 |
Die Kieler Abwebr bekam Rastko Stojkovic besonders in der
ersten Halbzeit nicht in den Griff: Der Serbe erzielte vor
dem Wechsel zehn seiner 13 Treffer.
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Mehr Mühe als erwartet hatte der THW Kiel am Sonntag im dritten Heimspiel
in der
Champions League. Der polnische
Meister KS Vive Kielce ließ sich vor 10.000 Zuschauern in der Sparkassen-Arena-Kiel
bis in die Schlussphase nicht entscheidend abhängen. Letztlich aber gewannen
die "Zebras" verdient mit 33:29 (16:13) und sammelten damit zwei weitere Punkte.
Während bei den Gastgebern
Marcus Ahlm,
Momir Ilic
und
Filip Jicha mit sechs Treffern die besten
Schützen waren, ragte bei Kielce der serbische Kreisläufer Rastko Stojkovic
mit 13/5 Toren heraus.
Alfred Gislason setzte gegen Kielce zu Beginn auf
die Rückraumachse
Ilic/
Jicha/
Zeitz,
auf die deutschen Nationalspieler
Klein und
Sprenger auf den Außenpositionen, Kapitän
Marcus Ahlm am Kreis und
Thierry Omeyer
im Tor. Doch diese Formation kam gegen eine robuste 6:0-Deckung der
Gäste zunächst nicht richtig zum Zug. Obwohl die norwegischen
Unparteiischen
Andersen/Sodal
bereits früh zwei Polen auf die Strafbank schickten, unterliefen
den Kielern Fehlpässe, technische Fehler und ungenaue Würfe am
Fließband. Da zudem der dänische Keeper Marcus Cleverly stark begann
und einen Strafwurf
Jichas sowie einen
Gegenstoß
Sprengers mit großartigen Reflexen
parierte, stand es nach zehn Spielminuten durch Treffer von
Jachlewski und Stojkovic auf Seiten der Gäste sowie Tore von
Jicha,
Ahlm
und
Sprenger gerade einmal 3:2 für den THW.
Als
Momir Ilic mit einem 111km/h-Geschoss
das 4:2 erzielte und in der 13. Minute sogleich nachlegte, indem er einen von
Marcus Ahlm herausgeholten Siebenmeter
verwandelte, schien das Spiel schnell seinen erwarteten Gang zu
nehmen - zumal Kielce zu diesem Zeitpunkt seit elf Minuten auf
einen eigenen Treffer wartete. Doch der polnische Meister kam nun
besser ins Spiel: Der flinke Spielmacher Henrik Knudsen wirbelte,
die Halben Zaremba und insbesondere Michal Jurecki übten Druck auf
die Kieler Deckung aus. Diese wirkte zeitweise etwas schläfrig und
verlor besonders Kreisläufer Rastko Stojkovic immer wieder aus den
Augen. Der Serbe, einst für Pfullingen und Nordhorn in der Bundesliga
aktiv, nutzte seine Chancen konsequent und war einzig durch Regelwidrigkeiten
zu stoppen. Da Stojkovic auch als Siebenmeterspezialist bei Kielce
fungiert, brachte der 29-Jährige seine Farben fast im Alleingang
in die Partie zurück. Für die nächsten sechs Treffer Kielces zeigte
sich der Kreisläufer so verantwortlich, nach seinem verwandelten
Strafwurf zum 8:8 (20.) ging die Partie somit quasi von vorne los.
 |
Mit Aron Palmarsson wehte
frischer Wind im Kieler Angriff. Der Isländer erzielte
drei Treffer.
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Alfred Gislason hatte mittlerweile
Aron Palmarsson auf die Spielmacherposition
beordert, mit ihm wurde das Kieler Angriffsspiel ein wenig flüssiger.
Mit der schnellen Mitte und zweiten Welle nutzten die "Zebras" die zwei
bis drei Spezialistenwechsel Wentas nun konsequent aus,
drei Treffer des auf der Halbposition aufblühenden
Jichas und ein Tor
Palmarssons
brachten dem THW eine 12:9-Führung. Doch
Filip Jicha
wurde in seiner besten Phase jäh gestoppt: Während sich der Tscheche sein
leicht blutendes linkes Knie verbinden ließ, ging die große Stojkovic-Show
in die nächste Runde. Drei weitere Treffer setzte Kielces Kreisläufer noch
bis zum Pausenpfiff, so dass beim Halbzeitstand von 16:13 noch alles möglich
schien für die Gäste.
