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28./29.09.2011 - Letzte Aktualisierung: 29.09.2011 Bundesliga

THW ließ Hannover-Burgdorf keine Chance

Bundesliga, 5. Spieltag: 28.09.2011, Mi., 20.15: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 34:19 (14:8)
Update #2 KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt ...

Thierry Omeyer glänzte erneut im Kieler Tor.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer glänzte erneut im Kieler Tor.
Der THW Kiel bleibt in der TOYOTA Handball-Bundesliga ungeschlagen. Gegen die TSV Hannover-Burgdorf gewannen die Kieler am Mittwochabend klar mit 34:19 (14:8) und haderten dabei lediglich mit der Chancenverwertung in der ersten Hälfte. In Durchgang zwei spielten die Zebras dann einen erneuten Kantersieg heraus, zu dem Filip Jicha mit sieben Treffern die meisten Tore beisteuerte, Momir Ilic traf 6/2 Mal. Prunkstück war aber erneut die Kieler Abwehr mit einem erneut starken Thierry Omeyer (16 Paraden).
Durch den Sieg gegen den Tabellenzwölften haben die Zebras nun 12:0 Punkte auf dem Konto und sind - da Göppingen die bisher ebenfalls verlustpunktfreien Berliner Füchse mit 26:24 schlug - die einzige Mannschaft mit weißer Weste in der stärksten Liga der Welt. Ganz nebenbei legten die Kieler auch den besten Saisonstart seit der Spielzeit 1997/1998 hin.

Schnell, kompromisslos und trotzdem fair - das ist die THW-Defensive in der Saison 2011/2012. Das stellten die Zebras auch im sechsten Saisonspiel eindrucksvoll unter Beweis. Erneut blieben die Kieler, bei denen Aron Palmarsson und Filip Jicha von Beginn an agierten, 60 Minuten lang ohne Zeitstrafe. Dass die THW-Abwehr deshalb weniger fest zugepackt hätte, kann man nicht behaupten: Nur acht Gegentore ließen die Zebras in der ersten Halbzeit zu. Bis zur 20. Minute kassierten sie nicht einen erfolgreichen Hannoveraner Wurf aus dem Feld - lediglich per Siebenmeter und Gegenstoß war der erneut starke Thierry Omeyer bis dato bezwungen worden.

