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04./05.09.2011 - Letzte Aktualisierung: 05.09.2011 Bundesliga

Auftakt nach Maß: Rekord-Derbysieg gegen Flensburg

Bundesliga, 1. Spieltag: 04.09.2011, So., 17.30: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 35:21 (16:7)
Update #3 KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt...

Überragend: Kim Andersson erzielte elf Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Überragend: Kim Andersson erzielte elf Tore.
Das war ein Auftakt nach Maß: Mit einem Rekordergebnis startete der THW Kiel in die neue Saison der TOYOTA-Handball-Bundesliga. In einem immer einseiten Landesderby besiegten die Kieler die SG Flensburg-Handewitt mit 35:21 (16:7). Der 30. Bundesliga-Sieg der Zebras gegen den Erzrivalen aus dem hohen Norden war dabei der höchste der Geschichte: Noch nie lagen 14 Tore Unterschied zwischen beiden Mannschaften. Unter den Augen von Bundestrainer Martin Heuberger hatten die Kieler dabei den Sieg bereits zur Pause fest im Blick. Überragende Akteure der Zebra-Herde waren Thierry Omeyer mit unglaublichen 26 Paraden und Kim Andersson: Der Schwede erzielte elf Tore und legte zahlreiche weitere Treffer auf.

Prickelnde derby-Stimmung gleich zum Auftakt: Zum ersten Mal in der langen Geschichte des Schleswig-Holstein-Duells trafen beide Kontrahenten gleich im ersten Spiel einer Saison aufeinander. Die Sparkassen-Arena war natürlich ausverkauft. Die Fans sahen beim Warmmachen der SG gleich eine Schwächung: Kreisläufer Michael V. Knudsen verletzte sich, sodass SG-Trainer Ljubomir Vranjes die in der Vorbereitung lange fehlenden Tobias Karlsson und Jacob Heinl bringen musste.

Und auch THW-Trainer Alfred Gislason konnte beim ersten Derby der Saison nicht aus den Vollen schöpfen: Henrik Lundström fehlte wegen einer Zerrung, Christian Zeitz wurde geschont. Dafür war aber Filip Jicha wieder einsatzbereit, der Tscheche erzielte in der zweiten Halbzeit vier sehenswerte Tore.

Nach fünf Minuten startete der Express
Stark: Momir Ilic war Vollstrecker und Vorlagen-Geber.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stark: Momir Ilic war Vollstrecker und Vorlagen-Geber.
Genau fünf Minuten dauerte es, bis der THW-Express zum ersten Mal richtig Fahrt aufnahm. Omeyer zeigte den SG-Angreifern die kalte Schulter, und der starke Marcus Ahlm ließ sich auch von Trikot-Klette Karlsson nicht vom 4:2 abhalten. Omeyer parierte, und Ilic, Daniel Narcisse mit einem schnellen Tipp-Pass auf Ahlm zeigten Handball zum Zungeschnalzen. Glandorf verlor im Angriff den Ball, und Andersson zog unaufhaltsam zum 6:2 davon (9.) - das Publikum jubelte, und Vranjes zog früh die Auszeit-Notbremse. Die schien seine Mannen kurzfristig wieder in die richtige Bahn zu lenken: Eggert und Mogensen verkürzten - allerdings war das nur ein Strohfeuer. Die lodernde Handball-Glut entfachte nur der deutsche Rekordmeister. Immer wieder war die starke 5-1-Defensive mit Omeyer der Einheizer: Acht Minuten trieb die Zebra-Abwehr den SG-Angriff in immer neue Verlegenheiten, Nationalspieler Lars Kaufmann traute sich ebenso wie die Außen nicht mehr, Druck auf das Kieler Tor auszuüben. Und wenn dann doch einmal ein Ball durchkam, wurde er meist eine sichere Beute von Omeyer.

