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13./14.03.2011 - Letzte Aktualisierung: 14.03.2011 EM 2012

EM-Quali: Revanche geglückt: Deutschland mit Kantersieg gegen Island

Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Die Europameisterschaft 2012 findet in Serbien statt.
Die Europameisterschaft 2012 findet in Serbien statt.
Mit einem unerwarteten Kantersieg über Island hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft einen großen Schritt auf dem Weg zu Europameisterschaft 2012 in Serbien gemacht. Am vierten Qualifikationsspieltag bezwang das DHB-Team im ausverkauften Gerry-Weber-Stadion im westfälischen Halle den Olympia-Zweiten mit 39:28 (20:13) und feierte damit eine geglückte Revanche für die 31:36-Niederlage vier Tage zuvor. Beste Torschützen waren die zuletzt häufig kritisierten Pascal Hens (7) und Michael Kraus (6/2), im Tor überragte Silvio Heinevetter.
Je eine personelle Veränderung gab es bei den beiden Mannschaften im Vergleich zur Partie vom Mittwoch. Heiner Brand konnte wieder auf Rückraumspieler Holger Glandorf zurückgreifen, der die Reise auf die isländische Insel wegen der bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes nicht mit antrat. Die Gäste hingegen mussten auf ihren Keeper Björgvin Pall Gustavsson (Augenverletzung) verzichten, für ihn wurde Sveinbjörn Petursson von KA Akureyri eingeflogen.

Pascal Hens und Dominik Klein ballen die Fäuse.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pascal Hens und Dominik Klein ballen die Fäuse.
Die Partie im Gerry-Weber-Stadion war gerade einmal sechs Minuten alt, da zückte Gudmundur Gudmundsson bereits die grüne Auszeit-Karte. Deutschland war furios gestartet und lag bis zu diesem Zeitpunkt mit 5:1 vorne. Zwar gelang Aron Palmarsson mit zwei Treffern der Anschluss zum 3:6, doch nachdem der sensationell aufgelegte Silvio Heinevetter zwei Strafwürfe von Stefansson und Gudjonsson parierte, enteilte die deutsche Mannschaft sogar auf 10:3. Erst als Heiner Brand, der von Beginn an auf die Kieler Flügelzange um Klein und Sprenger sowie auf den starken Göppinger Mittelmann Michael Haaß setzte, ein bisschen durchwechselte, erhöhte sich die Fehlerquote beim Weltmeister von 2007 zusehends. Island kam zwischenzeitlich auf 11:15 heran, doch im Schlussspurt der ersten Halbzeit erhöhte Deutschland wieder bis auf 20:13.

Kurz nach dem Seitenwechsel konnte sich sogar Abwehrchef Oliver Roggisch in die Torschützenliste eintragen - der Gegenstoß zum 21:14 war nicht nur sein 30. Tor im 156. Länderspiel, sondern auch ein Signal Deutschlands, hier nichts mehr anbrennen zu lassen. Nach 40 Minuten betrug der Vorsprung für das DHB-Team gegen immer wieder an Heinevetter scheiternde Isländer erstmals zehn Treffer. Zehn Minuten vor Schluss nahm Gudmundsson bei sieben Toren Rückstand noch einmal eine Auszeit, um zumindest den direkten Vergleich mit Deutschland noch zu gewinnen. Doch als Kraus und Groetzki kurz darauf auf 32:23 erhöhten, gaben sich die Gäste gegen eine berauschte deutsche Mannschaft endgültig geschlagen.

Mit nun 5:3 Punkten und dem gewonnenen Direktduell mit Island (4:4) belegt Deutschland in der Qualifikationsgruppe 5 den zweiten Platz hinter Österreich (7:1), das bereits am Samstag souverän mit 34:24 gegen Lettland gewann. Im Juni stehen die beiden abschließenden Spieltage statt. Für Deutschland geht es dann zunächst am 8. Juni in Innsbruck gegen Österreich, am 11. oder 12. Juni dann im Heimspiel gegen Lettland.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

13.03.11, So., 17.45: Deutschland - Island: 39:28 (20:13)

Deutschland:
Heinevetter, Lichtlein; Hens (7), Gensheimer (3), Roggisch (1), Klein (1), Pfahl (5), Preiß (5), Heinl, Glandorf (3), Christophersen, Groetzki (4), Kraus (6/2), Sprenger (1), Kaufmann, Haaß (3); Trainer: Brand
Island:
Petursson, H. Gudmundsson; Svavarsson (3), Palmarsson (4), Ingimundarson (2), Hallgrimsson, Atlason (1), Olafsson (4/4), Sigurdsson (2), Gudjonsson (3), Stefansson (3), Petersson (4), Jakobsson, Gunnarsson (2), Kristjansson, O. Gudmundsson; Trainer: G. Gudmundsson
Schiedsrichter:
Per Olesen / Lars Ejby Pedersen (Spanien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 6 (2x Kaufmann, Hens, Sprenger, Kraus, Christophersen);
Island: 7 (2x Jakobsson, 2x Ingimundarson, Hallgrimsson, Gunnarsson, Petersson)
Siebenmeter:
Deutschland: 2/2;
Island: 7/4 (Heinevetter hält 2x Stefansson und Gudjonsson)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (1.), 2:1 (3.), 5:1 (6.), 10:3 (14.), 12:8 (19.), 15:8 (21.), 15:11 (23.), 17:11 (25.), 20:12 (30.), 20:13;
2. Hz.: 20:14 (31.), 23:14 (36.), 27:16 (41.), 27:19 (44.), 30:23 (51.), 32:23 (52.), 39:28.
Zuschauer:
10.500 (ausverkauft) (Gerry-Weber-Stadion, Halle (Westfalen))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2011:

