13.-15.10.2010 - Letzte Aktualisierung: 15.10.2010 | Bundesliga |
Update #3 | KN-Nachbericht vom 15.10., KN-Spielbericht vom 14.10., weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Zum siebten Mal in Folge Derbysieger: der THW Kiel. |
Aron Palmarsson durfte von Beginn an ran. |
Über die linke Seite mit Lasse Boesen und Anders Eggert ging in der ersten Halbzeit sehr viel Gefahr aus. |
Momir Ilic gelang kein Feldtor, vom Siebenmeterpunkt aber zeigte er keine Nerven. |
Doch obwohl die Kieler Deckung nun besser stand und auch im Angriff mit mehr Spielwitz agiert wurde, so gaben sich die Flensburger noch lange nicht geschlagen. Die Partie wog nun hin und her, die Führung wechselte im Zwei-Minuten-Takt. Bei der SG zeigte Oscar Carlen sein großes Potential, spielte Kreisläufer Jacob Heinl frei zum 19:19, egalisierte eine erneute Kieler Führung durch Sprenger nach weitem Omeyer-Pass per Einzelleistung zum 21:21 und brachte seine Farben in Unterzahl mit einem - allerdings klar abgestandenen - Kempator wieder mit 23:22 (39.) in Front. Auf Seiten der Kieler verdiente sich nun insbesondere die rechte Seite um Christian Zeitz und Christian Sprenger Bestnoten, zudem setzte auch Filip Jicha immer wieder Treffer gegen den nun glückloseren Dan Beutler. Dabei hatte der Tscheche ein wenig Glück, dass er überhaupt noch weiterspielen durfte, nachdem er - bereits zweimal "vorbestraft" - dem Flensburger Spielmacher Thomas Mogensen bei dessen Knickwurf ins Gesicht langte. Die umsichtig pfeifenden Geipel/Helbig sahen bei dieser Aktion aber keine Absicht Jichas.
Filip Jicha übernahm erneut Verantwortung und traf insgesamt acht Mal. |
SG-Trainer Per Carlen versuchte es zwar in den Schlussminuten noch mit einer Manndeckung gegen Filip Jicha, doch die Kieler ließen sich auch davon nicht mehr beeindrucken. Fernandez und Sprenger, in der zweiten Halbzeit siebenfacher Torschütze, setzten die letzten Nadelstiche gegen die SG, die im fünften Liga-Heimspiel bereits ihre dritte Heimniederlage kassierte. Der THW Kiel hingegen zementierte mit dem siebten Derbysieg in Folge den zweiten Tabellenplatz der TOYOTA Handball-Bundesliga hinter den weiter verlustpunktfreien Berliner Füchsen. Bereits ab Donnerstag aber gilt die volle Konzentration der ersten schweren Auswärtshürde in der Champions League: Am Sonntagnachmittag treten die "Zebras" in Slowenien bei Meister RK Celje an, der neuen Mannschaft von Ex-THW-Coach Noka Serdarusic. Eurosport überträgt live.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten
und den Nachbericht der Kieler Nachrichten.
Es war ein super Spiel und absolute Werbung für den Handball. Glückwunsch an die Kieler, die eine super Mannschaft haben. Es herrschte tolle Stimmung, es ging hart zur Sache, allerdings standen heute echte Sportsleute auf dem Platz und das freut mich riesig für den Handballsport. Wir haben 50 Minuten gut gespielt, doch dann etwas den Faden verloren und unsere Absprachen vernachlässigt. So war es bereits gegen Ciudad und das ist ärgerlich. Da müssen wir noch einiges lernen.
Glückwunsch an Kiel. Wir haben heute ein unglaubliches Derby gesehen und unsere Mannschaft hat ein wahres Feuerwerk abgebrannt.
Gerade, weil wir in den ersten 45 Minuten Probleme hatten, freut uns das gute Ende umso mehr. Sonst wäre Handball ja auch unglaublich langweilig.Wir hatten erwartet, dass es ein schweres Spiel werden würde. Flensburg hat super in der Abwehr gestanden und war auch im Angriff unglaublich stark.
In der Kabine war es eher leise, aber dann haben wir begonnen, darüber zu sprechen, dass wir hier nicht verlieren wollen.