Vorentscheidung nach 18 Minuten
Filip Jicha meldete sich mit vier spektakulären Toren zurück.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha meldete sich mit vier spektakulären Toren zurück.
Vorne zauberte der THW, als ob es keine Pause gegeben hätte. Ilic' Traumpass verwerte Ahlm, der wenig später Nutznießer einer erneut tollen Kombination von Ilic und Andersson war. Dann legte Andersson für Ilic auf, der den Ball mit 104 km/h ins von Mattias Andersson bis zur 19. Minute gehütete Flensburger Tor drosch. Dann ließ sich der ehemalige Kieler entnervt auswechseln - zuvor hatte Omeyer mit einer Doppelparade gegen Glandorf und Svan Hansen die Fans von den Sitzen gerissen und Aron Palmarsson mit einem Einwurf den nach vorn geeilten Kim Andersson zum 11:4 bedient. Nach 18 Minuten war eine Vorentscheidung in diesem Derby gefallen, auch weil der THW selbst durch die munteren Wechselspiele im Rückraum nie den Faden verlor und Kim Andersson weiter grandios aufspielte. Aus dem Stand machte der Schwede das 13:6, dann bediente er Ahlm, der per Heber mit seinem fünften Treffer das 14:7 erzielte, ehe Andersson auch zum 15:7 traf. Sein sechstes Tor - unglaublich. Den Halbzeitstand von 16:7 besorgte Christian Sprenger mit einem gegenstoß kurz vor dem Pfiff.

THW sorgt für Flensburger Debakel
Wuchtig und erfolgreich: Der THW Kiel ist überzeugend in die Saison gestartet.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wuchtig und erfolgreich: Der THW Kiel ist überzeugend in die Saison gestartet.
Wer auf Flensburger Seite auf einen nachlassenden THW gehofft hatte, sah sich schnell getäuscht. Auf flinken Beinen jagte die THW-Abwehr die SG über die Platte, Omeyer hielt weiter grandios, und der THW zauberte weiter. Narcisse verwandelte einen Gegenstoß mit 108 km/h zum 21:9. 38 Minuten hingegen benötigten die Flensburger für zehn Treffer: Lars Kaufmann überschritt mit seinem einzigen Tor diese Marke. Und selbst das Ausscheiden von Marcus Ahlm, der bei extrem heißen Temperaturen in der Sparkassen-Arena einen Krampf bekam und sich auswechselte, brachte kein Bruch ins Kieler Spiel. Ilic zauberte einfach mit Daniel Kubes weiter, der zum 22:11 einnetzte. Und ja, da war ja auch noch Filip Jicha: Nach einem unglücklichen Kurzauftritt in der ersten Halbzeit drehte der Tscheche, der während der Vorbereitung lange pausieren musste, wieder am Welthandballer-Regler, ging Eins-zu-Eins zum 24:12 und legte einen Rückraum-Kempa zum 25:12 nach (45.). Das war offenbar zuviel für einen Teil der Flensburger Fans: Sie rollten eine Viertelstunde vor dem Ende ihr Banner ein und verließen fluchtartig die Halle.

"Titi"-Sprechchöre und La Ola
Grandios: Thierry Omeyer parierte 26 Würfe.
Klicken Sie zum Vergrößern! Grandios: Thierry Omeyer parierte 26 Würfe.
Zehn Minuten vor dem Ende nahm Vranjes eine erneute Auszeit, um das drohende Debakel noch abzuwenden. Die SG konnte sich bei Svan Hansen und Anders Eggert bedanken, dass sie nicht noch deutlicher unterging. Neun Tore erzielten die Außen in der zweiten Halbzeit und betrieben so noch ein wenig Ergebniskosmetik. An der mehr als deutlichen Niederlage änderte jedoch auch das nichts: Jicha und Palmarsson erhöhten auf 30:16, nach einer erneuten Omeyer-Parade dankten die Kieler Fans ihm für seine grandiose Leistung mit "Titi"-Sprechchören, La Ola drehte sich um das Rund, und nach Kim Anderssons 13-Meter-Geschoss bei angezeigtem Zeitspiel sangen die schwarz-weißen Fans "Oh wie ist das schön". Schön war auch Anderssons Treffer von der halblinken (!) Position, schön war auch der Ilic-Kracher zum 33:20, schön war auch der letzte Gegenstoß, den Dominik Klein zum Endstand verwandelte. Schön war eigentlich alles an diesem ersten Handballabend der Saison, der für den THW Kiel die ersten zwei Punkte und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein für die kommenden Aufgaben gebracht hatte.

