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20./21.03.2011 - Letzte Aktualisierung: 21.03.2011 Bundesliga

38:26 - Kiel feiert Rekord-Derbysieg und Narcisse-Comeback

Bundesliga, 25. Spieltag: 20.03.2011, So., 15.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 38:26 (16:14)
Update #4 KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

"Air France" fliegt wieder: Daniel Narcisse feierte gegen Flensburg ein starkes Comeback.
Klicken Sie zum Vergrößern! "Air France" fliegt wieder: Daniel Narcisse feierte gegen Flensburg ein starkes Comeback.
Das 66. Nord-Duell zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt am Sonntagnachmittag in der ausverkauften Sparkassen-Arena-Kiel geht als höchster Derbysieg in die lange Geschichte ein: Die "Zebras" siegten nach einer großartigen Leistung gegen den alten Rivalen deutlich mit 38:26. Nach furiosem Start der Kieler kämpften sich die Gäste bis zur Pause zwar wieder bis auf 14:16 heran, wurden nach dem Seitenwechsel aber vom spielfreudigen THW und seiner starken 3:2:1-Abwehr überrannt. Während Daniel Narcisse nach seiner langen Kreuzband-Verletzung ein furioses Comeback feierte, avancierten Christian Zeitz und Momir Ilic mit jeweils neun Treffern zu den besten Torschützen der Partie.
Momir Ilic vertrat Filip Jicha erneut glänzend und erzielte 9/6 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Momir Ilic vertrat Filip Jicha erneut glänzend und erzielte 9/6 Treffer.
Großartige Stimmung herrschte schon weit vor dem Anpfiff, zumal Alfred Gislason augenscheinlich nicht zuviel versprochen hatte: Daniel Narcisse machte sich erstmals seit seinem in der Vorbereitung im August 2010 zugezogenen Kreuzbandriss mit seinen Mannschaftskameraden zusammen warm und stand auch auf dem offiziellen Spielberichtsbogen. Weil dieser in der TOYOTA Handball-Bundesliga nur Platz für maximal 14 Spieler bietet, ließ Gislason zunächst einen frei - Rechtsaußen Tobias Reichmann und der nach einer Zerrung noch angeschlagene Welthandballer Filip Jicha nahmen daher zunächst einsatzbereit hinter dem Tor von Thierry Omeyer Platz. Doch auch die mitgereisten Flensburger Schlachtenbummler hatten Grund zur Freude, denn bei der SG stand gleichzeitig der in den letzten 13 Monaten von Verletzungen gebeutelte Kreisläufer Michael Knudsen seinerseits vor seinem Comeback. Vorweg: Der Däne wurde von Ljubomir Vranjes aber nicht eingesetzt.

Wieder einmal nicht zu stoppen: Christian Zeitz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wieder einmal nicht zu stoppen: Christian Zeitz.
Der THW Kiel setzte in der ersten Halbzeit auf seine bewährte 6:0-Deckung mit Daniel Kubes und Momir Ilic im Mittelblock. Neben dem Serben starteten Aron Palmarsson und der zunächst nur im Angriff spielende Christian Zeitz im Kieler Rückraum, auf den Außen Henrik Lundström und Christian Sprenger, am Kreis Kapitän Marcus Ahlm und Thierry Omeyer im Tor. Und die Kieler Abwehr wirkte von Beginn an sattelfest, auch wenn Lasse Boesen die erste und einzige Gästeführung vorlegte. Ilic per Siebenmeter, Palmarsson mit seinem 50. Saisontreffer und auf der Gegenseite Heinl nach gutem Boesen-Anspiel legten zum 2:2 nach. Dann aber setzten die "Zebras" die ersten Nadelstiche des Derbys: Christian Zeitz hämmerte den Ball zum 3:2 an Dan Beutler vorbei, Omeyer parierte erstmals gegen Boesen und Momir Ilic erhöhte postwendend mit aller Wucht auf 4:2. Flensburg tat sich weiterhin schwer gegen die Kieler Deckung: Spielmacher Viktor Szilagyi versuchte vergeblich, das Zepter zu schwingen, die Würfe des Linkshänders Tamas Mocsai wurden reihenweise geblockt und auch der gut gestartete Lasse Boesen schien sein Pulver bereits verschossen zu haben. Obendrein kam auch noch Pech dazu, als der 16-Tore-Mann vom Dienstag, Linksaußen Anders Eggert, einen Aufsetzer an die Latte knallte. Die Kieler kannten kein Pardon: Christian Zeitz erhöhte mit einem 104km/h-Kracher auf 5:2 und legte nach einem Schrittfehler Mocsais unnachahmlich per Unterarmwurf zum 6:2 nach. Ljubomir Vranjes nahm zwar nun nach gerade einmal neun Spielminuten bereits seine Auszeit und beorderte zunächst Fahlgren und wenig später Petar Djordjic aufs Parkett, doch es änderte sich erst einmal nichts: Sprenger per Gegenstoß und Ahlm nach Zeitz-Zuspiel erhöhten gar auf 8:2, die Zuschauer in der Sparkassen-Arena-Kiel feierten ihre Mannschaft und übten gemeinsam mit Hein Daddel schon einmal das "Fliegerlied" für das bevorstehende Comeback von Daniel Narcisse.