Offensive macht zuviele Fehler
Dominik Klein erzielte zwei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein erzielte zwei Treffer.
Dass der THW aus der Vielzahl an Ballgewinnen - die TSV-Akteure begannen nervös und leisteten sich viele Fehler - nicht mehr Kapital schlagen konnten, lag an der Chancenverwertung: Aus allen Lagen zogen die Zebras Fahrkarten in Reihe, Tempogegenstöße landeten am Pfosten, Rückraumwürfe im guten Block der Hannoveraner und in den Armen von Torhüter Nenad Puljezevic. Der 38-jährige Koloss zwischen den TSV-Pfosten erwischte eine ganz starke erste Hälfte und entschärfte gleich elf Kieler Würfe in den ersten 30 Minuten.
Klare Halbzeitführung
Und dennoch führte der THW zur Pause mit sechs Treffern. Früh waren die Kieler mit 5:2 in Führung gegangen (7.) und schienen beim 8:2 durch den konzentrierten Christian Sprenger (14.) auf dem Weg zu einem erneuten Kantersieg, doch dann leisteten sich die Zebras eine siebenminütige Torflaute - Hannover verkürzte auf 6:9 (23.). Sprenger erhöhte und spielte kurz darauf einen munteren Doppelpass mit dem sich in die Partie kämpfenden Filip Jicha zum 12:6.
Filip Jicha war bester Torschütze seines Teams. Der Tscheche erzielte 7/1 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war bester Torschütze seines Teams. Der Tscheche erzielte 7/1 Treffer.
Kurz darauf war es erneut der Rechtsaußen, der zum 13:6 einnetzte. Gislason nutzte die hohe Führung und tauschte durch: Tobias Reichmann kam für Sprenger, Momir Ilic ersetzte Jicha, und Daniel Narcisse kam für den etwas glücklosen Palmarsson auf die Platte - trotzdem lief es noch nicht rund. Erst, nachdem der ehemalige Kieler Piotr Przybecki zum 8:12-Anschluss getroffen hatte, kam der THW auch im Angriff nochmal zum Zug: Klein und Ilic verwandelten ihre Gegenstöße sicher zur klaren 14:8 Pausenführung.
Zeitz meldet sich zurück
Doch so richtig zufrieden schien Gislason mit der Offensiv-Darbietung seiner Mannen nicht gewesen zu sein. Er brachte Henrik Lundström für Klein nach dem Seitenwechsel. Und auch der etwas überspielt wirkende Kim Andersson durfte sich eine Pause gönnen: Christian Zeitz feierte sein "richtiges" Comeback nach der Schulterverletzungs-Pause - und wie! Nach 32 Minuten meldete sich der Linkshänder mit einem 94-km/h-Tor zurück in der Sparkassen-Arena, dann ging er Eins-gegen-Eins zum 17:10 (34.), um wenig später die berühmte Zeitz-Fackel zu zünden: Aus dem Unterarm schleuderte er den Ball mit 117 km/h unter die Latte des Hannoveraner Tores - das war der Auftakt zu den interessantesten Minuten dieser Partie. Erst versuchte Puljezevic, seine gute Leistung mit einem Wurf auf Omeyers Tor zu krönen. Indes: Der Ball strich um Zentimeter am Pfosten vorbei, was Omeyer mit einem Lächeln und einem Schulterzucken quittierte. Dann drehte neben "Titi" auch Narcisse auf: Der Kieler Franzose markierte drei klasse Tore in Folge: Beim 22:12 (42.) schienen die Kieler die Weichen auf einen erneuten Kantersieg gestellt zu haben.
Spektakel nach der Pause
Aron Palmarsson durfte von Beginn an ran und markierte zwei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson durfte von Beginn an ran und markierte zwei Treffer.
Tatsächlich veranstalteten die Kieler nun wieder das berühmt-berüchtigte Handball-Spektakel. Ilic verwandelte mit ganz viel Anlauf einen Tempogegenstoß, Daniel Kubes, in der 42. Minute für Marcus Ahlm eingewechselt, schnappte sich einen Bodenpass und traf zum 24:13, Ilic schraubte sich gen Hallendecke zum 25:13 (45.), Zeitz bediente den an den Kreis eingelaufenen Lundström mit einem traumhaften Anspiel zum 26:14, und auch Reichmann trug sich beim 29:15 in die Torschützenliste ein. Diese zweite Halbzeit schien ganz nach dem Geschmack der 10.250 Fans: La Ola kreiste im Sparkassen-Arena-Rund. Und der THW machte weiter: Jicha drosch einen Rückraum-Kempa zum 31:17 in den Winkel; Kubes, erneut Lundström und Jicha ließen die Kieler Toreliste auf 34 emporschnellen - die Gäste versuchten sich nur noch in Schadensbegrenzung.

Am Ende feierte der THW einen ungefährdeten 34:19 (14:8)-Erfolg und bleibt damit das einzige Team in der TOYOTA Handball-Bundesliga mit einer weißen Weste. Jetzt hat der THW erst einmal eine kurze Pause in der stärksten Liga der Welt: Erst am 5. Oktober gehen die Zebras mit dem Auswärtsspiel bei HBW Balingen-Weilstetten wieder auf Punktejagd. Zuvor wollen die Kieler am Sonntag aber einen ausgezeichneten Start in die Champions League hinlegen: Gegner ist der ungarische Topclub Pick Szeged, der Anpfiff in Ungarn ertönt um 19 Uhr, Eurosport überträgt die Partie live.

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht aus den Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich war mit der Abwehr in der ersten Halbzeit sehr zufrieden, die Defensive hat super gedeckt. Mit dem Angriff war ich hingegen nicht so zufrieden: Puljezevic hat super gehalten, aber wir haben uns zuviele Fehler erlaubt und zuviel verschossen - wir hätten mehr aus dieser Halbzeit machen können.

In der zweiten Hälfte haben wir dann besser getroffen und uns deshalb so deutlich durchgesetzt. Aber man muss auch bedenken, dass die TSV ein unangenehmer Gegner mit einer starken Deckung ist. Wenn Puljezevic dann noch einen guten Tag erwischt ...