Ich freue mich besonders für Christian Zeitz, der heute hier die entscheidenden Momente hatte, gerade seine zwei Ballgewinne waren unglaublich wichtig für uns. Gerade Christian, der hier nicht gerade beliebt ist, hat uns nach vorne gebracht. Christian hat seine Profieinstellung gezeigt, hat seine Emotionen mit Bravour weggesteckt und sich nur auf das Spiel konzentriert, ein Riesenkompliment an ihn.
Es ist nicht so schlimm, dass hier in Flensburg viele Fans uns eher als Feinde betrachten, das gehört dazu. Umso besser, dass wir die zwei Punkte mitnehmen.
Wir haben einfach zu viele technische Fehler gemacht, das darf einfach nicht passieren. Gegen solch eine Mannschaft verliert man dann.Nein, an der Kraft nach den englischen Wochen lag es nicht. Wir waren fit und voll konzentriert, haben es dann aber einfach nicht geschafft.
Sieben Tore sind viel zu viel, aber am Ende haben wir ein wenig die Moral verloren. Es ist natürlich eine große Enttäuschung, wir wollten das Derby unbedingt gewinnen, aber trotzdem: Wir haben gut gekämpft und alles gegeben, aber das war nicht genug.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.10.2010:
"Siege in Flensburg sind immer wichtig, der heutige war's besonders", freute sich Linkshänder Christian Zeitz, der vom Flensburger Publikum ausgepfiffen wurde, mit sieben Toren und einem überzeugenden Spiel aber selbst die beste Antwort gab.
Kiels Startaufstellung überraschte. Statt der Stammspieler Filip Jicha und Marcus Ahlm schickte Trainer Alfred Gislason zunächst Milutin Dragicevic und Aron Palmarsson auf die Platte. Den besseren Start erwischten aber die Gastgeber, weil Lasse Boesen dreimal in Folge traf, THW-Torhüter Thierry Omeyer kalt erwischte: 3:1 hieß es nach vier Minuten. Die Campushalle kam in Wallung, die gute Laune übertrug sich auf die Heimmannschaft. Da auch SG-Torhüter Dan Beutler von Beginn an hellwach war, bis zum Halbzeitpfiff elfmal großartig parierte, lagen die Flensburger stets knapp vorne. <ü> Fürs Tore werfen waren bis zum Pausenpfiff nur drei SG-Akteure zuständig: Neben Boesen (6) trafen Anders Eggert (6/4) und Oscar Carlen. Die Kieler hatten zunächst hauptsächlich Kampfgeist entgegenzusetzen, Omeyer fand keine Bindung, musste in der 15. Minute für Andreas Palicka Platz machen. Doch auch der Schwede suchte vergeblich nach seiner Form, nach 23 Minuten kehrte Omeyer ins Kieler Tor zurück. So imponierte auf Kieler Seite individuell zunächst nur Momir Ilic mit seiner Treffsicherheit von der Siebenmeterlinie (4/4).
Vor den Augen der ehemaligen Kieler Schweden Stefan Lövgren, Peter Gentzel und Staffan Olsson kam mit Beginn der zweiten Halbzeit Leben in die Kieler Fanblöcke zurück. Jetzt erwischte der THW einen Blitzstart. Jicha, Lundström und der sich von Minute zu Minute in Galaform steigernde Christian Sprenger (8 Tore) drehten den 16:18-Pausenrückstand in die erst zweite THW-Führung zum 19:18, doch Heinl glich aus, Ilic verzog und Boesen brachte Flensburg erneut nach vorn.
Die Partie nahm Fahrt auf, wogte hin und her. Auch die Fans beteiligten sich. Nachdem ein gewaltiges "Pfund" von Zeitz nur haarscharf am Kopf von Beutler vorbei ins Netz gerauscht war, der schwedische Torhüter sich lautstark bei den Schiedsrichtern beschwerte, stimmten die SG-Ultras ihr gleichermaßen einfallsloses wie dummes "Zeitz, du Arschloch" an. Die rund 500 Kieler antworteten mit "Zeitzi, Zeitzi" - die "besondere" Derby-Atmosphäre hatte endgültig Einzug gehalten.
Sportlich nahm der Krimi seinen Lauf. Während es im Kieler Angriff jetzt viel runder lief, Jicha, Zeitz, Fernandez sehenswert trafen, ging die Flensburger Fehlerquote in die Höhe, der THW gewann die Oberhand. Mit dem Feuer spielte indes THW-Trainer Alfred Gislason, der seinen gefährlichsten Angreifer, Filip Jicha, auch nach der zweiten Zeitstrafe in der Abwehr beließ, damit in dem umkämpften Spiel die dritte Zeitstrafe und den Ausschluss des Tschechen riskierte.