Nach dem Seitenwechsel legten die Polen sogar nach: Zwar glänzte endlich
der im ersten Durchgang unauffällige Christian Zeitz
mit zwei tollen Treffern, doch Knudsen, Jurecki und zum elften Mal
Stojkovic sorgten dafür, dass sich Kielce weiterhin berechtigte Hoffnungen
auf einen Punktgewinn machen konnte. Als Christian Sprenger
dann einen weiteren Gegenstoß am in 1:1-Situationen starken Cleverly nicht
vorbeibringen konnte, Ahlm nach fester Umklammerung
bei seinem Wurf keinen Freiwurf zugesprochen bekam und Klein
einen Dreher am Tor vorbei setzte, verkürzte Kielce durch zwei Treffer Jachlewskis
beim 18:19 (38.) sogar wieder bis auf ein Tor. In dieser Phase schienen die Kieler
Spieler mehr mit den Entscheidungen der norwegischen Schiedsrichter zu hadern
als mit ihrer eigenen Leistung. Dennoch gaben die "Zebras" das Spiel nicht aus
ihrer Hand und erhöhten durch den vom Siebenmeterpunkt sicheren Ilic
und einen Treffer Ahlms nach schönem Zeitz-Anspiel
wieder auf 21:18, ehe Thierry Omeyer endlich erstmals
gegen Stojkovic parieren konnte.
 |
Besonders in der zweiten Halbzeit konnte sich
Marcus Ahlm auszeichnen,
ihm gelangen dort fünf seiner sechs Treffer.
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Eine Initialzündung für das Kieler Spiel gab aber auch diese Situation nicht her.
Und auch, als
Sprenger mit einem feinen Dreher und
der im zweiten Durchgang starke
Marcus Ahlm beim 25:21 (46.)
erstmals seit Wiederanpfiff wieder einen Vier-Tore-Vorsprung herauswarfen,
gaben sich die Polen nicht geschlagen. Zwar hatte die Kieler Abwehr nun endlich
Rastko Stojkovic einigermaßen unter Kontrolle, dafür aber übernahmen nun
Knudsen und der ehemalige Mannheimer Mariusz Jurasik das Torewerfen. In
Überzahl -
Daniel Kubes musste für zwei Minuten auf
die Bank - verkürzten Jurasik und Jachlewski fünf Minuten vor Schluss noch
einmal auf 26:29 und hofften weiter auf den ersten Punktgewinn. Doch der THW
antwortete nun meisterlich: Mit einem Kempa-Pass von
Jicha
auf
Sprenger erhöhten die Kieler auf 30:26, dann
parierte
Omeyer gegen Jachlewski, den Gegenstoß
nutzte
Christian Zeitz mit einem 108km/h-Kracher
zum vorentscheidenden 31:26. Letztlich stand ein 33:29-Erfolg für den THW Kiel
zu Buche, mit dem wohl beide Mannschaften leben konnten. Die "Zebras" sammelten
die erhofften und eingeplanten Punkte, die Gäste aus Kielce immerhin eine Menge
Selbstvertrauen und die Erkenntnis, mit den "großen" Mannschaften Europas mithalten
zu können. Allerdings dürfte dem THW Kiel klar sein, dass eine deutliche
Leistungssteigerung notwendig sein wird, um am Mittwoch im Nordderby bei der
SG Flensburg-Handewitt zwei Bundesligapunkte aus der Campushalle zu entführen.
Bereits am Samstag bezwang zum Auftakt des dritten Spieltags in
der Gruppe A der FC Barcelona (ESP)
den slowenischen Meister RK Celje im "Palau Blaugrana" deutlich mit 44:33 (22:15).
Am frühen Sonntagabend gelang den Rhein-Neckar Löwen schließlich im
dritten Spiel der dritte Sieg und liegt nach dem 37:22 (19:11)-Heimerfolg
über Chambery Savoie (HB) weiter an der Tabellenspitze.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch
Ich hatte mir die ersten beiden Spiele von Kielce angeguckt. Heute haben
sie viel besser gespielt, es war sehr schwer für uns. Unsere Deckung stand
nicht gut, wir haben vor allem den Kreis nicht in den Griff bekommen. Vorne
haben wir viele klare Chancen verworfen. Wir sind froh, gewonnen zu haben,
aber wir haben in den kommenden Wochen noch viel Arbeit vor uns.
Kielces Trainer Bogdan Wenta:
Glückwunsch an Alfred und den THW. Wenn jemand
vor dem Spiel angeboten hätte, wir würden hier mit vier Toren verlieren,
hätte ich das sofort angenommen. Der THW war zwar über 60 Minuten das bessere
Team, aber insgesamt können wir mit unserer Leistung zufrieden sein.
