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04./05./06.10.2010 - Letzte Aktualisierung: 06.10.2010 Bundesliga

THW erwartet am Mittwoch stark gestartete Göppinger

Update #2 KN-Angemerkt vom 06.10. und KN-Vorbericht ergänzt...

Gegner des THW: Frisch Auf Göppingen.
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Eine harte Prüfung nur drei Tage nach dem Giganten-Duell gegen Barcelona wartet auf den THW Kiel: Am Mittwoch kommt mit Frisch Auf Göppingen eine stark gestartete Mannschaft an die Förde, die ihren Aufwärtstrend nur zu gern mit einem Sieg in der Sparkassen-Arena untermauern möchte. Doch das wollen natürlich 10.250 Fans in der Sparkassen-Arena gemeinsam mit ihren THW-Jungs verhindern. Anpfiff zur Top-Partie des siebten Spieltages in der TOYOTA Handball-Bundesliga ist um 20.15 Uhr, Sport1 überträgt das Spiel live im Fernsehen.
Mit Velimir Petkovic kehrte der Erfolg zurück nach Göppingen. Eigentlich blickt man beim Altmeister frohgemut in die Zukunft - bis eine schwere Verletzung von Lars Kaufmann die Region schockte.

Trainer-Fuchs Velimir Petkovic hat erneut eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Trainer-Fuchs Velimir Petkovic hat erneut eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt.
Der Aufschwung in Göppingen hat einen Namen: Velimir Petkovic. Seit der 54-Jährige beim Traditionsclub im Jahr 2004 das Zepter übernommen hat, geht es für den Altmeister beinahe stetig bergauf. Die Plätze acht, zehn, neun und zuletzt zweimal die sechs mit der Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe - diese Resultat schreibt man in der Hohenstaufen-Stadt neben einer guten Einkaufspolitik auch und vor allem dem Trainer zu. Dabei gilt Petkovic in Handball-Kreisen nicht gerade als pflegeleicht, er ist der sprichwörtliche "harte Hund". "Du musst die Mannschaft im Griff behalten", erklärte er unlängst in einem Interview. Wenn man zuviele Kompromisse eingehe, habe das Team einen am Ende im Griff. "Ich weiß, was Demokratie ist. Aber zuviel Demokratie ist schlecht für den Sport." Zu dieser Erkenntnis ist Petkovic auch aus eigener Erfahrung gekommen. Im ehemaligen Jugoslawien habe der stets Trainer gehabt, die Autoritäten waren. "Was der Trainer sagte, war Gesetz. Das ist geblieben", gab Petkovic seine Maxime für erfolgreiches Arbeiten preis.

Junioren-Nationalspieler: Maximilian Schubert gehört bei FAG die Zukunft auf Linksaußen.
Junioren-Nationalspieler: Maximilian Schubert gehört bei FAG die Zukunft auf Linksaußen.
Dieses Efolgsgeheimnis kommt an in der Liga. Immer wieder wurde der Name Petkovic ins Spiel gebracht, wenn es um Trainerposten bei den Top-Clubs ging. Dieser Gerüchteküche hatten Frisch Auf und Petkovic vor dieser Saison nun die nährende Flamme genommen: Petkovic verlängerte seinen am Ende dieser Spielzeit auslaufenden Vertrag um zwei weitere Jahre. "Es gibt in Deutschland nicht viele Vereine, die so gut geführt sind, finanziell gesund sind und eine solche Unterstützung von ihren Fans bekommen. Ich sehe hier die Perspektive, noch näher an die Spitze der Liga heranzukommen", begründete der 54-Jährige seine Unterschrift unter die Vertragsverlängerung, über die man sich selbstverständlich auch bei Frisch Auf freute, hatte Petkovic doch mit Platz sechs und 46:22 Punkten zuletzt das punktemäßig beste Ergebnis einer Göppinger Mannschaft seit Gründung der Bundesliga erreicht. Und das beim elfmaligen deutschen Meister.