Nächster Gegner der Kieler ist am kommenden Sonnabend der Aufsteiger TV Hüttenberg, der den Rekordmeister empfängt.

(Christian Robohm)

 

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Heute war ich genauso zufrieden wie ich mit dem Super-Cup-Spiel unzufrieden war. In München haben wir unerklärlicher Weise mit angezogener Handbremse gespielt. Das war heute
Marcus Ahlm spielte bis zu seinem Ausscheiden eine starke Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm spielte bis zu seinem Ausscheiden eine starke Partie.
anders. Die Abwehr stand sehr gut, dahinter stand ein überragender Omeyer. Vorne haben wir sehr viel Druck ausgeübt, das war gut. Ich hatte allerdings viele Vorbereitungsspiele von Flensburg analysiert und dabei vor allem Knudsen als Schlüsselperson ausgemacht. Er ist Weltklasse, seinen Ausfall kann Flensburg nicht kompensieren. Mit Knudsen hätten wir mit der SG mehr Probleme bekommen.

Marcus Ahlm hatte einen Krampf im Oberschenkel. In der Halle war es heute extrem heiß, da hätte Schlimmeres passieren können. Henrik Lundström hat sich vor drei Tagen eine Zerrung zugezogen und konnte deshalb nicht spielen.

Ich freue mich riesig für die Mannschaft über diesen Start. Kompliment von meiner Seite: Das war viel besser als in München."

SG-Trainer Ljubomir Vranjes:
Wir sind noch nicht richtig da, das haben wir heute bewiesen. Anfangs hatten wir ein paar Möglichkeiten, die hat Omeyer aber zunichte gemacht. Die Außen wollten dann nicht mehr springen, und der Rückraum hat zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen. Daraufhin haben wir zuviele Gegenstoßtore kassiert. Das war schlecht von uns. Wir haben vieles von dem, was wir vorher besprochen hatten, nicht umgesetzt. Darüber bin ich sehr enttäuscht.

Alle Aufregung umsonst: Ljubomir Vranjes und Tobias Karlsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Alle Aufregung umsonst: Ljubomir Vranjes und Tobias Karlsson.
Mit der Vorbereitung war ich eigentlich zufrieden, nur Karlsson und Heinl konnten einen Großteil nicht mitmachen. Nachdem sich Knudsen dann beim Warmmachen verletzt hatte, musste ich beide bringen. Das war so nicht geplant, und Heinl war schon nach fünf Minuten richtig platt.

Nicht die Neuzugänge, sondern die ganze Mannschaft und ich stehen für die Niederlage. Wir haben nichts aus unserer letzten Niederlage in Kiel gelernt.

Aber wir sind Profis, müssen schnell über heute sprechen und dann den Weg weiter gehen. Nur "vergessen" geht gar nicht. Aber man sollte bedenken: Wir haben heute in der Sparkassen-Arena gegen den THW verloren. Wir hatten vorher die Hoffnung, zwei Punkte zu holen. Aber wir sind nicht einmal in der Nähe des THW, das muss man sich eingestehen.

