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11.-13.10.2010 - Letzte Aktualisierung: 13.10.2010 Bundesliga

Nordderby am Mittwoch: THW zu Gast in Flensburg

Sport1 überträgt Spitzenspiel live

Update #2 KN-Vorbericht vom 13.10. ergänzt ...

Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Nur drei Tage nach dem hart erkämpften 33:29-Erfolg über Kielce in der Champions League steht für den THW Kiel am Mittwoch eine weitere richtungsweisende Partie auf dem Plan: Im Rahmen des 8. Bundesliga-Spieltags steht in der Campushalle in Flensburg das 65. Nordderby auf dem Plan. Beide Mannschaften brauchen unbedingt einen Sieg, um den Berliner Füchsen weiter auf den Fersen zu bleiben. Der seit Wochen ausverkaufte Klassiker wird um 20.45 Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt das Derby live im Fernsehen.
In der vergangenen Spielzeit galt die SG Flensburg-Handewitt zweifelsohne zu den großen Überraschungen der TOYOTA Handball-Bundesliga. Trotz einer leichten finanziellen Schieflage zu Beginn der Saison 2009/10, die darin mündete, dass die Spieler zu einem Gehaltsverzicht von 15 Prozent bewegt werden mussten, konnten die Nordlichter in die Phalanx der drei designierten Meisterkandidaten aus Kiel, Hamburg und Mannheim einbrechen und mit letztlich 54:14 Punkten und dem damit verbundenen dritten Platz die direkte Qualifikation für die Champions League unter Dach und Fach bringen. Mit einer jungen Mannschaft um seinen Sohn Oscar wusste Trainer Per Carlen nicht nur die eigenen Fans zu begeistern. Einzig die DHB-Pokal-Niederlage zu Hause ausgerechnet gegen den THW Kiel und das überraschende Aus im Halbfinale des EHF-Pokals gegen die Kadetten Schaffhausen trübten ein wenig das positive Gesamtbild.

Sören Rasmussen kam von Dänemarks Meister Aalborg.
Sören Rasmussen kam von Dänemarks Meister Aalborg.
So verwundert es nicht, dass der Kader der Vorsaison größtenteils gehalten werden konnte. Einzig zwei Spieler suchten aufgrund ungenügender Spielanteile das Weite: Der isländische Linkshänder Alexander Petersson heuerte bei den Füchsen Berlin an, der junge schwedische Torhüter Johan Sjöstrand unterschrieb nach nur einer Saison an der Förde für vier Jahre beim ruhmreichen FC Barcelona. Während die in der letzten Spielzeit schon nicht mehr eingesetzten Alen Muratovic und Johnny Jensen verletzungsbedingt ihre Karrieren beendeten und Ex-Kapitän Torge Johannsen nach einem Leihgeschäft nun fest bei der TSV Hannover-Burgdorf unter Vertrag steht, wiegt aber besonders der Abschied von Flensburgs Ikone Lars Christiansen schwer. Nach insgesamt 14 Jahren bei der SG wurde der dänische Linksaußen bei seinem letzten Auftritt in der Sparkassen-Arena-Kiel im April sogar von den Kieler Fans mit minutenlangen Standing Ovations bedacht.