Handballer zurück im EM-Rennen

Revanche gegen Island fiel mit dem 39:28 beeindruckend aus - Heinevetter gewann Torhüterduell deutlich
Halle. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft meldet sich zurück. Im westfälischen Halle besiegte sie gestern Island und hat nach dem hochverdienten 39:28 (20:13)-Erfolg wieder gute Karten, sich für die EM 2012 in Serbien zu qualifizieren.

Die Vorzeichen waren günstig. 10 500 Zuschauer hatten im ausverkauften Gerry-Weber-Stadion auf Anweisung von Maskottchen Hanniball bereits vor dem Anpfiff mit La-Ola-Wellen das Versprechen gegeben, dem strauchelnden Team die Hand zu reichen. Viele erinnerten sich an den Januar 2007, als hier gegen Slowenien (35:29) der "Goldrausch" bei der Heim-WM begonnen hatte.

Die "Isis" mussten zudem auf Torhüter Björgvin Gustavsson verzichten, der sich im Hinspiel (31:36) vor vier Tagen mit 29 Paraden zum deutschen Albtraum entwickelt hatte. Bei einer Trainingseinheit in Bielefeld hatte er sich am Sonnabend den Ball so unglücklich an den Kopf geworfen, dass er mit einer Einblutung im linken Auge absagen musste.

Der Rahmen stimmte und die Gastgeber setzten das passende Bild ein. Silvio Heinevetter parierte schnell ein paar Bälle, vorne traf Adrian Pfahl zunächst wie er wollte. 5:1 nach fünf Minuten - die Deutschen schienen beschlossen zu haben, das Drehbuch aus dem Hinspiel zu nutzen, um es mit vertauschten Rollen noch einmal aufzuführen. Ein genervter Gudmundur Gudmundsson bat seine verwirrte Schar flott zur Auszeit. Doch 60 Sekunden genügten nicht, das Rätsel zu lösen, in welchem Gepäckstück die Leidenschaft vergessen wurde. "Heute hatten wir keine Chance", sagte Islands Trainer. Die Verletzung von Gustavsson sei zudem "ein großer Schock" gewesen.

Sicher, mit ihren eigenwilligen Bärten sahen die zentralen Deckungsspieler des Olympia-Zweiten sehr entschlossen aus. Bei schummriger Beleuchtung wahrscheinlich sogar gefährlich. Doch unter den Strahlern des umgebauten Tennisstadions verloren sie an Schrecken. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie wussten, ihren einzigen Torwart verloren zu haben. Vertreter Olafur Gudmundsson musste seinen Arbeitsplatz zügig an Sveinbjörn Petursson abtreten. Der 22-Jährige mit der rundlichen Figur eines Hobbysportlers mühte sich redlich, doch im Duell mit Heinevetter, der auch drei Siebenmeter parierte, war er chancenlos.

Die Deckung, in Reykjavik mit der Aggressivität einer Ehrenformation, zeigte diesmal den nötigen Biss. Das Fundament stand. Und gegen einen enttäuschenden Gast baute das Team von Heiner Brand darauf ein sehenswertes Angriffsspiel auf. "Der Sieg war wichtig, auch wenn noch nichts entscheiden ist", sagte der Bundestrainer, der mit Genugtuung und Ironie auf die jüngste Medienschelte antwortete. "Die vielen Belehrungen haben mir geholfen, den Handball zu verstehen."

Sie hätten in diesen Tagen einen Strich gezogen, sagte Dominik Klein vom THW Kiel. "Die WM ist abgehakt. Wir haben ein neues Ziel, ein großes - uns mit drei Siegen für die EM zu qualifizieren." Schritt eins ist gemacht. Halle fühlte sich wie ein Neuanfang an. Ob es tatsächlich einer war, wird sich in den ausstehenden Quali-Spielen in Österreich (8. Juni) und gegen Lettland (11./12. Juni) zeigen. Für das Heimspiel gegen die Letten steht der Austragungsort noch nicht fest. "Ich hätte eine Idee", sagte Klein. "Halle." Daraus kann allerdings nichts werden - Tennis steht dem Klein-Wunsch entgegen.

Direkt nach dem Abpfiff reiste er mit Christian Sprenger nach Kiel, um sich auf das Punktspiel am Mittwoch bei FA Göppingen vorzubereiten. Eigentlich sollte der Isländer Aron Palmarsson, der sichtlich angefressen jeden Kommentar verweigerte, mit im Auto sitzen. "Natürlich nehmen wir ihn mit", sagte Klein. "Vorausgesetzt, er will es noch."

Auf die Frage, ob die starke Leistung der Mannschaft seine eigene Zukunftsplanung beeinflussen würde, antwortete Heiner Brand unterdessen mit einem knappen, aber vielsagenden "Nein".

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2011)


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