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04./05.03.2009 - Letzte Aktualisierung: 05.03.2009 Bundesliga

THW gewinnt nach großem Kampf gegen Gummersbach

Bundesliga, 23. Spieltag: 04.03.2009, Mi., 20.15: THW Kiel - VfL Gummersbach: 36:30 (17:15)
Update #3 Spielbericht der KN, Spielbericht, Fotos und Stimmen ergänzt...

Engagiert an der Seitenlinie: Gegen seinen Ex-Klub gab es für Trainer Alfred Gislason einige Aufreger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Engagiert an der Seitenlinie: Gegen seinen Ex-Klub gab es für Trainer Alfred Gislason einige Aufreger.
Die Mannschaft des THW Kiel hat sich von den Querelen der letzten Tage nicht irritieren lassen: Gegen den im Jahr 2009 ungeschlagenen VfL Gummersbach fuhren die Zebras am Mittwoch Abend den 22. Bundesliga-Sieg in Folge ein und festigten damit ihre souveräne Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Allerdings lieferten sich beide Teams beim Kieler 36:30 (17:15)-Sieg einen harten Kampf, den der THW letztlich zwischen der 46. und 51. Minute entschied, als man von 25:24 auf 30:24 davonzog. Überragend agierte Vid Kavticnik, der neun seiner insgesamt zwölf Treffer vor der Pause erzielte. Ebenfalls stark: Christian Zeitz, der achtmal traf.
Still war es in der wie immer ausverkauften Sparkassen-Arena, als mit einer Schweigeminute des gestern bei einem Handballländerspiel urplötzlich verstorbenen Sebastian Faißt vom TSV Dormagen gedacht wurde.

Gespannte Stille herrschte auch, als Hallensprecher Rolf Körting vor dem Anpfiff die Presseerklärung des Präsidiums der Handball-Bundesliga e.V. zu den Geschehnissen der letzten Tage verlas. Dann wurde wieder Handball gespielt. Die Zebras mussten dabei erneut auf ihren Kapitän Stefan Lövgren verzichten, der sich zwar warmmachte, für den ein Einsatz jedoch zu früh kam. Ebenfalls zunächst auf der Bank blieb Nikola Karabatic, dessen Kniebeschwerden einen Einsatz von Beginn an unmöglich machten. Für die beiden etatmäßigen Regisseure bekleidete wie zuletzt beim Sieg in Großwallstadt Kim Andersson die Mittelposition.

Viktor Szilagyi zeigte gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen seine Fähigkeiten als Spielermacher und Torschütze: Drei Treffer gingen auf das Konto des Österreichers.
Klicken Sie zum Vergrößern! Viktor Szilagyi zeigte gegen seine ehemaligen Mannschaftskollegen seine Fähigkeiten als Spielermacher und Torschütze: Drei Treffer gingen auf das Konto des Österreichers.
Die Akzente setzte nach Kavticniks 1:0 jedoch zunächst der Gast. Ilic, Zrnic und das Sprungwunder Tuzolana mit einem beidfüßig abgesprungenen Stemmwurf brachten den VfL mit 3:1 in Führung. Der THW hatte in den ersten Minuten vor allem das gespann Andersson/Kavticnik entgegenzusetzen. So war es auch der überall auftauchende Rechtsaußen, der mit zwei Treffern den Ausgleich markierte. Dominik Klein brachte den THW dann mit einem fantastischen Dreher zum 4:3 (9.) wieder in Führung, die Zrnic aber umgehend egalisieren konnte. Filip Jicha, dem die Strapazen der letzten beiden Spiele mit Grippebeschwerden deutlich anzumerken waren, scheiterte Stojanovic im VfL-Kasten, fing in der Rückwärtsbewegung aber den Pass der Gummersbacher ab und bediente erneut Kavticnik. Dessen 5:4 ließ Zeitz das 6:4 folgen - die erste Zwei-Tore-Führung des THW, bei dem Andersson weiterhin vor allem in Kavticnik einen dankbaren Abnehmer für seine Pässe fand, während Zeitz mit tollen Einzelaktionen Löcher in die gut stehende Deckung der Oberbergischen riss. So auch beim 11:9 (19.) oder 13:11, als der Kieler Halbrechte zwei Gegenspieler "auswackelte" und mit 109 km/h traf. Doch weil Ilic mit etwas Fortune gegen den glücklosen Omeyer zwei Siebenmeter verwandeln konnte, blieben die Gäste dran. Jicha mit seinem einzigen Tor erzielte den verdienten, wenn auch knappen 17:15-Halbzeitstand.

"Regisseur" Kim Andersson erzielte seine vier  Tore allesamt in der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! "Regisseur" Kim Andersson erzielte seine vier Tore allesamt in der zweiten Halbzeit.
Andersson, Kavticnik und Klein waren es, die nach Wiederanpfiff mit drei Toren in Folge den THW beim 22:18 (38.) erstmals mit vier Toren in Führung brachte. In überzahl, Ahlmz war für zwei Minuten auf die Bank geschickt worden, sorgten der in der zweiten Hälfte Akzente setzende Alvanos und erneut Zrnic für den Anschluss. Karabatic, der in der 35. Minute von Gislason aufs Feld geschickt wurde, um den Rückraumdruck auf die sicher stehende Gästeabwehr zu erhöhen, bediente dann in Unterzahl den an den Kreis eingelaufenen Klein, der mit einem Beinahe-Kempa-Wurf zum 23:20 traf. Doch der VfL ließ sich nicht abschütteln, zwei weitre Ilic-Tore später waren die Oberbergischen beim 24:25 (46.) wieder dran - und dann kam Karabatic. Mit seiner bekannten Durchschlagskraft erzielte er das 26:24, nach Kavticniks 103-km/h-Siebenmeter und Anderssons Tempogegenstoß nach einer der nun immer zum richtigen Zeitpunkt kommenden Omeyer-Paraden war es erneut der Weltmeister im THW-Team, der in dieser durch zahlreiche umstrittene Pfiffe des bis dahin souverän auftretenden Schiedsrichterinnen-Gespanns hektischen Phase das 29:24 erzielte. Als Kim Andersson kurz darauf in Unterzahl zum 30:24 traf (51.), standen die Fans in der Sparkassen-Arena förmlich Kopf. Fünf Minuten, in denen die Kieler Defensive mit Omeyer Beton angemischt hatte, sorgten für die Vorentscheidung. Fünf Tore in Folge und nun auch immer die postwendende Antwort auf die Ilic-Treffer: Der THW Kiel hatte sich, nun angeführt von einem bärenstarken Karabatic richtig in die Partie gekämpft. Umso bedauerlicher, dass er nach einem tollen Pass auf Klein, den dieser zum 33:27 (56.) verwertete, wieder mit Knieschmerzen das Feld verlassen musste.
Ein hartes Stück Arbeit war die Partie auch für den immer noch von einer Grippe geschwächten Filip Jicha.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ein hartes Stück Arbeit war die Partie auch für den immer noch von einer Grippe geschwächten Filip Jicha.
Während sich die medizinische Abteilung um Karabatic kümmerte, zeigte Zeitz noch zweimal seine tolle Form der vergangenen Wochen.

Am Ende holte die Kieler Rumpftruppe zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um den Titel - kein Wunder, dass die Fans den Erfolg mit stehenden Ovationen feierten. Am kommenden Sonnabend wartet mit Ciudad Real eines der besten Teams der Welt auf die wacker kämpfende Zebraherde. Neuer Wettbewerb, altes Ziel: Mit einem Sieg wollen die Zebras ihre weiße Weste wahren und den Gruppensieg in der Champions-League-Hautprunde einfahren. Ein hartes Stück Arbeit - aber die Moral und der bedingungslose Einsatz des THW Kiel lassen für die kommenden schweren Aufgaben hoffen.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war für uns ein sehr schwieriges Spiel, weil wir weiterhin auf Stefan, Nikola und Börge verzichten mussten. Außerdem ist Filip seine Grippe noch immer nicht richtig los.

Gummersbach hat heute sehr gut begonnen: Schlau im Angriff, gut in der Deckung und Goran Stojanovic hat stark gehalten. In der zweiten Halbzeit haben wir dann besser gedeckt. Es war sehr wichtig für uns, dass Nikola eine Viertelstunde spielen konnte, in der Phase konnten wir uns absetzen.

Ein großes Kompliment an beide Mannschaften. Die Differenz von sechs Toren hätte geringer sein können, oder sogar müssen.

[zu den Schiedsrichterentscheidungen:]
Wir waren alle ein bisschen gereizt, das war sicher nicht vorbildlich. Ich war mit einigen Pfiffen heute nicht einverstanden, aber das ist bei jedem Spiel so.

[zu Nikola Karabatic:]
Ich glaube nicht, dass er sich heute neu verletzt hat. Er hat halt kleine Probleme mit dem Fußgelenk seit dem Spiel bei Gudme, dazu noch Ärger mit seinem Knie. Das ist alles gereizt.

[zu Stefan Lövgren:]
Ich hoffe natürlich, dass er am Samstag gegen Ciudad Real spielen kann, bin aber pessimistisch. Stefan hat nicht ein einziges Mal mit uns trainieren können. Würde ich ihn bitten zu spielen, würde er es sofort machen - aber das könnte seine Verletzungszeit verlängern.

[zu den Bestechungsvorwürfen:]
Ich möchte mich dazu nicht äußern. Die ganze Saison über hat die Mannschaft super gearbeitet trotz der vielen Unruhen. Ich finde, dass dies häufig etwas untergegangen ist.

VfL-Trainer Sead Hasanefendic:
In Kiel ist es eigentlich immer das gleiche bei den Pressekonferenzen, nur die Höhe der Niederlage ist noch die Frage. Wir haben versucht, mit dem THW mitzuhalten und dies ganz gut gemacht. Daher lagen wir immer nur ein bis zwei Tore zurück - und dabei haben wir sogar einige klare Chancen ausgelassen.

Zur Halbzeit haben wir daher noch ein bisschen von einer Überraschung geträumt. Aber in wichtigen Momenten kommt dann beim THW ein Nikola Karabatic, bei uns kommen hingegen Juniorenspieler - das macht den Unterschied aus. Wir konzentrieren uns jetzt zunächst auf das DHB-Pokalviertelfinale nächste Woche und dann auf den EHF-Pokal.

Hier in Kiel herrscht immer ein tolles Ambiente und großartige Stimmung, ich war ja nun vier oder fünf Jahre nicht mehr hier.


23. Spieltag: 04.03.09, Mi., 20.15: THW Kiel - VfL Gummersbach: 36:30 (17:15)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 11 Paraden), Palicka (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Andersson (5), Lundström, Kavticnik (12/6), Anic (n.e.), Lövgren (n.e.), Ahlm (3), Zeitz (8), Karabatic (3), Klein (4), Jicha (1); Trainer: Gislason
Logo VfL Gummersbach:
Stojanovic (1.-60., 12 Paraden), Gorobtschuk (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Krantz, Vukovic, Ilic (11/5), Teppich, Gunnarsson (3), Alvanos (6), Szilagyi (3), Pfahl, Zrnic (5), Tuzolana (2), Rahmel, Lützelbeger; Trainer: Hasanefendic
Schiedsrichterinnen:
Ehrmann-Wolf/Künzig (Odenthal/Karlsruhe)
Zeitstrafen:
THW: 3 (ahlm (38.), 2x Klein (41., 49.));
VfL: 3 (2x Alvanos (26., 47.), Ilic (48.))
Siebenmeter:
THW: 6/6;
VfL: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (3.), 1:3 (6.), 4:3 (9.), 6:6 (12.), 8:7 (15.), 10:9 (18.), 12:11 (21.), 14:12 (24.), 15:13 (27.), 17:15;
2. Hz.: 18:17 (33.), 21:18 (36.), 22:19 (39.), 23:21 (42.), 25:23 (45.), 28:24 (48.), 30:24 (51.), 32:26 (54.), 34:28 (57.), 36:30.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2009:

Antwort mit Linkshänder-Leidenschaft

THW Kiel siegt 36:30 gegen Gummersbach
Kiel - Die Mannschaft des THW Kiel hat das Beben dieser Woche unbeschadet überstanden. Gestern Abend bezwangen die "Zebras" in der Ersten Handball-Bundesliga den VfL Gummersbach mit 36:30 (17:15).

Eindrucksvoll gab das Team von Trainer Alfred Gislason auf dem Feld der ausverkauften Sparkassen-Arena die Antwort auf einen Skandal, der weiterhin kaum greifbar erscheint. Ohne Stefan Lövgren und Nikola Karabatic begannen die Kieler erneut mit Kim Andersson in der Rückraum-Mitte. Die Linkshänder-Leidenschaft dieses Tages komplettierten Rechtsaußen Vid Kavticnik und Christian Zeitz auf Halbrechts eindrucksvoll. 13 der ersten 14 Tore des THW gingen auf ihr Konto. Kavticnik, der allein vor der Pause neun seiner zwölf Tore erzielte, profitierte davon, dass Andersson und seine Nebenleute das Spiel schnell und breit aufzogen. Der Slowene traf trickreich von außen, zog kraftvoll in den Rückraum, behielt vom Siebenmeterpunkt die Nerven. Zeitz leistete sich zwar mehr Fehlwürfe, zeigte jedoch neben tollen Anspielen an den Kreis auch Klasse-Schlagwürfe wie beim 16:14 (28.).

Schon nach neun Minuten hatte VfL-Coach Sead Hasanefendic das Gummersbacher Spiel umgestellt. Er brachte den mit viel Applaus begrüßten Ex-Kieler Viktor Szilagyi ("Ein schöner Empfang") als Regisseur für Drago Vukovic. 51 Minuten lang war es daraufhin schön anzusehen, dass Szilagyi nach all seinem Verletzungspech wieder zu alter Klasse zurückgefunden hat und das Spiel seiner Mannschaft kreativ, in entscheidenden Momenten auch energisch leitete. Stärkster Gummersbacher war jedoch der grandiose Momir Ilic mit elf Treffern.

Auch gestern war die Chronologie eines THW-Spiels wie so oft wieder einmal keine weite, die große Bögen spannt. Sie las sich vielmehr so, dass der THW zwischen der 46. und 51. Minute innerhalb von nur fünf Minuten die Partie für sich entschied. Bis zur Mitte der zweiten Halbzeit hatten die Kieler alle Mühe mit dem seit dem Jahreswechsel bissigen Gegner. Egal ob aus dem Rückraum (Ilic, Alvanos), von Rechtsaußen (Zrnic) oder Linksaußen (Tuzolana) - der VfL verlangte den "Zebras" viel ab. Weil hinzu kam, dass die Schiedsrichterinnen Jutta Ehrmann-Wolf und Susanne Künzig (Odenthal/Karlsruhe) eine der schlechtesten in dieser Saison gesehenen Leistungen boten, dauerte es sogar noch eine Weile länger, bis sich der THW abzusetzen vermochte. Von 25:24 (46.) auf 30:24 (51.) - so sehen sie aus, diese schwarz-weißen Fünf-Minuten-Lehrstücke. Dominik Klein störte jetzt vorgezogen die Laufwege des Serben Ilic. Nikola Karabatic versah sein Comeback (35.) mit Druck, Toren und gewohnter Unberechenbarkeit. Kim Andersson, der jetzt wieder auf Halbrechts agierte, steuerte die Tore der Marke "supercool", deren Bälle eine Abwehr durchschlagen können, als sei sie unsichtbar, zur Tempoverschärfung bei.

"Der THW ist eine Nummer größer in seiner Qualität. Meine Mannschaft hat aber sehr gut gespielt, auch wenn wir mit viel Realismus nach Hause fahren", sagte VfL-Coach Hasanefendic. Alfred Gislason freute sich über Karabatic' Rückkehr und lobte den Gegner ("schlau gespielt"). Christian Zeitz freute sich ebenso: "Mit Nikola läuft es sowieso." Und Dominik Klein fasste in Worte, was 10 250 in der Halle mit eigenen Augen gesehen hatten: "Emotional lasse ich den Skandal nicht an mich heran."

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.03.2009)


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