SG-Geschäftsführer Holger Kaiser:
Es gibt im Sport schöne und bittere Momente, das heute war ein extrem bitterer Moment. Ein kollektives Versagen ohne Leidenschaft, Willen und Glauben. Aber: Unsere Mannschaft ist im Umbruch, da kann man nicht nach jedem Sturm gleich eine Arche Noah bauen. Wir glauben an den Neuanfang und stellen nicht gleich alles in Frage. Unsere Pläne sind langfristig.

gegenüber den KN:
Diese Niederlage darf man nicht am Fehlen einzelner Spieler festmachen. Das war eine Katastrophe und alles andere als eine SG-Mannschaft, die wir hier gesehen haben. Wir haben kollektiv versagt. Einen Knacks wird das Team davon aber nicht bekommen, da bin ich mir sicher.

THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Gratulation an das Team und den Trainer für dieses hervorragende Spiel. Der Super Cup hat uns geholfen, heute schnell die Nervosität abzulegen. Titi war überragend und hat den Kasten zugenagelt. Kim hat dort weiter gemacht, wo er in München aufgehört hatte.
SG-Neuzugang Holger Glandorf:
Wir haben eigentlich gar nicht so schlecht gespielt, gute Chancen herausgespielt, aber nicht die Tore gemacht. Dann hat man das Problem, dass es dann wie immer in Kiel ist: Man wird überrannt.

Es war das erste Spiel, wir haben nur zwei Punkte verloren. Es geht weiter. Wenn man sieht, dass wir in der ersten Halbzeit fünf, sechs Tore aus 6-gegen-6 bekommen, dazu zig Gegenstöße, weiß man, woran es liegt.

Bundestrainer Martin Heuberger gegenüber den KN:
Der THW hat heute seine ganz große Stärke demonstriert. Die Abwehr stand wahnsinnig gut, und Omeyer hat hervorragend gehalten. Das große Plus der Kieler ist, dass sie verletzungsfrei und eingespielt sind. Das gilt für die beiden Neuen der SG, Holger (Glandorf) und Lars (Kaufmann, d. Red.) noch nicht.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Zuletzt haben wir in der zweiten Halbzeit nur noch mit halber Kraft gespielt, wenn wir zur Pause hoch geführt haben. Das wollen wir in dieser Saison abstellen und immer so hoch wie möglich gewinnen. Das haben wir heute schon gut umgesetzt. Mit unserer 3:2:1-Deckung haben wir Flensburg überrascht.
THW-Toptorschütze Kim Andersson gegenüber den KN:
Ich freue mich, dass es bei mir so gut gelaufen ist. Wir wissen alle, dass wir eine super Mannschaft haben. Wenn wir so spielen, können wir alles schaffen. Die Deckung war großartig, Omeyer weltklasse. Wir sind nach der harten Vorbereitung auf den Punkt genau fit.
THW-Rückkehrer Filip Jicha gegenüber den KN:
Ich bin froh, dass ich hier heute mit einem verschwitzten Trikot stehen kann. Am Donnerstag hatte ich noch Schmerzen, aber als ich heute in diese Halle eingelaufen bin, waren sie weg. Schön, dass Kim wieder dabei ist. Er steckt mit seiner Spritzigkeit und Spielfreude alle anderen an.
SG-Torhüter Mattias Andersson gegenüber den KN:
Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir hier so hoch verlieren würden. Titi Omeyer hat super gehalten, und wir haben zu viele leichte Fehler gemacht, deshalb hat Kiel uns überrannt. Wir müssen weiter hart arbeiten und besser Handball spielen.