Petkovic wird zugetraut, das Team noch weiter nach vorn zu bringen - allerdings gibt man ihm auch die Zeit, die Mannschaft zu entwickeln. "Platz fünf bis sechs ist ein anspruchsvolles, aber realistisches Ziel", gab Geschäftsführer Gerd Hofele als Zielvorgabe für die Saison aus. Das Göppinger Plus in der neuen Saison soll neben einem leicht auf 4,1 Millionen Euro erhöhten Etat die eingespielte Mannschaft sein. Mit dem aus Melsungen zurückgekehrten Abwehrchef Dalibor Anusic und dem erst 18 Jahre alten Junioren-Nationalspieler Maximilian Schubert vom Zweitligisten TSG Groß-Bieberau hat der elffache deutsche Meister nur zwei Neuzugänge zu integrieren. Umgekehrt gehörten die drei Abgänge Michael Schweikardt (Melsungen), Rares Jurca (Schaffhausen) und Kjell Landsberg (Magdeburg) zuletzt nicht mehr zur Stammformation (siehe auch Gegnerkader Frisch Auf Göppingen).

Abwehrchef: Dalibor Anusic kehrte aus Melsungen zurück nach Göppingen.
Abwehrchef: Dalibor Anusic kehrte aus Melsungen zurück nach Göppingen.
"Anusic ist in der Abwehrmitte der beste Spieler der Liga", lobte Petkovic den 34-jährigen kroatischen Kreisläufer. "Wir haben auch ohne namhafte Neuzugänge noch Entwicklungsperspektiven, aus den Spielern kann noch viel herausgekitzelt werden. Dazu wird unsere Abwehr mit der Rückkehr von Anusic deutlich an Qualität gewinnen, und Horak wird uns im Angriff und in der Abwehr weiterhelfen." Horak kehrte nach einer langwierigen Knieverletzung in den Kader zurück. "Mit Pavel Horak haben wir mehr Munition, um angreifen zu können. Er ist einer der besten Rückraumspieler der Bundesliga", erklärte Petkovic.

Sein Hauptaugenmerk legt der FAG-Coach in dieser Saison aber auf die Defensive. "Vor zwei Jahren hatten wir die drittbeste Abwehr der Liga, letztes Jahr sind wir da nicht herangekommen. Da wollen wir den Hebel ansetzen", kündigte Petkovic kompromissloses Arbeiten in der Abwehr an - durchaus auch einmal in einer anderen Formation als der bekannten Beton-6:0: "Ich beschäftige mich verstärkt mit der 3:2:1-Deckung als Alternative. Ich habe den Eindruck, dass die Schiedsrichter einer offensiven Deckung immer wieder mehr durchgehen lassen als einer defensiven Abwehr."

Allerdings: Mit der klassischen Variante zogen die Göppinger im ersten Saionspiel in der heimischen "Hölle Süd" den Hansestädtern aus Hamburg den Zahn. Mit 32:30 siegte FAG, was Petkovic als "Sensation" einstufte. Bei den Rhein-Neckar Löwen verlor Frisch Auf knapp mit 26:28, um wenig später den VfL Gummersbach im Duell der Altmeister mit 37:26 zu deklassieren. "Ich erinnere mich nicht, dass wir eine Mannschaft schon einmal so souverän geschlagen haben", lobte Petkovic seine Mannschaft überschwänglich nacher dieser Partie.

Nationalspieler Michael Haaß verlängerte seinen Vertrag bei den Grün-Weißen.
Nationalspieler Michael Haaß verlängerte seinen Vertrag bei den Grün-Weißen.
Allerdings: Nach dem tollen Start zogen dunkle Wolken am grün-weißen Himmel auf. Das lag weniger an dem 25:25-Heimunentschieden gegen Lemgo oder dem 31:31 bei HBW Balingen-Weilstetten (siehe auch Gegnerkurve Frisch Auf Göppingen), sondern an einer Verletzung: Nationalspieler und Tormaschine Lars Kaufmann wird den kommenden Monaten nach einem schweren Fahrradsturz fehlen. Eine Schultereckgelenkssprengung mit Bänderissen stoppte Kaufmanns Traum von einer schmerzfreien Bundesliga-Saison und wahrscheinlich auch der Teilnahme an der Handball-Weltmeisterschaft im kommenden Frühjahr in Schweden. Jetzt lastet noch mehr Druck auf den Schultern von Spielmacher Michael Haaß, der ebenfalls mit einer Vertragsverlängerung bis 2013 auf eine tolle Zukunft bei FAG hofft. "Es macht einfach Spaß hier, die Mannschaft ist gut. Das ganze letzte Jahr hat mich einfach sehr nach vorne gebracht", dankte er auch dem wohl wichtigsten Mann im Göppinger Gefüge - und der heißt eben Velimir Petkovic. "Wir haben eine Vision und wollen mit der Mannschaft viel erreichen", sagte der unlängst. Und das hört man gern bei den Grün-Weißen.

Bisher bester Torschütze: Michael Thiede.
Bisher bester Torschütze: Michael Thiede.
Für den THW Kiel geht es drei Tage nach dem Giganten-Duell gegen Barcelona um zwei wichtige Bundesligapunkte gegen einen ganz unbequemen Gegner. Der Blick auf die Tabelle verheißt tatsächlich eine Spitzenpartie - denn Göppingen könnte mit den Kielern (2 Minuspunkte) im Erfolgsfall gleich ziehen. Die Statistik in diesem Duell der Meister spricht allerdings deutlich für die Zebras: 31 Mal gewannen sie in den bisherigen 42 Bundesliga-Spielen, erst neun Mal gingen die Grün-Weißen als Sieger vom Parkett. Zuletzt gewann Frisch auf am 6. Oktober 2004 - also exakt Mittwoch vor sechs Jahren - gegen die Kieler. 31:30 gewann Frisch Auf damals gegen den THW. Doch ein schlechtes Omen mag die Datumsgenauigkeit nur für Statistikliebhaber sein. Denn mit viel Leidenschaft erkämpften die Kieler in der vergangenen Saison einen fantastischen 40:22-Erfolg in der Sparkassen-Arena, und auch in der "Hölle Süd" gewannen die Zebras im vergangenen Jahr mit 32:22 - mit viel Leidenschaft und der Unterstützung des Publikums können die Kieler am Mittwoch der eindrucksvollen Serie von elf Siegen in Folge gegen Göppingen einen weiteren hinzufügen.

Schiedsrichter der Top-Partie des siebten Spieltages sind Ralf Damian und Frank Wenz (Bingen/Mainz).

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

 


Aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2010:

Göppingen reist ohne Träume an

THW-Gegner kann Kaufmann nicht ersetzen
Kiel. Am 2. März 2005 entführte FA Göppingen zum letzten Mal einen Punkt aus Kiel. Seitdem haben die Schwaben, morgen zu Gast bei den "Zebras" (20.15 Uhr/Sport1), zwölf Niederlagen in Folge gegen den THW kassiert. Eine erstaunliche Minusbilanz, hat sich der elfmalige Meister doch unter der Führung von Velimir Petkovic in den vergangenen Jahren zu einem Spitzenteam in der Handball-Bundesliga gemausert.

In Kiel hängen die Trauben für die Göppinger besonders hoch. Die letzten drei Gastspiele verloren sie mit mindestens neun Toren Differenz. Am 25. Oktober 2009 bezog der Tabellensechste der vergangenen Saison gar eine denkwürdige 22:40-Pleite. "Irgendwann", erinnert sich der Bosnier Petkovic, "sind wir in die Maschine der Kieler geraten".

