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24.-26.09.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.09.2009 Bundesliga

THW empfängt Altmeister VfL Gummersbach am Samstag

Update #3 KN-Vorbericht vom 26.09., "zebra"-Text über Viktor Szilagyi, Zebra-Journal-Text und KN-Vorbericht vom 25.09. ergänzt...

Das Team des VfL Gummersbach.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des VfL Gummersbach.
Die Saison 2009/10 nimmt so langsam richtig Fahrt auf: Vier Tage nach dem Einzug in die dritte DHB-Pokalrunde durch einen souveränen 34:26-Erfolg gegen die Füchse Berlin geht es am Samstag wieder um Bundesligapunkte für den THW Kiel. Zu Gast in der Sparkassen-Arena-Kiel ist dann Altmeister VfL Gummersbach, die Partie bildet den Auftakt zu sieben Pflichtspielen binnen drei Wochen. Der Anpfiff erfolgt um 15.00 Uhr, das DSF überträgt die Partie live im TV.
Dunkle Wolken hängen über den sportlichen Ambitionen des Altmeisters: Wieder einmal hat der VfL Gummersbach mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Doch auch davon will man sich bei den Oberbergischen nicht unterkriegen lassen.

Der Senkrechtstarter der vergangenen Saison: Linkshänder Adrian Pfahl.
Der Senkrechtstarter der vergangenen Saison: Linkshänder Adrian Pfahl.
Die Krise im Rheinland hat einen Namen: Zarko Markovic. Gekommen von MKB Veszprem sollte der montenegrinische Nationalspieler den ausgedünnten Rückraum des VfL Gummersbach verstärken. "Ich freue mich, bei solch einem bekannten Verein spielen zu dürfen. Es war mein Wunschtraum hierhin zu wechseln", hatte Markovic nach Bekanntwerden des Transfers mitteilen lassen - das war Anfang August. Nur einen Monat später war offenbar der Wunsch- zu einem Albtraum geworden. Markovic bat um die Auflösung seines Vertrages, gab "private Gründe" für seinen schnelle Rückkehr in seine Heimat an. Experten sahen in dieser Kehrtwende allerdings eine Folge der Ankündigung von VfL-Manager Francois-Xavier Houlet, mit den Spielern über einen Gehaltsverzicht verhandeln zu wollen. Mit der Saisonvorbereitung war beim zwölfmaligen Meister nämlich auch ein Schreckgespenst zurückgekehrt, was weder die TOYOTA Handball-Bundesliga, noch die betreffenden Vereine selbst in dieser Spielzeit auftauchen sehen wollten: dem VfL droht erneut der finanzielle Ruin.

Dabei wollten die Oberbergischen nach dem Gewinn des EHF-Pokals in der vergangenen Saison in eine neue, hoffnungsvolle Zukunft starten. Helfen sollte dabei auch das Geld, das der VfL für den vorzeitigen Wechsel von Rückraum-Star Momir Ilic an die Förde erhielt. Da neben Ilic mit Alexis Alvanos (zu den Rhein-Neckar Löwen) ein weiterer Rückraumspieler den Gummersbachern den Rücken zukehrte und der VfL mit Nandor Fazekas (zu MKB Veszprem) einen weiteren prominenten Abgang zu verkraften hatte, wurde der personelle Umbruch bei den Oberbergischen eingeleitet.
Gummersbachs neuer Torhüter aus Schweden: Herdeiro Lucau.
Gummersbachs neuer Torhüter aus Schweden: Herdeiro Lucau.
"Wir befinden uns in einer Art sportlicher Konsolidierungsphase und wollen auf die Jugend setzen, um hier kontinuierlich etwas aufzubauen", sagte Houlet - und legte als Saisonziel einen Platz in der ersten Tabellenhälfte fest. Tatsächlich kann der VfL mit dem Juniorenweltmeister Steffen Fäth von den Mannheimer Löwen und dem Ex-Kieler Aushilfstorwart Herdeiro Lucau vom schwedischen Vizemeister Guif Eskilstuna nur zwei Akteure mit - zumindest kurzer - Bundesligaerfahrung verpflichten. Mit einem der jüngsten Kader der Bundesliga versuchen die Oberbergischen also, an ehemalige, glanzvolle Zeiten anzuknüpfen (siehe auch Gegnerkader Gummersbach). "Auch wenn wir einen der jüngsten Kader haben, dürfen wir nicht schüchtern auftreten", forderte Houlet. In der jungen VfL-Herde hätte sicherlich einer vom Format Markovic sportlich helfen können, doch die Finanzen machten dem VfL einmal mehr einen Strich durch die Rechnung. "Dieser Sieg macht vieles leichter", hatte Houlet noch Anfang Juni nach dem EHF-Pokalsieg von einer sicheren Zukunft geträumt. Nicht einmal ein Vierteljahr später musste der Manager zugeben: "Ja, wir stecken in einem finanziellen Engpass." Wie schon im Vorjahr bei TuSEM Essen und der HSG Nordhorn machte daraufhin das böse Wort "Insovenz" die Runde. "So schlimm ist es nicht", wiegelte Houlet ab, "aber einige unserer Großsponsoren sind abgesprungen". Aufgrund der Wirtschaftskrise habe man diesen Verlust bis heute nicht kompensieren können. Wie in Flensburg mussten daraufhin die Spieler in die Pflicht genommen werden, ein 20-prozentiger Gehaltsverzicht sollte dem VfL über die ersten Wochen helfen. "Natürlich ist es ein schwerer Kampf, aber wir sind auch bereit zu kämpfen", gab sich Houlet optimistisch. "Die Mannschaft hat gut auf die problematische Situation in der vergangenen Woche reagiert und sich schnell bereit erklärt, dem Verein in der kritischen finanziellen Lage zu helfen."

Junioren-Nationalspieler Steffen Fäth von den Rhein-Neckar Löwen möchte in Gummersbach Spielpraxis sammeln.
Junioren-Nationalspieler Steffen Fäth von den Rhein-Neckar Löwen möchte in Gummersbach Spielpraxis sammeln.
Sein Trainer Sead Hasanefendic war allerdings gründlich bedient: "Natürlich hatte ich mir alles ganz anders vorgestellt", äußerte sich der VfL-Coach kritisch, "statt einer grundsätzlichen Verbesserung der Situation ist alles schwieriger geworden." Allerdings sehe er in dem Umbruch auch die Chance, von Grund auf etwas Neues zu formen. "Das Team ist talentiert, aber Fans und Umfeld müssen sich darüber im Klaren sein, dass wir in einer Bundesliga-Partie nie Favorit sein werden", bat Hasanefendic um Geduld mit seiner jungen Mannschaft, in der das ehemalige Zebra Viktor Szilagyi längst als Routinier zu einem der Schlüsselspieler geworden ist. 22/1 Tore erzielte der Österreicher in den ersten drei VfL-Spielen - hinter Karol Bielecki von den Löwen ist er damit aktuell der beste Feldtorschütze der Liga. Nach Kantersiegen gegen Aufsteiger Düsseldorf und bei der HSG Wetzlar fanden sich die Rheinländer nach dem 2. Spieltag sogar urplötzlich an der Tabellenspitze wieder (siehe auch Gegnerkurve VfL Gummersbach und Tabelle der TOYOTA HBL). Auf den Boden der Tatsachen geriet die Mannschaft allerdings schnell zurück, als man in der eigenen Eugen-Haas-Halle nur ein Unentschieden gegen Aufsteiger TuS N-Lübbecke erreichte und sich am Mittwoch im Pokalspiel vor gerade mal 900 Zuschauern gegen die HSG Wetzlar in 80 Spielminuten in die dritte Runde mühte. Erst nach zweimaliger Verlängerung setzte sich der VfL letztlich durch, 12/3 Tore von Adrian Pfahl und erneut starke 10/3 Treffer Szilagyis kämpften die Hessen nieder.

