THW-Logo
04./05.12.2011 - Letzte Aktualisierung: 05.12.2011 Champions League

Champions League: THW nach Sieg in Montpellier auf Kurs

CL, Gruppe D, 7. Spieltag: 04.12.2011, So., 17.15: Montpellier HB - THW Kiel: 31:34 (17:16)
Update #2 KN-Bericht, KN-Splitter, Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Daniel Narcisse erzielte sieben Tore.
Daniel Narcisse erzielte sieben Tore.
Revanche geglückt, zwei wichtige Punkte eingefahren, ein starkes Ausrufezeichen gesetzt: Der THW Kiel hat eine intensive Partie beim französischen Meister Montpellier HB mit 34:31 (16:17) eindrucksvoll gewonnen und damit die 23:24-Heimpleite gegen die Franzosen nahezu vergessen gemacht. Dabei ließen sich die Kieler auch nicht durch eine unberechtigte Rote Karte gegen Christian Zeitz (18.) und zahlreiche weitere zweifelhafte Entscheidungen des slowenischen Unparteiischen-Gespanns Krstic/Ljubic aus dem Konzept bringen. Acht Minuten vor dem Ende hatte Montpellier die Chance, erneut in Führung zu gehen. Doch fünf Minuten lang hielt dann das Kieler Abwehrbollwerk, die überragenden Kim Andersson (8 Tore), Dominik Klein (5 Tore in der zweiten Halbzeit), Daniel Narcisse (7 Tore) und ein starker Thierry Omeyer machten letztlich den Sack zu.
Karabatic eine Halbzeit lang MHB-Motor
Montpellier im Angriff, Karabatic führt Regie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Montpellier im Angriff, Karabatic führt Regie.
Vor 8.500 frenetischen Fans in der "Park and Suites"-Arena begann der THW mit Aron Palmarsson auf der Mitte, Filip Jicha rückte erneut an den Kreis. Mit dem Anpfiff entwickelte sich sofort ein heftiger Schlagabtausch zweier Spitzenmannschaften. Montpellier setzte dabei wie schon in Kiel auf eine extrem körperbetonte Abwehr, deren hartes Spiel von den Schiedsrichtern kaum geahndet wurde. Im Angriff sorgten vor allem Nikola Karabatic und William Accambray für Trubel in der THW-Deckung, der angeschlagene Vid Kavticnik wurde zunächst nur auf Rechtsaußen eingesetzt. Angetrieben vom starken Aron Palmarsson setzten aber zunächst die Gäste erste Akzente.

Rot für Zeitz
Rote Karte für Christian Zeitz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rote Karte für Christian Zeitz.
Dessen 4:2 (8.) war die erste Zwei-Tore-Führung für die Kieler, die wenig später eine erste brenzlige Situation überstehen mussten: Binnen weniger Sekunden mussten Momir Ilic und Kim Andersson jeweils nach einem Foul an Karabatic für zwei Minuten auf die Bank. Die 6:4-Überzahl nutzten die Franzosen durch Tej und Karabatic zur 6:5-Führung (11.), die Zeitz wenig später ausglich. Weiter ging es mit dem Hin und Her, Jichas fantastische Aktion zum 7:7 wurde postwendend durch Accambray gekontert, der sich wenig später auch nicht für den inzwischen in der Defensive eingesetzten Marcus Ahlm stoppen ließ. Beim Stand von 7:9 kam Jicha mit einem Wurf nicht durch, beim Tempogegenstoß attackierte Zeitz den von Honrubia nach vorn getragenen Ball. Dieser kam zu Fall, und zum Entsetzen der Kieler Bank zückten die Unparteiischen den Roten Karton. Eine viel zu harte Entscheidung. Die Überzahl spielten die Franzosen geschickt aus, Vid Kavticnik verwandelte einen Siebenmeter und wenig später einen Gegenstoß zum 11:7. Gut, dass Palmarsson in Unterzahl einen Hüftwurf zum Anschluss versenkte.

