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23.05.2012 Fans

Kieler Nachrichten: Nur Bayern-Bettwäsche zieht nicht mehr

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2012:

Vergangenen Sonnabend, kurz vor Mitternacht, war die Entscheidung gefallen: "Ich hab' Bayern gefeuert", schluchzte Dominik, ehe er völlig frustriert und übermüdet in den Schlaf fiel. Nichts will mein Sohn, bis dahin leidenschaftlicher Fan des Rekordmeisters, mehr mit den Münchnern zu tun haben. Sein größter Wunsch, Bettwäsche zu seinem siebten Geburtstag, wurde kurzerhand gestrichen. Die geliebte rote Cappy, sonst Pflichtbekleidung auf dem Weg in die Schule, blieb am Montag ebenfalls in der Schublade.

Das Geschäft mit Fan-Artikeln, von keinem deutschen Verein derart professionell und erfolgreich betrieben wie von den Münchnern, wird durch das verlorene Champions-League-Finale zweifellos einen kleinen Dämpfer bekommen. Schließlich gibt es viele frustrierte Fans. Doch Bayern-Manager Uli Hoeneß kann den entgangenen Umsatz durch den Verkauf von Bettwäsche, T-Shirts und sonstigen Fanartikel verschmerzen. Nicht nur, weil der Verein mit dem Einzug ins Endspiel bereits 60 Millionen Euro in der Champions League eingenommen hat. Europaweit liegen die Münchner auch im Verkauf von Trikots und Fanartikeln, dem sogenannten Merchandising, seit Jahren auf Platz vier - lediglich Real Madrid, der FC Barcelona und der FC Liverpool machen auf diesem Weg noch größeren Umsatz. Jahr für Jahr erwirtschaften die Münchner inzwischen mehr als 20 Millionen Euro durch den Verkauf von Fanartikeln und den damit verbundenen Lizenzgebühren, die sie von Herstellern wie Adidas oder von der Telekom kassieren.

Es ist ein Geschäft, an dem sich die komplette Bundesliga beteiligt. 2010 erzielten die Vereine des Fußball- Oberhauses nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Sport+Markt knapp 130 Millionen Euro durch Merchandising- und Lizenzeinnahmen. Verglichen damit sind die Erträge der Kieler Vorzeige-Vereine kümmerlich. Doch auch an der Förde steigt die Bedeutung dieser Zusatzeinnahmen. Der THW Kiel meldet für die Saison 2010/11 einen Merchandising-Umsatz von 500 000 Euro, Tendenz steigend. "Durch unseren Online-Shop erreichen wir plötzlich Fans überall in der Welt. Sogar aus China, Japan und den USA gibt es gelegentlich Bestellungen", berichtet THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust. Klar, dass mit jedem neuen Titel weitere Fans auf den Handball-Rekordmeister aufmerksam werden.

Holstein Kiel hat in der vergangenen Saison ebenfalls das Geschäft mit den Fanartikeln weiter ankurbeln können, allerdings auf niedrigerem Niveau. Rund 100 000 Euro Umsatz im Jahr verbucht Geschäftsführer Wolfgang Schwenke für diesen Bereich, wobei die Erfolge im DFB-Pokal, das bis zum letzten Regionalligaspieltag offene Meisterschaftsrennen sowie der wachsende Online-Markt den Störchen geholfen haben. Holstein hat zuletzt auch die Strategie geändert: Von bisher 150 Artikel wurde das Angebot auf 65 reduziert. Was nicht ankommt, wird im Sortiment gestrichen. Dabei sorgt der Geschmack der Fans für manche Überraschungen: Besonders gefragt sind derzeit Zahnbürsten im Störche-Design.

Und Dominik? Der bekam heute zum Geburtstag Torwarthandschuhe - vereinsneutral. Die Hoffnungen des jungen Fans sind nun nicht mehr rot-weiß, sondern schwarz-weiß. Sollte der THW am Wochenende das Triple schaffen, könnte es noch klappen mit Bettwäsche von einem Champions-League-Sieger. Auch wenn er nun bis Weihnachten warten müsste.

(Von Kristian Blasel, aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2012)


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