Trotz allem: Ein Kompliment an meine Mannschaft, ich war nicht unzufrieden mit dem Spiel. Gefreut habe ich mich, dass Christian Zeitz wieder mitspielen kann und so Kim, der in den vergangenen Wochen durchspielen musste, entlastet.

[Zum Pokalspiel gegen Magdeburg:]
Wir freuen uns, endlich wieder ein Heimspiel zu haben und hoffen auf eine Riesenstimmung in unserer Arena. Der SCM ist ein sehr schwerer Gegner, das Spiel wird ein echter Pokal-Höhepunkt. Aber wir wollen nach Hamburg und müssen deshalb gewinnen. Aber es wird ein ganzes Stück harter Arbeit.

Hannovers Trainer Christopher Nordmeyer:
Es war für alle ersichtlich, dass dieser Sieg verdient ist. Das Spiel wäre vermutlich genauso ausgegangen, wenn wir gut gespielt hätten. Allerdings haben wir das nicht und den THW so auch wenig gefordert. Meine Mannschaft hat keinen Druck auf die Kieler Abwehr ausgeübt und sich viele technische Fehler erlaubt - da helfen auch die sehr gute Leistung von Puljezevic und eine gute Abwehrleistung nicht. Der THW hat einfach die Qualität, dann in der zweiten Halbzeit nicht mehr soviele Chancen liegen zu lassen wie in den ersten dreißig Minuten. Das 34:19 ist daher das richtige Ergebnis, zufrieden sein kann ich damit natürlich nicht.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Die Mannschaft und unser Trainer haben heute erneut gezeigt, dass sie nicht ganz unverdient da oben steht.

[Zum Pokalspiel gegen Magdeburg:]
Das ist ein tolles Los, wir spielen nach zwei Jahren endlich wieder einmal zu Hause - und das gegen einen interessanten Gegner. Wir haben deshalb die Preise für die Karten, die am Sonnabend in den Verkauf gehen, sehr fanfreundlich gestaltet: Tickets kosten zwischen elf und 26 Euro.

Hannovers Manager Benjamin Chatton:
Mit unserer bisherigen Punkteausbeute können wir zufrieden sein. Allerdings haben vier Bigpoints gegen direkte Konkurrenten nicht geholt. Dafür haben wir einmal positiv überrascht.
Hannovers Rückraumspieler Piotr Przybecki gegenüber den KN:
Es war wunderbar, wieder in der Ostseehalle zu sein. Wir hatten aber nie eine Chance, die offensive THW-Abwehr hat die Räume zu gemacht. Wir konnten sie nicht auseinander ziehen.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit haben wir eine unglaublich überragende Abwehr gespielt, das war der Schlüssel. Wir hatten uns vorgenommen, das Feuer von Mannheim mit zu nehmen. Das ist gelungen.

5. Spieltag: 28.09.11, Mi., 20.15: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 34:19 (14:8)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-47., 16 Paraden), Palicka (47.-60., 4 Paraden); Andersson, Lundström (2), Sprenger (5), Ahlm, Kubes (3), Reichmann (1), Zeitz (3), Palmarsson (2), Narcisse (3), Ilic (6/2), Klein (2), Jicha (7/1); Trainer: Gislason
Logo TSV Hannover-Burgdorf:
Weiner (46.-60., 2/1 Paraden), Puljezevic (1.-46., 12/1 Paraden); Johannsen (2), Clößner (1), Repke, Jonsson (2), Hallgrimsson (1), Jurdzs (4), Buschmann, Lehnhoff (3/2), Przybecki (3), Szücs, Svavarsson (1), Olsen (2); Trainer: Nordmeyer
Schiedsrichter:
Colin Hartmann / Stefan Schneider
Zeitstrafen:
THW: 0;
Hannover: 1 (Svavarsson (44.))
Siebenmeter:
THW: 4/2 (Puljezevic hält Ilic (19.), Weiner hält Jicha (53.));
Hannover: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 2:2 (5.), 8:2 (14.), 8:3, 9:3 (16.), 9:6 (23.), 12:6, 12:8 (27.), 14:8;
2. Hz.: 14:9, 16:9, 16:10, 18:10, 18:12 (36.), 22:12 (42.), 22:13, 25:13 (46.), 25:14, 27:14, 27:15, 29:15 (51.), 29:16, 30:16, 30:17, 31:17 (56.), 31:18, 34:18, 34:19.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2011:

THW zieht einsam seine Kreise

34:19 - "Zebras" lassen auch den Löwen-Bezwingern aus Hannover keine Chance - Erste Tore von Zeitz
Kiel. Der THW spielt derzeit in einer eigenen Liga. Faktisch sind die "Zebras" zwar Teil der Handball-Bundesliga, doch tatsächlich spielen sie außerhalb. Drüber. Gestern Abend feierte das Team von Alfred Gislason im sechsten Spiel den sechsten Sieg. Gast war diesmal der TSV Hannover-Burgdorf, ein Team, das jüngst die Rhein-Neckar Löwen geschlagen hat. Ergebnis? 34:19 (14:8).

Die Zuschauer rieben sich schon nach zehn Minuten verwundert die Augen. Diese Herren in den grün-schwarzen Trikots sollten tatsächlich erfolgreiche Löwenjäger sein? Sie sahen so aus wie die Handballer aus Hannover, die gemeinsam mehr als 620 Länderspiele absolviert haben. Aber wahrscheinlich waren es ähnlich frisierte Doppelgänger. Mut- und ideenlos präsentierte sich das Team von Christopher Nordmeyer. Einziges taktisches Stilmittel schien zu sein, die Kieler mit zähen Angriffen in den Schlaf zu wiegen. Erst in der 21. Minute traf Morten Olsen aus dem Positionsspiel heraus und schloss einen Spielzug so ab, wie er am Reißbrett entworfen worden war. Einen winzigen Makel hatte sein 5:9 dennoch - es ging ihm ein Schrittfehler voraus. Eine Fehlentscheidung, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt keinen Kieler mehr erregen konnte. Zu harmlos war der TSV, der in Bestbesetzung angereist war. Auch die Hausherren schöpften aus dem Vollen und was das für Milutin Dragicevic bedeutet, wurde durch die räumliche Trennung zu den Kollegen deutlich. Der Serbe, der händeringend nach einem neuen Verein sucht, saß lediglich hinter dem Tor. Er ist der 15. Mann im Kader, in der Liga dürfen nur 14 eingesetzt werden. Einer ist zuviel.

Die Gäste konnten sich in der ersten Halbzeit bei ihrem Torhüter bedanken, der mit zehn Paraden den Rückstand in erträglichen Grenzen hielt. Der 38-Jährige hatte sich offenbar vorgenommen, die Bälle mit minimalisierten Bewegungsabläufen zu parieren. Ein Klotz von einem Kerl, der die Nummer "99" trug. Vielleicht ist diese Zahl eine Motivation für ihn, sein angestrebtes Idealgewicht zu erreichen. In Kiel hat der gebürtige Serbe bei der WM 2007 bleibenden Eindruck hinterlassen, als er maßgeblichen Anteil daran hatte, dass seine Nationalmannschaft die Dänen und die Norweger besiegte. Sein Team, das waren damals die Ungarn, die ihn über Nacht in Ermangelung eines guten Torhüters eingebürgert hatten. In einen spielfähigen Zustand hatte ihn THW-Physiotherapeut Uwe Brandenburg gebracht, der Stabilität in einen Körper massierte, der auf den ersten Blick nicht wie der eines Leistungssportlers wirkt. Auf den zweiten auch nicht.

Aber Puljezevic hat gute Reflexe und eine Bärenruhe. So parierte er auch einen Strafwurf von Momir Ilic, seinen 18. in dieser Saison. Alle anderen hatte er verwandelt. Ein Schönheitsfehler eines makellosen Sieges, dessen Grundlage eine Betonabwehr war und der ohne Aus- und Strafzeit über die Bühne ging.

Was noch? Christian Zeitz, der wochenlang an einer Schulterprellung gelitten hatte, warf seine ersten Saisontore. "Ein tolles Gefühl, wieder dabei zu sein", sagte der Linkshänder. "Die Schulter ist ok, aber es fehlt mir noch die Kraft. Ich muss viel aufholen." Und: Kim Andersson bekam Szenenapplaus, als er akrobatisch im Rückwärtsgang einen Kempa-Trick verhinderte. Ein Zeichen, dass jeder wollte. Meistens. Manchmal hatten die Gäste den THW richtig tief eingeschläfert.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.09.2011)


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