Am kommenden Sonntag beginnt für den THW Kiel nach fünfwöchiger
EM-Pause die Rückrunde und damit endgültig
die heiße Phase in der Titeljagd. Gleich zum Auftakt geht es für den
Titelverteidiger beim VfL Gummersbach im
DHB-Pokal
um den erneuten Einzug ins "Final Four" am 10./11. April in der
Hamburger Color-Line-Arena. Die Neuauflage des letztjährigen Endspiels
wird um 16.10 Uhr in der ausverkauften Eugen-Haas-Halle angepfiffen, das
DSF überträgt den Klassiker ab 16.00 Uhr live.
Alles andere als eine ideale Vorbereitung hatten die "Zebras" auf den
Jahresauftakt: Auf insgesamt acht Nationalspieler musste
Alfred Gislason
während der
Handball-Europameisterschaft in Österreich
verzichten, die drei Medaillengewinner
Thierry Omeyer,
Daniel Narcisse und
Aron Palmarsson
kehrten gar erst am Donnerstag an die Kieler Förde zurück. Dort wartete eine
Hiobsbotschaft auf den THW Kiel, denn
Daniel Narcisse
klagte bei seiner Rückkehr über Kniebeschwerden und wird bis auf weiteres
ausfallen (siehe
Extra-Bericht). Zu "guter" Letzt
machte auch der Winter dem Rekordmeister zu schaffen, denn aufgrund der Schneemassen
auf dem Dach der Trainingshalle in Russee wurde diese am Mittwoch gesperrt.
So blieben den "Zebras" am Mittwoch nur Sprints durch den Schnee und diverse
Fitnessübungen, ehe für Donnerstag eine Halle in Schönkirchen als Ausweichquartier
gefunden wurde.
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Ex-"Zebra" Viktor Szilagyi spielte mit Österreich
eine starke Europameisterschaft.
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VfL |
Doch auch der VfL Gummersbach hatte während der
EM mehrere
Abstellungen zu verzeichnen: Robert Gunnarsson (Island), Vedran Zrnic und Drago Vukovic
(beide Kroatien) absolvierten ebenfalls jeweils acht Partien in Österreich,
Ex-"Zebra"
Viktor Szilagyi für den Gastgeber zumindest
sechs. Zudem mussten die Oberbergischen die ersten Wochen nach dem Trainingsstart
am 11. Januar auch auf Trainer Sead Hasanefendic verzichten, da dieser als
Nationalcoach Serbiens ebenfalls bei der
EM im Einsatz
war. Co-Trainer Emir Kurtagic übernahm für diese Zeit das Training, bei dem er
Juniorennationalspieler Steffen Fäth wegen einer Operation an der Patallasehne
ersetzen musste. Der 19-jährige Rückraumspieler wird voraussichtlich gegen den
THW Kiel wieder auflaufen können. Fehlen wird allerdings mit Linkshänder
Ole Rahmel
ein weiteres Talent, der 20-jährige Kreisläufer fällt mit einem Bänderriss im
linken Knöchel für das Viertelfinale aus. Den
Kader des VfL Gummersbach
stellten wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Bundesliga-Hinrundenduell
vor, welches der THW im Übrigen in der Sparkassen-Arena-Kiel mit
36:29
gewann.
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Vedran Zrnic, Silbermedaillengewinner von Wien, bleibt dem VfL bis 2012 treu.
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VfL |
Beim ehemaligen Rekordmeister ist man aber bislang sehr zufrieden mit dem sportlichen
Saisonverlauf: Finanzielle Engpässe sorgten zwar für personelle Aderlässe, wodurch
Neuzugang Zarko Markovic bereits vor dem ersten Spieltag nach Montenegro zurückkehrte
und auch das französische Sprungwunder Audray Tuzolana (zurück nach Frankreich) und
Kreisläufer Kevin Jahn (zum VfL Bad Schwartau) den Verein verließen. Doch die Mischung
aus erfahrenen Leitwölfen wie den vier
EM-Fahrern, Keeper
Goran Stojanovic, Geoffroy Krantz und
Adrian Wagner und
vielen jungen Talenten brachte Erfolg: Den höher eingestuften Teams aus Lemgo (26:26)
und Mannheim (27:27) wurden in der Liga Punkte entrissen, gegen die "Kleinen"
wurden zumeist souveräne Siege eingeheimst. Der Lohn: Platz 6 in der
Tabelle der TOYOTA HBL nach dem 18. Spieltag.