Halle steht Kopf
Vid Kavticnik erzielte sieben Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik erzielte sieben Tore.
Doch die Stimmung im angefachten Hexenkessel wollte darunter nicht leiden. Die Fans peitschten ihre Mannschaft nach vorn, nach dem 12:8 durch Karabatic (20.) zog Gislason die Auszeit-Karte. Fortan spielte Ahlm auch offensiv, und der THW robbte sich wieder heran: Narcisse vollstreckte, und Andersson vollendete einen Gegenstoß zum 10:12. Dann scheiterte Narcisse an Stochl, woraufhin der Kieler Franzose wenig später einen Gegenstoß mit aller Wucht ins Netz drosch. Wenig später überlistete er Stochl mit einem Wurf durch die Beine - beim 12:13 war der THW wieder dran. Weil nacheinander Henrik Lundström und Palmarsson mit Gegenstößen an Stochl und dem Pfosten scheiterten, ließ der Ausgleich weiter auf sich warten. Montpellier erhöhte auf 14:12 und 16:14 (29.), ehe Andersson aus dem linken (!) Rückraum und Filip Jicha doch noch den Ausgleich schafften. Ärgerlich: Mit dem Pausenpiff setzte sich Accambray doch noch einmal durch und erzielte das 17:16 für die Gastgeber. Eine Führung, die verdient war, weil der THW zuviele klare Chancen ausgelassen hatte.

THW macht Druck
Mit viel Druck und Spielfreude kehrten die Kieler auf die Spielfläche zurück. Der immer stärker werdende Narcisse und Palmarsson sorgten für die erneute THW-Führung, die Montpellier mit zwei weiteren Toren allerdings schnell wieder egalisierte. Doch die Franzosen schienen zunehmend Probleme zu bekommen, die intensive Abwehrarbeit der ersten 30 Minuten fortzusetzen. Zudem liefen sich die Gastgeber nun immer häufiger in der sicher stehenden THW-Abwehr fest. Nikola Karabatic wurde nahezu abgemeldet, und auch die Kreisanspiele auf Tej immer häufiger unterbunden. Nur Accambray und Kavticnik, inzwischen in den Rückraum beordert, machten dort weiter, wo sie in der ersten Hälfte aufgehört hatten: So war es der ehemalige Kieler, der nach Narcisse' 20:22 (38.) den Anschluss herstellte. Als dann aber Thierry Omeyer, der sich in der zweiten Halbzeit zu gewohnter Weltklasse-Form aufschwang, Sprenger mit einem weiten Pass zum 23:21 bediente, schien sich das Blatt in Richtung des THW zu wenden.

Narcisse und Andersson überragend
Machte wichtige Tore: Dominik Klein.
Machte wichtige Tore: Dominik Klein.
Auch, weil Narcisse und Andersson von der gegnerischen Deckung nicht mehr einzufangen waren. Selbst von einer Manndeckung ließ sich der Kieler Franzose nicht einengen, während Andersson aus allen Entfernungen traf. Er erzielte mit einem Hammer das 25:23, dem Narcisse wenig später nach einem "Doppelpass" mit Tej ein Kempator zum 26:23 folgen ließ. Die erste Drei-Tore-Führung eine Viertelstunde vor Schluss ließ den THW aber leichtsinnig werden: Nach individuellen Fehlern der Kieler kam Montpellier wieder heran. Und auch, als Palmarsson den fliegenden Ahlm mustergültig zum 29:27 bediente (51.), war eine Vorentscheidung noch nicht gefallen. Tej hatte Glück, einen Abpraller zu bekommen und versenkte das Leder zum 28:29, dann scheiterte Narcisse freistehend am Pfosten, den Gegenstoß verwandelte Kavticnik zum Ausgleich - die zwischendurch recht ruhig gewordenen Anhänger der Gastgeber glaubten wieder an den Sieg.

Toller Endspurt
Alfred Gislason im Gespräch mit Aron Palmarsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Alfred Gislason im Gespräch mit Aron Palmarsson.
Dass diese Hoffnungen nicht Realität wurden, lag an einer aufmerksamen Kieler Defensive und einem immer stärker werdenden Omeyer: Der spielte sich in den Schlussminuten an seiner ehemaligen und zukünftigen Wirkunsstätte in einen wahren Rausch. Dominik Klein schnappte sich einen Karabatic-Pass und traf zum 30:29 (54.), dann knüpfte Omeyer dem frei vor ihm auftauchenden Dragan Gajic den Ball ab, und Andersson versenkte aus 11 Metern mit Wucht. Wieder parierte Omeyer, und Narcisse bediente den mustergültig an den Kreis eingelaufenen Klein zum 32:29. Hätte Palmarssons Wurf nicht im Pfosten seinen Meister gefunden, die Partie wäre fünf Minuten vor dem Ende entschieden gewesen. So aber verkürzte Accambray, Palmarsson war dann über das Tor. Doch bevor die Kieler um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden konnte, luchste Jicha in der Abwehr einen Ball ab und schickte Andersson auf die Reise: Dieser machte mit seinem achten Treffer, fünf davon erzielte er in der zweiten Hälfte, alles klar: Dem 33:30 ließ der THW noch ein weiteres Zauberanspiel auf Klein am Kreis folgen, das letzte Tor der Partie erzielte dann Karabatic.