Es ging gut, und auch im Kieler Tor fand Thierry Omeyer nach einer Wechselorgie mit Palicka endlich Kontakt zum Spiel. Als dann Lundström, Zeitz, Jicha, noch einmal Zeitz und der gerade erst eingewechselte Fernandez trafen, die Flensburger torlos blieben, war beim 34:28 in der 55. Minute die Vorentscheidung gefallen. "Auswärtssieg, Auswärtssieg", skandierte die THW-Kurve. Während die "Zebras" nach dem Schlusspfiff ihr Freudentänzchen aufführten, verteilte THW-Manager Uli Derad Lob an seinen Trainer: "Alfred hat mit seinem vielen Wechseln alles richtig gemacht, am Ende waren wir frischer, der Sieg geht vollkommen in Ordnung."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.10.2010)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.10.2010:
Viktor Szilagyi, Neuzugang und ehemaliger Kieler in SG-Reihen fand seine Erklärung. Über weite Strecken sei es ein offenes Spiel gewesen, sagte der Österreicher, "am Ende sind uns dann viele technische Fehler unterlaufen, die gnadenlos bestraft wurden." Am verdienten Sieg der Kieler ließ Szilagyi keine Zweifel: "Sie waren in wichtigen Phasen ganz ruhig, das zeichnet die Mannschaft aus." Viktor Szilagyi, einst Mitbegründer des Kieler Hochgeschwindigkeitshandballs, ist bei seinem neuen Team allerdings noch nicht angekommen, war in diesem 63. Nordderby nur eine Randfigur und bekam nur geringe Spielanteile.
6200 Zuschauer in der ausverkauften Halle und Hunderttausende vor den Fernsehschirmen hatten ein packendes Duell erlebt, voller Emotionen im Publikum, auf dem Parkett wohltuend fair. Auf den Punkt gebracht: Dieses Nordderby war Werbung für Handball. Ihren Sieg hatten die "Zebras" erst in den letzten zehn Minuten sichergestellt. Eine entscheidende Figur im Hexenkessel "Hölle Nord" war Linkshänder Christian Zeitz, der auf und außerhalb des Spielfeldes auffällig gereift ist. Der 29-Jährige ging in der wichtigen Endphase mit zwei "geklauten Bällen" auf die Reise, erzielte insgesamt sieben Tore und ließ sich auch von der gegen ihn gerichteten SG-Fan-Stimmung nicht beeindrucken. Das imponierte seinem Mitspielern. "Großartig, die wichtigen Tore am Schluss", staunte Momir Ilic. "Gerade Christian, der hier nicht sehr beliebt ist, hat uns nach vorne gebracht", schwärmte Filip Jicha, Kiels Säule im linken Rückraum. "Christian hat seine professionelle Einstellung gezeigt", lobte Jicha, "seine Emotionen mit Bravour weggesteckt. Ein Riesenkompliment." So stand Zeitz im Fokus zahlreicher Medienvertreter, beantwortete gelassen alle Fragen - auch die zu den Hasstiraden aus der Fankurve. "Man muss die Feindseligkeiten ausblenden," erklärte er, "ich habe mich nur auf mein Spiel konzentriert, so hat das geklappt."
Neben Oscar Carlen (9) war bei den Flensburgern Linksaußen Anders Eggert mit 9/4 Toren erfolgreichster Werfer. Insgesamt 13 Treffer verbuchte die extrem starke Kieler Flügelzange. Rechtsaußen Christian Sprenger (8) hat nach seiner Sprunggelenksverletzung zu alter Form zurückgefunden, diese noch weiter stabilisiert. Kaum jemand spricht noch über Sprengers in Kiel überaus beliebten Vorgänger Vid Kavticnik. Der Slowene ist in die Kategorie Weltklasse einzuordnen, Sprenger spielt inzwischen auf Augenhöhe. In nichts stand dem Ex-Magdeburger Linksaußen Henrik Lundström (5) nach. Der Schwede nahm jeden Winkel, kämpfte wie um sein Leben, warf ebenfalls wichtige Tore in kniffligen Momenten. Mit seinem Spiel bedeutete Lundström den THW-Verantwortlichen: Seht her, was Euch fehlen wird, wenn Ihr meinen in 2011 auslaufenden Vertrag nicht verlängern solltet!
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.10.2010)
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