18./19.11.2011 - Letzte Aktualisierung: 19.11.2011 | Champions League |
Update #2 | KN-Bericht vom 19.11. und KN-Vorbericht ergänzt ... |
Das Team von Partizan Belgrad: Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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Partizan |
Belgrad liegt rund 1260 Kilometer von Kiel entfernt. |
Jüngster Trainer: Aleksandar Brkovic.
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Tatsächlich ist Partizan nicht nur wegen des Verzichts auf ausländische Spieler eine Besonderheit in der Königsklasse. Denn der serbische Meister hat nicht nur das mit Abstand jüngste Team aller 24 Teilnehmer, sondern auch den jüngsten Trainer in der Geschichte des Wettbewerbs: Gerade einmal 30 Jahre alt ist Aleksandar Brkovic, der im März 2010 die Mannschaft übernahm und in der vergangenen Saison zur Meisterschaft führte. Doch dieser Erfolg war schnell durch einen anderen überstrahlt worden: Mit einem Sieg beim Qualifikationsturnier sicherte sich der serbische Meister einen Platz in der Königsklasse. In Presov holte Partizan durch einen knappen 26:25 (15:12)-Sieg gegen AEK Athen und das darauf folgende 33:26 (17:14) gegen Porto zum großen Wurf aus. Damit mischt zum ersten Mal seit der Saison 2008/2009 der Landesmeister der Balkan-Republik in der Königsklasse mit.
Routinier: Dejan Vascic.
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Partizan |
Dass die Königsklasse für Partizan Belgrad nicht leicht werden würde, wusste wohl auch Juskovic schon vor dem ersten Gruppenspieltag, muss der serbische Meister doch mit dem geringsten Etat aller 24 Champions-League-Teilnehmer auskommen. Zudem war die heimische Halle "Pionir" an den ersten beiden Heimspieltagen durch andere Veranstaltungen blockiert, Partizan musste ins 80 Kilometer entfernte Vrsac ausweichen. Prompt setzte es gegen AG Kopenhagen (26:31) und Szeged (23:29) Heim-Niederlagen. Da auch auswärts in Leon (28:33) und in Montpellier (27:36) nichts zu holen war, ziert Partizan momentan das Tabellenende der Gruppe D - Platz vier scheint nach nur vier Spieltagen in weite Ferne gerückt. "Das ist eine Todesgruppe", hatte Brkovic von Anfang an gewusst. "Aber wir freuen uns, dass sich unsere jungen Spieler mit Weltklasse-Leuten messen dürfen."
Traf bisher 15 Mal: Milos Kostadinovic.
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Partizan |
Ist im Visier der Nationalmannschaft: Ivan Dimitrijevic.
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Die Generalprobe für das Duell mit dem THW Kiel verlief ähnlich holprig wie der Auftritt der Zebras in Wetzlar: Während der zweimalige Champions-League-Sieger aus Kiel lange um den 28:24-Erfolg in Hessen zittern musste, taten sich auch die serbischen Schwarz-Weißen beim Schlußlicht Crvenka Jafa schwer: Mühevoll setzte sich Belgrad mit 32:26 (16:16) durch. Nach ausgeglichener erster Halbzeit lag der Underdog gut zehn Minuten später plötzlich mit 23:20 vorn. Eine verbesserte Abwehrleistung bescherte dem Team von Trainer Aleksandar Brkovic dann allerdings einen 5:0-Lauf, der zunächst den 23:23 Ausgleich beinhaltete (47.). Dem Tabellenführer reichte eine Leistungssteigerung in der Schlussphase, um bei der Generalprobe eine böse Überraschung zu vermeiden. Die beiden Routiniers Nenad Maksic (7/1) und Vladimir Mandic (6) steuerten einmal mehr die meisten Treffer bei. Auch Kostadinovic traf sechsmal.
(Christian Robohm/Dr. Oliver Schulz)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bereits am Mittwoch haben die Füchse Berlin ihr Heimspiel in der Gruppe B gegen die ungarische Top-Mannschaft MKB Veszprem KC mit 24:29 verloren. Mit 5:5 Punkten stehen die Berliner damit auf Platz drei der Tabelle.