Wir haben die schnelle Mitte und die zweite Welle heute gut genutzt,
in der Abwehr müssen wir aber zulegen.
Kielces Torhüter Marcus Cleverly:
Es war schön zu sehen, dass wir hierher gekommen sind, um etwas zu holen.
Wir haben richtig schön gekämpft. Persönlich ärgere ich mich ein wenig
über ein paar leichte Gegentore. Heute war sogar mehr drin.
Kielces Spielmacher Henrik Knudsen gegenüber den KN:
Kiel hat eine beeindruckende Kulisse, das hat Riesenspaß
gemacht, noch besser wäre es gewesen, wenn wir einen
oder zwei Punkte gemacht hätten. Die Chance war vorhanden.
THW Kiel:-
Omeyer (1.-60., 14/1 Paraden),
Palicka (bei einem Siebenmeter, keine Parade);
Lundström (n.e.),
Dragicevic (n.e.),
Sprenger (4),
Ahlm (6),
Kubes (1),
Reichmann (n.e.),
Zeitz (5),
Palmarsson (3),
Ilic (6/5),
Klein (1),
Jicha (6/1),
Fernandez (1);
Trainer: Gislason
KS Vive Kielce (POL
):-
Cleverly (1.-60., 15/1 Paraden),
Kotlinski (bei einem Siebenmeter, keine Parade);
Grabarczyk,
Jurecki (3),
Krieger (n.e.),
Zaremba,
Podsiadlo,
Kuchczynski (1),
Dzomba,
Jurasik (3),
Jachlewski (4),
Stojkovic (13/5),
Zoltak,
Knudsen (4),
Rosinski (1),
Nat (n.e.);
Trainer: Wenta
- Schiedsrichter:
-
Kim Andersen / Per Morten Sodal (Norwegen)
- Zeitstrafen:
-
THW: 4 (2x Jicha (14., 37.), Sprenger (20.),
Kubes (54.));
Kielce: 6 (2x Zoltak (2., 35.), Jurecki (6.), 2x Grabarczyk (44., 59.), Jachlewski (50.))
- Siebenmeter:
-
THW: 7/6 (Cleverly hält Jicha (8.));
Kielce: 6/5 (Omeyer hält Stojkovic (60., Nachwurf verwandelt))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2 (3.), 5:2 (13.), 5:4, 6:4, 6:6 (19.), 7:6, 7:7,
8:7, 8:8, 10:8, 10:9, 12:9 (24.), 12:10, 13:10, 13:11, 14:11, 14:12,
16:12, 16:13;
2. Hz.: 15:14, 17:14, 17:15, 18:15 (34.), 18:16, 19:16, 19:18 (38.),
21:18, 21:19, 22:19, 22:20, 23:20, 23:21, 25:21 (46.), 25:23, 28:23 (51.),
28:24, 29:24, 29:26 (55.), 31:26, 31:27, 33:27, 33:29.
- Zuschauer:
-
10000 (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Die vier deutschen Teams im
EHF-Pokal und
Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und
werden erst ab 20. November eingreifen.
Der HSV Hamburg verlor am Samstagnachmittag in der
Gruppe B überraschend beim
dänischen Vizemeister Kolding IF mit 30:32 (15:16) und hat damit
bereits vier Minuspunkte auf dem Konto.
Besser machte es die SG Flensburg-Handewitt, nächster Bundesligagegner
des THW am kommenden Mittwoch. Ebenfalls am Samstag setzte sich die
Mannschaft von Per Carlen deutlich mit 35:23 bei HC Bosna Sarejevo (BIH)
durch und bleibt damit Ciudad Real in Gruppe D
auf den Fersen.
Am frühen Sonntagabend gelang den Rhein-Neckar Löwen schließlich im
dritten Spiel der dritte Sieg und liegt nach dem 37:22 (19:11)-Heimerfolg
über Chambery Savoie (HB) weiter an der Tabellenspitze der Kieler
Gruppe A.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.10.2010
33:29 - "Zebras" knackten eine harte Nuss aus Kielce
Team von Bogdan Wenta bot dem THW Kiel lange die Stirn - Stojkovic mit 13 Toren
Kiel. Für zwei Stunden erklomm der THW Kiel gestern
Abend in der Champions League die Tabellenspitze
der Gruppe A.
Mit viel Aufwand hatten die "Zebras" den polnischen Meister
KS Vive Kielce 33:29 (16:13) in der Sparkassen-Arena bezwungen und ihr
Punktekonto auf 5:1 Zähler geschraubt. Der bisherige Spitzenreiter
Rhein-Neckar Löwen ließ aber nicht locker, zog später mit dem 37:22
über Chambery HB und 6:0 Punkten wieder vorbei.
Polens Titelträger war am Sonnabend mit einem blanken
Pluspunktekonto und dem letzten Tabellenrang angereist,
hatte zuvor eine 30:36-Heimniederlage gegen Celje
und das 26:27 bei Chambery einstecken müssen. Wer daraus
einen glatten Gang für die "Zebras" abgeleitet hatte,
wurde eines Besseren belehrt. Couragiert, bissig, konzentriert
bis zum Schluss - die Mannschaft von Bogdan Wenta verlangte
dem THW gestern viel ab, blieb fast bis zum Schluss auf
Tuchfühlung und raubte den Kielern vor dem schweren Derby
am Mittwoch in Flensburg jede Menge "Körner". Ablesbar war
das Geschehen an Alfred Gislaon.
Der THW-Coach kämpft stets an der Seitenlinie mit, gestikuliert,
leidet, schwitzt. Gewöhnlich nimmt Gislason
zu Beginn der zweiten Halbzeit Platz, dann, wenn sein Team
alles im Griff hat. Gestern trabte "Tiger" Gislason
fast bis zum Schlusspfiff zwischen den Linien der Coachingzone
hin und her. Entspannte Phasen blieben aus.
Jeder habe heute sehen können, wie stark diese Gruppe
besetzt sei, betonte Kapitän Marcus Ahlm.
"Kielce war sehr stark, wir hatten Probleme, ins Spiel zu finden und
haben erst am Ende die wichtigen Tore gemacht." Für Rastko
Stojkovic war der starke Auftritt seines Teams überhaupt
keine Überraschung: "Wir mussten uns zu Saisonbeginn
erst finden. Das ist jetzt passiert, in Kiel sind wir als
Mannschaft aufgetreten."
Lange Zeit bestand diese Formation allerdings vor allem
aus eben jenem serbischen Kreisläufer Stojkovic und dem
dänischen Tausendsassa im Tor, Marcus Clevery. Stojkovic,
der bis 2009 in der Bundesliga für Nordhorn Tore geworfen
hatte, ließ sich von der offensiv ausgerichteten Kieler 6:0-Deckung
einfach nicht packen, erzielte in der ersten Halbzeit zehn Tore,
blieb sowohl von der Siebenmetermarke wie aus dem Feld ohne
Fehlversuch und war maßgeblich daran beteiligt, dass die
Partie eng blieb.
Auf der anderen Seite lief es für die "Zebras" im Angriff
weitaus runder als noch vor Wochenfrist beim
28:28 gegen Barcelona. Allein,
einem deutlicheren THW-Vorsprung stand oft genug Kielces
überragender Schlussmann Clevery entgegen. Filip Jicha
raufte sich die Haare, Christian Sprenger
verzweifelte nach einem Tempogegenstoß, Ahlm
wunderte sich: 17 Paraden standen am Ende für den Dänen
zu Buche, dennoch ärgerte sich der 29-Jährige, der 2009
mit Landsmann Henrik Knudsen vom Zweitligisten TV Emsdetten
zu den Polen gewechselt war, über eigene Patzer.
"Hätte ich den einen oder anderen Ball besser erwischt,
hätten wir hier sogar etwas mitgenommen."
Das verhinderte die in der zweiten Halbzeit noch aggressivere
Kieler Deckung mit dem starken Omeyer
im Tor, zudem zeigte auch Stojkovic wieder menschliche Züge, trat
zweimal über, scheiterte freistehend an Omeyer.
Nur noch drei Treffer genehmigten Abwehrchef Daniel Kubes
und Co. dem wendigen Kreisläufer.
Entschieden wurde die Partie dann durch individuelle
Glanztaten. Großartig war der von Filip Jicha
eingeleitete und Christian Sprenger mit
Klasse und Gefühl vollendete Kempa. Kraftvoll, zielstrebig,
unnachahmlich der Ballklau von Christian Zeitz,
der ein Solo über das gesamte Feld startete und mit dem 31:26 in
der 56. Minute abschloss. Es waren zwei direkt aufeinander
folgende Aktionen, die Weltklasse-Teams auszeichnen und
den Unterschied ausmachen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 11.10.2010)