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07./08.02.2010 - Letzte Aktualisierung: 08.02.2010 DHB-Pokal

28:35-Pokalpleite in Gummersbach - "Final Four" ohne den THW

DHB-Pokal, 5. Runde: 07.02.2010, So., 16.10: VfL Gummersbach - THW Kiel: 35:28 (21:12)
Update #3 KN-Berichte, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Überragender Rückhalt bei Gummersbach: Goran Stojanovic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Überragender Rückhalt bei Gummersbach: Goran Stojanovic.
Erstmals seit 2003 findet das "Final Four", das Finalturnier des DHB-Pokals, ohne den THW Kiel statt: Am Sonntagnachmittag verloren die "Zebras" ihre Viertelfinalpartie beim VfL Gummersbach sang- und klanglos mit 28:35 (12:21). In der ausverkauften Eugen-Haas-Halle sahen die Zuschauer wie entfesselt auftretende Gummersbacher, die den müde wirkenden THW zu Anfang überrannten. Nach dem Seitenwechsel kamen die Kieler mehrfach bis an sechs Treffer ran, scheiterten aber immer wieder an ihren eigenen Nerven und am überragenden Keeper Goran Stojanovic. Bester Schütze beim THW war Filip Jicha mit 7/3 Treffern, beim VfL Gummersbach waren Robert Gunnarsson und Vedran Zrnic jeweils achtmal erfolgreich.
Das erste Spiel nach fast sechswöchiger EM-Pause - die Experten waren sich einig, dass dies ein leichter Vorteil und die große Chance für den VfL Gummersbach darstellen könnte. Bereits in der Vergangenheit tat sich der THW zu Rückrundenbeginn oftmals schwer, unvergessen bleibt so u.a. eine 30:32-Niederlage vor vier Jahren bei GWD Minden.
Filip Jicha wirkte müde nach der EM, sein erstes Feldtor erzielte der Tscheche erst in der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha wirkte müde nach der EM, sein erstes Feldtor erzielte der Tscheche erst in der zweiten Halbzeit.

Von daher waren die 2.142 Zuschauer - darunter rund 300 mitgereiste THW-Fans - in der restlos ausverkauften Eugen-Haas-Halle auch bester Dinge, einen spannenden Pokalfight miterleben zu können. Auch den Spielern des VfL Gummersbach sah man von Beginn an an, dass sie erneut den Sprung ins "Final Four" schaffen wollten, wo sie im letzten Jahr bei der ersten Teilnahme erst im Endspiel vom THW gestoppt wurden. Und ehe sich die Fans und die "Zebras" versahen, waren die Oberbergischen durch Gunnarsson, eine Stojanovic-Parade, einen Treffer von Adrian Pfahl, einen Schrittfehler von Kim Andersson und einen Gegenstoß durch Vedran Zrnic nach nicht einmal zwei Minuten mit 3:0 in Führung gegangen.

Nutzte die Abwehrschwächen des THW eiskalt aus: Robert Gunnarsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nutzte die Abwehrschwächen des THW eiskalt aus: Robert Gunnarsson.
Alfred Gislason startete mit Filip Jicha auf der Mitte, Ilic und Andersson auf den Halbpositionen, Klein und Sprenger auf den Flügeln sowie Ahlm am Kreis und Europameister Omeyer im Tor. Und seine Spieler fanden zumindest im Angriff langsam in die Partie: Ahlm verwandelte einen Nachwurf zum ersten Kieler Treffer, Ilic netzte einen seiner vielen Versuche in der Anfangsphase zum 2:4 ein und nach zwei schönen Treffern Sprengers von Rechtsaußen zum zwischenzeitlichen 4:6 (6.) und einer Parade Omeyers gegen den immer wieder stark in Szene gesetzten Gunnarsson hatte man das Gefühl, die Kieler würden nun das Spiel in den Griff bekommen.

Doch der nach einer anstrengenden EM total ausgepowert wirkende Jicha und Ilic scheiterten mit ihren nächsten Würfen, Stojanovic parierte sogar einen Strafwurf des Serben. Auf der anderen Seite hingegen zog der VfL durch zweimal Zrnic und Szilagyi wieder auf 9:4 davon, die ohnehin schon euphorisierte Eugen-Haas-Halle stand nun Kopf. Und es wurde nicht besser für die "Zebras", die besonders in der Abwehr die nötige Konsequenz vermissen ließen. Auch eine Umstellung in der Devensive - Klein nahm Spielmacher Szilagyi in Manndeckung - fruchtete nicht, nach Toren von Vukovic und Gunnarsson nahm Alfred Gislason beim Stand von 5:11 (12.) seine Auszeit.

