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07./08.04.2010 - Letzte Aktualisierung: 08.04.2010 Bundesliga

THW feiert Derbysieg dank starker Abwehr

Bundesliga, 24. Spieltag: 07.04.2010, Mi., 20.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 29:23 (14:12)
Update #2 KN-Spielbericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Filip Jicha ballt nach einem seiner fünf Treffer die Fäuste.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha ballt nach einem seiner fünf Treffer die Fäuste.
Dank eines Abwehrbollwerks und des überragenden Thierry Omeyer dahinter konnte der THW Kiel am Mittwochabend das 64. Landesderby für sich entscheiden. Vor 10.250 begeisterten Zuschauern in der Sparkassen-Arena-Kiel hielt die SG Flensburg-Handewitt aber lange Zeit dagegen, ehe sich die "Zebras" auch im Angriff steigern konnten und somit letztlich einen verdienten 29:23 (14:12)-Sieg einfahren konnten. Beste Torschützen bei den Kielern waren Filip Jicha, Henrik Lundström und Momir Ilic mit jeweils fünf Treffern, auf Flensburger Seite war Lars Christiansen in seinem 46. und letzten Derby ebenfalls fünfmal erfolgreich.
Endlich war mal wieder Derbyzeit in der Sparkassen-Arena-Kiel! Nachdem die Flensburger in der vergangenen Spielzeit erst zum Ausklang am letzten Spieltag Station an der erfolgreicheren Förde machten, ging es somit erstmals seit Februar 2008 bei einem Derby in Kiel wieder um mehr als "nur" die Ehre. Die Gäste wollten durch einen Erfolg bei den "Zebras" den Vorsprung auf den Tabellenvierten Rhein-Neckar Löwen halten, um weiterhin Kurs Richtung Champions-League-Qualifikation zu nehmen. Und der THW Kiel durfte keinen Zähler verschenken, um an Tabellenführer HSV Hamburg dranzubleiben und auf dem Weg zum Meistertitel nicht auf fremde Schützenhilfe angewiesen sein zu müssen.

Verletzt, aber trotzdem ganz dicht an der Mannschaft: Kapitän Marcus Ahlm fieberte auf und vor der Bank mit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Verletzt, aber trotzdem ganz dicht an der Mannschaft: Kapitän Marcus Ahlm fieberte auf und vor der Bank mit.
Jedoch wurde beim Einmarsch der Mannschaften bereits klar: Das "Gift" aus früheren Derbys fehlte ein wenig, die Gäste aus dem noch höheren Norden wurden freundlich empfangen. Und einer sogar noch viel mehr als das: Lars Christiansen wurde bereits vor dem Anpfiff unter Standing Ovations verabschiedet - nach insgesamt 46 (!) Derbys verlässt der sympathische Däne die SG zum Saisonende Richtung Heimat. Farvel, Lars!

Mit dem Anpfiff war es dann aber mit der Freundlichkeit schnell vorbei: Der THW Kiel baute mit Börge Lund und Filip Jicha im Mittelblock von Beginn an ein Abwehrbollwerk auf, gleich im ersten Angriff zeigten die gut leitenden Unparteiischen Damian/Wenz das Warnzeichen für passives Spiel, Oscar Carlén hämmerte den Ball notgedrungen in den Kieler Block und Thomas Mogensen scheiterte an Omeyer. Doch der THW konnte im ersten Angriff ebenfalls nicht einnetzen, der auf Halblinks beginnende Daniel Narcisse scheiterte am ebenfalls gut aufgelegten Dan Beutler und Heinl erzielte im Gegenzug doch noch die Gästeführung.