Daniel Narcisse jubelt zusammen mit den Fans über seinen ersten Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse jubelt zusammen mit den Fans über seinen ersten Treffer.
Doch so langsam fing sich Flensburg wieder, ein abgefälschter Wurf Mocsais brach den siebenminütigen Torbann, Svan Hansen legte zum 4:8 nach. Und nachdem Palmarsson mit 108km/h und Ilic wieder auf 10:4 erhöhten, schlichen sich im Kieler Aufbauspiel erste Unkonzentriertheiten ein. Mit drei Treffern in Folge bliesen Patrik Fahlgren und Anders Eggert allmählich zur Aufholjagd. Christian Sprenger verwertete am Kreis ein Palmarsson-Anspiel zum 11:7, und als der junge Isländer einen weiteren Wurf von Mocsai erfolgreich blockte, machte er in der 21. Spielminute unter großem Jubel der THW-Fans Platz für Daniel Narcisse. Der Franzose führte sich gleich grandios ein. Erst bediente er Momir Ilic am Kreis zum 12:7, dann zeigte er bei der zweiten Welle nach einem Flensburger Fehlpass, dass er schon wieder fast der Alte ist: Mit vollem Tempo raste er nach Zeitz-Anspiel auf das Flensburger Tor zu, hob ab und beförderte den Ball letztlich mit unglaublichen 110km/h zu seinem ersten Saisontor zum 13:8 in die Maschen. Narcisse riss jubelnd und befreit die Arme hoch, die 10.250 Zuschauer in der Sparkassen-Arena-Kiel ebenso.

Petar Djordjic trumpfte über weite Strecken stark auf. Der Serbe erzielte sieben Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Petar Djordjic trumpfte über weite Strecken stark auf. Der Serbe erzielte sieben Treffer.
Doch obwohl Narcisse auf der Spielmacher-Position bereits die gewohnte Präsenz zeigte, robbten sich die Gäste ganz langsam an den THW heran. Protagonist der Aufholjagd war nun Petar Djordjic, der wurfgewaltige 20-Jährige markierte die Treffer acht bis elf für die SG. Und da die Flensburger nun jeden Fehler des THW konsequent bestraften, verkürzten der mittlerweile auf halbrechts spielende Boesen, Jacob Heinl per Gegenstoß und Tobias Karlsson vom Kreis bis zum Seitenwechsel gar auf 14:16. Trotz zeitweise begeisterndem Handball des THW Kiel konnten die Zuschauer also eine spannende zweite Halbzeit erwarten. Es sollte anders kommen.

Denn Alfred Gislason hatte sich bereits Ende der ersten Halbzeit für den Einsatz von Filip Jicha entschieden und ihn auf dem Spielberichtsbogen nachgetragen. Der Tscheche durfte nach dem Seitenwechsel nun von Beginn an ran, auch Dominik Klein rückte in die Mannschaft. Der THW setzte nun auf seine offensive 3:2:1-Abwehr mit Jicha an der Spitze - und erteilte allen Flensburger Träumereien von einem Punktgewinn in der Sparkassen-Arena-Kiel in Rekordzeit eine Abfuhr. Ilic erhöhte zunächst per Siebenmeter auf 17:14, dann klaute sich Filip Jicha den Ball und versenkte den Gegenstoß selbst zum 18:14. Svan Hansen scheiterte anschließend aus spitzem Winkel und Zeitz legte zum 19:14 nach. Obwohl SG-Trainer Ljubomir Vranjes hastig Linkshänder Mocsai aufs Spielfeld zurück beorderte, fand seine Mannschaft kein Mittel mehr gegen das Kieler Bollwerk - auch und besonders Petar Djordjic nicht, der sich immer häufiger verrannte und am nun starken Thierry Omeyer scheiterte. Der französische Keeper bediente nach einer dieser Paraden Christian Sprenger zum 20:14, und als der gewohnt nervenstarke Ilic per Strafwurf und Jicha mit einem Dreher gar auf 22:14 erhöhten, war das Derby gerade einmal sechs Minuten nach Wiederanpfiff entschieden.

