07./08.04.2010 - Letzte Aktualisierung: 08.04.2010 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ... |
Filip Jicha ballt nach einem seiner fünf Treffer die Fäuste. |
Verletzt, aber trotzdem ganz dicht an der Mannschaft: Kapitän Marcus Ahlm fieberte auf und vor der Bank mit. |
Mit dem Anpfiff war es dann aber mit der Freundlichkeit schnell vorbei: Der THW Kiel baute mit Börge Lund und Filip Jicha im Mittelblock von Beginn an ein Abwehrbollwerk auf, gleich im ersten Angriff zeigten die gut leitenden Unparteiischen Damian/Wenz das Warnzeichen für passives Spiel, Oscar Carlén hämmerte den Ball notgedrungen in den Kieler Block und Thomas Mogensen scheiterte an Omeyer. Doch der THW konnte im ersten Angriff ebenfalls nicht einnetzen, der auf Halblinks beginnende Daniel Narcisse scheiterte am ebenfalls gut aufgelegten Dan Beutler und Heinl erzielte im Gegenzug doch noch die Gästeführung.
Lars Christiansen erzielte seine letzten fünf Derbytreffer alle vor dem Seitenwechsel. |
Stark gearbeitet am Flensburger Kreis - Igor Anic begeisterte mit artistischen Treffern. |
Daniel Narcisse steigerte sich im Laufe der Partie. |
Peter Gentzels großer Derbymoment: Er parierte einen Siebenmeter von Lars Christiansen. |
Eine starke Aktion Lundströms, der den Ball trotz Fouls Peterssons zum 19:17 ins Tor drehte, war die Initialzündung für starke THW-Minuten. Der immer weiter aufdrehende Omeyer parierte erst gegen Carlén, dann gegen Mogensen und Boesen, auf der anderen Seite legten Ilic per Siebenmeter und Daniel Narcisse mit zwei unnachahmlichen Krachern zum 22:17 nach. Und als Jicha dann noch einen Ball in der Abwehr stibitzte und im Gegenstoß per Heber mit seinem 150. Saisontreffer das 23:17 erzielte, war endgültig Partystimmung in der Sparkassen-Arena-Kiel angesagt. Davon ließ sich auch der nun aufblühende Christian Zeitz anstecken, der den Ball aus dem Stand mit sensationellen 118 km/h zum 24:18 ins Netz hämmerte.
Rackern in der Abwehr: Momir Ilic und Filip Jicha gegen Jacob Heinl. |
Mit dem 22. Sieg im 26. Ligaspiel bleiben die "Zebras" dem Spitzenreiter HSV Hamburg somit weiter auf den Fersen. Das nächste Pflichtspiel haben die Kieler erst in zwei Wochen, wenn der THW die Füchse aus Berlin empfängt. Aber bereits am Donnerstag stehen die Handballer vom deutschen Rekordmeister bereits wieder in Schwerin auf dem Parkett, um für die klammen Zweitliga-Handballer ein paar Zusatzeinnahmen zu generieren.
(Sascha Krokowski)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin natürlich sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Ich bin aber auch zufrieden, wie dieser Sieg zustande kam - bis auf die ersten zehn Minuten in der ersten Halbzeit. Da sind wir nicht als Mannschaft aufgetreten, haben unvorbereitet aufs Tor geworfen und sind so in Rückstand geraten. Ich habe heute eine sehr gute Deckung gesehen, und ich muss ein großes Lob an Börge Lund aussprechen, der sehr gut in der Abwehr gespielt hat. Insgesamt war das eine sehr gute Leistung meiner Mannschaft, die trotz der Probleme, zeitweilig mussten wir ja mit drei Rechtshändern im Rückraum agieren, sehr gut zusammen gespielt hat. Flensburg war sehr stark, aber mit zunehmender Spielzeit haben wir sie gut in den Griff bekommen. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, ich bin erleichtert, wie gut wir heute gespielt haben.
Glückwunsch an den THW Kiel. Wir haben alles versucht und gegeben, wir wollten gewinnen und haben gut gekämpft. Aber im Spiel des Kollektivs gegen die individuelle Stärke hat das Kollektiv verloren. Es war dennoch ein schönes Spiel. Es macht Spaß, in Kiel zu spielen. Hier herrscht eine super Stimmung, und auch zwischen den Spielern beider Teams stimmt es. Ich habe ein gutes Gefühl für den Rest des Jahres.
Es war ein verdienter Sieg, aber wir können mit breiter Brust zurück nach Flensburg fahren. Wir haben eine intensive Mannschaftsleistung gezeigt, aber letztlich hatte unser Kader nicht die Qualität und die Quantität, um hier zu gewinnen. Dennoch sind wir die positive Überraschung der Liga und sind stolz, hier in der Sparkassen-Arena auch Akzente gesetzt und das Spiel eine zeitlang offen gestaltet zu haben. Nun hoffen wir auf die Qualifikation für die Champions League.