Kim Andersson blühte nur kurz auf, kam letztlich nur zu zwei Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson blühte nur kurz auf, kam letztlich nur zu zwei Treffern.
Doch auch diese verhalf den Kielern nicht zur Trendwende: Filip Jicha feierte zwar mit zwei Siebenmetern endlich seine ersten Erfolgserlebnisse, doch gerade in der Abwehr lag beim THW noch immer einiges im Argen. Bezeichnend der Treffer Gunnarssons zum 13:7, als Gummersbach gerade in Unterzahl agierte, der Isländer aber dennoch spielerisch den Ball annehmen, sich um Andersson drehen und vollstrecken konnte. Als Klein einmal mehr an Stojanovic scheiterte, Jicha einen Wurf einmal mehr am Kasten vorbeizirkelte und Vukovic und Zrnic gar auf 15:7 für die Oberbergischen erhöhten, "erlöste" Gislason endlich den neben sich stehenden Jicha und brachte im Angriff Palmarsson und in der Deckung Börge Lund. Kurzzeitig lief es nun wieder etwas besser bei den "Zebras", auch Andersson übernahm endlich einmal Verantwortung und erzielte in dieser Phase seine zwei Treffer. Ausgerechnet in Unterzahl - Palmarsson hatte für zwei Minuten auf der Bank Platz genommen - war nun auch endlich die Abwehr wach. Nachdem der für den ebenfalls unglücklich agierenden Omeyer eingewechselte Gentzel gleich den ersten Wurf Szilagyis entschärfte und Zeitz und Ilic auf 12:18 (25.) verkürzten, machte sich daher wieder Hoffnung breit, dass die Kieler bis zur Halbzeitpause noch ein bisschen dichter herankommen würden. Die letzten fünf Spielminuten jedoch wurden zu einem erneuten Albtraum für den THW: Ilic scheiterte selbst per Gegenstoß an Stojanovic, Lund und Andersson unterliefen weitere Abspielfehler, Klein scheiterte ebenso wie Andersson wenige Sekunden vor der Pausensirene. Der VfL ließ sich hingegen nicht verunsichern, legte durch einen Siebenmeter von Zrnic sowie einen Heber von Gunnarsson nach und krönte eine bärenstarke Leistung mit dem Treffer Wagners mit dem Schlusspfiff zum sensationellen 21:12-Pausenstand.

Lichtblick im zweiten Durchgang: Henrik Lundström.
Klicken Sie zum Vergrößern! Lichtblick im zweiten Durchgang: Henrik Lundström.
Wer erwartete, dass der THW nun mit Wut im Bauch zurückkehren würde, sah sich schnell getäuscht: Gleich der erste Angriff verpuffte nach einem katastrophalen Fehlpass Anderssons, im zweiten scheiterte Jicha per Siebenmeter, im dritten schließlich Ilic per Gegenstoß. Längst avancierte Stojanovic zum Schreckgespenst der Kieler Angriffsbemühungen. Vedran Zrnic schenkte dem THW dann den ersten Zehn-Tore-Rückstand seit vielen Jahren ein. Als einziger Kieler Lichtblick entpuppte sich aber nun Henrik Lundström, der im zweiten Durchgang für Dominik Klein auflaufen durfte und mit seinen Siebenmetern und auch zwei sehenswerten Feldtreffern Ergebniskosmetik betrieb. Mehrmals in dieser zweiten Halbzeit hofften die THW-Fans gar noch auf mehr, denn der VfL Gummersbach spielte fast die gesamte Zeit mit denselben sechs Angriffsspielern und wurde zumindest etwas müder. Als Filip Jicha beispielsweise seinem ersten Feldtreffer (!) zum 15:24 (36.) gleich zwei weitere folgen ließ, zeigten die Kieler kurzzeitig Ansätze einer Aufholjagd. Diese erste wurde aber durch ein artistisches Tor von Wagner, eine Parade Stojanovics gegen Ilic und einen weiteren Treffer Gunnarssons ebenso im Keim erstickt wie die zweite: Diesmal waren es Lundström und Ahlm, die mit ihren Toren auf 21:27 (43.) verkürzten. Doch wie immer in dieser Partie schalteten die Gummersbacher nicht nur in entscheidenden Szenen einen Tick schneller. Ein gehaltener Wurf Pfahls landete eben nicht beim THW, sondern bei Zrnic, der das 28:21 erzielte. Wenige Sekunden später verlor Andersson im Angriff die Übersicht, sein Anspiel landete bei Vukovic, der nicht nur das 29:21 markierte, sondern auch Filip Jicha zu seiner zweiten Zeitstrafe provozierte - die Vorentscheidung.