Lars Christiansen erzielte seine letzten fünf Derbytreffer  alle vor dem Seitenwechsel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Lars Christiansen erzielte seine letzten fünf Derbytreffer alle vor dem Seitenwechsel.
Die Kieler, bei denen für den verletzten Kapitän Marcus Ahlm Igor Anic am Kreis rackerte und Christian Zeitz die Rolle des angeschlagenen Kim Andersson im rechten Rückraum übernahm, starteten aber im Angriff ideenlos, insbesondere Daniel Narcisse wirkte zunächst nach seiner starken Leistung gegen Kopenhagen übermotiviert und warf Dan Beutler weiter warm. Durch Jicha und Anic und eben vor allem einer guten eigenen Deckung stand es nach sechs Minuten dennoch 2:2. Dann aber unterliefen den "Zebras" in drei rabenschwarzen Spielminuten Fehler am Fließband. Zunächst überwand Mogensen die Abwehr mit einem Unterarmwurf zum 2:3, dann verpatzte Christian Zeitz ein Kreisanspiel und Beutler bediente Christiansen mit einem weiten Ball zum 2:4. Als Zeitz dann bei seinem ersten Wurfversuch geblockt und beim zweiten in Beutler seinen Meister fand, brachte Gislason doch Kim Andersson fürs Angriffsspiel in die Partie. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass Flensburg durch Carlén, eine weitere Beutler-Parade gegen Lundström und den Treffer von Svan Hansen bis auf 2:6 (9.) davonzog. Unruhe machte sich langsam breit im Oval der Sparkassen-Arena-Kiel. Während die mitgereisten Flensburger Schlachtenbummler den Zwischenstand feierten, nahm Alfred Gislason - wie schon am Sonntag gegen Kopenhagen - bereits in der Anfangsphase seine Auszeit.

Stark gearbeitet am Flensburger Kreis - Igor Anic begeisterte mit artistischen Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stark gearbeitet am Flensburger Kreis - Igor Anic begeisterte mit artistischen Treffern.
Für Narcisse kam nun Ilic in die Partie, und mit dem Serben wurde die Kieler Abwehr noch schwerer überwindbar für die SG, die schon zuvor fast alle Treffer über Gegenstöße und die zweite Welle erzielte. Im Angriff lief aber noch immer nicht viel zusammen bei den "Zebras", dennoch konnten sie durch einen von Igor Anic erkämpften Siebenmeter und einen Treffer von Sprenger auf 4:6 verkürzen. Als aber Christiansen mit einem Siebenmeter gegen Gentzel wieder für die Gäste erhöhte und beim THW mit Jicha und Lundström gleich zwei Spieler zur Strafe auf die Bank gesetzt wurden, hatte die SG die Gelegenheit, in doppelter Überzahl weiter davonzuziehen. Doch die Kieler Abwehr stand auch dezimiert sattelfest, zudem parierte Omeyer zweimal gegen den freigespielten Svan Hansen. Der THW überstand diese prekäre Phase ohne Gegentreffer und setzte anschließend zur Aufholjagd an. Lundström rauschte nach einem Stürmerfoul Carléns zum 5:7 davon, und nachdem ein weiterer Wurf des unglücklich agierenden SG-Schweden ans Gebälk knallte, verkürzte Sprenger auf 6:7.

Daniel Narcisse steigerte sich im Laufe der Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse steigerte sich im Laufe der Partie.
Die Flensburger Rückraumspieler bissen sich an der Kieler Deckung mehr und mehr die Zähne aus. Allerdings profitierten sie noch immer von den Paraden Beutlers, der auch Kim Andersson schnell entnervte. So erhöhte Christiansen per zweiter Welle noch einmal auf 6:8, ehe dem THW endlich der Ausgleich gelang: Jicha mit einem tollen Durchbruch im rechten (!) Rückraum und ein toller Treffer von Anic, der den Ball nach Ilic-Anspiel mit dem Rücken zum Tor in ebendieses hineinmurmelte, schafften das 8:8-Unentschieden (22.). Noch allerdings legte die SG vor, zwei weitere Tore Christiansens aus spitzestem Winkel bedeuteten das 9:10 in der 24. Minute - der Minute, in der der dänische Linksaußen seinen allerletzten Derbytreffer erzielen sollte. Die "Zebras" konterten mit einem abgefälschten Ilic-Wurf, der als Aufsetzer über den bereits sitzenden Beutler ins Tor trudelte. Lasse Boesen gelang noch die letzte SG-Führung, ehe Lundström erneut egalisierte und Ilic im zweiten Versuch die erste Kieler Führung zum 12:11 markierte. Während die THW-Fans langsam in Feierlaune kamen, nahm Per Carlén seine Auszeit, doch auch die konnte den Kieler Express nicht stoppen: Ein Steal von Jicha, dieser schickte Lundström auf die Reise, welcher beim Gegenstoß gegen einen stolpernden Dan Beutler leichtes Spiel hatte - 13:11. Und als Mogensen dann noch ein weiteres Mal an Omeyer scheiterte und der inzwischen als dritter Rechtshänder im Rückraum agierende Narcisse endlich ins Tor traf, führten die Kieler plötzlich mit drei Treffern. Nach einem Tor Svan Hansens ging es mit einer 14:12-Führung für die Gastgeber in die Kabinen.

