16./17.03.2011 - Letzte Aktualisierung: 17.03.2011 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Besonders in der ersten Halbzeit brillierte Christian Sprenger
auf Rechtsaußen.
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Nur selten gab es für Michael Haaß und Co. ein Durchkommen durch das
Kieler Abwehrbollwerk.
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Die Gastgeber, die im rechten Rückraum zunächst Rechtshänder Tim Kneule neben Haaß und Kaufmann aufboten, begannen nach nervösen zwei Anfangsminuten beider Teams aber furios: Ein abgefälschter Haaß-Wurf sorgte für das 1:0, und nach einem Fehlpass von Zeitz und einer falschen Sperre Ahlms erhöhten Kneule vom Kreis und Schöne per Gegenstoß binnen nicht einmal 60 Sekunden auf 3:0 für Göppingen. Zwar fanden die "Zebras" in der Folge im Angriff ihre Mittel gegen die als kompakt bekannte 6:0-Deckung der Grün-Weißen, zwar schlossen Ahlm, der gut aufgelegte Ilic, Palmarsson und Sprenger mit einem Dreher die kommenden Ballstafetten cool ab, doch Göppingen legte zunächst weiter vor: Noch einmal der häufig zum Kreis auflösende Kneule zum 4:1, ein trockener Schlagwurf Kaufmanns zum 5:2 und ein zweites Mal der zur kommenden Saison nach Flensburg wechselnde Nationalspieler zum 6:4 - Frisch Auf nutzte in den ersten zehn Minuten jede Unachtsamkeit in der Kieler Deckung konsequent aus.
Dominik Klein setzt sich durch.
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Diese schien zunächst zu wirken, Schubert per Strafwurf und Späth nach Anspiel des frisch eingewechselten Mrvaljevic verkürzten kurzzeitig auf 8:10 (17.). Doch der THW-Express ließ sich nicht aufhalten und nahm auch auf die Verletzung von Göppingens Abwehrchef Dalibor Anusic keine Rücksicht. Sprenger erhöhte mit einem Doppelschlag - einmal per Konter, einmal von außen - wieder auf 12:8, und als die Kieler dann sogar in Unterzahl durch einen famosen Schlagwurf Kleins nachlegten, während Frisch Auf immer wieder an Omeyer und den eigenen Nerven scheiterte, wurde es in der EWS-Arena bereits merklich ruhiger. Mittlerweile durfte auch Filip Jicha mitmischen, holte eine Zeitstrafe gegen Haaß heraus, traf per Sprungwurf zum 14:8, legte für Ahlm zum 15:8 auf und schloss dann noch einen Gegenstoß gefühlvoll zum 16:8 (24.) ab. Auch von einer 5:1-Deckung Göppingens mit dem vorgezogenen Schubert ließen sich die starken "Zebras" nicht irritieren und erhöhten bis zum Seitenwechsel gar noch auf 18:9.
Manuel Späth war mit vier Treffern erfolgreichster Göppinger.
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Durch diesen beeindruckenden Auswärtssieg hat der THW Kiel seine Ambitionen auf die deutsche Meisterschaft eindrucksvoll untermauert. Am Sonntag gilt es nun, im Schleswig-Holstein-Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt nachzulegen. Der Anpfiff in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena-Kiel erfolgt um 15.15 Uhr, Sport1 überträgt die Partie live und kostenpflichtig im Internet.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Meine schwerste Aufgabe war es heute, meine Mannschaft zu überzeugen, dass wir etwas gegen die Kieler machen können. Jetzt haben wir zwei Monate Zeit, uns etwas einfallen zu lassen für den Pokal in Hamburg.
Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft. Wir haben sehr sehr gut gespielt. Die Abwehr stand sehr gut und Omeyer war überragend. Natürlich haben wir Glück gehabt, dass Thiede gefehlt hat, das hat man besonders in der ersten Halbzeit gesehen. Gegen unsere 3:2:1-Abwehr ist es sehr schwierig, ohne Linkshänder zu spielen. Aber wir haben auch im Angriff auch ohne Jicha sehr diszipliniert gespielt und die Chancen herausgearbeitet.Wir sehen uns ja beim "Final Four" wieder, dann wird das sicherlich ein ganz anderes Spiel.
Ich hatte bei der Auslosung zum "Final Four" gesagt, Kiel war unser Wunschgegner, aber erst fürs Finale. Sie haben heute auch eindrucksvoll gezeigt, welche Klasse sie haben. Ich fand's schade auch für unsere Zuschauer, dass unsere Mannschaft das Spiel nicht länger ausgeglichen gestalten konnte. Auf der anderen Seite spielen wir eine überragende Saison und haben jetzt zum ersten Mal zu Hause verloren. Das muss man als Sportler auch akzeptieren.[gegenüber den KN:]
Wir sind an Omeyer gescheitert.
[Frage: Wie sehr sind sie verletzt?]
Ja, ich habe eine Verletzung im Oberschenkel, die ich mir im Länderspiel gegen Norwegen zugezogen habe. Ich habe heute nur acht Minuten gespielt, das hat mir sehr gut getan. Wir haben auch so stark gespielt. Ich freue mich, dass das in dieser Halle so lief.[Frage: Warum war es so einfach?]
Göppingen hatte Probleme mit unserer offensiven Abwehr. Wir haben nur ganz wenig Tore in den ersten 40 Minuten kassiert, das war der Schlüssel zum Erfolg. Die Halle war dadurch geschockt, davon haben wir profitiert, konzentriert weitergespielt und unsere Linie gnadenlos durchgezogen. Ich freue mich, dass wir hier solch eine Leistung gezeigt haben.
Am Anfang hatten wir eine Schrecksekunde, als Göppingen mit 3:0 in Führung ging. Aber dann sind wir immer besser ins Spiel gekommen. Was es für die Meisterschaft bedeutet? Wir machen alles, um an Hamburg dran zu bleiben.
Die Kieler haben uns wieder gezeigt, dass sie eine Nummer zu groß für uns sind. Aber zu 70 Prozent entscheidet sich die Sache im Kopf: Kaum liegen wir drei Tore im Rückstand, geben wir das Spiel ab.
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2011:
357 Tage lang hatten die Schwaben kein Heimspiel in der Bundesliga verloren. Die meisten hatten sie sogar gewonnen. Hamburg, Berlin, Flensburg, Mannheim - für alle war die "Hölle Süd" zu heiß. Göppingen nach 357 Tagen, Chambery nach 356 Tagen, Berlin nach 378. Je schwerer die Aufgabe, desto konzentrierter offenbar die Leistung der Kieler. In der mit 5600 Zuschauern ausverkauften EWS-Arena legten die Hausherren nach einer Schweigeminute für die Erdbebenopfer in Japan den besseren Start hin. 3:0 führte der Tabellen-Fünfte, der auf seine beiden torgefährlichsten Rückraumspieler Pavel Horak (verletzt) und Michael Thiede (Grippe), den einzigen Linkshänder, verzichten musste. Ein Argument dafür, dass die Hausherren nach ihrem Blitzstart im Angriff zunehmend ratlos wirkten. Eines von vielen. Die Gäste begannen ohne Filip Jicha, der wegen seiner Zerrung im rechten Oberschenkel zunächst geschont werden musste. Fünf Minuten dauerte es, bis sein tschechischer Landsmann Daniel Kubes als Spitze der 3:2:1-Deckung die Formation im Griff hatte, die den Göppingern nun schon seit Jahren so starke Kopfschmerzen bereitet.
Die Gäste übernahmen zunehmend die Kontrolle. Thierry Omeyer, von dem FA-Rechtsaußen Christian Schöne noch einige Nächte träumen wird, hielt überragend. Die Abwehr wühlte sich in die Partie, ließ die Schwaben regelrecht verzweifeln. Immer wieder versuchte es Lars Kaufmann im Alleingang, aber dass das nicht die Stärke des hünenhaften Rechtshänders ist, ist nicht erst seit der gestrigen Liveübertragung bekannt.
Im Angriff erlaubten sich die von Aron Palmarsson sehr gut geführten "Zebras" wenig Fehler, zogen nach einer 10:8-Führung (17.) vorentscheidend auf 16:8 (27.) davon. Zehn Minuten, in denen dem elffachen Meister Göppingen nichts gelingen wollte. Die Zuschauer pfiffen längst leise, immer wieder war den Ihren der Ball aus der Hand gerutscht. Harz hat gegen Angstschweiß offenbar keine Chance. Sie hatten 13 Spiele in Folge gegen die Kieler verloren, oft sogar richtig fürchterliche Niederlagen bezogen. Es war bis unter das Dach der herrlichen Arena zu spüren, dass sie spätestens nach einer Viertelstunde alle in Geschichtsbüchern blätterten.
Die Kieler boten nun Sport aus der Feinkostabteilung. Sehenswert der Treffer von Dominik Klein zum 13:9, als er in Unterzahl aus dem Rückraum traf. Sekunden später passte der orientierungslos wirkende Kaufmann den Ball zu Christian Sprenger. Offenbar war der Grün-Weiße noch im Glauben, mit Kiels Rechtsaußen im Dress der Nationalmannschaft zu stehen. Doch der Sieg gegen Island lag bereits drei Tage zurück. Sprenger hatte umgeschaltet, Kaufmann offenbar nicht. Als Sprenger zum 14:8 traf, gab es sogar von den Göppinger Fans Applaus. Jeder THW-Spieler hatte bei diesem blitzschnell vorgetragenen Angriff den Ball berührt, die Abwehr der Hausherren wurde völlig abgeräumt, als schließlich Sprenger völlig frei zum Wurf kam.
In der zweiten Halbzeit kam das offensichtlich geschockte Publikum noch einmal in Schwung. Nach einer harten Attacke sank Christian Zeitz mit einem lauten Schrei zu Boden und die Fans vermuteten einen Schwalbenflug des Linkshänders. Der 30-Jährige wurde nun bei jeder Aktion ausgepfiffen. Seine Antwort? Beim vierten Pfiff traf er zum 22:12, beim achten zum 24:14, beim elften zum 25:15.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.03.2011)
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