Vedran Zrnic erzielte 8/3 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vedran Zrnic erzielte 8/3 Treffer.
Noch waren zwar 16 Minuten zu spielen, aber der THW rannte nun kopflos gegen die Gummersbacher Abwehrwand, musste es doch nun schnell gehen. Jicha verkürzte neun Minuten vor Schluss dennoch auf 25:31, und als Omeyer einen Siebenmeter von Zrnic halten konnte, war wieder einmal die Chance gekommen, bis auf fünf Tore heranzukommen. Doch wieder einmal erwies sich Goran Stojanovic als unüberwindbar, der Montenegriner parierte nacheinander Würfe von Zeitz, Jicha und nochmals Zeitz. Wagner und Pfahl besiegelten auf der anderen Seite endgültig das Kieler Pokal-Aus. Die Gummersbacher Fans feierten ausgelassen den zweiten "Final Four"-Einzug in Folge, die etwas übertriebene rote Karte für den frustrierten Andersson nach einem Foul an Vukovic und drei Ahlm-Treffer zum Abschluss waren nicht mehr als eine Fußnote unter ein Spiels, von welchem man im Oberbergischen noch lange reden wird.

Jubel beim VfL nach dem Schlusspfiff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel beim VfL nach dem Schlusspfiff.
Für den THW Kiel heißt es nun, sich schnellstens auf den Liga-Alltag einzustellen, denn bereits am kommenden Mittwoch steht eine sehr schwierige Auswärtshürde für die "Zebras" an. Um 20.15 Uhr wird in der SAP-Arena in Mannheim das Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen angepfiffen, das DSF überträgt die Partie live.

Das "Final Four" am 10./11. April in der Hamburger Color-Line-Arena jedoch findet erstmals seit 2003 ohne den THW Kiel statt. Vor Gummersbach konnten sich bereits Aufsteiger TuS N-Lübbecke (26:22 beim Bergischen HC) und der HSV Hamburg (36:29 beim VfL Bad Schwartau) für das Turnier qualifizieren. Am Sonntagabend komplettierten die Rhein-Neckar Löwen dieses Quartett durch einen 33:29-Erfolg bei Frisch Auf Göppingen. Die Auslosung für das Halbfinale findet bereits am kommenden Montag um 11.00 Uhr in Hamburg beim "Final Four"-Hauptsponsor Lufthansa statt.

(Sascha Krokowski) Bitte lesen Sie auch


Stimmen zum Spiel:

Szilagyi im Interview.
Klicken Sie zum Vergrößern! Szilagyi im Interview.
VfL-Spielmacher Viktor Szilagyi:
gegenber den KN:
Wir waren bereit für einen riesigen Kampf und haben von Beginn an Gas gegeben. Nach 20 Minuten waren wir tot, haben uns aber auf der Euphoriewelle tragen lassen. Um Kiel zu schlagen, muss die Situation speziell sein: Die Kieler hatten eine lange Pause hinter sich und die Halle hat gekocht.

gegenüber dem DSF:
Ich bin überglücklich, denn es hat alles funktioniert, was wir trainiert und uns vorgenommen hatten. Daher konnten wir die ersten 20 Minuten auch so wegziehen. Wir sind wieder fürs "Final Four" qualifiziert, das ist ein fantastisches Ereignis, das vielleicht größte Handballturnier, das es gibt.

THW-Geschäftsführer Uli Derad in der Halbzeitpause gegenüber dem DSF:
Wir sind nicht ins Spiel gekommen, Gummersbach dagegen hatte einen furiosen Start. Wir müssen uns nun zurück ins Spiel kämpfen und schauen, was möglich ist.
Wagner im Pauseninterview.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wagner im Pauseninterview.
VfL-Linksaußen Adrian Wagner:
gegenber den KN:
Ich hatte uns vor dem Anpfiff nur eine 20-Prozent-Chance gegeben. In der Halbzeit haben wir uns vorgenommen, nicht auf die Ergebnistafel zu schauen, den Neun-Tore-Vorsprung einfach zu vergessen. Ich hatte mehrfach das Gefühl, das Spiel könnte noch kippen. Aber in diesen Situationen hat dann Goran super gehalten.

in der Halbzeitpause gegenüber dem DSF:
Die Halle ist proppevoll, die Stimmung super, das sind die Rahmenbedinungng für ein super Pokalspiel gegen einen vermeintlichen Übergegner. Wir müssen jetzt einfach so weiterspielen.