Das war heute eine klasse Teamleistung mit einem tollen Thierry Omeyer. Ich habe aber auch wieder ein sensationelles Publikum erlebt, hier macht es einfach unglaublich viel Spaß dabei sein zu können. Nun hoffe ich, dass unsere Spieler ein wenig regenerieren können, um dann gestärkt die kommenden Aufgaben anzugehen.
Flensburg hat derzeit einen Lauf, das hat man in Celje gesehen. Wir waren vorbereitet, dass es bis zum Ende eng bleibt, aber wir konnten uns Mitte der zweiten Halbzeit absetzen, das war gut. Es war ein körperbetontes, intensives Spiel, uns steckte noch das CL-Spiel vom Sonntag in den Knochen, es war wirklich hart. Ich bin froh, dass wir das Spiel für uns entscheiden konnten. Ich muss heute den Hut vor Igor Anic ziehen, er hat eine super Leistung gezeigt und uns sowohl hinten als auch vorne sehr geholfen.[zu Daniel Narcisse:]
Daniel ist ein Weltklasse-Spieler. Ich kenne niemanden auf der Welt, der im 1:1-Spiel besser ist. Was er teilweise im Training mit uns macht, müsste uns eigentlich peinlich sein. Heute konnte man sein Können sehen. Er hat ein Hammer-Tor gemacht, die Arena stand Kopf. Das war ein emotionaler Moment, den wir brauchten. Daniel hat das Potenzial, der Topspieler in der Bundesliga zu sein. Es macht Spaß, mit ihm zusammen zu spielen, und ich freue mich sehr, dass er wieder fit ist.[Läuft nun alles auf ein Endspiel in Hamburg hinaus?]
Es sind noch acht Spiele bis zum Saisonende. In jedem Spiel geht es um zwei Punkte. Ich denke nicht an ein "Endspiel in Hamburg", sondern jedes dieser acht Spiele ist ein Endspiel für uns.[Das Pokal-Final-Four findet ohne Sie statt. Sind Sie traurig?]
Natürlich bin ich sehr traurig, aber wir hatten in Gummersbach einen schlechten Tag erwischt und sind sportlich verdient ausgeschieden. Nun müssen wir diese beiden freien Tage nutzen, um Kräfte zu tanken. Es geht für uns ja immer noch um zwei Titel.[Ihre Meinung zum CL-Duell gegen die Löwen?]
Natürlich hätten wir lieber gegen ein ausländisches Team gespielt. Die Löwen haben einen sehr guten Kader, die Chancen sind 50:50, es wird die Tagesform entscheiden.
Beide Torhüter waren heute hervorragend, aber Omeyer war heute entscheidend. Am Ende haben wir Druck nach vorne gemacht, um das Ergebnis zu verbessern und dadurch haben wir dann am Ende so hoch verloren. Es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben. Die Kieler sind Füchse. Wenn es eng wird, setzen sie sich ab. Wir haben versucht, über 60 Minuten zu kämpfen, aber das hat leider nicht gereicht. Es war natürlich heute wieder etwas besonderes, hier in Kiel zu spielen, das muss man erleben. Ich werde die Bundesliga vermissen.[Waren Sie überrascht von der Verabschiedung durch die Kieler?]
Es ist eine Ehre für mich, ich habe das genossen, aber ich war schon überrascht. Ich glaube, die Kieler Fans haben es honoriert, dass ich auch immer anerkannt habe, wenn andere besser waren. So ein Abschied, unglaublich.[Wie sind die Chancen im Kampf um einen CL-Platz?]
Wir haben gute Chancen, wir spielen als Mannschaft gut zusammen, das zeichnet uns aus. Und auch im Europapokal haben wir gute Chancen, wir können Schaffhausen packen.[gegenüber den KN:]
Es war ein unglaubliches Gefühl, so verabschiedet zu werden. Ich hatte Gänsehaut, und das sogar in einer fremden Halle. Ich habe immer versucht, einfach so zu sein, wie ich bin. Das haben die Leute geschätzt. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich irgendetwas richtig gemacht haben muss. Wenn wir den Europacup nach Flensburg holen, kann es immer noch eine richtig erfolgreiche Saison werden. Wer deutscher Meister wird? Ich werde mein Geld auf Kiel setzen.
Das war schlimm, auf der Bank sitzen zu müssen. Ob ich wirklich eingreifen konnte, weiß ich nicht, denn es war ja so laut in der Halle. Igor hat seine Aufgabe toll gelöst, Abwehr und Torhüter haben super harmoniert. Ich denke, dass wir deutscher Meister werden.
Ich fühlte mich bereit für das Spiel. Am Ende war ich etwas leer, weil ich sonst nicht so viel Spielzeit bekomme. Ich bin mir sicher, dass wir den Titel holen.
