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06.12.2011 Mannschaft

Kieler Nachrichten: In Gedanken in Flensburg

THW tankte in Montpellier Selbstvertrauen

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.12.2011:

Montpellier. Als die letzten Spieler von Montpellier AHB mit versteinerten Mienen ihre prachtvolle Sport-Arena verließen, war das Charterflugzeug mit den Siegern an Bord schon in der Luft, steuerte nach dem 34:31 in der Champions League die Heimat an. Der THW Kiel nutzt jede Stunde für die Regeneration. Schon morgen wartet in Flensburg der nächste schwere Brocken in der Reihe der Dezember-Topspiele.
In Montpellier hatten die "Zebras" in einer intensiven Partie Eindruck hinterlassen, einen Vier-Tore-Rückstand in der ersten Halbzeit wettgemacht, danach das Spiel bestimmt und genau zu jenem Zeitpunkt gekontert, als die Franzosen in der 52. Minute beim 29:29 wieder Hoffnung schöpften. Nach der gelungenen Revanche für die Hinspielniederlage in Kiel (23:24) muss der hoch gehandelte französische Meister um die ehemaligen Kieler Nikola Karabatic und Vid Kavticnik sogar noch um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Montpellier belegt mit sechs Punkten nur Rang vier der Vorrundengruppe D, es ist das letzte Treppchen auf dem Weg in die K.o.-Runde.

Die Reaktionen waren entsprechend. "Das deutsche Syndrom", titelte der "Midi Libre". "MAHB war lange ein Rivale, aber in der entscheidenden Phase gab es deutliche Risse. Peinlich!" William Accembray (8 Tore), so die heimische Tageszeitung, sei der einzige echte Mann im Spiel der Franzosen gewesen. Superstar Nikola Karabatic, bei dem im Angriff Licht und Schatten wechselten, gab sich einsilbig. In der zweiten Halbzeit habe sein Team keine Lösungen mehr im Angriff gefunden, erklärte der 27-Jährige: "Wir spielten mit unseren Waffen, aber es hat nicht funktioniert."

Die rund 20 mitgereisten Kieler Fans hatten ihre helle Freude an den acht Hammer-Toren von Kim Andersson, der Eleganz eines Daniel Narcisse (7), der Spielintelligenz des jungen Aron Palmarsson (5), den wichtigen Toren (5) von Dominik Klein oder den großartigen Paraden von Thierry Omeyer, der den Sieg am Ende festhielt. Nikola Karabatic, das ehemalige THW-Idol in Reihen der Franzosen, hat indes viel Kredit verspielt beim Kieler Anhang, wurde wegen seiner auffälligen Selbstinszenierung auf dem Parkett phasenweise ausgepfiffen. Das ZDF sucht einen Nachfolger für "Wetten dass"-Showmaster Thomas Gottschalk. Karabatic wäre ein Kandidat. Der französische Superstar spricht mehrere Sprachen, ist nicht auf den Mund gefallen und eine Werbe-Ikone. Das Wichtigste ani dem TV-Job ist allerdings die Schauspielkunst - die hat Karabatic mittlerweile perfektioniert: Aufgebrachte Diskussionen mit Schiedsrichtern - fabelhaft; der "sterbende Schwan" nach einfacher Gegnerberührung - oskarreif; traurigen Blicke nach angeblichen Fehlentscheidungen - rührend. Dabei hätte Karabatic diese Attitüden gar nicht nötig, zählt er doch zu den Besten des Welthandballs.

Mit dem Rückflug nach Lübeck begann für den THW die Vorbereitung auf das 50. Bundesliga-Duell mit der SG Flensburg-Handewitt morgen um 20.15 Uhr in der Campus-Halle. THW-Kapitän Marcus Ahlm freut sich auf ein packendes Derby: "Das wird ein heißes Duell." Mit dem Geist von Montpellier und dem gestärkten Selbstvertrauen wollen die "Zebras" ihren 18. Liga-Sieg in Serie feiern. Dominik Klein: "Die Null muss weiter auf unserem Minuskonto bleiben."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 06.12.2011)


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