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Der VfL hat hochverdient gewonnen, eine Überraschung war das aber nicht. Die Gummersbacher haben gekämpft, als ginge es um ihr Leben. Vielleicht war das ja sogar so. Wie zuletzt in den Dezember-Spielen sind wir zu passiv gestartet und haben erst gekämpft und uns bewegt, als wir schon hoffnungslos im Rückstand lagen. Wir wären beim Final Four gerne dabei gewesen, nun wünsche ich dem VfL alles Gute.
VfL-Trainer Sead Hasanefendic gegenüber den KN:
Das ist ein großer Tag für uns. Ich habe uns vorher nur eine kleine Chance gegeben, schließlich hatten wir den schwersten Gegner erwischt. Aber heute hat man gesehen, was wir brauchen - diese kleine Halle und diese Emotionen. Heute hat die Mannschaft gewonnen, die den Sieg mehr wollte.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Das war ein ganz schlechtes Spiel von uns und auch von mir. Wir sind total enttäuscht, wir wollten unbedingt zum Final Four. Aber es hat von Anfang an nichts geklappt.

DHB-Pokal, Viertelfinale: 07.02.10, So., 16.10: VfL Gummersbach - THW Kiel: 35:28 (21:12)

Logo VfL Gummersbach:
Lucau (bei zwei Siebenmetern, keine Parade), Stojanovic (1.-60., 21/1 Paraden); Krantz (1), Wagner (3), Vukovic (6), Multhauf (n.e.), Kammer (n.e.), Lützelberger, Eisenkrätzer (n.e.), Gunnarsson (8), Szilagyi (3), Pfahl (6), Rahmel (n.e.), Zrnic (8/3); Trainer: Hasanefendic
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-23., 31.-60., 11/1 Paraden), Gentzel (23.-30., 2 Paraden); Lund (1), Wessig (n.e.), Andersson (2), Lundström (6/4), Anic, Sprenger (2), Ahlm (5), Zeitz (1), Palmarsson, Ilic (3), Klein (1), Jicha (7/3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Bernd Methe / Reiner Methe (Vellmar)
Zeitstrafen:
VfL: 5 (Wagner (15.), Krantz (30.), Vukovic (34.), Gunnarsson (35.), Pfahl (50.));
THW: 6 (Palmarsson (20.), Ahlm (32.), Zeitz (35.), 2x Jicha (41., 44.), Ilic (51.))
Rote Karte:
THW: Andersson (60.) nach grobem Foulspiel
Siebenmeter:
VfL: 4/3 (Omeyer hält Zrnic (51.));
THW: 10/7 (Stojanovic hält Ilic (10.), Jicha gegen Stojanovic vorbei (32.), Lundström gegen Lucau an die Latte (49.))
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0, 3:1, 4:1, 4:2, 5:2 (5.), 5:3, 6:3, 6:4, 9:4 (10.), 9:5, 11:5, 11:6, 12:6, 12:7 (15.), 15:7, 15:9, (20.), 17:9, 17:10, 18:10, 18:12 (25.), 21:12;
2. Hz.: 22:12, 22:13, 23:13, 23:14 (35.), 24:14, 24:17, 26:17 (39.), 26:20, 27:20, 27:21, 29:21 (44.), 29:23, 31:23, 31:25 (50.), 33:25, 33:26 (56.), 34:26, 34:27, 35:27, 35:28.
Zuschauer:
2142 (ausverkauft) (Eugen-Haas-Halle, Gummersbach)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.02.2010:

28:35 - beim THW brachen alle Dämme

Gummersbach im Rausch warf "Zebras" raus
Gummersbach - Ausnahmezustand in der mit 2100 Zuschauern ausverkauften Eugen-Haas-Halle: Ausgelassen feierten die Handballer des VfL Gummersbach gestern Abend ihren 35:28 (21:12)-Sieg gegen den THW Kiel im Viertelfinale um den DHB-Pokal.