Peter Gentzels großer Derbymoment: Er parierte einen Siebenmeter von Lars Christiansen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Peter Gentzels großer Derbymoment: Er parierte einen Siebenmeter von Lars Christiansen.
Nach dem Seitenwechsel standen alle Zeichen auf Sieg für den THW: Anic tippte ein bereits verpasstes Jicha-Anspiel doch noch galant ins Tor. Dann parierte Peter Gentzel einen Siebenmeter von Lars Christiansen, ehe mit Carlén und zum bereits zweiten Mal Mittelblock-Mann Karlsson binnen weniger Sekunden hintereinander eine Zeitstrafe bekamen. Diese Chance, den Vorsprung auszubauen, nutzte der THW allerdings nur suboptimal, weil Petersson in doppelter Unterzahl verkürzen konnte und Ilic mit einem Gegenstoß an Beutler scheiterte. So war die SG nach einem Treffer des nun aufdrehenden Carléns beim 17:15 noch immer in Schlagdistanz. Mit etwas Glück erhöhte Jicha mit einem abgefälschten Schuss auf 18:15, doch weitere Beutler-Paraden gegen Sprenger und Ilic ermöglichten, dass Flensburg durch Heinl und erneut Petersson wieder beim 18:17 (40.) noch einmal bis auf einen Treffer verkürzten.

Eine starke Aktion Lundströms, der den Ball trotz Fouls Peterssons zum 19:17 ins Tor drehte, war die Initialzündung für starke THW-Minuten. Der immer weiter aufdrehende Omeyer parierte erst gegen Carlén, dann gegen Mogensen und Boesen, auf der anderen Seite legten Ilic per Siebenmeter und Daniel Narcisse mit zwei unnachahmlichen Krachern zum 22:17 nach. Und als Jicha dann noch einen Ball in der Abwehr stibitzte und im Gegenstoß per Heber mit seinem 150. Saisontreffer das 23:17 erzielte, war endgültig Partystimmung in der Sparkassen-Arena-Kiel angesagt. Davon ließ sich auch der nun aufblühende Christian Zeitz anstecken, der den Ball aus dem Stand mit sensationellen 118 km/h zum 24:18 ins Netz hämmerte.

Rackern in der Abwehr: Momir Ilic und Filip Jicha gegen Jacob Heinl.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rackern in der Abwehr: Momir Ilic und Filip Jicha gegen Jacob Heinl.
Doch Flensburg gab sich noch nicht auf, nach einigen Unkonzentriertheiten der Kieler im Aufbauspiel und zwei Beutler-Paraden kam die SG durch Heinl, Petersson und Eggert beim 24:21 (52.) noch einmal auf drei Treffer heran. Mittlerweile war auch Fahlgren ins Spiel gekommen, die Gäste versuchten zudem, mit den vorgezogenen Petersson und Eggert das Kieler Angriffsspiel lahmzulegen. Doch ein Geistesblitz Sprengers, der ein geniales Kempa-Anspiel auf Narcisse initiierte, erstickte die Flensburger Aufholjagd im Keim. Zwar traf der Franzose nicht, doch es gab eine Zeitstrafe gegen Eggert und einen Siebenmeter, den Ilic sicher zum 25:21 verwandelte. In Überzahl legten Lundström per Gegenstoß nach Narcisse-Steal und wenig später Zeitz mit einem weiteren unberechenbaren Schlagwurf zum 27:21 (55.) nach - die Entscheidung im 64. Landesderby war gefallen. Die letzten Minuten gerieten unter LaOlas und Stading Ovations der Kieler Fans zum Schaulaufen, an dem sich neben Thierry Omeyer auch Aron Palmarsson beteiligte. Ein "Zuckerpass" des isländischen Regisseurs auf Anic zum 28:21, eine Co-Produktion der Christians von Zeitz auf Sprenger zum 29:22 - die Kieler zelebrierten den Derbysieg bis zur Schlusssirene.

Mit dem 22. Sieg im 26. Ligaspiel bleiben die "Zebras" dem Spitzenreiter HSV Hamburg somit weiter auf den Fersen. Das nächste Pflichtspiel haben die Kieler erst in zwei Wochen, wenn der THW die Füchse aus Berlin empfängt. Aber bereits am Donnerstag stehen die Handballer vom deutschen Rekordmeister bereits wieder in Schwerin auf dem Parkett, um für die klammen Zweitliga-Handballer ein paar Zusatzeinnahmen zu generieren.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin natürlich sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Ich bin aber auch zufrieden, wie dieser Sieg zustande kam - bis auf die ersten zehn Minuten in der ersten Halbzeit. Da sind wir nicht als Mannschaft aufgetreten, haben unvorbereitet aufs Tor geworfen und sind so in Rückstand geraten. Ich habe heute eine sehr gute Deckung gesehen, und ich muss ein großes Lob an Börge Lund aussprechen, der sehr gut in der Abwehr gespielt hat. Insgesamt war das eine sehr gute Leistung meiner Mannschaft, die trotz der Probleme, zeitweilig mussten wir ja mit drei Rechtshändern im Rückraum agieren, sehr gut zusammen gespielt hat. Flensburg war sehr stark, aber mit zunehmender Spielzeit haben wir sie gut in den Griff bekommen. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, ich bin erleichtert, wie gut wir heute gespielt haben.
SG-Trainer Per Carlén:
Glückwunsch an den THW Kiel. Wir haben alles versucht und gegeben, wir wollten gewinnen und haben gut gekämpft. Aber im Spiel des Kollektivs gegen die individuelle Stärke hat das Kollektiv verloren. Es war dennoch ein schönes Spiel. Es macht Spaß, in Kiel zu spielen. Hier herrscht eine super Stimmung, und auch zwischen den Spielern beider Teams stimmt es. Ich habe ein gutes Gefühl für den Rest des Jahres.
SG-Geschäftsführer Holger Kaiser:
Es war ein verdienter Sieg, aber wir können mit breiter Brust zurück nach Flensburg fahren. Wir haben eine intensive Mannschaftsleistung gezeigt, aber letztlich hatte unser Kader nicht die Qualität und die Quantität, um hier zu gewinnen. Dennoch sind wir die positive Überraschung der Liga und sind stolz, hier in der Sparkassen-Arena auch Akzente gesetzt und das Spiel eine zeitlang offen gestaltet zu haben. Nun hoffen wir auf die Qualifikation für die Champions League.
THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Das war heute eine klasse Teamleistung mit einem tollen Thierry Omeyer. Ich habe aber auch wieder ein sensationelles Publikum erlebt, hier macht es einfach unglaublich viel Spaß dabei sein zu können. Nun hoffe ich, dass unsere Spieler ein wenig regenerieren können, um dann gestärkt die kommenden Aufgaben anzugehen.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber dem DSF:
Flensburg hat derzeit einen Lauf, das hat man in Celje gesehen. Wir waren vorbereitet, dass es bis zum Ende eng bleibt, aber wir konnten uns Mitte der zweiten Halbzeit absetzen, das war gut. Es war ein körperbetontes, intensives Spiel, uns steckte noch das CL-Spiel vom Sonntag in den Knochen, es war wirklich hart. Ich bin froh, dass wir das Spiel für uns entscheiden konnten. Ich muss heute den Hut vor Igor Anic ziehen, er hat eine super Leistung gezeigt und uns sowohl hinten als auch vorne sehr geholfen.

[zu Daniel Narcisse:]
Daniel ist ein Weltklasse-Spieler. Ich kenne niemanden auf der Welt, der im 1:1-Spiel besser ist. Was er teilweise im Training mit uns macht, müsste uns eigentlich peinlich sein. Heute konnte man sein Können sehen. Er hat ein Hammer-Tor gemacht, die Arena stand Kopf. Das war ein emotionaler Moment, den wir brauchten. Daniel hat das Potenzial, der Topspieler in der Bundesliga zu sein. Es macht Spaß, mit ihm zusammen zu spielen, und ich freue mich sehr, dass er wieder fit ist.

[Läuft nun alles auf ein Endspiel in Hamburg hinaus?]
Es sind noch acht Spiele bis zum Saisonende. In jedem Spiel geht es um zwei Punkte. Ich denke nicht an ein "Endspiel in Hamburg", sondern jedes dieser acht Spiele ist ein Endspiel für uns.

[Das Pokal-Final-Four findet ohne Sie statt. Sind Sie traurig?]
Natürlich bin ich sehr traurig, aber wir hatten in Gummersbach einen schlechten Tag erwischt und sind sportlich verdient ausgeschieden. Nun müssen wir diese beiden freien Tage nutzen, um Kräfte zu tanken. Es geht für uns ja immer noch um zwei Titel.

[Ihre Meinung zum CL-Duell gegen die Löwen?]
Natürlich hätten wir lieber gegen ein ausländisches Team gespielt. Die Löwen haben einen sehr guten Kader, die Chancen sind 50:50, es wird die Tagesform entscheiden.

SG-Linksaußen Lars Christiansen gegenüber dem DSF:
Beide Torhüter waren heute hervorragend, aber Omeyer war heute entscheidend. Am Ende haben wir Druck nach vorne gemacht, um das Ergebnis zu verbessern und dadurch haben wir dann am Ende so hoch verloren. Es waren Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben. Die Kieler sind Füchse. Wenn es eng wird, setzen sie sich ab. Wir haben versucht, über 60 Minuten zu kämpfen, aber das hat leider nicht gereicht. Es war natürlich heute wieder etwas besonderes, hier in Kiel zu spielen, das muss man erleben. Ich werde die Bundesliga vermissen.

[Waren Sie überrascht von der Verabschiedung durch die Kieler?]
Es ist eine Ehre für mich, ich habe das genossen, aber ich war schon überrascht. Ich glaube, die Kieler Fans haben es honoriert, dass ich auch immer anerkannt habe, wenn andere besser waren. So ein Abschied, unglaublich.

[Wie sind die Chancen im Kampf um einen CL-Platz?]
Wir haben gute Chancen, wir spielen als Mannschaft gut zusammen, das zeichnet uns aus. Und auch im Europapokal haben wir gute Chancen, wir können Schaffhausen packen.

[gegenüber den KN:]
Es war ein unglaubliches Gefühl, so verabschiedet zu werden. Ich hatte Gänsehaut, und das sogar in einer fremden Halle. Ich habe immer versucht, einfach so zu sein, wie ich bin. Das haben die Leute geschätzt. Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich irgendetwas richtig gemacht haben muss. Wenn wir den Europacup nach Flensburg holen, kann es immer noch eine richtig erfolgreiche Saison werden. Wer deutscher Meister wird? Ich werde mein Geld auf Kiel setzen.