Viktor Szilagyis Treffer wurden von den Kieler Fans bejubelt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viktor Szilagyis Treffer wurden von den Kieler Fans bejubelt.
Anders Eggert konnte Omeyer zwar wenig später erstmals nach dem Seitenwechsel überwinden, doch die Kieler waren längst in einem Spielrausch angekommen: Jicha mit seinem 150. Saisontreffer, Marcus Ahlm und zweimal Christian Zeitz trafen gar zum zwischenzeitlichen 27:16. Mittlerweile hatte der sichtlich angefressene Ljubomir Vranjes bereits seine Auszeit genommen: "Ich möchte hier nicht verarscht werden, ich will hier nicht mit mehr als 10 Toren verlieren", forderte der Schwede von seinen Spielern. Diese legten sich zwar fortan weiter ins Zeug und minimierten ihre Fehlerquote, gegen den spielfreudigen THW-Express konnten sie aber nicht entscheidend verkürzen. Die "Zebras" hatten längst den Schalter auf "Handballgala" umgelegt, im Angriff klappte nun fast alles. Sagenhaft der trockene Wurf von Christian Zeitz aus zehn Metern, der mit unglaublichen 115km/h zum 29:18 einschlug. Zum Mit-der-Zunge-Schnalzen das Anspiel des Linkshänders auf den zum Kreis auflösenden Dominik Klein, der zum 30:19 einnetzte. Die THW-Fans kamen aus dem Jubeln gar nicht mehr heraus, zumal auch die drei Treffer von Ex-"Zebra" Szilagyi gefeiert wurden. Doch die Siedetemperatur war noch lange nicht erreicht. Denn in der 52. Spielminute kehrte Daniel Narcisse zurück, und wenig später bediente er mit einem genialen Anspiel Daniel Kubes, der vom Kreis zum 34:23 traf und gar noch einen Treffer zum 36:24 nachlegte. Auch Milutin Dragicevic, der zuvor zwei Siebenmeter erkämpfte, trug sich nach Anspiel Narcisse' noch in die Torschützenliste ein, und als der Franzose nach Doppelpass mit Dominik Klein per Kempa den glanzvollen Schlusspunkt zum 38:26 selbst setzte, hatten sich die Zuschauer bereits von ihren Sitzen erhoben und "Oh, wie ist das schön" skandiert. "Sowas hat man lange nicht gesehen"? Fürwahr, bei einem Derby sogar noch nie.

So bleibt nach einem berauschenden Handball-Nachmittag nur ein klitzekleiner Wermutstropfen übrig: Im parallel stattgefundenen zweiten Spitzenspiel siegte der HSV Hamburg deutlich mit 35:23 (19:9) bei den Füchsen Berlin und verteidigte damit seinen Vier-Punkte-Vorsprung.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und den KN-Bericht über das Narcisse-Comeback.

Stimmen zum Spiel:

SG-Trainer Ljubomir Vranjes:
Herzlichen Glückwunsch für die zwei Punkte! Wir haben nicht optimal angefangen, die Kieler haben viele einfache Gegenstoßtore bekommen. Wir haben viele Fehler im Angriff gemacht. Aber wir haben uns zurück gekämpft, aber das ist nur die halbe Wahrheit: Alfred hatte auch ein paar Spieler gewechselt.

Die zweite Halbzeit begann fast wie die erste. Wir hatten in der Pause über einige Sachen gesprochen, aber leider konnten wir das heute nicht umsetzen. Warum das so war, muss man analysieren.

Kiel ist eine Top-Mannschaft. Wir sind noch nicht da und haben noch ein paar Schritte bis zu diesem Niveau vor uns. Dass wir in Kiel gewinnen, dafür muss alles optimal klappen bei neun Spielern und zwei Torhütern. Das war nicht der Fall heute. Ich versuche, Alfred und Kiel nächstes Mal mehr zu ärgern.