Schon wenige Minuten vor dem Abpfiff eines intensiven Ringes hielt es keinen Fan des zwölffachen Meisters mehr auf den Sitzen. 1991 waren die Oberbergischen zuletzt Meister geworden, 1985 hatten sie zum fünften und letzten Mal den Pokal geworden. Die Erfolge haben Staub angesetzt, die Zukunft des notorisch klammen Traditionsclubs sieht unverändert düster aus. Doch dieser 7. Februar 2010 sollte an historischer Stelle die Wiedergeburt einläuten. Hier hatten sie vor zehn Jahren den THW Kiel geschlagen, das wollte das Team von Sead Hasanefendic nun wiederholen. Mit Emotionen sollte der schier übermächtige Favorit gekippt werden, der zuletzt vor 1401 Tagen ein Pokalspiel verloren hatte.

Zwei Stunden vor dem Anpfiff stimmten sich die Gastgeber noch einmal mit einem Video vom Final Four 2009 ein. Da hatten sie überraschend den HSV Hamburg geschlagen und waren erst im Finale an Kiel gescheitert. Bis in die Haarspitzen motiviert legten die Gummersbacher los, nach drei Minuten führten sie mit 3:0, nach zwölf mit 11:5. Viktor Szilagyi führte eiskalt Regie, Kreisläufer Robert Gunnarsson, der sechs seiner acht Tore vor der Pause warf, war beweglich wie ein Aal. Bis zur Pause zog der VfL auf 21:12 davon. Zwölf Tore für Kiel - denkwürdig.

THW-Trainer Alfred Gislason hatte an alter Wirkungsstätte nach 30 Minuten alle Karten auf den Tisch gelegt. Thierry Omeyer, der das Duell gegen den überragenden Goran Stojanovic klar verlor, hatte bereits für Peter Gentzel Platz gemacht. Aron Palmarsson war für Filip Jicha gekommen. Der überragende Spieler der EM in Österreich sollte 37 Minuten brauchen, um sein erstes Feldtor zu erzielen. Eine 5:1-Deckung mit Dominik Klein als Spitze sollte Szilagyi an die Kette legen, Börge Lund den Mittelblock kitten. Alles vergeblich. Die gebrochenen Dämme waren im ersten Durchgang nicht mehr zu schließen.

Eine halbe Stunde lang spielten sich die Hausherren in einen Rausch. Ein Zustand, in dem alles gelang. Die Abpraller landeten zuverlässig in ihren Händen, fast jeder Wurf zappelte im Netz. Aber Fortuna spielte gestern trotzdem nur eine Nebenrolle.

Nach der Pause rappelten sich die Kieler noch einmal auf, nahmen den Kampf gegen müder werdende Gummersbacher endlich an. Doch hatten sich die "Zebras" einmal auf fünf Tore herangerobbt, warfen sie sich mit leichten Fehlern wieder aus dem Gleis. Oder scheiterten an Stojanovic, der 26 Bälle abwehrte und besonders in der Schlussphase ein unglaubliches Kraftfeld produzierte. "Ich habe auch nach 45 Minuten noch geglaubt, dass wir gewinnen können", meinte ein tief enttäuschter THW-Kapitän Marcus Ahlm, der das Pokal-Aus nicht mit der jüngsten Pleite in Balingen in eine Schublade stecken wollte. "Da haben wir das ganze Spiel neben uns gestanden. Diesmal haben wir zumindest in der zweiten Halbzeit gut gekämpft, das nehme ich als positive Erinnerung mit."

Viel Zeit, die Wunden zu lecken, bleibt nicht. Bereits am Mittwoch wird der THW bei den Rhein-Neckar Löwen erwartet.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.02.2010)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.02.2010:

Pokal-Splitter

Ehrung - Am Sonnabend reiste der THW-Tross mit dem Flugzeug an und übernachtete im benachbarten Wiehl. Zurück ging es gestern Abend im Mannschaftsbus, nur einer fehlte - Welthandballer Thierry Omeyer flog von Düsseldorf nach Paris, um dort mit den Kollegen der französischen Nationalmannschaft von Nicolas Sarkozy empfangen zu werden. Ein Dank des Staatspräsidenten für die Mannschaft, der als Olympiasieger, Welt- und Europameister ein historisches Triple gelang. Ein kurzer Ausflug, Omeyer wird zum Abendtraining wieder in Kiel erwartet.

Fans - Mehr als 250 Fans begleiteten die "Zebras" in drei Bussen ins Oberbergische. Möglich machten den Konvoi auch die THW-Asse, die einen vierstelligen Betrag aus der Mannschaftskasse spendierten, um moderate Fahrtkosten von 15 Euro zu ermöglichen.

Provisorium - In der Heimat des zwölffachen Meisters geht es spartanisch zu. So moderierte das DSF-Paar Uwe Semrau und Stefan Kretzschmar das Live-Spiel im Stehen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.02.2010)


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