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Das war schlimm, auf der Bank sitzen zu müssen. Ob ich wirklich eingreifen konnte, weiß ich nicht, denn es war ja so laut in der Halle. Igor hat seine Aufgabe toll gelöst, Abwehr und Torhüter haben super harmoniert. Ich denke, dass wir deutscher Meister werden.
THW-Kreisläufer Igor Anic gegenüber den KN:
Ich fühlte mich bereit für das Spiel. Am Ende war ich etwas leer, weil ich sonst nicht so viel Spielzeit bekomme. Ich bin mir sicher, dass wir den Titel holen.
SG-Kreisläufer Jacob Heinl gegenüber den KN:
Das war sehr schwierig für uns, in Kiel Tore zu werfen. Natürlich ist es sehr anstrengend, gegen eine solche Abwehr zu spielen. Das hat viel Kraft gekostet. Ob Kiel oder der HSV Hamburg am Ende deutscher Meister wird? Die Chancen sehe ich bei 50:50, aber die Kieler sind so stark, die können überall gewinnen.

24. Spieltag: 07.04.10, Mi., 20.15: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 29:23 (14:12)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-33., 34.-60., 18 Paraden), Gentzel (33. Minute und bei zwei Siebenmetern, 1/1 Parade); Lund, Andersson, Lundström (5), Anic (4), Sprenger (3), Reichmann (1), Zeitz (2), Palmarsson, Narcisse (4), Ilic (5/3), Klein (n.e.), Jicha (5); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (1-60., 18 Paraden), Sjöstrand (n.e.); Karlsson, O. Carlén (4), Eggert (1), Fahlgren, Mogensen (3), Svan Hansen (2), Christiansen (5/1), Djordjic (n.e.), Heinl (3), Carstens (n.e.), Petersson (3), Boesen (2); Trainer: P. Carlén
Schiedsrichter:
Ralf Damian (Bingen) / Frank Wenz (Mainz)
Zeitstrafen:
THW: 3 (Jicha (14.), Lundström (15.), Zeitz (51.));
SG: 6 (2x Karlsson (30., 34.), 2x O. Carlén (34., 44.), Petersson (40.), Eggert (53.))
Siebenmeter:
THW: 4/3 (Jicha übers Tor (5.));
SG: 2/1 (Gentzel hält Christiansen (33.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2 (6.), 2:6 (9.), 4:6 (13.), 4:7, 6:7, 6:8 (20.), 8:8, 8:9, 9:9, 9:10, 10:10, 10:11 (25.), 14:11 (29.), 14:12;
2. Hz.: 15:12, 15:13, 16:13, 16:14 (35.), 17:14, 17:15, 18:15, 18:17 (40.), 23:17 (45.), 23:18, 24:18, 24:21 (52.), 28:21 (59.), 28:22, 29:22, 29:23.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2010:

SG kann "Zebras" nicht stoppen

THW Kiel besiegt den Erzrivalen in einem dramatischen Derby mit 29:23 - Ovationen für Flensburgs Christiansen
Kiel. Der THW Kiel bleibt dem HSV Hamburg im Titelrennen der Handball-Bundesliga dicht auf den Fersen. In einem packenden Derby besiegten die "Zebras" gestern Abend eine starke SG Flensburg-Handewitt mit 29:23 (14:12) und haben es noch immer in der Hand, aus eigener Kraft die sechste Meisterschaft in Folge zu feiern. Hamburg hat ein Spiel mehr ausgetragen als der THW, führt nun nur noch mit 49:5 zu 46:6 Punkten. Doch beim großen Showdown am 22. Mai in der Color Line Arena des HSV kann der THW den Spieß noch umdrehen.