Durch den hart erkämpften und hochverdienten Erfolg in Montpellier festigte der THW Kiel in der Gruppe D seinen zweiten Tabellenrang. Auf Platz eins steht weiterhin AG Kopenhagen. Die Dänen setzten sich im zweiten Spiel der Gruppe D mit 34:31 (19:17) bei Pick Szeged (HUN) durch. Am 18. Dezember kommt es dann in der Sparkassen-Arena zum ersten Showdown der beiden führenden Teams aus Kiel und Kopenhagen. Im dritten Spiel gewann Ademar Leon (ESP) bei Partizan Belgrad (SRB) mit 27:24 (14:10).

Das 34:31 in Montpellier wird den Kielern für die anstehenden harten Bundesliga-Aufgaben in Flensburg (Mittwoch) und zu Hause gegen den HSV Hamburg (Sonntag) ordentlich Rückenwind für die "Wochen der Wahrheit" gegeben haben.

(Christian Robohm)

Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub3013.html.
Danach geht er automatisch offline.

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

Montpelliers Trainer Patrice Canayer gegenüber den KN:
Ich möchte die Schiedsrichter loben, die dieses intensive Spiel gut geleitet haben. Kiel war sehr stark, hat auch verdient gewonnen, weil wir in der zweiten Halbzeit nicht gut gespielt haben.
THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Wir hatten schon in Kiel gute Chancen, diese aber leichtfertig vertan. Aus den Fehlern haben meine Jungs die richtigen Schlüsse gezogen. Ich habe mich sehr über die Leistungen von Daniel Narcisse, Thierry Omeyer, Filip Jicha, aber auch Aron Palmarsson gefreut. Die Mannschaft hat viel fürs Selbstvertrauen und die kommenden schweren Spiele getan. Ich bin sehr zufrieden.
Montpelliers Remi Salou gegenüber den KN:
Schade, dass die Vier-Tore-Führung nicht gehalten hat. Aber die Kieler haben unsere Fehler bestraft, die wir vor allem in der zweiten Halbzeit gemacht haben.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Das war genau so ein lustiges Spiel wie in Kiel - mit sehr viel Körperkontakt. Dieses Mal waren wir die clevere Mannschaft. Ich bin natürlich froh, wieder dabei zu sein, das Knie hat gehalten.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Wir haben in der Abwehr gut zugepackt, außerdem vorne die richtigen Lösungen gefunden, um Montpelliers Defensive zu knacken. Ich habe mich sehr gefreut, in dieser Halle zu spielen. Es war ein großartiges Publikum.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Ein Sieg vor solch einer geilen Kulisse ist etwas ganz Besonderes. Titi Omeyer hat vor seinem Heimpublikum richtig Spaß gehabt. Unsere 6:0-Abwehr hat ebenfalls prima funktioniert.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Ein toller Sieg - auch für das Selbstvertrauen. Wichtig war, dass wir erkannt haben, in welcher Phase es möglich wurde, das Spiel zu kippen. Das haben wir clever angestellt.
THW-Spieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir haben heute schlauer gespielt als beim Hinspiel in Kiel. Ich freue mich über den Sieg und über mein Spiel am Kreis, schließlich trifft man nicht jeden Tag auf solche Kaliber wie die Montpellier-Abwehrspieler. Gut, dass Marcus wieder dabei ist. Das Dumme ist nur, dass solche wichtigen Siege schnell wieder vergessen werden.

 


Champions League, Gruppe D, 7. Spieltag: 04.12.11, So., 17.15: Montpellier HB (FRA) - THW Kiel: 31:34 (17:16)

Logo Montpellier Montpellier HB (FRA Flagge FRA):
Stochl (1.-51., 9 Paraden), Prost (51.-60., 3 Paraden); Gutfreund (n.e.), Cochard, Arvin-Berod, Tej (4), Accambray (8), Salou, Honrubia (3), N. Karabatic (5), Kavticnik (7/2), L. Karabatic, Gajic (1), Bojinovic (2), Hmam (1); Trainer: Canayer
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 16 Paraden), Palicka (1 Siebenmeter, keine Parade); Andersson (8), Lundström, Dragicevic (n.e.), Sprenger (2), Ahlm (1), Kubes, Reichmann, Zeitz (1), Palmarsson (5), Narcisse (7), Ilic (1), Klein (5), Jicha (4/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Nenad Krstic/Peter Ljubic (Slowenien)
Zeitstrafen:
MHB: 2 (Hmam (35.), Salou (43.));
THW: 5 (Ilic (10.), 2x Andersson (10., 37.), Kubes (17.), Jicha (40.))
Rote Karten:
THW: Zeitz (18.) wegen groben Foulspiels
Siebenmeter:
MHB: 2/2;
THW: 2/1 (Stochl hält Ilic (4.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:3 (7.), 2:4, 4:4 (9.), 6:5 (11.), 7:7 (14.), 11:7 (19.), 12:8 (20.), 12:11 (23.), 13:12, 14:13 (26.), 15:13, 16:14 (29.), 16:16 (30.), 17:16;
2. Hz.: 17:18 (32.), 19:18, 19:20 (36.), 20:20, 20:22 (38.), 21:23 (41.), 22:24, 23:24 (43.), 23:26 (45.), 25:26 (48.), 26:27, 27:28 (50.), 27:29, 29:29 (52.), 29:30 (54.), 29:32 (56.), 30:32, 30:33 (59.), 31:34.
Zuschauer:
8.500 (ausverkauft) ("Park and Suites"-Arena, Montpellier)

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

In der Champions-League-Gruppe C hat der HSV Hamburg sich bereits vorzeitig den Achtelfinal-Einzug gesichert. Am Donnerstag festigte der deutsche Meister mit einem 36:25 (20:11) gegen den rumänischen Vertreter HCM Constanta seine Tabellenführung (siehe Extra-Bericht der KN).

Die Füchse Berlin haben indes in der Gruppe B beim polnischen Meisterschafts-Zweiten KS Vive Kielce eine Niederlage erlitten. Mit 29:32 (17:15) unterlagen die Füchse.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

Im EHF-Pokal legten die Rhein-Neckar Löwen am Sonnabend nach dem 42:30-Hinspiel-Kantersieg gegen die OCI Lions (NED) im niederländischen Geleen einen weiteren klaren Erfolg nach: Mit 38:27 (20:11) gewannen die deutschen "Löwen" gegen die "Löwen" aus den Niederlande.Auch Frisch Auf Göppingen war am Sonnabend aktiv: Nach dem knappen 28:26 bei den Ungarn von Tatabanya Carbonex KC gewannen die Göppinger das Rückspiel in eigener Halle klar mit 34:25 (19:14). Nur noch Formsache nach dem 48:24 im Hinspiel war das Erreichen der nächsten Runde auch für den SC Magdeburg: Im Schongang gewannen die Bördestädter das Rückspiel bei HC Izvidac (BIH) in Ljubuski mit 28:27 (16:13).

Alle Ergebnisse dieser Runde finden Sie hier.

Im Pokalsieger-Cup hat der VfL Gummersbach bereits die nächste Runde erreicht. Gegen den türkischen Vertreter VS Maliye Milli Piyango SK gewannen die Oberbergischen beide Partien: 27:25 und 41:23 hieß es nach jeweils 60 Minuten. Und auch die SG Flensburg-Handewitt zog nach dem 37:23 im Hinspiel bei HCB OKD Karvina (CZE) souverän in die nächste Runde ein: Auch das Rückspiel gewannen die Flensburger locker mit 37:18 (19:9).

Alle Ergebnisse dieser Runde finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2011

THW setzt Meilenstein

Revanche geglückt: "Zebras" siegen in der Champions League in Montpellier - Rot für Zeitz
Montpellier. Der Dezember wird für den THW Kiel zum Monat der Wahrheit, fünf Spiele in Folge trifft der Handball-Rekordmeister durchweg auf Hochkaräter, national wie international. Der Start in die "Hammerspiele" war verheißungsvoll, die "Zebras" gewannen gestern mit 34:31 (16:17) bei Montpellier AHB, revanchierten sich für die 23:24-Heimniederlage in der Champions League gegen den französischen Titelträger und zeigten der Konkurrenz Muskeln - national und international.

Dabei steckten die Kieler auch die frühe Rote Karte gegen Christian Zeitz ungerührt weg. Der Linkshänder hatte sich in der 18. Minute auf die Verfolgung des enteilten Samuel Honrubia gemacht, hatte die Hände im Spiel und brachte den Rechtsaußen unter lautem Gebrüll der Fans zu Fall. Die slowenischen Schiedsrichter zögerten keine Sekunde, schlossen Zeitz sofort aus. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.

Selbst das einheimische Publikum würdigte den couragierten Auftritt der Kieler. Noch Minuten nach dem Spiel gab es in der neuen, futuristisch anmutenden Arena stehende Ovationen - für die sich tapfer wehrenden Verlierer und den Sieger. "Das war ein fantastisches Spiel, beide Teams haben großartig gekämpft und Handball auf höchstem Niveau abgeliefert", sagte Bhakti Ong, Spielerberater der fast kompletten französischen Nationalmannschaft und einer der starken Handball-Männer im Nachbarland.

"Wir haben uns viel besser bewegt als bei der Niederlage in Kiel - im Angriff und in der Abwehr", nannte THW-Trainer Alfred Gislason als Hauptgrund für den Sieg. Ein anderer war die Leistung der Torhüter. Hatte AHB-Schlussmann Primoz Prost den Kielern in der Sparkassen-Arena noch den Zahn gezogen, so wurden der Slowene und sein Kollege Richard Stochl gestern klar von Thierry Omeyer in den Schatten gestellt. In seiner ehemaligen und zukünftigen sportlichen Heimat trumpfte Kiels Franzose vor allem in der zweiten Halbzeit großartig auf, nagelte sein Tor zu, als die Entscheidung nahte. 16 Bälle machte der 35-Jährige unschädlich, immer wieder streckte Omeyer nach seinen Reflexen die Faust in die Höhe. Kiels Torhüter fühlte sich wohl, wurde später begeistert von Montpellier- und THW-Fans gefeiert.

Gefeiert wurde auch Daniel Narcisse, der in seinem Heimatland ebenfalls eine formidable Leistung ablieferte, seine individuellen Fähigkeiten immer dann aufblitzen ließ, wenn der THW dringend Tore benötigte. Insgesamt traf "Air France" siebenmal ins Schwarze, er wurde nur von Kim Andersson (8) übertroffen, der auf die Zähne biss, nachdem er ausgerutscht war und mit Knieprobleme behandelt werden musste. "Heute hat jeder alles für die Mannschaft getan. Ein schöner Sieg", freute sich Andersson. Und: "Er war auch deswegen wichtig, weil Montpellier in der Lage ist, jedes Team auf der Welt zu schlagen."

Das Spiel schrieb noch andere Geschichten. Auch die, dass Rückraumspieler Filip Jicha tatsächlich ein sehr brauchbarer Kreisläufer ist. Kiels Rückraum-Ass hielt prächtig gegen die hart einsteigende Mittelachse der Gastgeber mit Nikola Karabatic oder Wissem Hmam dagegen, erzielte vier Tore - und machte gute 20 Minuten Platz für das Comeback von Marcus Ahlm. Es war ein gelungenes nach drei Wochen Zwangspause (Knie). Kiels Kapitän versüßte sich die Rückkehr mit seinem Tor zum 29:27 (51.).

Es war jene Phase, in der der THW seine mentale Stärke beeindruckend ausspielte. Die Gastgeber waren in der zweiten Halbzeit ständig einem Rückstand von zwei, drei Toren hinterhergelaufen. Beim 29:29 (52.) schien die Wende möglich, die Halle bebte. Doch dann gab es diesen frechen Ballklau von Dominik Klein mit finalem Abschluss zur erneuten Führung. Eine Aktion, die die endgültige Entscheidung einläutete. Als Klein und Kim Andersson in der Folge noch zweimal eindrucksvoll trafen, war die Halle ruhig, ein Meilenstein gesetzt.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2011