1. Spieltag: 04.09.11, So., 17.30: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 35:21 (16:7)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 26 Paraden), Palicka (n.e.); Andersson (11), Dragicevic, Sprenger (2), Ahlm (5), Kubes (1), Reichmann, Zeitz (n.e.), Palmarsson (2), Narcisse (2), Ilic (6/3), Klein (2), Jicha (4); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Andersson (1.-19. und 1 Siebenmeter, 2 Paraden), Rasmussen (19.-60., 6 Paraden); Bastian, Karlsson (1), Eggert (5/1), Glandorf (4), Mogensen (3), Svan Hansen (6), Dibbert (n.e.), Djordjic (1), Mocsai, Heinl, Kaufmann (1), Knudsen (n.e.); Trainer: Vranjes
Schiedsrichter:
Ralf Damian / Frank Wenz
Zeitstrafen:
THW: 0;
SG: 3 (2x Karlsson (22., 42.), Svan Hansen (60.))
Siebenmeter:
THW: 3/3;
SG: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:2 (5.), 6:2 (9.), 6:4 (11.), 11:4 (18.), 13:7 (26.), 16:7 ;
2. Hz.: 17:7, 19:9 (35.), 21:11 (41.), 22:12, 25:12 (45.), 25:15, 28:15 (50.), 29:16, 32:19 (57.), 35:21.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2011:

THW schockt Flensburg: Rekordsieg bei Saisonstart

Kim Andersson beim 35:21-Triumph elffacher Torschütze - SG zerschellte an Kiels Abwehr
Kiel. Stehende Ovationen, strahlende Gesichter auf Kieler, Ratlosigkeit bis hin zu purem Entsetzen auf Flensburger Seite: Der THW setzte gleich zu Beginn der Saison in der Handball-Bundesliga ein Leuchtfeuer, landete mit dem 35:21 (16:7)-Triumph im 49. Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt den höchsten Sieg in der wechselseitigen Geschichte der beiden Nordrivalen und ist erster Tabellenführer in der deutschen Eliteklasse.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes schüttelte noch Minuten nach dem Debakel ungläubig seinen Kopf. Er sei total enttäuscht, sagte der Schwede. "Nach der schweren Niederlage in der vergangenen Saison hatten wir uns vorgenommen, daraus unsere Lehren zu ziehen und uns zu steigern. Wir haben aber weder etwas gelernt, noch haben wir uns gesteigert." Mangelnde Einstellung wollte der 38-Jährige seinen Spielern nicht unterstellen. Bei einem Nordderby gebe es so etwas nicht, betonte Vranjes. "Wäre das so gewesen, hätte ich die Jungs zu Fuß nach Flensburg geschickt, der Bus wäre ohne sie abgefahren."

Seine erste Auszeit nahm Flensburgs Coach bereits nach neun Minuten und 50 Sekunden. Da hatte Kiels überragender Angreifer Kim Andersson per Tempogegenstoß gerade die 6:2-Führung erzielt, hatte Thierry Omeyer im THW-Tor früh angedeutet, dass er sich wieder zur Wand verdichten wollte, hatte Kiels offensive und extrem aggressive Abwehr um den vorgezogenen Daniel Narcisse und den konsequenten Mittelblock Marcus Ahlm/Momir Ilic die Flensburger Angreifer bereits dreimal in Zeitspiel-Not gebracht.

Vranjes' mahnende Worte wirkten nur kurz, die "Zebras" ließen sich an diesem Tag nicht aufhalten, spielten sich in einen Handballrausch, trafen aus dem Rückraum, "zauberten" die Bälle an den Kreis, in der Gewissheit, dass der seit Wochen in Galaform auftrumpfende Marcus Ahlm alles fing, um traumhaft sicher zu verwandeln. Grundlage blieb indes die Beton-Abwehr, an der sich vor allem Flensburgs neue Hoffnungsträger, die Neuzugänge und Nationalspieler Lars Kaufmann und Holger Glandorf die Zähne ausbissen. Eine Abwehr, die extrem entschlossen zupackte, aber trotzdem 60 Minuten ohne Zeitstrafe auskam. Sicher, Flensburg musste auf Spielmacher Viktor Szilagyi verzichten, außerdem fiel Kreisläufer Michael V. Knudsen mit einer Oberschenkelzerrung kurzfristig aus. Abwehrchef Tobias Karlsson wollte diese Umstände allerdings nicht als Entschuldigung gelten lassen. "Wir haben alle versagt, vor allem im Angriff", sagte der der Schwede.

