Der nächste sportliche Leckerbissen wartet bereits am Mittwoch auf den THW Kiel. Nur
drei Tage nach dem überzeugenden Kraftakt beim
34:31 in Montpellier
richtet sich der Fokus der Zebras nun wieder auf die TOYOTA Handball-Bundesliga.
Zwei Nordderbys lassen die Augen der Handball-Fans leuchten: Am Mittwoch fordert die
SG Flensburg-Handewitt die Kieler zum Duell, am Sonntag dann steht die Heim-Partie gegen den
HSV Hamburg an. Zwei Spiele, die richtungsweisend sein könnten. Sport1 überträgt das Derby in der
dann ausverkauften Campus-Halle
live im Fernsehen, Anwurf ist um 20.15 Uhr.
In Kiel erinnert man sich gerne an den 4. September zurück. Zum Auftakt der Bundesliga-Saison
hatten die Zebras ausgerechnet den Erzrivalen aus dem hohen Norden zu Gast. Es sollte ein
denkwürdiges Spiel werden: Mit
35:21 schickte der THW die Flensburger
damals auf die kurze Heimreise, der höchste Derby-Sieg der Geschichte gab den Kielern Kraft
für eine in der Vereinsgeschichte beispiellose Punktejagd. In 13 weiteren Spielen sammelten
sie bisher alle Punkte ein, mit 28:0 Zählern liegt der THW unangefochten auf Platz eins der
Tabelle.
Glandorf ist angekommen
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Kam vom TBV Lemgo: Holger Glandorf.
©
SG |
Am Mittwoch nun soll Bundesliga-Sieg Nummer 15 folgen. Allerdings wird es
für die Zebras in Flensburg mit Sicherheit nicht so einfach wie zuletzt
vor eigenem Publikum. Denn die SG im Dezember 2011 ist eine andere als
im September.
Viktor Szilagyi ist wieder dabei, und auch
Michal V. Knudsen ist in den
Kader,
den wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel ausführlich
vorstellten, zurück gekehrt. "Er ist die Schlüsselfigur, er ist Weltklasse",
sagt THW-Trainer
Alfred Gislason. "Mit Knudsen hätten wir
auch in der Sparkassen-Arena mehr Probleme bekommen." Aber nicht nur an Knudsen
richten sich die Hoffnungen der Flensburger auf den ersten Derbysieg seit dem 22. September
2009, als man den THW in der Campus-Halle mit
37:32 besiegen konnte:
Die Neuzugänge sind in den vergangenen Wochen zu einer festen Größe im System Flensburgs geworden.
Im Tor sorgt
Mattias Andersson für Sicherheit, Lars Kaufmann hat sich
eingefügt in den mit Spitzenkräften gespickten
SG-Kader. Freude
bereitet den Fans aber vor allem Neuzugang Nummer drei: Holger Glandorf ist angekommen in Flensburg.
Der Halbrechte fühlt sich offenbar wohl an der nördlichsten Förde Deutschlands. Mit bislang
74 Treffern brachte Glandorf die Gefahr zurück in den Flensburger Rückraum.
Eggert trifft nach Belieben
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Erfolgreichster Torschütze: Anders Eggert.
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SG |
Bester Schütze der SG ist allerdings ein Außen: Anders Eggert bestätigt immer wieder
seine Top-Form der Vorsaison. Beim 43:27-Kantersieg gegen den VfL Gummersbach erzielte
der Linksaußen 18 Tore - und verwarf dabei sogar noch einen Siebenmeter. Mit durchschnittlich
6,8 Toren pro Spiel kletterte Eggert auf Platz zwei der Bundesliga-Torschützenliste. Auf
Christian Sprenger dürfte also am Mittwoch eine Menge
Deckungsarbeit zukommen. Prunkstück der SG ist aber auch weiterhin die Defensive. Die
viertbeste Deckungsreihe der Liga trainierte bei der Derby-Generalprobe, dem lockeren
37:18 gegen den tschechischen Vertreter Banik Karvina im Europapokal der Pokalsieger,
den Ernstfall mit einer offensiven Formation. "An dieser Abwehr werden wir in Zukunft
weiterarbeiten", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes, der sich aber nicht in die Karten schauen ließ,
ob er diese Variante auch gegen den THW zum Einsatz bringen möchte. Vranjes hat unterdessen
sein Team wieder auf einen erfolgreichen Kurs gebracht. Nach der
Auftakt-Niederlage in Kiel
gewann die SG fünf Spiele in Folge, ehe beim HSV Hamburg eine deutliche 19:27-Schlappe die
Serie unterbrach. In Berlin verlor die SG mit 30:33 - ansonsten gab es nur Siege. Der Lohn:
Mit 20:6 Punkten und Platz vier schnuppern die Flensburger weiter an den Champions-League-Plätzen
(siehe auch
Tabelle der TOYOTA Handball-Bundesliga und
Gegnerkurve Flensburg).