Im
DHB-Pokal tat sich der letztjährige Finalist hingegen in der ersten Runde
sehr schwer mit der HSG Wetzlar und siegte in der Eugen-Haas-Halle erst nach
Verlängerung, ehe man mit den niederklassigen Teams Post Schwerin (35:25) und
Anhalt Bernburg (42:22) keinerlei Probleme mehr hatte. Und auch europäisch ist
der letztjährige EHF-Pokalsieger im Jahr 2010 vertreten: KH Kastrioti aus dem
Kosovo war bislang die einzige "Hürde" im Pokal der Pokalsieger, im
Achtelfinale wartet im Februar mit den
Portugiesen von ABC Braga ebenfalls ein machbarer Gegner.
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Kapitän Robert Gunnarsson wechselt zur nächsten Saison zu den Rhein-Neckar Löwen.
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VfL |
Wäre da also nicht die finanzielle Schräglage, die durch einen 20-prozentigen
Gehaltsverzicht der Profis nur teilweise wieder geradegerückt werden konnte,
über Gummersbach würde die Handballsonne nur so scheinen. Doch so wird es
schwierig, die Leistungsträger langfristig an sich zu binden, auch wenn bereits
in dieser Saison mit Zrnic, Stojanovic,
Szilagyi und
Wagner vier von ihnen neue Verträge beim VfL
unterzeichneten. Mit dem Isländer Robert Gunnarsson aber verlässt der Kapitän
die Oberbergischen am Saisonende Richtung Mannheim - nicht auszuschließen, dass
weitere Spieler abspringen.
Finanziell aufwärts gehen soll es aber dank der
Verpflichtung von Axel Geerken als neuer Geschäftsführer.
Am 8. Dezember 2009 wurde bekannt, dass der Vertrag mit Francois Xavier Houlet
nicht verlängert würde. "Um die geplante Sanierung und Neuausrichtung des Clubs
weiterhin konsequent fortzuführen, setzt der Aufsichtsrat in Zukunft auf einen
Geschäftsführer mit starker kaufmännischer Erfahrung. Da das Hauptaugenmerk
von 'Zouzou' Houlet jedoch auf der Position des Sportdirektors liegt, hätte
der VfL im kommenden April noch zusätzlich einen Geschäftsführer einstellen
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Unter dem neuen Geschäftsführer Axel Geerken
soll die Sanierung des VfL Gummersbach fortgeführt werden.
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VfL |
müssen. Dies ist aufgrund der wirtschaftlich angespannten Situation der GmbH
aber nicht möglich. Als Fazit daraus ergibt sich, dass der Vertrag mit Francois
Xavier Houlet nicht verlängert werden konnte", so der Verein in seiner
Pressemeldung zu der Personalentscheidung.
Geerken,
der von 1998 bis 2001 im Tor des THW Kiel stand und zwei Meisterschaften
und Pokalsiege feierte, war zuletzt bei der HSG Wetzlar als Geschäftsführer
tätig. Für den 37-Jährigen, der am 1. Februar die Arbeit beim VfL aufnahm,
ist somit das erste Spiel beim VfL Gummersbach gleich ein ganz besonderes:
"Es ist eine tolle Sache, mit solch einem Spiel in eine neue Tätigkeit zu
starten. Die Halle wird voll sein, eine super Stimmung ist garantiert. Das
Spiel wird ein absolutes Highlight", ist sich
Geerken
sicher. Die gerade beendete
Europameisterschaft sieht
der neunmalige Nationalspieler als Vorteil: "Wenn man eine Chance gegen den
THW hat, dann in einer Situation wie dieser, bei der niemand weiß, wo man
genau steht".
Wie die Partie in der Gummersbacher Eugen-Haas-Halle, in der der THW zuletzt
im Mai 2001 zu Gast war, auch ausgehen wird, einen neuen Rekord haben die
"Zebras" dann bereits aufgestellt: Die längste Siegesserie im DHB-Pokal
hatte der THW bislang von 1997 bis 2000 inne, ehe sie nach exakt 200 Wochen
oder 1400 Tagen am 8. November 2000 in Bad Schwartau endete (siehe
Spielbericht). Am kommenden Sonntag ist die
letzte Pokalpleite, das 31:33 gegen Kronau/Östringen
vom 8. April 2006, bereits 1401 Tag her. Die "Zebras" aber sind heiß darauf,
diese Serie weiter aufrecht zu erhalten, um bei der 18. Auflage des
"Final Four" zum zwölften Mal dabei zu sein.
Die Schiedsrichter am Sonntag sind
Bernd und Reiner Methe (Vellmar).
(Sascha Krokowski)
Die weiteren Viertelfinalpaarungen finden Sie unter DHB-Pokal, Viertelfinale.
Lesen Sie bitte auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2010:
Das letzte Hindernis
THW will mit Sieg über VfL zum Final Four
Kiel - Ein Schritt fehlt auf dem Weg zum "Fest des
Handballs", dem Pokal-Final-Four am 10./11. April in
Hamburg. Cupverteidiger THW Kiel trifft morgen
(16.10 Uhr, DSF) in der Eugen-Haas-Halle auf den
VfL Gummersbach, seinem Endspielgegner aus dem Jahr 2009.
Zehn Jahre liegen zwischen dem letzten Auftritt der "Zebras"
in der nur gut 2000 Fans fassenden, sehr engen und
stimmungsvollen Gummersbacher Heimspielstätte. In
den vergangenen Spielzeiten trafen die beiden Traditionsteams
ausnahmslos in der riesigen Kölner Arena aufeinander.
Grund für den Umzug ist der Karneval, Kölns Multifunktions-Arena
ist besetzt von Jecken.
Alfred Gislason trifft morgen viele
Bekannte. Bevor der THW-Coach 2008 in Kiel anheuerte, war er Trainer der
Oberbergischen, kennt die Mannschaft, "die ich zu großen
Teilen noch selbst zusammengestellt habe", aus dem Effeff, und
fürchtet aus guten Gründen die kleine VfL-Halle. "Eine sehr dichte
Atmosphäre, sehr laut."
Nie lagen dem THW auf dem Weg nach Hamburg dickere
Brocken im Weg als in dieser Saison. Mit Berlin, Großwallstadt
und Flensburg räumten Kapitän Marcus Ahlm
und Co. aber alle Erstliga-Konkurrenten souverän aus dem Weg.
"Deswegen wollen wir unbedingt auch den letzten Schritt machen",
sagt Alfred Gislason, "aber es wird schwer."
Kiels Trainer weiß, dass die Gummersbacher EM-Starter
Vukovic, Zrnic, Gunnarsson und Szilagyi
entweder mit Medaillen oder viel Rückenwind aus Österreich zurückgekehrt
sind. Das sei ein zusätzliches Plus. Gute Stimmung, so
Gislason, herrsche allerdings auch in seinem Team.
"Mit der Auswahl unterwegs zu sein, macht meinen Leuten sicher Spaß, aber
man hat auch gespürt, wie sehr sie sich freuen, wieder zu Hause und
bei ihrer Mannschaft zu sein."
Für Ex-"Zebra" Viktor Szilagyi
war die EM im eigenen Land ein "großes Erlebnis,
das meinem Sport einen echten Schub gegeben haben dürfte."
Austrias Kapitän hat seinen Fokus aber wieder voll auf den
VfL gerichtet. Normalerweise sei es kaum möglich, mit
Gummersbach gegen den THW zu gewinnen, sagt er. "Es
sei denn, da kommen einige spezielle Dinge zusammen."
Genau die hat Szilagyi ausgemacht:
Erstens sei es ein Pokalspiel, zweitens gäbe es eine
lange Pause zum letzten Clubspiel und drittens "spielt unsere
kleine Halle eine große Rolle." Außerdem: Es gebe
viele VfL-Spieler, die das fantastische Erlebnis Final Four
kennen würden, warnt Viktor Szilagyi,
"da muss Kiel sehr gut sein, um zu bestehen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 06.02.2010)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
VfL Gummersbach - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: DSF
So., ab 16.00 Uhr: VfL Gummersbach - THW Kiel
live aus der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.