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war für mich eine sehr schwere erste Halbzeit. Flensburg hatte die letzten Wochen mit vielen Verletzungen zu kämpfen gehabt, aber die Mannschaft ist eng zusammengerückt und hat super gespielt. Natürlich hab ich mich geärgert, dass wir einen Sechs-Tore-Vorsprung Mitte der ersten Halbzeit auf zwei runterschmelzen ließen bis zur Halbzeit. Da war das Spiel dann komplett offen, weil auch die Flensburger aus dem Rückraum und über den Kreis getroffen hatten. Wir hingegen hatten einige Probleme ab der 15. Minute auch in der Abwehr. Hinzu kam, dass die Deckung der Flensburger besser stand und wir einige Fehler machten, die zu Gegenstoßtoren führten.

Daher hab ich zur Halbzeit beschlossen, dass wir auf unsere 3:2:1-Deckung wechseln. Wir haben sehr schnell Bälle abgefangen, Flensburg zu schnellen und teilweise ungünstigen Würfen gezwungen. Das hat das Spiel entschieden und uns ein bisschen den Druck genommen. Es war ein schönes Spiel von uns, wir haben auch gut gespielt gegen eine sehr gute Mannschaft. Es war auch sehr erfreulich, dass Daniel Narcisse wieder dabei ist und dass alle gut gespielt haben.

Mit den zwei Punkten bin ich sehr zufrieden und ich wünsche den Flensburgern alles Gute für alle noch zu spielenden Ligaspiele. Wir sehen uns ja vielleicht noch mal in dieser Saison.

[zur Lage an der Tabellenspitze:]
Ich hatte schon erwartet, dass Berlin gegen Hamburg verliert und mir keine großen Hoffnungen gemacht. Die ganze Euphorie in Berlin ist momentan ein bisschen weg. Sicherlich müssen die Hamburger bei diesem Ergebnis auch sehr gut gespielt haben. Aber sonst ist es so, wie ich es immer wieder sage: Wir können nur an uns denken und darauf gucken, dass wir unser Spiel weiter entwickeln, gut spielen und gewinnen. Wenn Hamburg nirgendwo stolpert, sind sie auch verdient deutscher Meister.

SG-Geschäftsführer Holger Kaiser:
Es war ein verdienter Sieg, daran gibt's nichts zu deuteln. Ljubo hat es passend zusammengefasst: Wir haben uns trotz vieler Fehler in der Schlussphase der ersten Halbzeit bis auf zwei Tore heran gespielt und die zweite dann in den Sand gesetzt. Aber das war heute nicht der Maßstab, dafür ist das Verletztenlager bei uns zu üppig ausgestattet. Um mit Kiel 60 Minuten auf Augenhöhe mithalten zu können, muss man halt fehlerfrei spielen. Das ist uns heute nicht gelungen, aber das Spiel muss man über einen längeren Zeitraum, über den Saisonverlauf sehen. Da haben wir gerade unter Ljubo und in den letzten Wochen und Monaten eine sensationelle Entwicklung und tolle Spiele gemacht. Die Leistungskurve zeigt deutlich nach oben, wir haben deutliche Akzente gesetzt besonders in den Heimspielen gerade in der Champions League. Das heute ist eine Ergebnisdelle, die sicherlich ärgerlich und schmerzhaft ist, aber mit der man leben kann und die wir wegdrücken werden. Wir haben volles Vertrauen und wissen auch, dass wir zwei wichtige Spiele vor der Flinte haben. Erst einmal am Dienstag mit dem schmalen Kader, den wir derzeit haben, gegen Großwallstadt. Und dann in der Champions League mit unserem großen Ziel, dem Final Four.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Die 3:2:1-Abwehr war natürlich sensationell gut, und wir haben auch einige spielerische Highlights gesehen. Das hatte in Göppingen schon begonnen und ging heute nahtlos weiter. Es macht sehr viel Freude zuzuschauen und dann auch noch zu sehen, dass Daniel Narcisse nicht nur gespielt hat, sondern auch zurück ist. Wir freuen uns, wenn unser weiterer "Neuzugang" Kim Andersson hoffentlich in ein paar Wochen zu uns stößt. Dann werden wir noch eine ganz interessante Saison haben.