Der HSV Hamburg gewann am Sonnabend beim polnischen Meister Orlen Wisla Plock mit 30:26 (14:13) und baute damit verlustpunktfrei seine Führung in der in der Gruppe C aus.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2011:
"Seitdem wir uns für die Gruppenphase qualifiziert haben, sehnen wir diesen Tag herbei, wenn wir den Boden der Sparkassen-Arena betreten dürfen", meint Aleksandar Brkovic, mit 30 Jahren der jüngste Trainer aller 24 Königsklassen- Teilnehmer. Dass seine Mannschaft nach vier Spielen ohne Punkt dasteht, hatte Brkovic angesichts der Konkurrenz erwartet: "Wir sind Realisten. Wenn man sich die Spieler und die internationale Erfahrung unserer Gegner anschaut, überraschen die vier Niederlagen nicht."
Im März 2010 war Brkovic angetreten, Partizan auf die Landkarte des internationalen Handballs zurückzubringen. 18 Monate später hatte er mit der Qualifikation für die Champions League - nach Siegen über Athen und Porto - dieses Ziel erreicht. "Etwas Besseres als diese Konkurrenz kann unseren jungen Spielern nicht passieren. Sie stehen plötzlich mit Leuten wie Filip Jicha, Thierry Omeyer, Nikola Karabatic oder Mikkel Hansen auf dem Feld. Wie könnte man besser lernen?", meint Brkovic.
Der 1949 ursprünglich als Armee-Sportclub gegründete Handballverein hatte in der Zwischenzeit vor allem mit den allgemeinen finanziellen Problemen in Serbien zu kämpfen - in einem Land mit großer Handballtradition, aber kaum noch internationalem Stellenwert auf Vereinsebene - alle Talente wandern mangels Perspektive frühzeitig ins Ausland ab. Die Titelentscheidung in der serbischen Liga ist seit Jahren eine "Privatangelegenheit" von Partizan und dem Lokalrivalen Roter Stern Belgrad, es gibt keine Konkurrenz. Daher freute man sich in Belgrad auf die neue multinationale SEHA-Liga mit Gegnern aus Ex-Jugoslawien und der Slowakei, die allesamt das gleiche Schicksal teilen: kaum Konkurrenz in der Heimat. Als aber kurz vor dem Start im September immer noch kein Hauptsponsor gefunden war, der für die Reisekosten der Mannschaften aufkam, sprang Partizan ab - ein zweites finanzielles Abenteuer neben der Champions League wollte und konnte man sich nicht leisten. Aber: "Nur in der serbischen Liga könnten meine Spieler überhaupt nichts lernen", sagt Trainer Brkovic, der wie viele Landsleute nun große Hoffnungen in die EM im Januar setzt: "Das Turnier sorgt für eine Wiederbelebung des Handballs." Einen Teil der EM-Vorbereitung musste auch Partizan schultern: Weil "Pionir", ihre Stammhalle, für die EM herausgeputzt wurde, mussten sie in die EM-Halle ins 80 Kilometer entfernte Vrsac ausweichen: "Wir wurden dort toll empfangen, hatten aber natürlich deutlich weniger Fans als in Belgrad", meint Brkovic, dessen Mannschaft ihre internationale "Heimpremiere" nun kommende Woche gegen den THW feiert.
Aus der finanziellen Not der vergangenen Jahre wurde eine Tugend gemacht: Partizan speist sich fast ausschließlich aus Eigengewächsen, über 1000 Kinder und Jugendliche trainieren derzeit an der "Partizan-Handball-Schule". Wegen dieser Neuausrichtung finden sich im aktuellen Team auch keine international bekannten Namen - nur zwei, drei Akteure haben vor dieser Saison überhaupt schon einmal Champions League gespielt. "So sind wir bestimmt keine große Gefahr für den THW, aber wir werden uns nicht kampflos ergeben", sagt Brkovic. Die Partien gegen die "Zebras" sorgen in der Heimat für großes Interesse: "Jeder Sportfan, auch wenn er sich sonst nicht für Handball interessiert, kennt den THW Kiel."
Ein Problem, dass angesichts der vielen serbischen Legionäre in ganz Europa immer wieder auftaucht, wird die taktische Marschrichtung auch in Kiel beeinflussen: "Momir Illic und Milutin Dragicevic wissen genau, was wir vorhaben. Aber das ging uns in Montpellier mit Mladen Bojinovic oder in Leon mit Dalibor Cutura nicht anders", meint Brkovic, für den auch persönlich ein Traum in Erfüllung geht: "Es ist doch eine Riesenehre, an der Seitenlinie neben Alfred Gislason zu stehen." Angst vor einer Blamage hat er nicht: "Auch die Kieler haben nur zwei Arme und zwei Beine."