Tamas Mocsai spielte zuletzt für den TBV Lemgo.
Tamas Mocsai spielte zuletzt für den TBV Lemgo.
Neu in der ansonsten jungen Mannschaft sind hingegen drei Routiniers. Als neue Nummer 2 im Tor hinter Dan Beutler wurde der 34-jährige Däne Sören Rasmussen verpflichtet. Der 20-fache Nationalkeeper spielte zuletzt in der Heimat bei Meister Aalborg und brillierte die Spielzeit über mit einer Quote von 39 Prozent. Nachdem sich der Wechsel Sjöstrands nach Barcelona bis in den Sommer hinzog, war Teammanager Ljubomir Vranjes von dessen Nachfolger begeistert: "Wir freuen uns, dass sich Sören für uns entschieden hat. Trotz der Kurzfristigkeit ist es uns gelungen, die Position des Schlussmannes sehr gut zu besetzen." Als neuer Linkshänder für den Rückraum wurde mit dem 31-jährigen Ungarn Tamas Mocsai ein Spieler verpflichtet, der für Kronau/Östringen und Lemgo bereits 158 Bundesligaspiele absolvierte. Mocsai kann sowohl auf der rechten Seite als auch in der Mitte eingesetzt werden, Per Carlen erhofft sich von dem Routinier mehr Variabilität im Angriff. Pünktlich zum Start der Saisonvorbereitung gelang der SG dann noch ein weiterer Transfercoup: Mit Viktor Szilagyi, von 2005 bis 2008 beim THW Kiel unter Vertrag, wurde ein weiterer Spielmacher vom VfL Gummersbach verpflichtet. Noch mehr Routine für Flensburg mit dem 32-jährigen Österreicher, die besonders in der Champions League mehr Sicherheit geben soll. "Unsere Mannschaft spielt in der aktuellen Saison wieder in der Königsklasse. Viktors Torgefährlichkeit und seine Routine wird uns auch bei den hohen sportlichen Erwartungen und bei der Mehrbelastung in der Champions League helfen", ist sich Vranjes sicher.

Schließt sich Per Carlen dem HSV Hamburg an? Die Gerüchteküche brodelt.
Schließt sich Per Carlen dem HSV Hamburg an? Die Gerüchteküche brodelt.
Und die idyllisch anmutende Vorbereitung der SG ließ erneut auf eine starke Saison der Flensburger hoffen: Eine Reise nach Dubai, eine Bootsfahrt in Schweden, die Abschiedsgala von Lars Christiansen - alles Faktoren, die die Mannschaft weiter zusammenschweißten. "Das war großartig für die Gemeinschaft, das bringt alle noch enger zusammen - echtes Teambuilding", war Trainer Carlen nach der Reise an den Persischen Golf begeistert. Doch nur wenige Tage später keimte erste Unruhe im Flensburger Paradies auf. Grund hierfür war die Ankündigung des HSV Hamburg, Martin Schwalb würde am Ende der Spielzeit seinen Trainerstuhl räumen und ins Management rücken. Der Nachfolger des Coaches solle im Februar bekanntgegeben werden, laut einschlägiger Hamburger Medien solle Per Carlen den Posten übernehmen und zusammen mit seinem Sohn in die Elbmetropole wechseln. Flensburgs Trainer bezeichnete diese Meldungen zwar als "totalen Quatsch", und auch SG-Geschäftsführer Holger Kaiser dementierte: "Per Carlen hat mir sein Ehrenwort gegeben, dass er keinen neuen Vertrag unterschrieben hat. Ich habe ihn in einem Jahr als Mann kennengelernt, der Charakterstärke und Werte hochhält. Ich glaube ihm." Doch die Gerüchteküche brodelt weiter.

Viktor Szilagyi - vom THW Kiel über Gummersbach zur SG Flensburg-Handewitt.
Viktor Szilagyi - vom THW Kiel über Gummersbach zur SG Flensburg-Handewitt.
Derweil gelang der SG Flensburg-Handewitt sportlich alles andere als ein Auftakt nach Maß: Zwar siegte man am ersten Spieltag knapp mit 29:28 bei der SG Wetzlar, doch verpatzte die Mannschaft einige Tage darauf die Heimpremiere gegen den SC Magdeburg: Nach der 29:33-Pleite zeigte sich Kaiser enttäuscht: "Ich hatte das Gefühl, dass sechs Einzelspieler auf dem Feld stehen würden und habe eine geschlossene Mannschaftsleistung vermisst." Es folgten deutliche Siege gegen Friesenheim (35:26), in Hannover (30:24), beim DHC Rheinland (30:19) und gegen Lübbecke (34:25), ehe Flensburg erneut in der Campushalle in die Schranken gewiesen wurde. Gegen die noch immer verlustpunktfreien Berliner unterlag die SG knapp mit 25:26. Per Carlen machte dabei eine Schwachstelle im Angriff seiner Mannschaft aus: "Viele Mannschaften richten ihre Abwehr auf unsere rechte Angriffsseite aus, da wir über links zu wenig Wurfkraft besitzen." Fürwahr: Mit dem Dänen Lasse Boesen und dem 20-jährigen Talent Petar Djordjic scheint ausgerechnet die "Königsposition" die Achillesferse der Grenzstädter auszumachen. Dennoch zeigt die Formkurve bei der SG derzeit steil nach oben: Zwei deutliche Siege in der Champions League gegen Constanta und in Sarajevo sowie das klare 31:20 in der Liga in Kassel bei MT Melsungen trugen zur Stabilisierung bei. Besonders die Abwehr scheint zur starken Form der vergangenen Spielzeit zurück gefunden zu haben.