Solche Niederlagen vergesse er nicht so schnell. Auch nicht, dass sein Trainerkollege Alfred Gislason damals noch eine späte Auszeit genommen hat. "Kiel führte schon mit 15 Toren, und es waren nur noch fünf Minuten zu spielen - wir haben eine gute Beziehung, aber so etwas macht man nicht." Er warte auf den Tag, an dem er mit einer ähnlichen Aktion antworten könne. Morgen? Das glaubt der 54-Jährige nicht. "Ich bin Realist, zwischen den beiden Mannschaften gibt es einen riesigen Unterschied." Zwar sei zu erkennen, dass der THW in der Champions League ohne Momir Ilic und Daniel Narcisse Probleme hätte. "In der Liga kommt Kiel aber auch ohne sie klar." Zudem würden die Kieler Zuschauer stets einen enormen Druck auf die Schiedsrichter ausüben. "Am Ende spielen die dann auch mit."

Auch in die neue Saison starteten die Grün-Weißen mit einem Achtungserfolg, besiegten in eigener Halle den HSV Hamburg (32:30). Doch auswärts blieben sie bislang hinter den Erwartungen zurück. So retteten sie am Sonnabend in Balingen ein glückliches Remis ins Ziel. Linksaußen Dragos Oprea traf erst sieben Sekunden vor dem Abpfiff zum 31:31-Endstand.

Petkovic glaubt deshalb nicht, dass es ein Vorteil sein wird, dass die Kieler sich am Sonntag im Champions-League-Heimspiel gegen den FC Barcelona (28:28) aufgerieben haben. "Die Dimension war zwar eine ganz andere, aber wir hatten in Balingen auch ein sehr anstrengendes Spiel." Ohne Rückraumspieler Lars Kaufmann, der nach einem Fahrradunfall noch wochenlang ausfallen wird, fehlen Göppingen die leichten Tore. "Er ist unser Filip Jicha", sagt Petkovic, "mit ihm hätten wir in Kiel eine Chance gehabt."

Der Rechtshänder war in der vergangenen Saison hinter dem Hamburger Hans Lindberg (258) mit 220 Toren zweitbester Werfer der Liga. In der von Siebenmetern bereinigten Statistik war der 96-fache Nationalspieler vor dem Flensburger Oscar Carlen (218/180) gar die klare Nummer eins.

Sein Ersatz im linken Rückraum, der 72-fache tschechische Nationalspieler Pavel Horak, leidet derzeit unter einer Oberschenkelzerrung. Wahrscheinlich, so Petkovic, wird er in Kiel für wichtigere Spiele geschont. Kopf des aktuellen Tabellen-Achten ist Michael Haaß. Der 26-Jährige wurde bei den Rhein-Neckar Löwen ausgemustert, spielte in der vergangenen Saison beim Absteiger GWD Minden eine bärenstarke Saison und scheint nun in Göppingen auch sportlich angekommen zu sein. Haaß schaffte bei der Europameisterschaft in Österreich als Regisseur auch den Durchbruch in der Nationalmannschaft.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2010:

Angemerkt

Auszeit
THW-Trainer Alfred Gislason ist Abonnent der Kieler Nachrichten. Als solcher ärgerte er sich gestern über einen Satz seines Kollegen Velimir Petkovic, der FA Göppingen trainiert. In der Vorschau auf das heutige Handball-Bundesligaspiel hatte sich dieser darüber beschwert, dass Gislason beim 40:22-Sieg der Kieler im Vorjahr eine späte Auszeit genommen hatte.

In seiner Erinnerung war das fünf Minuten vor dem Abpfiff geschehen, Kiel soll mit 15 Toren geführt haben. Auszeiten dieser Art, da herrscht unter Trainern Einigkeit, erfüllen den Tatbestand der Unsportlichkeit, demütigen sie doch unnötig den Besiegten. Er, Petkovic, warte nur darauf, sich dafür eines Tages revanchieren zu können. Weil Gislason dem Computer mehr traut als dem Gedächtnis, schaute er sich das auf Festplatte gespeicherte Spiel gestern noch einmal an. Das Ergebnis: In der zweiten Halbzeit gab es tatsächlich eine Auszeit in der 47. Minute, aber die hatte der Kollege Petkovic genommen.

Ein "gutes Verhältnis", wie Petkovic in dem KN-Artikel behauptete, hätten sie keineswegs. "Es ist weder gut noch schlecht", sagt Gislason. "Es gibt gar keins."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2010)

 


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