Ansonsten denke ich, dass Flensburg zuvor fast schon die Mannschaft der Stunde war. Ich hoffe, dass sie dies auch gerade in der Liga bestätigen, sie haben ja auch noch ganz interessante Heimspiele vor sich. Ich drücke die Daumen, dass sie die alle gewinnen. Ansonsten gibt es noch andere Wettbewerbe, wo wir uns noch wiedersehen können. Schauen wir mal, wie die Saison dann weitergeht.

THW-Rückraumspieler Daniel Narcisse gegenüber Sport1:
Ich freue mich sehr, dass ich endlich das erste Spiel nach der langen Verletzungspause gemacht habe. Die Mannschaft hat bisher eine unglaublich gute Saison gespielt und endlich bin ich auch wieder dabei. Ich hoffe, dass ich in der kommenden Zeit wieder mein höchstes Niveau erreichen kann. Sieben Monate Pause ist unglaublich lang und schwer. Ich bestreite diesen Sport, weil es ein Mannschaftssport ist, weil man mit der Mannschaft zusammen sein will, da ist die Reha, in der man fast immer allein ist, sehr schwer. Aber jetzt gilt meine Konzentration endlich wieder voll dem Spiel auf dem Feld.

[Frage: Was geht noch in dieser Saison für den THW?]
Wir sind jetzt wieder fast komplett und wir spielen natürlich, weil wir Erfolg haben wollen. Und das ist in dieser Saison noch möglich.

THW-Linkshänder Christian Zeitz gegenüber den KN:
So einfach war das nicht, in der ersten Halbzeit gab es bei uns zu viele Fehler. Dann kam die 3:2:1-Deckung, mit der haben wir Flensburg auseinandergenommen.
SG-Linksaußen Anders Eggert gegenüber den KN:
Kiel hat eine super Mannschaft. Das wussten wir vorher, man muss sein absolut bestes Spiel auf die Platte bringen, um gegenhalten zu können. Das war bei uns heute leider nicht der Fall.

25. Spieltag: 20.03.11, So., 15.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 38:26 (16:14)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-54., 13 Paraden), Palicka (54.-60., 1 Parade); Lundström, Dragicevic (1), Sprenger (3), Ahlm (2), Kubes (2), Zeitz (9), Palmarsson (2), Narcisse (3), Ilic (9/6), Klein (2), Jicha (3), Fernandez (2); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (1.-15., 31.-60., 8 Paraden), Rasmussen (15.-30. und drei Siebenmeter, 2/1 Paraden); Karlsson (2), Eggert (5/2), Fahlgren (1), Svan Hansen (2), Djordjic (7), Mocsai (2), Heinl (2), Szilagyi (3), Boesen (2), Knudsen (n.e.); Trainer: Vranjes
Schiedsrichter:
Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Ilic (37.), Ahlm (48.));
SG: 3 (Mocsai (35.), Svan Hansen (39.), Karlsson (51.))
Siebenmeter:
THW: 7/6 (Rasmussen hält Jicha (39.));
SG: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 2:1, 2:2 (5.), 8:2 (11.), 8:4, 10:4 (14.), 10:7, 12:7 (22.), 12:8, 13:8, 13:10 (25.), 14:10, 14:11, 15:11, 15:13, 16:13, 16:14;
2. Hz.: 22:14 (37.), 22:15, 23:15, 23:16, 27:16 (43.), 27:17, 28:17, 28:18, 29:18, 29:19, 30:19 (49.), 30:20, 31:20, 31:21, 32:21, 32:23 (54.), 34:23, 34:24, 36:24, 36:25, 37:25, 37:26, 38:26.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.03.2011:

THW berauscht sich an Gala

38:26-Rekordsieg im 66. Landes-Derby gegen SG Flensburg - Zeitz und Ilic jeweils neunfache Torschützen
Kiel. Nordderbys gefallen dem THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt ist zur Zeit ein willkommener Gegner. So auch gestern beim 38:26 (16:14) Triumph vor 10 250 völlig begeisterten Zuschauern in der Kieler Sparkassen-Arena. Es war im 66. Nachbarschafts-Duell der achte THW-Sieg in Folge gegen die SG und der höchste Erfolg überhaupt in den bisherigen Begegnungen gegeneinander. Strahlende Gesichter also überall auf Kieler Seite, nur das Ergebnis aus der Berliner Arena fiel nicht wie erhofft aus. Die Füchse leisteten den "Zebras" keine Schrittmacherdienste, sie kassierten eine deutliche 22:35-Abfuhr gegen Kiels Titelkonkurrent HSV Hamburg.