Den Grundstein für dieses Treffen der Giganten legten die Kieler mit dem sechsten Sieg in Folge gegen die Flensburger. Mit Geschenken hatte das dramatische Derby begonnen, das 64. So feierte die Halle den kultigen SG-Linksaußen Lars Christiansen mit stehenden Ovationen. Eine denkwürdige Szene. Der 37-jährige Däne verlässt nach 14 Jahren die Bundesliga, das lässt auch in Kiel kein Auge trocken. Der verletzte THW-Kapitän Marcus Ahlm, in Jeans und T-Shirt auf der Bank, hatte ihm eine Flasche Champagner überreicht. Offensichtlich wollten die anderen Kieler sich am Geschenkereigen beteiligen. Nach zehn Minuten führten die Gäste mit 6:2. Christian Zeitz hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon wieder aus der Mannschaft gespielt, Flensburgs überragender Keeper Dan Beutler den Kasten vernagelt. THW-Trainer Alfred Gislason nahm eine Auszeit, brachte für Zeitz mit Kim Andersson den am Knie verletzten Schweden. Tor um Tor robbten sich die Hausherren heran. Obwohl besonders Andersson immer wieder an seinem Landsmann Beutler scheiterte. Doch schon in der ersten Viertelstunde deutete sich an, dass die Personaldecke der wackeren Flensburger zu kurz sein würde. Zu mühsam musste sich das Team von Per Carlén jeden Treffer erarbeiten, strahlte der Rückraum doch zu wenig Gefahr aus. Zwischen dem Treffer zum 5:2 von Oscar Carlén (9.) und dem 11:10 durch Lasse Boesen (27.) traf kein Rückraumspieler des Tabellendritten. Lediglich Christiansen, der in der ersten Halbzeit fünf der zwölf SG-Treffer erzielte, und Beutler hielten die kampfstarken Gäste im Spiel.

14:12 führte der THW zur Pause, doch entschieden war nichts. Gislason hatte längst Andersson ausgewechselt und im Rückraum drei Rechtshänder aufgeboten. Es blieb zäh, ein rechter Spielfluss kam in der Konstellation nicht auf. Diese Dreierkette ist nicht eingespielt, zudem fehlte mit Ahlm der Wellenbrecher am Kreis. Auch wenn Igor Anic ein gutes Spiel machte, einige kuriose Treffer erzielte, die Breschen Marke "Ahlm" konnte er nicht schlagen. Den Flensburgern, zerrieben an der famosen THW-Deckung um Börge Lund, gingen nun langsam die Kräfte aus. Doch die Waagschale kippte erst zugunsten des Rekordmeisters, als Gislason noch einmal Zeitz einwechselte. Diesmal hielt der Linkshänder sich an die taktische Marschroute. Zudem explodierte nun Daniel Narcisse. Unglaublich, wie der Franzose das 21:17 (43.) erzielte. "Air France" wird der athletische Olympiasieger genannt. Wer nicht weiß, warum er diesen Spitznamen trägt, sollte sich ein Video vom DSF besorgen und diesen Flug noch einmal in Zeitlupe genießen. Nur Sekunden später setzte er sich im Duell mit Carlén energisch durch, traf zum 22:17 und Carlén kassierte eine Zeitstrafe. Die Vorentscheidung war gefallen, zumal Zeitz mit 118 Stundenkilometern (!) das 24:18 in die Maschen hämmerte. Laut Hallensprecher Rolf Körting ein Geschwindigkeitsrekord für Handbälle in der Kieler Arena.

Flensburg kämpfte sich noch einmal auf drei Tore heran (24:21/52.), doch mehr gelang nicht mehr. Sie hatten sich an den Kielern aufgerieben, deren breiter Kader einfach kein Ende zu nehmen schien. Spätestens als Narcisse dem Isländer Alexander Pettersson den Ball aus der Hand tippte, und der via Christian Sprenger und Henrik Lundström flott zum 26:21 im Netz landete, waren die Punkte endgültig verteilt.

In der Bundesliga werden die "Zebras" erst wieder am 21. April beim Heimspiel gegen die Berliner Füchse zu sehen sein. Heute Abend absolvieren die "Zebras" ein Benefizspiel beim finanziell angeschlagenen Zweitligisten Post Schwerin, anschließend rufen die Nationalmannschaften ihre Akteure in die verschiedenstens Ecken Europas ab.

(von Wolf Paarmann und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2010)


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