholte Siebenmeter schnörkellos, Lundström und Andersson verwandelten Gegenstöße, ehe der Kieler Rückraum-Schwede mit einem Aufsetzer das 26:21 (45.) erzielte. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen, und ließen sich auch von Belgrads Auszeit nicht stoppen: In dieser befeuerte THW-Maskottchen Hein Daddel die Stimmung zusätzlich, als dann Sprenger und Narcisse nach eigenem Steal in Unterzahl zum 30:22 trafen und Palmarsson mit einem Pass hinter dem Rücken Lundström zum 31:22 bediente, kochte der Hexenkessel in der Kieler Arena.

Die Vorentscheidung war gefallen, auch weil Partizan dem Kieler Angriffs- und offensiven Deckungswirbel nicht mehr viel entgegen setzen konnte. Drei Minuten vor dem Ende zog der THW nach einem tollen Omeyer-Pass auf Lundström und einem ebenso feinen Andersson-Pass auf den Linksaußen auf zehn Tore davon. Die Gäste betrieben noch Ergebniskosmetik, ehe Ilic mit einem wuchtigen Rückraumwurf den Endstand von 36:28 besiegelte.

Konkurrenz lässt Federn
Wie wichtig der Sieg gegen Belgrad war, zeigten die anderen Ergebnisse der Gruppe D: Im zweiten Spiel schlug Pick Szeged (HUN) Sonnabendabend den favorisierten französischen Meister Montpellier HB mit 38:35 (18:17). Außerdem gewann Ademar Leon gegen den bisher ungeschlagene dänischen Titelträger AG Kopenhagen mit 28:26 (14:12). Der THW rückte auf Platz vier vor und hat mit 5:3 Punkten nur noch einen Minuspunkt Rückstand auf AG Kopenhagen.

Bereits am kommenden Mittwoch bietet sich dem serbischen Meister die Möglichkeit zur Revanche: Um 19 Uhr (Eurosport überträgt live) empfängt Partizan den zweifachen Champions-League-Sieger zum Rückspiel in der hitzigen Atmosphäre der "Pionir-Arena" in Belgrad.

(Christian Robohm)

Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2971.html.
Danach geht er automatisch offline.

 

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

Partizan-Trainer Aleksandar Brkovic:
Für uns war es eine große Ehre, hier spielen zu dürfen. Jeder in Serbien kennt den THW und weiß, was es bedeutet, gegen ihn zu spielen. Der THW hat eine große Qualität, und wir haben versucht, mit vielen jungen und einigen wenigen erfahrenen Spielern dagegen zu halten. Wir haben heute sehr gut gekämpft und vor allem in der ersten Halbzeit einen sehr guten Handball gespielt.

In der zweiten Halbzeit hat der THW gezeigt, welche Qualität er hat. Deshalb ist es auch für erfahrenere Mannschaften schwierig, hier zu spielen. Ich hoffe, dass wir am Mittwoch genauso stark aufspielen wie heute in der ersten Halbzeit, und über 60 Minuten gegenhalten können. Dann wird es ein Fest in Schwarz und Weiß.

Zwei Bitten hätte ich an Alfred Gislason: Am Mittwoch soll er Omeyer nicht einsetzen und Momir Ilic keine Siebenmeter werfen lassen (lacht).

THW-Trainer Alfred Gislason:
Mochte zeitweilig nicht mehr hinsehen: Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mochte zeitweilig nicht mehr hinsehen: Alfred Gislason.
Ich habe schon im Vorfeld vor dieser Belgrader Mannschaft gewarnt. Die haben auch in den bisherigen Partien einen sehr guten Ball gespielt und in der ersten Halbzeit gut mitgehalten. Viele talentierte junge Leute spielen bei Partizan, in der zweiten Halbzeit haben diese dann oft wegen der fehlenden Breite im Kader nicht so gute Phasen gespielt und deshalb nicht gewonnen.

Heute haben wir uns schwer getan. In der ersten Hälfte war unsere Abwehr nicht besonders gut, während die Belgrader Deckung mit einem sehr guten Torwart uns das Leben schwer gemacht hat. Milic hat eine starke Leistung gebracht, er ist ja noch ein sehr junger Torhüter. Die Belgrader haben dann jeden Fehler von uns bestraft, normalerweise ist das ja unser Spiel.

Mit einem überragenden Thierry Omeyer haben wir dann in der zweiten Halbzeit das Blatt gewendet. Wir haben auch druckvoller im Angriff gespielt, die zweiten 30 Minuten waren viel besser. Wir haben dann die Partie ziemlich souverän zu Ende gespielt, auch wenn das heute zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten meiner Mannschaft waren.

THW-Spieler Momir Ilic:
Die erste Hälfte war nicht so gut von uns, Partizan hat hingegen sehr gut gespielt: Schnell und mit einem starken Torwart. Belgrad hat eine sehr junge Mannschaft, die sehr gut gekämpft hat. Das ist der Charakter der Serben, die kämpfen bis zum Umfallen. Das hat man in der erste Halbzeit gesehen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann unsere Qualitäten ausgespielt und routiniert gewonnen.

Zur EM in Serbien:
Die Europameisterschaft ist eine große Chance für den Handball in Serbien. Allerdings haben die Fans auch große Erwartungen an uns. Wir können gegen alle Mannschaften, mit Ausnahme von Frankreich und Kroatien, mithalten. Aber der Druck auf uns ist groß, dass wir eine Medaille holen.

THW-Linkshänder Kim Andersson:
Wir sind die Aufgabe heute vielleicht etwas zu lässig angegangen, wussten, dass wir zu Hause nicht verlieren können und dachten vielleicht auch, dass wir einfach gewinnen. Wir müssen aus dem Spiel die zweiten 30 Minuten mitnehmen, nicht die ersten.

[Zur Rotation:]
Es ist sehr gut, wenn alle Spielanteile bekommen und man auch einmal geschont werden kann. Heute hat es bei mir persönlich aber nicht funktioniert, der Torhüter hat mit mir Kindergarten gespielt und auch gute Würfe von anderen Spielern gehalten.

Belgrads Slavo Mester:
Für die Entwicklung der jungen Spieler sind solche Partien wichtig. Kiel hat eine der Top-Mannschaften in Europa, das Spiel heute war eine große Erfahrung für die ganze Mannschaft und ein Höhepunkt in wohl jeder Karriere. Es war wichtig für die Zukunft, vor 10000 Zuschauern gut gespielt zu haben.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Belgrad hat sich gut verkauft. In der Champions League gibt es keine leichten Spiele. Wer hier mitmacht, ist in seinem Land Erster oder Zweiter geworden. In den ersten Minuten hatte Belgrad Respekt gehabt, dann wurden sie besser.
THW-Kreisläufer Milutin Dragicevic gegenüber den KN:
Ich bin ganz zufrieden mit mir, obwohl ich es besser kann. Ich habe lange nicht mit den Kollegen gespielt, da fehlt die Abstimmung. Deshalb gab es auch einige Missverständnisse. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich mich mit Kubi (Kubes, d. Red.) so abwechseln kann, dass wir beide frisch bleiben.
THW-Torhüter Andreas Palicka gegenüber den KN:
Wir haben gut angefangen, dann hat aber jeder von uns um zehn bis 15 Prozent nachgelassen, und es wurde wieder eng. Ich hatte heute in einigen Situationen ein bisschen Pech, aber manchmal sehen die Tage für Torhüter eben auch so aus. Zum Glück hat Titi (Omeyer, d. Red.) so stark gespielt.

 


Champions League, Gruppe D, 5. Spieltag: 20.11.11, So., 17.00: THW Kiel - Partizan Belgrad (SRB): 36:28 (17:18)

Logo THW Kiel:
Omeyer (31.-60., 15 Paraden), Palicka (1.-31., 8 Paraden); Andersson (6), Lundström (8), Dragicevic (4), Ahlm (n.e.), Sprenger (2), Kubes, Reichmann (1), Palmarsson (2), Narcisse (3), Ilic (7/6), Klein (n.e.), Jicha (3); Trainer: Gislason
Logo Belgrad Partizan Belgrad (SRB Flagge SRB):
Vasic (51.-60. und 2 Siebenmeter, 3 Paraden), Milic (1.-51., 13 Paraden); Milosevic (3), V. Ilic (1/1), Minic, Mandic (5), Radanovic, Dimitrijevic (8), Maksic (1), Babic, N. Ilic (5), Milinic, Kostadinovic (2), Mester (2), Marsenic, Potic (1/1); Trainer: Brkovic
Schiedsrichter:
Andrei Gousko / Siarhei Repkin (Weißrussland)
Zeitstrafen:
THW: 4 (Dragicevic (25.), Andersson (48.), 2x Kubes (53., 55.));
Belgrad: 3 (Milinic (4.), Mandic (24.), Maksic (39.))
Siebenmeter:
THW: 6/6;
Belgrad: 8/6 (Palicka hält Maksic, der den Nachwurf verwandelt (12.), Potic gegen Omeyer an den Pfosten (35.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 2:2 (4.), 7:2 (8.), 8:4 (11.), 8:7 (13.), 10:7, 11:8 (15.), 12:9, 13:10 (18.), 13:13 (20.), 15:15, 17:16 (28.), 17:18;
2. Hz.: 17:19 (31.), 21:19 (38.), 25:20 (45.), 28:22 (48.), 31:22 (51.), 32:24 (54.), 35:25 (57.), 35:28, 36:28.
Zuschauer:
9.700 (Sparkassen-Arena, Kiel)

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und werden erst ab 26. November eingreifen.

Bereits am Mittwoch haben die Füchse Berlin ihr Heimspiel in der Gruppe B gegen die ungarische Top-Mannschaft MKB Veszprem KC mit 24:29 verloren. Mit 5:5 Punkten stehen die Berliner damit auf Platz drei der Tabelle.

Der HSV Hamburg gewann am Sonnabend beim polnischen Meister Orlen Wisla Plock mit 30:26 (14:13) und baute damit verlustpunktfrei seine Führung in der in der Gruppe C aus.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011:

THW: Erster Heimsieg in der Champions League

Über den Kampf zum Sieg. Eine Halbzeit lang nahm der THW Kiel gestern Anlauf, bevor er seinen Rhythmus fand und nach dem Pausenrückstand noch zu dem erwartet klaren 36:28 (17:18)-Erfolg in der Handball-Champions-League über Partizan Belgrad kam.

Durch den ersten Heimsieg in der Königsklasse fanden die "Zebras" wieder Anschluss an die führenden Mannschaften in der Vorrundengruppe D, weil die Konkurrenz um den Gruppensieg patzte. Montpellier verlor im ungarischen Szeged, Kopenhagen im spanischen Leon.

Die junge Belgrader Mannschaft überzeugte in der ersten Halbzeit mit erfrischendem Handball, konnte ihr Tempo aber nicht halten. Als der THW konzentrierter zu Werke ging, vor allem in der Abwehr fester zupackte, war die Entscheidung bald gefallen. Henrik Lundström (8), Momir Ilic (7) und Kim Andersson (6) waren die erfolgreichsten Torschützen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011:

Omeyer machte den Weg frei

Champions League: Überragender Torhüter löste die Fesseln beim 36:28-Sieg des THW Kiel gegen Partizan Belgrad
Kiel. 36:28 gewonnen, den ersten Heimsieg in der Champions-League-Vorrunde verbucht - mit den nackten Zahlen konnte der THW Kiel zufrieden sein. Die "Zebras" besiegten gestern Abend vor knapp 9500 Zuschauern in eigener Halle den serbischen Meister Partizan Belgrad, mit inzwischen 0:10 Punkten abgeschlagenes Schlusslicht in der Gruppe D.

Entsprechend gelöst ging es auf der anschließenden Pressekonferenz zu. Wer die bescheidene erste Halbzeit der Kieler verpasste hatte, konnte meinen, der Pflichtsieg gegen die talentierten Lehrlinge aus Belgrad wäre ein Spaziergang gewesen. Als alle Beteiligten ihre Sicht der Dinge in Worte verpackt hatten, kehrte im Presseraum für einen Moment Ruhe ein. Dann ergriff Alfred Gislason noch einmal das Mikrofon und sprach Aleksandar Brkovic an, der für sich verbuchen kann, in der laufenden Champions-League-Saison der jüngste Trainer zu sein. "Die serbische Liga ist offenbar sehr anstrengend", sagte Gislason, 52 Jahre alt, mit Blick auf das Haupthaar des 30-Jährigen. "Er ist schon grau, ich noch nicht."

Den Spruch des Isländers übersetzte Momir Ilic, Serbe in Diensten des Rekordmeisters, der abschließend noch zwei Wünsche von Brkovic für das Rückspiel am Mittwoch in Belgrad (19 Uhr, Eurosport) übermittelte. Er, Ilic, solle dann keine Siebenmeter werfen dürfen und "der Omeyer" doch bitte zu Hause bleiben. Diesem Duo hatten die Hausherren es zu verdanken, dass sie nach einem 17:19 (31.)-Rückstand noch die Fesseln lösen konnten.

Dabei hatte alles planmäßig begonnen. Die jungen Serben waren angesichts der beeindruckenden Kulisse planmäßig nervös, und die Hausherren nutzten die Aufwärmphase der vor Respekt Erstarrten, um planmäßig auf 7:2 zu enteilen. Milutin Dragicevic erzielte in diesen ersten acht Minuten drei seiner vier Tore. Es schien auch für den zweiten Serben im THW-Dress ein guter Abend zu werden. Im Tor hatte Gislason den Schweden Andreas Palicka aufgestellt. Und das, obwohl er in der Deckung kräftig experimentieren musste. Christian Zeitz (Magen-Darm-Virus) hatte sich kurzfristig abgemeldet, in der Nacht vor dem Belgrad-Spiel musste der Linkshänder sich gleich mehrfach übergeben. Er soll heute mit Infusionen wieder auf die Beine gestellt werden, Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries schloss nicht aus, dass Zeitz morgen mit der Mannschaft in die serbische Hauptstadt fliegen wird.

Zudem sollte Kim Andersson, der sich am vorvergangenen Sonnabend eine schmerzhafte Hodenprellung zugezogen hatte, der unmittelbare Körperkontakt mit den teilweise hünenhaften Gegnern erspart werden. Andersson, der den Hodenschutz eines Torhüters trug, wurde auf der rechten Abwehrseite zunächst von Daniel Kubes ersetzt. Ein Test, der sich zumindest nicht auf Anhieb als Ideallösung erwies. "Ich bin aber noch nicht so weit, dieses Experiment aufzugeben", sagte Gislason, der in der ersten Halbzeit wie ein Irrwisch an der Seitenlinie auf und ab tigerte. In der Deckung ohne Biss, im Angriff ohne Konzept - immer wieder wurde sein Team von den flinken Gästen überrannt, die nach zehn Gedenkminuten erkannten, dass auch in einem solchen Handball-Tempel sehr irdische Wesen zu Hause sind.

Phasenweise spielte der achtmalige Meister Serbiens frech auf. Da düpierte Nikola Potic, zarte 18 Jahre alt, Palicka mit einem Siebenmeter, der eine gefühlte Geschwindigkeit von drei Stundenkilometern besaß. Und der wieselflinke Linksaußen Nemanja Ilic erzielte sein sechstes Tor, das 16:16, mit einem frechen Kempa-Trick.

Das war den Kielern offenbar dann doch eine Spur zu nassforsch. Nach dem Seitenwechsel ließ die Deckung - mit Andersson - bis zur 45. Minute nur zwei Tore der zunehmend hilfloser werdenden Gäste zu. Auch ein Verdienst von Thierry Omeyer, der mit seiner Einwechslung endlich das Feuer entfachte. Der Franzose hielt 15 Bälle und weckte mit seinen Jubelposen auch die Fans auf. Im Angriff blieb das Spiel der Kieler lange auf Einzelaktionen beschränkt, doch die schmerzhaften Kopf-durchdie-Wand-Aktionen wurden immerhin mit Siebenmetern belohnt. Eine Aufgabe für Ilic, der alle sechs Strafwürfe verwandelte, drei davon in Folge (21:19 bis 23:20) in der vorentscheidenden Phase. Als der starke Henrik Lundström, mit acht Toren erfolgreichster Werfer, zum 24:20 (44.) traf, hatten die Serben wieder Respekt, und die "Zebras" versöhnten ihre Fans noch planmäßig für einen Auftritt, der lange ein sehr mäßiger gewesen war.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2011)


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