Das französische Sprungwunder auf Linksaußen: Audray Tuzolana.
Das französische Sprungwunder auf Linksaußen: Audray Tuzolana.
Für weitere Aufregung in Gummersbach sorgte zudem Düsseldorfs Manager Frank Flatten mit einem Protest gegen die Wertung des ersten Ligaspiels. "Wir wollen geklärt sehen, dass der VfL die Gehälter der Spieler bezahlt hat und die Spielberechtigungen zu Recht bekommen hat", erklärte Flatten den Protest, der von Gummersbachs Aufsichtsratsmitglied Claus Horstmann als "Populismus" abgekanzelt wurde. Wie dem auch sei: Es scheint so, als ob die dunklen Wolken über dem VfL Gummersbach sich nicht allzu schnell verziehen werden. Wieder einmal war es am Donnerstag aber Ex-Zebra Viktor Szilagyi, der ein positives Zeichen setzte: Trotz der finanziellen Turbulenzen verlängerte der 31-jährige Österreicher seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis Juni 2011. "Ich würde mich freuen, wenn wir die Erfolge wiederholen könnten, die wir im vergangenen Jahr erlebt haben. Es macht mir viel Spaß mit der Mannschaft zu arbeiten, auch wenn mir klar ist, dass es eine schwierige Saison werden kann. Ich glaube trotzdem daran, dass wir unsere Ziele erreichen können", hofft Szilagyi auf eine Kehrtwende in Gummersbach. Auch Houlet zeigte sich erfreut über die Verlängerung: "Viktor hat in den letzten Wochen gezeigt, wie wichtig er als erfahrener Spieler für die Mannschaft ist. Er ist einer derjenigen, der unsere junge Truppe führt und auf den richtigen Weg bringt."

Der THW Kiel geht somit als klarer Favorit in die Partie, obwohl die Bilanz der beiden Traditionsclubs mit 39 zu 33 Siegen für die "Zebras" recht ausgeglichen ausfällt. Bei den letzten 19 Pflichtspielduellen holten die Kieler allerdings 17 Siege, nur zweimal gelang dem VfL Gummersbach ein doppelter Punktgewinn. Für viele Fans allerdings noch unvergessen ist die Kieler Heimniederlage vom September 2006, als der THW in einer wahren Tempohatz mit 37:39 unterlag. Die beiden besten VfL-Torschützen von damals - Momir Ilic und Daniel Narcisse erzielten mehr als die Hälfte der Gästetreffer - stehen allerdings mittlerweile auf schwarz-weißer Seite, gemeinsam mit ihrem damaligen Trainer Alfred Gislason. In der vergangenen Spielzeit siegte der THW in der Sparkassen-Arena-Kiel dank acht Feldtreffern von Christian Zeitz mit 36:30, das letzte Pflichtspiel der beiden Teams entschieden die "Zebras" im DHB-Pokalfinale mit 30:24 (siehe auch Gegnerdaten Gummersbach).

Die Schiedsrichter der Partie am Samstag sind Lars Schaller (Leipzig) und Sebastian Wutzler (Frankenberg).

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Bitte lesen Sie auch

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Handball macht noch Spaß!

Die Wirtschaftskrise macht auch vor dem Sport nicht halt. Der VfL Gummersbach zählt zu den Klubs der Handball-Bundesliga, die derzeit mit finanziellen Problemen kämpfen. Ex-Zebra Viktor Szilagyi schildert die Situation.

Aktuell in Top-Form: Ex-Zebra Viktor Szilagyi.
Aktuell in Top-Form: Ex-Zebra Viktor Szilagyi.
Unverhofft kommt oft - unter diesem Motto könnten seine letzten Monate stehen. Sportlich lief alles bestens. "Ich war und bin absolut zufrieden mit der vergangenen Saison, meiner ersten beim VfL Gummersbach. Wir haben den EHF-Pokal gewonnen und standen im DHB-Pokalfinale dem THW Kiel gegenüber", sagt Szilagyi. Umso überraschender kam für den Österreicher dann die Nachricht der finanziellen Probleme seines Vereins. "Und dass es sogar schon beim ersten Monatsgehalt Probleme geben würde, haben wir alle nicht geahnt", schildert er die Situation. Ein wenig enttäuscht sei er von der Vereinsführung, denn eigentlich gehe man als Spieler davon aus, dass verantwortungsvoll und vernünftig gewirtschaftet würde. "Vor etwas mehr als einem Jahr hatte der Verein ambitionierte Ziele, die man mit der damals bestehenden Truppe sicherlich auch hätte erreichen können, wenn man sich peu a peu auf einigen Positionen weiter verstärkt hätte", so Szilagyi. Inzwischen haben aber Nandor Fazekas, Momir Ilic, Alexis Alvanos und Stanislaw Gorobtschuk den Verein verlassen, während meist junge Nachwuchsspieler dazu gekommen sind. "Wir haben ordentlich abspecken müssen und die Neuzugänge brauchen Zeit, um sich ins System zu integrieren, das ist ganz klar." Trotz alledem macht dem ehemaligen Kieler der Handball aber weiterhin Spaß, daran lässt Viktor Szilagyi keinen Zweifel. Man könne als Spieler an der ganzen Misere nichts ändern, müsse sein Bestes geben, das könne dem Verein wohl am meisten helfen - und müsse womöglich auch einige Einschnitte hinnehmen. "In der Mannschaft ist die wirtschaftlich angespannte Lage natürlich auch ein Thema, und besonders schwierig wird es, wenn von den Medien noch weitere Gerüchte gestreut werden", erklärt der Rückraumspieler. Sich da rein auf den Handball zu konzentrieren fiele schwer, sei aber das einzige, was einen noch ablenkt.

Das Spiel gegen seinen ehemaligen Verein, in seiner ehemaligen Heimat, lenkt den 31-Jährigen mit Sicherheit ab. Noch oft kommen seine Lebensgefährtin Nora und sein fast dreijähriger Sohn Ben nach Kiel. "Wir haben noch viele Freunde hier, und auch wenn ich mit den Jungs aus der Mannschaft spreche, fühlt es sich so an, als wäre ich gar nicht weg", schwärmt er. Besonders fehlt der kleinen Familie das Wasser - Spaziergänge am Strand mit Kind und Hund, das haben die Szilagyis immer geliebt. Genauso wie "Figo" seinen Hamburger SV geliebt hat. Seine Fußballleidenschaft für den Nordclub konnte der Österreicher aus Kiel hier oben perfekt ausleben. "Inzwischen habe ich mir angewöhnt, nur noch die Auswärtsspiele anzusehen. Zum Glück kommen die Jungs vom HSV oft genug in die Gegend von Gummersbach, so dass ich, wenn es der Spielplan zulässt, einige Male ins Stadion gehen kann." Am Samstag steht jedoch - trotz Heimspiel des HSV gegen den FC Bayern München - etwas anderes auf dem Plan. "Wir wollen in Kiel ein gutes Ergebnis erzielen und uns nicht von Anfang an geschlagen geben!"

(Von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009:

Der VfL Gummersbach wankt: Spieler müssen auf Gehalt verzichten

Wiederholt sich die Geschichte? Mit dem TuSEM Essen und der HSG Nordhorn gingen die letzten beiden deutschen Europapokal-Sieger in die Insolvenz. Dem Altmeister VfL Gummersbach, dem amtierenden EHF-Pokalsieger, steht jede Menge Arbeit bevor, um nicht den gleichen Weg zu gehen. Das Tafelsilber (Trainer Alfred Gislason und Momir Ilic nach Kiel, Gudjon Sigurdsson zu den Löwen) ist verscherbelt, mit den Verkäufen wurden die Löcher der letzten Spielzeiten gestopft.

Doch nun mussten Aufsichtsrats-Chef Claus Horstmann und Manager Francois-Xavier Houlet schon vor der Saison Farbe bekennen. "Wir müssen auf der Einnahmeseite noch einiges tun. Und wenn da nichts geschieht, müssen wir an die Ausgaben gehen", sagt Horstmann, im Hauptberuf Geschäftsführer des 1. FC Köln. Doch während bei den Geißböcken die Sponsoren Schlange stehen, herrscht beim VfL gähnendes Desinteresse.

Schlimmer noch: Nach dem Abgang von Stefan Hecker fühlen sich die Klein-Sponsoren im Stich gelassen, rund 25 Businessclub-Partner sprangen ab. Vermarkter IMG buchte zu Saisonbeginn angeblich 480.000 Euro Provision ab, außer zwei Premium-Partner schafften die Anzugträger aber auch nichts heran. So waren die Konten leer, bevor die Saison begann. 4,2 Millionen Euro müssen als Etat aber aufgebracht werden. Und so kam es am Montag, 24. August 2009, zur Krisensitzung. Nach Flensburger Vorbild sollen die VfL-Profis auf 20 Prozent der Gehälter verzichten. "Die Gehaltsstruktur ist nicht mehr refinanzierbar", sagt Horstmann. Die von Kiel, Hamburg, Lemgo und den Löwen angeheizte Gehaltsspirale zwingt nun auch den VfL Gummersbach in die Knie.

Dazu kam der mangelnde Zuschauerzuspruch in der riesigen Lanxess-Arena. Und so kämpfen die Gummersbacher seit zwei Jahren nur noch Rückzugsgefechte. Der scheinbar logische Schritt zurück nach Gummersbach nützt dabei nur bedingt: Allein die Anmietung des VIP-Zelts frisst viele der Einsparungen in der maroden Eugen-Haas-Halle wieder auf. Also sollen die Spieler verzichten. Auf eine kollektive Zusage konnte man sich allerdings nicht einigen. "Wir müssen das Ganze erstmal verarbeiten. Vor zwei Jahren wollten wir um die Top drei mitspielen, jetzt wollen wir unter die ersten Zwölf. Das muss man erstmal verdauen", sagt der Olympia-Zweite Robert Gunnarsson, neuer Kapitän in Gummersbach. Wie lange er es noch bleibt, ist fraglich. Denn wer den Gehaltsverzicht nicht akzeptiert, bekommt wohl die Freigabe. Heißt: Stars wie Gunnarsson, Goran Stojanovic oder Vedran Zrnic könnten noch vor Saisonbeginn den Klub verlassen.

Wie man unter diesen Voraussetzungen noch Zuschauer zu den neun Spielen in Köln locken will? "Wir haben ein tolles Konzept mit jungen deutschen Spielern. Wenn die neue Halle in Gummersbach kommt, wollen wir wieder angreifen", sagt Boss Horstmann. Doch durch Kommunal-Wahlkampf wurde auch das Thema Hallen-Neubau auf die lange Bank geschoben.

So wird der VfL links und rechts überholt, will mit jungen Deutschen den Neustart wagen. Die Erfolgsaussichten? Naja. Der letzte Klub, der in Köln so ein Konzept formulierte, waren die Köln 99ers, immerhin deutscher Meister 2006. Wenige Monate später gingen die Basketballer in die Insolvenz...

(aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2009:

Gummersbach: Gibt es keine neue Halle, gehen die Lichter aus

Handball-Bundesliga: Nächster THW-Gegner kämpft um seine Existenz
Gummersbach - Am Dienstag hatte Francois-Xavier Houlet Abschlussprüfung. Der Manager des VfL Gummersbach stellte in Frankreich seine Diplomarbeit in Sportmanagement vor, er darf sich nun "European Master" nennen. Das Thema: Die Rückkehr des oberbergischen Traditionsklubs in die Bundesliga-Spitze - wirtschaftlich wie sportlich. Mit der Realität hat das beim VfL, der morgen Nachmittag, am vierten Spieltag der Handball-Bundesliga (HBL), in Kiel zu Gast sein wird, nur am Rande zu tun. Einen Tag vorher hatte noch Frank Bohmann vor der Geschäftsstelle des EHF-Pokalsiegers gestanden. "Wir wollten uns vor Ort ein Bild machen", sagte der HBL-Boss. "Derzeit sind keine Verstöße gegen das Lizenzierungsverfahren erkennbar."

Für das Treffen mit den Liga-Funktionären war eigens auch Claus Horstmann angereist. Der Aufsichtsrats-Chef ließ die Geschäfte beim 1. FC Köln an diesem Tag liegen. Sonst kämpft er neben seinem Fulltime-Job als Finanzchef des Fußball-Bundesligisten an allen Fronten. "Wenn meine Frau ins Bett geht, setze ich mich wieder an den Schreibtisch", sagt Horstmann. "Wir müssen uns jetzt erst konsolidieren, wollen dann mittel- bis langfristig ins obere Drittel zurückkehren."

Doch ausbleibende Sponsorenzahlungen, Kündigungen im Business-Bereich und andere Belastungen trieben die Zahlen schon zu Saisonbeginn in den roten Bereich - trotz des Verkaufs von Momir Ilic (THW Kiel). Mittlerweile sind die Gehälter aber bezahlt, weil eine erste Tranche (500 000 Euro) der ausstehenden Gelder angekommen ist. "Wir sehen jetzt schon mehr Licht am Ende des Tunnels", sagt Houlet. Aber: Mit Keeper Goran Stojanovic, Vedran Zrnic und Drago Vukovic haben alle Stars von Spielerberater Sascha Bratic dem Gehaltsverzicht von 20 Prozent noch nicht zugestimmt. Dagegen soll der Ex-Kieler Viktor Szilagyi sich zum Bleiben bereit erklärt haben - ihm wurde im Gegenzug eine Vertragsverlängerung versprochen. "Die Gespräche mit Stojanovic laufen gut. Aber wir kommen immer wieder an den Punkt, wo es auf den Berater ankommt", sagt Houlet, der kein Freund von Bratic ist.

Aber der Berater ist nicht sein einziger Gegner. Gerüchte, dass eine Gruppe, zu der auch der langjährige Förderer Jochen Kienbaum gehören soll, an seinem Stuhl sägt, halten sich hartnäckig. Das Problem: Intern hat Horstmann klargemacht, dass er dann seinen Hut nimmt. Doch diese Querelen sind das letzte, was der VfL derzeit gebrauchen kann. "Alles steht und fällt mit der neuen Halle in Gummersbach", erzählt Houlet. Denn weder die riesige und teure Kölnarena noch die marode Eugen-Haas-Halle sind zukunftsfähige Spielstätten. Houlet: "Die neue Halle ist ein zentrales Thema in meiner Diplomarbeit." Wie es weitergehen soll, wenn das geplante Einkaufszentrum mit integrierter Halle nicht realisiert wird, darüber schweigt der Franzose in dem Papier. Aber man muss kein Prophet sein, um zu sagen: Dann wird es keinen Bundesliga-Handball im Oberbergischen mehr geben.

(von Alexander Haubrichs, aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2009:

Szilagyi: "Wir haben eine Mannschaft mit Charakter"

Tabellensechster der Handball-Bundesliga vor dem Gastspiel beim THW Kiel selbstbewusst
Kiel - Zeit für Klassiker in der Handball-Bundesliga: Der THW Kiel empfängt heute (15 Uhr) den VfL Gummersbach. 27 Meisterschaften unter einem Dach, der Tabellenführer erwartet den noch unbesiegten Sechsten, das DSF überträgt live - der Rahmen könnte kaum besser sein.

Zudem haben die "Zebras" schlechte Erinnerungen an die Gäste. Der 6. September 2006 ist unvergessen, verliert der Rekordmeister doch so selten zu Hause, dass er sich an jede Niederlage erinnern kann. Drei Jahre war der THW in der Bundesliga unbesiegt, als der VfL die Ostseehalle (39:37) stürmte. Haben die Oberbergischen der Gegenwart die Klasse, dieses Kunststück zu wiederholen? Eher nicht. Die VfL-Helden hießen damals Alfred Gislason (Trainer), Momir Ilic (11 Tore), Daniel Narcisse (9), "Goggi" Sigurdsson (8) und Goran Stojanovic (Torhüter). Sigurdsson ist ein "Löwe" geworden, Gislason, Ilic und Narcisse "Zebras".

"Die Chance, das Match zu gewinnen, ist gering", meint VfL-Manager Francois-Xavier Houlet, der sich dennoch auf Kiel freut. "In diesem Tempel wurde in den vergangenen 15 Jahren der stärkste Handball in Europa gespielt."

Positive Erlebnisse am Arbeitsplatz sind für ihn selten geworden, muss er doch angesichts leerer Kassen die Spieler von einem 20-prozentigen Gehaltsverzicht überzeugen. Keine leichte Aufgabe, zumal die Geldpolitik undurchsichtig ist. Allein für drei der Helden des 6. September - Gislason, Ilic und Sigurdsson - kassierte der Traditionsclub rund 1,6 Millionen Euro Ablöse. Wo ist das Geld geblieben?

Entsprechend erleichtert vermeldete der Club deshalb, dass Viktor Szilagyi bis 2011 verlängert hat. "Figo", durch seine Jahre in Kiel ein fester Bestandteil in den Herzen der THW-Fans, ist der Kopf der jungen Truppe. Mit 21 Toren ist der Österreicher sogar die Nummer zwei in der Liste der Feldtorschützen hinter Karol Bielecki (22/RN-Löwen). "Wir haben eine Mannschaft mit Charakter", sagt der 31-Jährige. "Das hat sie mit guten Ergebnissen in dieser schwierigen Phase bewiesen." Deshalb will sich Szilagyi auch nicht als krasser Außenseiter einstufen lassen. "Wir fahren nicht nach Kiel, um dort einfach die Punkte abzuliefern. Gibt es eine kleine Chance, dann packen wir sie auch am Schopf."

Wie sehr die Finanzen aber die Länge der Personaldecke beeinflusst, lässt sich an der Liste der Neuzugänge ablesen. Der montenegrinische Nationalspieler Zarko Markovic zog sein Ja-Wort aus "persönlichen Gründen" zurück. Zu einem Zeitpunkt, als beim VfL der Gehaltsverzicht diskutiert wurde. Der starke Linkshänder Adrian Pfahl wurde von Balingen abgelöst, nachdem er kurz zuvor an den Ligakonkurrenten verkauft worden war. Bleiben Junioren-Weltmeister Steffen Fäth, ausgeliehen von den "Löwen", und der junge Schwede Herdeiro Lucau, der auch schon in Kiel zwischen den Pfosten ausgeholfen hat.

"Der Kader hat sicher nicht die Breite wie unserer", weiß auch Gislason, der die Saisonspiele des VfL gegen Düsseldorf (31:18), Wetzlar (32:24) und Lübbecke (32:32) intensiv studiert hat. Die Erkenntnis: "Die erste Sieben kann jede Mannschaft schlagen." Das überraschende Remis in eigener Halle gegen Aufsteiger Lübbecke dürfe nicht zu falschen Schlüssen führen. "Lübbecke durfte da sehr hart spielen, allein Szilagyi hat fünf richtige Breitseiten bekommen." Vor ihm, dem Kroaten Drago Vukovic und eben Stojanovic hat er größten Respekt. "Hat Stojanovic einen guten Tag, wird es richtig schwer." So wie am 6. September, als der Mann mit den unglaublichen Reflexen 22 Bälle parierte.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.09.2009)

 


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