50. Bundesliga-Derby
Beide Mannschaften sind heiß auf das Derby. "Spiele gegen Flensburg sind immer etwas
Besonderes, da will man immer gewinnen", sagt THW-Linksaußen
Dominik Klein, der mit fünf Treffern in der zweiten Halbzeit
maßgeblichen Anteil am
Erfolg im Hexenkessel von Montpellier hatte. Auch Kapitän
Marcus Ahlm blickt der Partie am Mittwoch mit Spannung
entgegen: "Das ist eine besondere Partie. Jeder,
der schon etwas länger im Norden spielt, fiebert dieser Begegnung entgegen."
Er erwartet ein Spiel mit vielen Emotionen, mit Tempo und ganz viel
Kampf. "Das wird ein heißes Duell." Aber
auch die SG möchte nicht wieder nur zweiter Sieger im 50. Bundesliga-Landesderby sein:
"Nach dem Schlusspfiff
eines Derbys wollen wir endlich einmal wieder mit unseren Fans feiern", hofft
Szilagyi
auf einen Erfolg seiner Farben. Die Kieler unterdessen wollen selbstverständlich ihre
Erfolgs-Serie in der Liga fortsetzen. "Die Mannschaft hat in Montpellier viel fürs Selbstvertrauen und
die kommenden schweren Spiele getan", freut sich
Alfred Gislason auf ein
tolles Spiel, an dessen Ende aus Kieler Sicht natürlich der 31. Erfolg in einem Bundesliga-Derby
gegen Flensburg stehen soll (siehe auch
Gegnerdaten SG Flensburg-Handewitt).
Das Derby am Mittwoch, für das es noch Stehplatz-Karten gibt, leiten
Lars Schaller und Sebastian Wutzler.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2011:
Jubliläumsderby: Die SG brennt auf Revanche
Zum 50. Mal: Flensburg trifft in der Liga auf Kiel - Beide Teams in Bestbesetzung
Kiel. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel - für den THW Kiel geht
drei Tage nach dem Champions-League-Sieg bei AHB Montpellier
die Hetzjagd durch den wichtigsten Handball-Monat des Jahres
heute (20.15 Uhr, Sport1) mit dem Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt
weiter. Es ist das 50. Aufeinandertreffen der beiden
Top-Teams in der Bundesliga, die SG Flensburg brennt in dieser
Jubiläumspartie auf den ersten Derbysieg seit September 2007,
Kiel will auch im 15. Spiel seine blütenreine Weste behalten, und
die Liga hofft auf einen Ausrutscher des einsamen Tabellenführers
- der Spannung wegen.
Heute steht in der Campushalle also mehr auf dem Spiel als nur das Prestige.
Und natürlich geistert die peinlich hohe 21:35-Klatsche vom Bundesligaauftakt
am 4. September 2011 - es war die höchste Niederlage in der Derby-Historie - noch in den Flensburger
Köpfen. Allerdings ist seitdem viel passiert. Die hochkarätigen
Neuzugänge Holger Glandorf, Lars Kaufmann und Mattias Andersson
sind Teil der Mannschaft geworden, komplett integriert, außerdem haben
Weltklasse-Kreisläufer Michael Knudsen und Spielmacher Viktor Szilagyi
nach langen Verletzungspausen wieder ins Team zurückgefunden.
Die Folge: Flensburg hat sich mit sechs Minuspunkten als Vierter
hinter Kiel, Hamburg und Berlin in der Tabellenspitze etabliert, bisher
nur auswärts gegen jene vor ihr platzierten Mannschaften Federn gelassen.
Ein Grund, wieder Titelträume an der nördlichen Förde wachsen zu
lassen? Szilagyi möchte sich nicht zuweit aus dem Fenster lehnen. Genau
wie Kiel habe Flensburg einen ganz schweren Dezember-Spielplan, sagt
er: "Ist dieser Monat vorbei, können wir in die Analyse gehen."
Das Nordderby ist Teil des vorgezogenen ersten Rückrundenspieltages,
der ursprünglich kurz vor Silvester geplant war. Er wurde in die Hinrunde
eingereiht, weil die Handball-Bundesliga (HBL) der Nationalmannschaft
eine längere Europameisterschafts-Vorbereitung ermöglichen
will. Den Flensburgern kommt dieser Termin recht, sie bewegen sich
auf ihrer Formkurve ganz oben, haben zudem alle Mann an Bord. Trainer
Ljubomir Vranjes, mit 38 Jahren einer der jüngsten Übungsleiter der
Liga, ist vorsichtig optimistisch. "Wir brauchen einen optimalen Tag",
betont der Schwede. "Und beim THW Kiel müssten einige Akteure einen
schlechten erwischen." Gestern hatte Vranjes seine Spieler zu einem
Videonachmittag gerufen, schwor sie mental auf die "Zebras" ein. "Ich
möchte, dass jeder meiner Spieler 100 Prozent abruft", so Vranjes. "Auch
diejenigen, die noch nicht so lange bei der SG sind, müssen spüren, was dieses
Derby für den Verein bedeutet."
Rufe der THW allerdings sein Leistungsvermögen
komplett ab, schränkt der SG-Coach ein, "dann
können wir nicht gewinnen." Seit er in der Bundesliga spiele - und das immerhin
seit 2001- gebe es keine so herausragende
Mannschaft wie diese aktuelle der Kieler.
Der Rekordmeister fährt mit Respekt an die dänische Grenze. "Flensburg
ist gut dabei", sagt Trainer Alfred Gislason, "wir müssen mindestens
genau so kompakt auftreten wie beim Triumph in Montpellier." Der
Kantersieg aus dem September ist für den THW-Coach kein Maßstab
mehr: Diese Partie sei für die SG zu früh gekommen. "Glandorf und
Kaufmann haben jetzt ins System gefunden, außerdem ist Knudsen zurück,
er ist die Schlüsselfigur im SG-Schema, ein Weltklassemann." Der
Ausbau der Rekordbilanz auf mögliche 30:0 Punkte interessiert den
THW-Coach nur am Rande. "An Bilanzen denke ich nicht. Wenn man
das tut, ist es ruckzuck vorbei."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2011:
"Emotionen ins Spiel tragen"
KN-Interview mit Viktor Szilagyi
Kiel. Als Spieler weiß Viktor Szilagyi,
wie sich Nordderbys anfühlen. Auf beiden Seiten. Der 33-jährige Österreicher
war von 2005 bis zum 2008 ein "Zebra", wechselte dann für zwei Jahre
nach Gummersbach und steht seit 2010 auf der Flensburger Gehaltsliste.
Mit Viktor Szilagyi, Spielmacher der
SG Flensburg-Handewitt, sprach KN-Redakteur Reimer Plöhn.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Szilagyi, Sie kennen sich aus mit
Nordderbys, welchen Stellenwert hat das heutige Spiel gegen Kiel?
- Viktor Szilagyi:
-
Es ist wieder ein echtes Highlight.
Flensburg gegen Kiel - das sind exakt
jene Spiele, auf die man sich das ganze
Jahr freut, Zuschauer wie Spieler. Für
mich ist die Vorfreude besonders groß,
weil ich mich kurz vor dem Spiel in Kiel
verletzt hatte, nur Zuschauer war. Und
dann gab es diese hohe Niederlage. Das
war sehr, sehr enttäuschend.
- Kieler Nachrichten:
-
Die Atmosphäre in den Nordderbys war in früheren Jahren hitziger, giftiger. Inzwischen
sind die Spiele fast schon ein wenig nachbarschaftlich kuschelig geworden.
Empfinden Sie es auch so. Wenn ja, woran liegt es?
- Viktor Szilagyi:
-
Vorweggenommen: Unter den Spielern hat es nie so etwas wie Feindschaft gegeben,
es ging manchmal hart, aber immer sportlich fair zur Sache. Die starke
Rivalität wurde eher im Umfeld und bei den Fans befeuert. Aber es stimmt:
Es ist ruhiger geworden. Das liegt wohl daran, dass die sportlichen Wege von
Kiel und Flensburg auseinandergegangen sind. Die SG hat zuletzt kleinere
Brötchen gebacken. Allerdings könnte sich das bald ändern. Die Ambitionen
bei der SG sind gestiegen, wir haben eine sehr gute Mannschaft und peilen
kurzfristig die Champions League an.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie waren mit einer Schulterverletzung lange Zeit aus dem Rennen. Wie steht's
jetzt um Ihre Fitness?
- Viktor Szilagyi:
-
Ich habe eine schwere Zeit hinter mir, bin zwar noch nicht zu 100 Prozent fit,
aber auf einem guten Weg dorthin.
- Kieler Nachrichten:
-
2012 läuft Ihr Vertrag aus, wird er verlängert?
- Viktor Szilagyi:
-
Es gibt erste Gespräche, wir tauschen unsere Positionen aus, es ist aber noch
nichts entschieden.
- Kieler Nachrichten:
-
Haben Sie noch gute Kontakte nach Kiel und zu den THW-Spielern?
- Viktor Szilagyi:
-
Sicher, privat treffe ich mich mit Marcus Ahlm,
unsere Familien sind befreundet. Heute Abend ist das aber für
60 Minuten ausgeschaltet.
- Kieler Nachrichten:
-
Der letzte Flensburger Sieg war im September 2007. Ist der THW mal wieder fällig?
- Viktor Szilagyi:
-
Sicher. Ich bin überzeugt davon, dass wir dieses Derby gewinnen werden.
Wir müssen vor allem die Emotion, die sich vor dem Spiel immer aufgebaut
hat, dieses Mal auch mit ins Spiel tragen. Es ist sehr schwer geworden, in
Flensburg zu gewinnen. Außerdem will ich es endlich wieder einmal erleben,
dass die Kieler mir zum Sieg gratulieren.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2011)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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