Auf den THW Kiel wartet daher am Mittwoch wie jedes Mal ein ganz schwerer und bis auf die Haarspitzen motivierter Gegner. Während bei den "Zebras" weiterhin die Langzeitverletzten Kim Andersson und Daniel Narcisse fehlen, muss Per Carlen - wie bereits in der gesamten Rückrunde der vergangenen Saison - auf Kreisläufer Michael Knudsen verzichten, der nach einer Knie-Operation noch an seinem Comeback arbeitet. Nach einer schwarzen Serie der Kieler seit 2002 konnte der Rekordmeister die letzten drei Gastspiele in der Campushalle wieder für sich entscheiden. Besonders stark präsentierte sich der THW beim letzten Bundesliga-Auftritt in Flensburg: Beim 41:33-Erfolg am 14. Oktober 2009 erteilten die "Zebras" ihrem Lokalrivalen eine Lehrstunde. Die Auswärtsbilanz des THW in der Bundesliga bei der SG Flensburg-Handewitt ist aber dennoch negativ: Acht Siegen stehen 14 Niederlagen gegenüber, einmal (19:19 im November 1986) trennten sich die Teams unentschieden (siehe auch Gegnerdaten Flensburg).

Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Campushalle sind Lars Geipel und Marcus Helbig.

(Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

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Aus den Kieler Nachrichten vom 12.10.2010:

Carlen beklagt zwei Hiobsbotschaften

Flensburg. Es war der 22. September 2007, Noka Serdarusic war noch Trainer des THW Kiel, und die SG Flensburg-Handewitt landete ihren letzten Derbysieg. Danach folgten sechs Niederlagen. Eine Serie - so der Flensburger Wunsch -, die nun enden soll. "Am Mittwoch kommt das Spiel, auf das wir schon lange warten - und das wir nach Möglichkeit auch gewinnen wollen", erklärte Ljubomir Vranjes am Wochenende nach dem klaren Sieg in Sarajevo. Inzwischen wählt der Team-Manager etwas leisere Töne.

Schuld sind zwei Hiobsbotschaften und ein daraus resultierendes Krisengespräch mit Per Carlen. Der Trainer sitzt in der Flensburger Trainingshalle und hantiert mit zwei Kaffeebechern. Er ist auf der Suche nach Lösungen, denn Abwehrchef Tobias Karlsson droht für das Derby auszufallen. Die Knieprobleme des Schweden haben sich verschlimmert. "Die Ärzte empfehlen eine zehntägige Pause", erzählt Per Carlen. "Wenn ich ihn trotzdem spielen lasse, riskiere ich womöglich, dass er operiert werden muss."

Fast beiläufig berichtet der Coach von der zweiten Hiobsbotschaft. Michael Knudsen, der wegen einer Knieblessur acht Monate pausiert und in den Startlöchern für ein Comeback gehockt hat, ist erneut verletzt. Nach einer unglücklichen Bewegung im Training ist die Sehne des rechten Mittelfingers beschädigt. "Sechs bis acht Wochen soll es dauern", klagt Per Carlen. "Das können wir intern nicht mehr lösen, wir müssen uns wohl über einen neuen Spieler Gedanken machen". So oder so: Die Lust aufs Derby ist ihm etwas abhanden gekommen. "Eine Niederlage wäre keine Katastrophe,", behauptet Carlen. Eine weitere Verletzung wäre wohl schlimmer.