Das war sehr schwierig für uns, in Kiel Tore zu werfen. Natürlich ist es sehr anstrengend, gegen eine solche Abwehr zu spielen. Das hat viel Kraft gekostet. Ob Kiel oder der HSV Hamburg am Ende deutscher Meister wird? Die Chancen sehe ich bei 50:50, aber die Kieler sind so stark, die können überall gewinnen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2010:
Den Grundstein für dieses Treffen der Giganten legten die Kieler mit dem sechsten Sieg in Folge gegen die Flensburger. Mit Geschenken hatte das dramatische Derby begonnen, das 64. So feierte die Halle den kultigen SG-Linksaußen Lars Christiansen mit stehenden Ovationen. Eine denkwürdige Szene. Der 37-jährige Däne verlässt nach 14 Jahren die Bundesliga, das lässt auch in Kiel kein Auge trocken. Der verletzte THW-Kapitän Marcus Ahlm, in Jeans und T-Shirt auf der Bank, hatte ihm eine Flasche Champagner überreicht. Offensichtlich wollten die anderen Kieler sich am Geschenkereigen beteiligen. Nach zehn Minuten führten die Gäste mit 6:2. Christian Zeitz hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon wieder aus der Mannschaft gespielt, Flensburgs überragender Keeper Dan Beutler den Kasten vernagelt. THW-Trainer Alfred Gislason nahm eine Auszeit, brachte für Zeitz mit Kim Andersson den am Knie verletzten Schweden. Tor um Tor robbten sich die Hausherren heran. Obwohl besonders Andersson immer wieder an seinem Landsmann Beutler scheiterte. Doch schon in der ersten Viertelstunde deutete sich an, dass die Personaldecke der wackeren Flensburger zu kurz sein würde. Zu mühsam musste sich das Team von Per Carlén jeden Treffer erarbeiten, strahlte der Rückraum doch zu wenig Gefahr aus. Zwischen dem Treffer zum 5:2 von Oscar Carlén (9.) und dem 11:10 durch Lasse Boesen (27.) traf kein Rückraumspieler des Tabellendritten. Lediglich Christiansen, der in der ersten Halbzeit fünf der zwölf SG-Treffer erzielte, und Beutler hielten die kampfstarken Gäste im Spiel.
14:12 führte der THW zur Pause, doch entschieden war nichts. Gislason hatte längst Andersson ausgewechselt und im Rückraum drei Rechtshänder aufgeboten. Es blieb zäh, ein rechter Spielfluss kam in der Konstellation nicht auf. Diese Dreierkette ist nicht eingespielt, zudem fehlte mit Ahlm der Wellenbrecher am Kreis. Auch wenn Igor Anic ein gutes Spiel machte, einige kuriose Treffer erzielte, die Breschen Marke "Ahlm" konnte er nicht schlagen. Den Flensburgern, zerrieben an der famosen THW-Deckung um Börge Lund, gingen nun langsam die Kräfte aus. Doch die Waagschale kippte erst zugunsten des Rekordmeisters, als Gislason noch einmal Zeitz einwechselte. Diesmal hielt der Linkshänder sich an die taktische Marschroute. Zudem explodierte nun Daniel Narcisse. Unglaublich, wie der Franzose das 21:17 (43.) erzielte. "Air France" wird der athletische Olympiasieger genannt. Wer nicht weiß, warum er diesen Spitznamen trägt, sollte sich ein Video vom DSF besorgen und diesen Flug noch einmal in Zeitlupe genießen. Nur Sekunden später setzte er sich im Duell mit Carlén energisch durch, traf zum 22:17 und Carlén kassierte eine Zeitstrafe. Die Vorentscheidung war gefallen, zumal Zeitz mit 118 Stundenkilometern (!) das 24:18 in die Maschen hämmerte. Laut Hallensprecher Rolf Körting ein Geschwindigkeitsrekord für Handbälle in der Kieler Arena.
Flensburg kämpfte sich noch einmal auf drei Tore heran (24:21/52.), doch mehr gelang nicht mehr. Sie hatten sich an den Kielern aufgerieben, deren breiter Kader einfach kein Ende zu nehmen schien. Spätestens als Narcisse dem Isländer Alexander Pettersson den Ball aus der Hand tippte, und der via Christian Sprenger und Henrik Lundström flott zum 26:21 im Netz landete, waren die Punkte endgültig verteilt.
In der Bundesliga werden die "Zebras" erst wieder am 21. April beim Heimspiel gegen die Berliner Füchse zu sehen sein. Heute Abend absolvieren die "Zebras" ein Benefizspiel beim finanziell angeschlagenen Zweitligisten Post Schwerin, anschließend rufen die Nationalmannschaften ihre Akteure in die verschiedenstens Ecken Europas ab.
(von Wolf Paarmann und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2010)
(07./08.04.2010) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |