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09./10.02.2012 - Letzte Aktualisierung: 10.02.2012 Champions League

Champions League: THW lässt Szeged erneut keine Chance

Christian Sprenger elffacher Torschütze

CL, Gruppe D, 8. Spieltag: 09.02.2012, Do., 19.00: THW Kiel - Pick Szeged: 34:24 (18:12)
Update #3 KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

"Mr. 100 Prozent": Christian Sprenger traf aus allen Lagen.
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Ohne Probleme ist der THW Kiel aus der EM-Pause in den Spielbetrieb zurückgekehrt: Am Donnerstagabend siegten die "Zebras" in der Sparkassen-Arena gegen den ungarischen Vizemeister SC Szeged deutlich mit 34:24 (18:12). Während die Gäste besonders im Angriff überfordert waren und den THW zu Gegenstößen einluden, überzeugte bei den Gastgebern vor allem die rechte Seite: Christian Zeitz und der überragende elffache Torschütze Christian Sprenger erzielten zusammen mehr als die Hälfte der Treffer für den THW, der mit diesem Erfolg die Tabellenführung in der Champions-League-Gruppe D verteidigte.
Ehrung für Ilic und Sprenger
Endlich wieder Handball! 45 Tage waren seit dem letzten Pflichtspiel des THW - dem mühsam erkämpften 28:25-Erfolg beim VfL Gummersbach - vergangen. 45 Tage, in denen viele erfolgsverwöhnte "Zebras" sportliche Enttäuschungen mit ihren Nationalmannschaften hinnehmen mussten. Einzige Ausnahmen bildeten Momir Ilic, Silbermedaillengewinner bei der Europameisterschaft in seinem Heimatland, und mit Abstrichen Christian Sprenger, dessen Olympiatraum zwar in Serbien zerplatzte, der sich aber durch seine Effizienz beim Turnier in das Allstar-Team spielte. Das Kieler Duo sowie Szegeds Rechtsaußen Rajko Prodanovic, der zusammen mit Ilic ins Finale von Belgrad einzog, wurden vor dem Anpfiff vor 9.800 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Sparkassen-Arena geehrt.

Ehrung für die Silbermedaillengewinner  Ilic und Prodanovic.
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Alfred Gislason musste zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte auf Aron Palmarsson verzichten. Der isländische Spielmacher plagt sich mit Reizungen in seinen Knien herum und wurde daher ebenso geschont wie Tobias Reichmann, der im Training umgeknickt war, und Kim Andersson (Adduktorenprobleme).

THW zieht früh davon
Frantisec Sulc, bester Torschütze Szegeds in der laufenden Saison, legte das 1:0 für die Gäste vor, doch es sollte die einzige Führung für die Magyaren bleiben. Christian Sprenger sorgte nach schönem Anspiel Zeitz' per Heber für den Ausgleich, Narcisse legte mit zwei Einzelleistungen gegen die offensiv ausgerichtete Deckung der Gäste zum 3:1 nach. Mittlerweile war Sulc bereits dreimal am stark beginnenden Thierry Omeyer gescheitert. Der slowakische Rückraumspieler legte zwar noch den 2:3-Anschlusstreffer durch Zubai auf, verschwand aber wenige Minuten später frustriert auf der Bank. Denn Szeged kam nicht mit der zwar auf dem Papier defensiven, aber immer wieder im richtigen Moment rausrückenden 6:0-Abwehr des THW zurecht. Die Fehlpässe Budays und Sulc' bestraften die "Zebras" konsequent, zogen durch einen Sprenger-Konter nach weitem Omeyer-Pass, einem Treffer von Zeitz aus der zweiten Welle sowie einen Gegenstoß Kleins auf 6:2 (11.) davon.
Gegenstoß-Gewitter
Daniel Narcisse war gegen Szeged dreimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse war gegen Szeged dreimal erfolgreich.
Gästecoach Skaliczki zog bereits jetzt die Notbremse und trommelte seine Spieler zusammen. Der am Knie verletzte Spielmacher Mate Lekai fehlte ihm an allen Enden, doch ließ Skaliczki für ihn nun Linksaußen Attila Vadkerti in der Mitte die Fäden ziehen. Doch der Schachzug ging nicht auf: Zwar beendete Kreisläufer Pribanic die Szegediner Torflaute mit seinem Treffer zum 3:7, doch Zeitz antwortete postwendend, und nach einer falschen Sperre Pribanic' erhöhte einmal mehr Sprenger nach weitem Omeyer-Pass gar auf 9:3. Als der Kieler Rechtsaußen wenig später mit einem feinen Leger das 12:4 (16.) markierte, drohte den Gästen gar ein Debakel. Die Unsicherheit wurde von Angriff zu Angriff größer, der THW bestrafte jeden Ballverlust, und nach einem Gegenstoß von Narcisse lagen die "Zebras" gar mit 14:5 (21.) vorne.

Erst in der Schlussphase der ersten Halbzeit ließen die Kieler ihren Gegner wieder Luft holen. Besonders der junge Dusan Beocanin konnte sich ein wenig ins Rampenlicht spielen, während die Gastgeber nach dem 17:8 durch Klein ein wenig die Zügel schleifen ließen. Besonders Filip Jicha, erst in den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel gekommen, wollte zu viel, verwarf gleich dreimal und sorgte so dafür, dass Szeged mit dem 12:18-Pausenstand noch sehr gut bedient war.

Konzentriert in Hälfte zwei
Für den zweiten Durchgang brachte Alfred Gislason Henrik Lundström für Dominik Klein, zudem rückte Daniel Kubes in den Mittelblock. Die Kieler ließen es nun wieder konzentrierten angehen und kamen durch Zeitz und Jicha zum 20:12. Omeyer begeisterte die Kieler Fans mit einer spektakulären Doppelparade und leitete damit das 21:13 durch Christian Zeitz ein, wenig später bediente er mit zwei weiten Pässen auch Henrik Lundström, dem beim 23:13 die erste Zehn-Tore-Führung für den THW gelang.
THW wie im Rausch
Marcus Ahlm erzielte drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm erzielte drei Treffer.
Omeyer hatte dann bereits mit einer starken Quote (48 Prozent gehaltene Bälle) seinen verdienten Feierabend und machte Platz für Andreas Palicka. Von der Bank aus sah der Franzose, wie seine Mannschaftskameraden die Ungarn nun völlig auseinander nahmen: Ahlm traf nach schönem Jicha-Anspiel zum 25:16, die sensationell aufgelegte Achse Zeitz/Sprenger erhöhte auf 26:16, Kubes verwandelte einen Gegenstoß zum 27:16, Sprenger setzte seinen neunten Treffer mit einem raffinierten Dreher zum 28:16, und nachdem Mikler endlich mal einen Ball parieren konnte, war er gegen den Nachwurf, einen Heber Lundströms zum 29:16, machtlos.
Sulc und Mikler gelingt Ergebniskosmetik
Daniel Buday beendete dann die schwarze Serie Szegeds mit seinem Treffer zum 17:29, doch erst, nachdem Sprenger mit seinem zehnten Treffer im zehnten Versuch und Lundström per Gegenstoß auf 31:17 erhöhten, ließen die Kieler die Partie austrudeln. Szeged gelang so noch deutliche Ergebniskosmetik, weil Frantisek Sulc in der Schlussphase dann doch noch sein Handgelenk justiert hatte und Roland Mikler sich im Tor mehrfach auszeichnen konnte. So konnten die Gäste die unvermeidbare Niederlage zumindest einigermaßen in Grenzen halten. Für den Schlusspunkt aus Kieler Sicht sorgte letztlich natürlich der Mann des Tages: Christian Sprenger traute sich bei seinem elften Treffer zum 34:23 sogar aus dem Rückraum.
Am Sonntag gegen Hüttenberg
Mit diesem ungefährdeten Erfolg haben die "Zebras" ihre Tabellenführung in der Gruppe D verteidigt und gehen mit nun 13:3 Punkten in die entscheidenden Partien gegen Ademar Leon (ESP) am 19. Februar (18.45 Uhr in der Sparkassen-Arena) und bei AG Kopenhagen (26. Februar, 16.50 Uhr live auf Eurosport). Die Konkurrenz tritt erst am Sonntag an: Montpellier HB (8:6 Punkte) tritt in Leon (9:5) an, Kopenhagen (10:4) trifft auf den serbischen Meister Partizan Belgrad (0:14). Die Kieler Spieler sind hingegen am Wochenende bereits wieder in der TOYOTA Handball-Bundesliga gefordert. Am Sonntag will der THW mit einem Heimsieg über Aufsteiger TV Hüttenberg den Startrekord auf 38:0 Punkte und den Vorsprung auf die Konkurrenz auf sieben Zähler ausbauen. Der Anpfiff in der Sparkassen-Arena-Kiel erfolgt um 17.30 Uhr, Sport1 überträgt live.

(Sascha Krokowski)

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Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Mit unserem Spiel heute bin ich zufrieden. Meine Mannschaft hat nur einige wenige Fehler gemacht und hat sehr gut in die Partie gefunden. Wir wollten hochkonzentriert spielen, weil Pick Szeged bislang sehr viele gute Partien gezeigt hat. Leider konnte ich heute nicht viel wechseln: Aron Palmarsson plagt sich mit Reizungen in beiden Knien herum, Kim Andersson hat Adduktorenprobleme, Tobias Reichmann war im Training umgeknickt, und Filip Jicha hat von der Europameisterschaft Probleme im Fußgelenk mitgebracht, weshalb ich auch ihn schonen wollte.

Ich bin aber froh, dass die anderen Spieler ihre Sache gut gemacht haben. Vor allem unsere rechte Seite war heue sehr gefährlich und besonders erfolgreich. Ich hoffe, dass wir auf der heutigen Leistung aufbauen können. Es wäre schön, wenn wir nach Köln fahren würden. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Noch in der vergangenen Woche glich meine Mannschaft einer Altherren-Truppe. Doch mit Beginn dieser Woche habe ich gespürt, dass die Jungs den Schalter umgelegt haben. Sie haben sich gefreut, wieder zusammen zu sein. Ein Spieler hat in der vergangenen Woche den Kommentar abgegeben, er freue sich, jetzt wieder in einer Mannschaft spielen zu können, mit der man auch gewinnen kann. Das sagt alles.

Szegeds Trainer Laszlo Skaliczki:
Das war heute ein sehr gutes Tempospiel. Leider waren wir in der Rückwärtsbewegung zu langsam und haben zu viele Gegenstöße kassiert. Auch unsere Abwehrvarianten waren nicht immer so gut, wie es in der Königsklasse nötig wäre. In der 5:1 haben wir zum Beispiel zu langsam auf der Spitze agiert, so dass Kiel immer Platz hatte. Aber der THW ist eine Top-Mannschaft, der ich viel Erfolg in der Champions League und in der Meisterschaft wünsche.
THW-Kapitän Marcus Ahlm:
Ich bin froh, dass wir wieder spielen können und nicht immer nur laufen müssen. Nun kommen wir wieder in diesen besonderes Rhythmus, für den man Handball spielt und auf den man sich freut. Heute war ein guter Start nach der EM, auch wenn wir nicht mit allem zufrieden waren, was wir heute gespielt haben. Wir können uns noch verbessern. Aber auf dieser Leistung kann man aufbauen.
Szegeds Rückraumspieler Daniel Buday:
Unsere Mannschaft ist jung, wir müssen noch viel lernen. Wir spielen sehr gut zu Hause, auswärts ist unser Spiel hingegen nicht so kreativ und stark. Aber besonders gegen die Top-Mannschaften wie Kiel, Kopenhagen, Montpellier aber auch Leon lernen wir besonders viel. Vielleicht sind wir im nächsten Jahr dann besser.
THW-Linkshänder Christian Zeitz gegenüber den KN:
Wir sind wohl noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber das war auch nicht zu erwarten. Gut, dass wir nach der langen Pause dieses Spiel und das am Sonntag gegen Hüttenberg haben - ohne den Gegner kleinreden zu wollen. Aber in diesen Spielen können wir unseren Rhythmus finden.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Die ersten vier Tage nach der EM war ich total antriebslos. Dass wir jetzt wieder zusammen sind - unter Freunden - das bringt die Kraft zurück.

 


Champions League, Gruppe D, 8. Spieltag: 09.02.12, Do., 19.00: THW Kiel - Pick Szeged (HUN): 34:24 (18:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-38., 13 Paraden), Palicka (38.-60., 5/1 Paraden); Andersson (n.e.), Lundström (4), Dragicevic (n.e.), Sprenger (11), Ahlm (3), Kubes (1), Reichmann (n.e.), Zeitz (7), Narcisse (3), Ilic (1), Klein (3), Jicha (1); Trainer: Gislason
Logo Szeged Pick Szeged (HUN Flagge HUN):
Toth (n.e.), Tatai (13.-44., 6/1 Paraden), Mikler (1.-13., 44.-60., 7 Paraden); Buday (5/3), Bajorhegyi, Vadkerti, Nagy, Beocanin (6), Pribanic (4), Zubai (2), Czina, Prodanovic, Sulc (6), Ancsin (1); Trainer: Skaliczki
Schiedsrichter:
Dalibor Jurinovic / Marko Mrvica (Kroatien)
Zeitstrafen:
THW: 0;
Szeged: 1 (Czina (40.))
Siebenmeter:
THW: 1/0 (Tatai hält Ilic (19.));
Szeged: 4/3 (Palicka hält Buday (55.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 3:1 (6.), 3:2, 7:2 (12.), 7:3, 9:3, 9:4, 12:4 (16.), 12:5, 14:5 (21.), 14:6, 15:6, 15:7, 16:7, 16:8, 17:8 (26.), 17:10, 18:10, 18:12;
2. Hz.: 20:12, 20:13, 23:13 (36.), 23:14, 24:14, 24:16 (41.), 29:16 (47.), 29:17, 31:17 (50.), 31:21 (53.), 32:21, 32:22, 33:22, 33:23, 34:23, 34:24.
Zuschauer:
9.800 (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Der HSV Hamburg kontrolliert die Gruppe C nach Belieben und kann bereits am kommenden Sonntag den Gruppensieg perfekt machen. Um 13.00 Uhr treten die Hansestädter beim russischen Vizemeister St. Petersburg HC an.

Die Füchse Berlin bangen in der stark besetzten Gruppe B hingegen noch um den Achtelfinaleinzug. Mit einem Heimsieg am Sonntag ab 17.00 Uhr gegen den russischen Abonnementmeister Chehovski Medvedi Moskau kann sich der Hauptstadtclub aber auf den dritten Platz verbessern und einen gewaltigen Schritt Richung K.O.-Runde machen. Beide deutsch-russischen Duelle werden live auf Eurosport übertragen.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

Im EHF-Pokal stehen am kommenden Wochenende die Achtelfinal-Hinspiele an. Den deutschen Auftakt macht der SC Magdeburg am Samstag, der um 15.00 Uhr den kroatischen Vizemeister RK Nexe Nasice empfängt. Am Samstag um 17.00 Uhr wird die Partie der Rhein-Neckar Löwen beim schwedischen Club Eskilstuna Guif angepfiffen, um 19.30 Uhr spielt Frisch Auf Göppingen in der heimischen EWS-Arena gegen HC Odorheiu Secuiesc aus Rumänien.

Im Pokalsieger-Cup bekommt es Titelverteidiger VfL Gummersbach ebenfalls am Samstag ab 19.00 Uhr in der Eugen-Haas-Halle mit dem norwegischen Cupsieger OIF Arendal zu tun. Am Sonntag dann tritt die SG Flensburg-Handewitt ab 18.00 Uhr im selben Wettbewerb bei FTC-PLER in der ungarischen Hauptstadt Budapest an.

Die Rückspiele im EHF-Pokal und im Pokalsieger-Cup finden am Wochenende des 18./19. Februar statt.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.02.2012:

THW Kiel startet im Gala-Anzug

Champions League: 34:24-Sieg gegen chancenlose Ungarn aus Szeged - Sprenger elf Tore
Kiel. Keine guten Nachrichten für die Konkurrenz: Der THW Kiel 2012 erinnert stark an den THW Kiel 2011. Gestern Abend besiegten die "Zebras" in beeindruckender Art den SC Pick Szeged mit 34:24 (18:12) und verteidigten in der Vorrunde der Champions League die Tabellenführung in der Gruppe D. Auffälligster Kieler war Christian Sprenger, der für elf Tore nur elf Anspiele benötigte.

Das Heimspiel gegen den ungarischen Vizemeister war das erste nach der Winterpause. Deshalb hatte sich Trainer Alfred Gislason ein wenig gesorgt. Sich gefragt, wie seine Spieler wohl aus den Startblöcken kommen würden. Bis auf Momir Ilic, der mit Serbien Silber bei der Europameisterschaft in seiner Heimat gewann, hatten die anderen zehn Kieler EM-Teilnehmer frustrierende Erinnerungen zu verdauen. Doch ihre Sorgen waren offenbar nur mentaler Natur, die Körper hatten die Strapazen gut überstanden. "Ich kann mich nicht erinnern, dass unsere Spieler jemals in einem so guten Zustand von einem Turnier zurückgekehrt sind", sagte Uwe Brandenburg. Der Chef-Physiotherapeut der "Zebras" wird es wissen, hat er dieses Amt doch seit bald drei Jahrzehnten inne. Die Gislason-Schützlinge hatten in den letzten Trainingseinheiten schon wieder kräftig geschuftet. Sie wollen das, was sie sich in einer grandiosen Hinrunde aufgebaut haben, nicht mehr nehmen lassen.

Auf eine Gala deutete dennoch zunächst wenig hin. Die 9500 Zuschauer in der nicht ausverkauften Arena kämpften mit dem Winterschlaf, die Stimmung fühlte sich anfangs sehr kuschelig an. Auftauen, alte Bekannte begrüßen, schließlich lag das letzte Heimspiel des THW doch schon 50 Tage zurück. Dann traf Frantisek Sulc zum 1:0 für die Ungarn. Für ihn war es bereits der 54. Champions-League-Treffer. Damit löste er den dänischen Europameister Mikkel Hansen als Spitzenreiter ab. Doch dieses 1:0 sollte ein Strohfeuer bleiben. Als mit Dusan Beocanin der zweite Rückraumspieler der Gäste traf, waren 24 Minuten gespielt. Kiel hatte 15 Tore geworfen, Szeged sieben. Neben Sprenger, der an diesem Abend wahrscheinlich auch aus der Kabine ins Netz getroffen hätte, sorgte Torhüter Thierry Omeyer für gute Unterhaltung. Im Stile eines Quarterbacks warf er den Ball mit unglaublicher Präzision quer über das Feld und ließ seine Wide Receiver (Assistenten) Sprenger, Dominik Klein und Henrik Lundström vollenden, was er mit fünf genialen Pässen eingeleitet hatte - fünf Tore.

Die Gäste wirkten ängstlich und planlos. Auch eine Wutrede des frustrierten Torhüters Peter Tatai konnte sie nicht erwecken. Allerdings hatten sie auch das Pech, auf einen THW zu treffen, der großen Spaß am Arbeitsplatz verspürte. Die 6:0-Deckung war nahezu lückenlos und verirrte sich ein Ball durch die menschliche Wand, stand mit Omeyer einer parat, der nach dem beschämenden EM-Abschneiden seiner Franzosen (11. Platz) darauf brannte, wieder Siege zu feiern. Gislason verzichtete auf das Recht, Auszeiten zu nehmen. Auch Strafzeiten gab es keine für den THW. Zahlen, die ein solches Spiel in Kurzform erzählen.

Szeged und Kiel, das könnte auch der Stoff für einen Werbespot sein. Der zweimalige Meister Ungarns ist seit kurzem im Besitz eines großen Salamifabrikanten. Und wie die auf sehr elegante Art in kleine Scheiben geschnitten wird, das scheinen die "Zebras" zu wissen.

Den Ungarn fehlte mit Spielmacher Mate Lekai zwar eine wichtige Säule. Der Mittelmann wird in Ungarn gerne mit Aron Palmarsson verglichen. Aber eine Ausrede ist das nicht, fehlte doch auch das Original. Der Isländer wurde wegen Knieproblemen geschont. Genau wie Kim Andersson (Adduktorenreizung), Tobias Reichmann und Filip Jicha (beide Knöchelprobleme). Während Andersson und Reichmann nur zusahen, spielte der Tscheche einige Minuten mit. Aufwärmen für die Rückkehr in die Bundesliga: Am Sonntag ist Aufsteiger TV Hüttenberg (17.30 Uhr) zu Gast. Thema könnte sein, den Startrekord von 36:0 Punkten auszubauen. Oder die Fans einfach noch einmal mit Spaß-Handball der Marke "Szeged" zu begeistern.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.02.2012)


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