(von Björn Pazen, aus den Kieler Nachrichten vom 18.11.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2011:
Die ersten vier Clubs der vier Vorrundengruppen erreichen die erste K.o.-Runde, kaum vorstellbar, dass der CL-Sieger von 2010 ab 14. März 2012 nicht dabei ist. "Klar", sagt auch THW-Trainer Alfred Gislason, "wir stehen in der Pflicht, müssen die Spiele gegen Belgrad gewinnen." Die Gäste, die mit 22,3 Jahren die jüngste Mannschaft im Wettbewerb stellen, außerdem mit dem 30-jährigen Trainer Aleksandar Brkovic einen Jungspund auf der Trainerbank haben, zahlten in der Königsklasse bisher Lehrgeld, kassierten in vier Spielen vier Niederlagen. Das hat natürlich auch Gislason registriert, dennoch warnt der Isländer vor einem Selbstgänger. Belgrad habe in den bisherigen Spielen häufig lange mitgehalten und sich oft erst in den Schlussphasen der Halbzeiten abhängen lassen. "Diese jungen Leute spielen einen guten Handball."
Beim 28:24-Sieg in Wetzlar taten sich die bislang so schwungvoll agierenden Kieler schwer, waren am Ende froh, nach einer zähen Partie mit einem Arbeitssieg im Gepäck die Rückreise antreten zu können. Kreisläufer Marcus Ahlm (Innenbandschaden im rechten Knie) und Linkshänder Kim Andersson (Hodenprellung) fehlten in Mittelhessen, außerdem kam Rückraum-Ass Momir Ilic wegen Schmerzen im Sprunggelenk nur bei zwei Siebenmetern und einigen Abwehrminuten zum Einsatz. Ahlm und Andersson werden auch gegen Belgrad pausieren, Ilic hofft dagegen auf höhere Spielanteile. "Das linke Fußgelenk ist völlig schmerzfrei, rechts ist es viel besser geworden. Ich glaube, dass ich bald im Vollbesitz meiner Kräfte bin", sagt der Serbe, der natürlich ausgerechnet gegen sein Landsleute auftrumpfen will. "Ich kann spielen, freue mich natürlich gerade auf diese Partie. Letztlich ist es für mich aber ein Spiel wie jedes andere in der Champions League."
Mit einem gesunden Ilic im Kader habe sein Team sehr viel mehr Möglichkeiten, erläutert Gislason und freut sich auf die Rückkehr seines zweitbesten Bundesliga-Saisontorschützen (74), der trotz Verletzungspause erst nach der Wetzlar-Partie von Filip Jicha (77) von der vereinsinternen Spitze verdrängt wurde. "Momir spielt eine überragende Saison, hat wenig Substanz verloren und wird uns in der Abwehr wie auch vorne helfen", glaubt Kiels Trainer. Ilic erwartet derweil zwei Siege gegen seine Landsleute. "In Serbien rückt der Handball durch die Spiele gegen den THW und die bevorstehende Europameisterschaft in den Fokus, aber die ganz große Klasse fehlt. Der THW ist klarer Favorit."
Spielanteile soll auch Kiels offizieller zweiter Kreisläufer Milutin Dragicevic gegen seine Landsleute bekommen, obwohl sein Auftritt in Wetzlar unglücklich und nur von kurzer Dauer war. "Milutin kann es besser, er wird uns helfen", verspricht Alfred Gislason, der auch die Leistung von Daniel Kubes beim vergangenen Auswärtsspiel nach dem Studium seiner Videos relativierte. Die Schiedsrichter hätten Aushilfs-Kreisläufer Kubes schlecht behandelt. "Daniel wurde mehrfach zu Unrecht abgepfiffen." So denkt beim THW auch niemand daran, kurzfristig Ersatz für Marcus Ahlm nach Kiel zu holen. Auch nicht den 47-jährigen Jahrhunderthandballer Magnus Wislander, der am vergangenen Wochenende sechs Minuten bei seinem Club Redbergslids Göteborg aushalf. "Magnus hat sich festgespielt", so die launige Bemerkung des THW-Trainers.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.11.2011)
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