(aus den Kieler Nachrichten vom 12.10.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2010:

"Alles geben für Verein und Stadt"

Flensburg gegen Kiel: Das Nordderby lebt
Kiel. Die Handball-Trutzburg Campushalle hat an Schrecken verloren, Hausherr SG Flensburg-Handewitt kassierte früh in der Saison Heimniederlagen, außerdem ist längst nicht mehr jedes Heimspiel ausverkauft. All das besitzt für das 47. Bundesliga-Nordderby (heute, 20.45 Uhr, live bei Sport1) keine Gültigkeit. Wie eh und je waren die 6200 Tickets kurz nach Öffnung der Kassen weg, die Fieberkurve bei Fans und Spielern weist steil nach oben, einen Favoriten gibt es nicht, das Nordderby lebt.

THW-Rückraum-Ass Filip Jicha spielt sein fünftes Nachbarschafts-Duell in Flensburg. Der 28-jährige Tscheche weiß um die Bedeutung. "In Flensburg wird eine unglaubliche Stimmung herrschen", sagt er, "auf dem Spielfeld spürt man die sportliche Rivalität. Jeder wird alles geben, um für den Verein und für die Stadt zu gewinnen."

Die Nordrivalen messen zum insgesamt 63. Mal ihre Kräfte, 37 mal hatten die "Zebras" die Nase vorn, 21 mal die Nordlichter. Die jüngere Vergangenheit stand ganz im Zeichen der Kieler, die zuletzt sechs Siege in Folge landeten. So kennt Trainer Alfred Gislason, seit 2008 sportlicher Chef in Kiel, nur Derbysiege. "Spiele gegen Flensburg machen Spaß", bemerkt der Isländer. Er sagt es nicht, weil er bisher ausschließlich Gewinner war mit seiner Mannschaft. "Flensburg gibt immer Vollgas", betont Gislason, "das Team mag keinen Schlafwagenhandball, spielt nie auf Zeit." Respekt zollt er vor allem der starken Abwehr. "Basierend auf die gute Deckung, spielt die SG einen schnellen Ball. Darauf müssen wir uns einstellen."

Bis auf seine Langzeitverletzen Kim Andersson (Gislason: "Ich hoffe, dass er im November wieder dabei sein kann") und Daniel Narcisse, hat der THW-Coach alle Mann an Deck. SG-Trainer Per Carlen muss weiter auf Kreisläufer Michael Knudsen verzichten, der nach langer Verletzungspause (Knie) kurz vor dem Comeback stand, beim Montagstraining aber einen Sehnenanriss im Mittelfinger der rechten Wurfhand erlitt und heute erneut operiert werden muss. Sechs weitere Wochen Auszeit sind für den Dänen programmiert.

Über Knieprobleme klagt zudem Abwehrchef Tobias Karlsson, die SG-Verantwortlichen sprechen von einer zehntägigen Zwangspause für den Schweden, der dem THW im November und Dezember 2006 bei acht Spielen aus der Personalnot half und mit der Meisterschaft 2007 belohnt wurde. Gislason ist indes fest davon überzeugt, dass Karlsson dabei sein wird. "Ich bin mir sicher, Tobias spielt."

Drei deutsche Meisterschaften feierte Viktor Szilagyi mit dem THW bevor er über den Umweg Gummersbach im Juli 2010 bei der SG anheuerte. "Keine Mannschaft ist unschlagbar, warum sollen wir nicht uns und unsere tollen Fans beschenken?" fragt der Österreicher. Auf die ganz besondere Atmosphäre inklusive SG-Anhang freut sich auch Dominik Klein, der seinen Vertrag gerade verlängert hat. Klein trägt das THW-Trikot in der fünften Saison, ist längst vom Nordderby-Bazillus befallen, kennt das Kribbeln. Schon beim Einlaufen fange das an, dann "wenn wir von den Flensburger Fans überaus herzlich empfangen werden", sagt der National-Linksaußen. Angst flößt ihm die Kulisse nicht ein. "Das spornt eher alle an."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2010)

 


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