Aus THW-Sicht passte trotzdem alles zusammen. Das beeindruckende Endergebnis, die Demonstration Kieler Handballstärke, das mitreißende Comeback von "Air France" Daniel Narcisse. Gestern streifte Kiels Anhängerschaft wieder einmal die Leichtigkeit des Handball-Seins. Gästetrainer Ljubomir Vranjes mochte schon nach 40 Minuten nicht mehr hinsehen, hockte reglos auf der Bank und verfolgte das Geschehen auf dem Parkett emotionslos wie ein unbeteiligter Zuschauer, der versehentlich in die Halle geraten war. In der Champions League habe seine Mannschaft zwar gegen das Weltklasse-Team aus Ciudad Real gewonnen, sagte der 37-jährige Schwede, suchte nach Erklärungsversuchen. "Das aber war zu Hause mit einem sehr guten Spiel von uns." Um in Kiel gewinnen zu können, müsse indes alles passen, "dafür braucht es vor allem viel Kraft, und dafür brauche ich mehr als nur die neun Feldspieler, die wir verletzungsbedingt zur Verfügung hatten. Hatten wir aber nicht, und so hatten wir keine Chance."

In bester Derbylaune präsentierte sich das Kieler Publikum, es empfing seine Handball-Helden mit stehenden Ovationen, trampelte nach gelungenen Aktionen - und die boten ihnen die "Zebras" zuhauf - mit den Füßen, waren gestern das, was man einen gelungenen Rahmen nennt. Die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason befüllte dieses gedachte Rechteck mit facettenreichem Handball, Willenskraft und spürbarer Freude am eigenen Spiel.

Dabei fehlte zunächst sogar Kiels Welthandballer Filip Jicha. Wegen Verspannungen im Rücken ließ Gislason seinen treffsichersten Rückraumspieler 30 Minuten warten, vertraute anfangs auf die defensive und aggressive 6:0-Abwehr um Daniel Kubes und Marcus Ahlm, an der sich Viktor Szilagyi, Patrik Fahlgren, Lasse Boesen und Co. die Zähne ausbissen. Weil der Motor auch im THW-Angriff rund lief, nahezu alle Angriffe konzentriert durchgespielt wurden, hatten die Kieler nach elf Minuten das 8:2 vorgelegt. Flensburgs Angriff fand nicht statt, auf der anderen Seite hoben Christian Zeitz, Aron Palmarsson oder Momir Ilic die SG-Abwehr von einer Verlegenheit in die nächste. Dennoch wuchsen die THW-Bäume nicht in den Himmel. Missverständnisse schlichen sich ein, technische Fehler, provoziert durch die besser agierende SG-Deckungsreihe, kamen hinzu. Weil zudem der junge Petar Djordjic traf, wie er wollte, war die Partie bei Halbzeit und dem 16:14 wieder völlig offen.

Die Hoffnung, Zählbares aus der Landeshauptstadt entführen zu dürfen, zerstob für das Flensburger Miniaufgebot in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff. Gislason hetzte jetzt seine zuletzt bewährte offensive 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha als Speerspitze auf Flensburgs Angreifer, erntete den Lohn mit einem 6:0-Start in die zweiten 30 Minuten. Beeindruckend war dabei, wie die "Zebras" ihre gewonnenen Bälle in Tore ummünzten. Jicha selbst traf dreimal, den Löwenanteil schnappten sich Christian Zeitz und Momir Ilic mit jeweils neun Treffern. Mal raffiniert erzielt, mal extrem wuchtig (Zeitz). Als ausgerechnet Daniel Narcisse der Handball-Gala mit einem Kempa-Trick, ausgelöst von Dominik Klein, die Krone zum finalen 38:26 aufsetzte, war es ein fast perfekter Tag. Nur fast, weil die gute Nachricht aus Berlin fehlte. Alfred Gislason nahm es sportlich. "Wir schauen allein auf uns, wollen unsere Spiele gewinnen. Wenn der HSV nicht mehr stolpert, ist er ein verdienter Meister."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.03.2011)


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