11:4 hieß es nach 18 Minuten, die THW-Maschine lief jetzt richtig heiß, der Radius bei SG-Angriffen vor dem Kieler Kreis spannte sich immer weiter, Spielmacher Thomas Mogensen und seinen Mitstreitern gingen schlicht die Ideen aus. So liefen die "Zebras" in der ersten Halbzeit elf Gegenstöße, zelebrierten die zweite Welle wie aus dem Lehrbuch, trafen wie sie wollten. Bei Halbzeit hieß es 16:7, die Vorentscheidung, auf den Rängen herrschte pure Verzückung.

Den eigenen Rhythmus wollte auch Alfred Gislason nicht stören, Kiels Trainer verzichtete auf sein Recht auf Auszeiten. Er sei mit dem Spiel seiner Mannschaft in dem Maße zufrieden gewesen, wie er vier Tage zuvor beim knappen Supercupsieg über den HSV unzufrieden gewesen sei, bilanzierte Gislason. "Unsere Abwehr war heute überragend, dahinter hatten wir einen großartigen Omeyer."

Den ganz großen Schwung aus der ersten Halbzeit ließen die Kieler zwar in der Kabine, aber gegen die am Ende völlig demoralisierten Gäste genügte auch eine geringere Drehzahl, um den Zuschauern weiter Spaßhandball zu zeigen, das Ergebnis auf Rekordhöhe zu schrauben. Beteiligen durfte sich daran nach vierwöchiger Verletzungspause auch Rückraum-Ass Filip Jicha. Der Tscheche hatte sichtlich Spaß, saugte aus seinen vier Toren Mut und Selbstvertrauen die kommenden Wochen. Andersson hatte es am Ende auf elf Tore gebracht, bei manch einem Stemmwurf schüttelte der Schwede, der nach seiner einjährigen Verletzungspause ein großartiges Comeback feierte, ungläubig den Kopf. "An manchen Tagen geht einfach alles", staunte der 29-jährige Linkshänder, die riesige Schampusflasche unter dem Arm, mit der in Kiel der Spieler des Tages geehrt wird. Thierry Omeyer hätte die Flasche ebenfalls verdient gehabt, wenige Tage nach Bekanntgabe seines Wechsels nach Montpellier hielt der Franzose in Weltklassemanier 22 Bälle auf. Er sei froh, dass eine Entscheidung gefallen sei, sagte der 34-Jährige. "Mein Kopf ist jetzt frei, und in den kommenden zwei Jahren bin ich durch und durch Kieler."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2011:

Derby-Splitter

Großsponsor - Auf dem neuen THW-Outfit fehlen zwei große Trikotsponsoren. Ein Mobilfunkunternehmen und eine Kieler Software-Schmiede legen laut Manager Klaus Elwardt eine Pause ein. Das habe rund 250 000 Euro ausgemacht, "die wir über andere Sponsoren aber wieder kompensieren konnten", so Elwardt. Ein größerer Posten zum THW-Etat kommt künftig vom polnischen Mineralölkonzern Orlen. Die Kontakte wurden über den polnischen Meister Wisla Plock geknüpft, der THW hatte dort sein Saisontrainingslager aufgeschlagen und war Star-Gast beim "Orlen-Cup".

Neue Fans - Der THW hat Fans in ganz Deutschland, bei vielen Auswärtsspielen werden die "Zebras" von Anhängern unterstützt, die nicht aus Schleswig-Holstein kommen. Ungewöhnlich war jetzt eine Anfrage nach Dauerkarten von neuen THW-Fans aus Magdeburg. Mit Tickets konnte der THW nicht dienen, brachte die Anhänger vorerst aber auf Plätzen hinter dem Tor unter.

(aus den Kieler Nachrichten vom 05.09.2011)


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