THW-Splitter aus Montpellier

  • Option
  • - Der Dezember ist ein Monat für wichtige THW-Personalentscheidungen. So ist vereinbart, dass sich der Rekordmeister erklären will, ob er den Vertrag mit Rechtsaußen Tobias Reichmann (23), der am 30. Juni 2012 ausläuft, verlängert oder nicht. "Wir werden in Kürze unsere Entscheidung mitteilen", erklärte Manager Klaus Elwardt in Montpellier. Die Entscheidung über den Verbleib von Torhüter Andreas Palicka (25) ist gefallen. Der Schwede hat einen Vertrag bis 30. Juni 2012 - inklusive einer beidseitigen Option bis Juni 2013. Soll heißen, wenn eine Seite gekündigt hätte, wäre das Arbeitsverhältnis 2012 beendet worden. Aber der Schwede bleibt, der Club will ihn behalten, der Torhüter fühlt sich wohl. "Das ist gut so", sagt Trainer Alfred Gislason. "Mit Omeyer und Palicka haben wir ein prima Gespann und Ruhe, es gibt keinen Grund, etwas zu verändern."

  • Odyssee
  • - Der THW war mit einem Charterflugzeug angereist. Ankunft wie geplant am Sonnabend gegen 14 Uhr. Gestern Abend um 21 Uhr machte sich der Tross auf den Heimflug nach Lübeck. Eine gute Entscheidung - das werden jene 17 Fans denken, die sich per Gruppenreise und Linienflug mit Umsteigen in Paris auf den Weg nach Montpellier gemacht hatten. Sie erlebten eine kleine Odyssee. Weil der Flieger, aus Hamburg kommend, zehn Minuten Verspätung aufgesammelt hatte, die Gruppe sich neu einchecken, zudem das halbe Flughafengelände durchlaufen musste, erreichten die Fans das Gate zum Einstieg nach Montpellier um 12.20 Uhr. Einsteigen durften aber nur zwei Gruppenmitglieder, die ein wenig schneller waren, der Rest wurde brüsk abgewiesen. "Boarding beendet." Eine Viertelstunde vor dem geplanten Abflug! Die Folge: Eineinhalb Stunden auf das aussortierte Gepäck warten, dann ging es mit dem Bus quer durch den Pariser Dauerstau zum Fughafen Orly. Ankunft in Montpellier 17.30 Uhr, dreieinhalb Stunden später als geplant.

  • Baby an Bord
  • - Für Thierry Omeyer war Montpellier eine gefühlsbetonte Dienstreise. Schließlich war Kiels Weltklasse-Torhüter 2006 vom französischen Meister nach Kiel gewechselt, und dorthin kehrt der 35-Jährige im Juni 2013 auch zurück, will in Südfrankreich seine aktive Karriere ausklingen lassen. Die Wohnungssuche bleibt den Omeyers erspart. Sie haben ihr eigenes Haus im Herzen der Stadt nach dem Kiel-Umzug behalten, nur vermietet. Wegen der eigenen Immobilie zählte auch Ehefrau Laurance zur THW-Reisegruppe, Baby Loris (1) war ebenfalls an Bord. Allerdings fehlte Tochter Manon, die musste die Familie Omeyer schweren Herzens in Kiel bei Freunden zurücklassen. Der Grund für die kurzzeitige Trennung: Zwar ist die Achtjährige ein Leichtgewicht, dennoch geht sie für die Fluggesellschaft als Erwachsene mit 76 kg in die Statistik ein. So hätte die Maschine Übergewicht gehabt und zwischenlanden müssen.

  • Sportstadt
  • - Montpellier ist eine schöne Stadt, geprägt vom mediterranen Klima, einer bemerkenswerten Architektur, drei Universitäten mit 60 000 Studenten und einer freundlichen Atmosphäre. Zum Paradies wird die 400 000 Einwohner zählende Großregion für Freunde des Sports. Dass die Handballer seit Jahren die Nummer eins in Frankreich sind, Rekordtitelträger mit 13 Meisterschaften, das ist bekannt. Jetzt aber machen die Fußballer Konkurrenz. Montpellier ist Spitzenreiter der 1. Liga, fegte am Wochenende den Achten Lorient mit 4:0 vom Platz und festigte die Tabellenführung (36 Punkte) vor Lille (31) und Paris SG (30). Ein echtes Paradies.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2011)


(04./05.12.2011) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite