Zuvor hatten sich bereits Groß-Sponsor Jesper Nielsen und am Montag auch AGK-Geschäftsführer Sören Colding vom Verein zurückgezogen. Alle Spieler sind mit sofortiger Wirkung frei gestellt.

Wie der dänische Handballverband mitteilt, wird die Lizenz des Hauptstadtclubs an den Stammverein Albertslund/Glostrup zurückgegeben. Dem sportlich abgestiegenen Verein Skive FH wurde der freie Platz in der ersten dänischen Liga angeboten, während Albertslund/Glostrup sich in die dritte Liga verabschieden muss.

Welche Auswirkungen der Rückzug Kopenhagens auf die VELUX EHF Champions League - der letztjährige Halbfinalist wurde Anfang Juli mit Gorenje Velenje (SLO), KS Vive Targi Kielce (POL), Chambery Savoie HB (FRA) und St. Petersburg HC (RUS) in die Gruppe C gelost - haben wird, steht derzeit nicht fest. Die EHF will am Donnerstag weitere Informationen bekanntgeben.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.08.2012:

Kopenhagen ist pleite

Dänischer Handball-Spitzenclub stellt ab sofort alle Profis frei

Kopenhagen. Hinter vorgehaltener Hand wurde schon länger damit spekuliert, dass AG Kopenhagen, der Club des dänischen Mäzens Jesper Nielsen, in Geldnöten steckt. Jetzt ist es offiziell: Die Probleme sind so akut, dass AGK den Spielbetrieb sofort einstellen muss und die Spieler freistellt.

Gestern gab der Club auf seiner Internetseite bekannt, dass ein Insolvenzantrag beantragt worden sei. In der europäischen Handball-Szene schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. "Das ist ein schwerer Rückschlag für den Club, aber vor allem für den Handballsport insgesamt", stöhnte Klaus Elwardt, Manager des Branchenführers THW Kiel, gestern Morgen nach Bekanntwerden der Hiobs-Botschaft.

Die dänischen Stars von Meister Kopenhagen erreichte die Nachricht mitten im olympischen Handball-Turnier in London. Der Rest der Mannschaft befand sich im Trainingslager auf der spanischen Insel Fuerteventura und tritt heute unvermittelt die Heimreise an. "Die Besitzer haben heute beschlossen, dass die Gesellschaft hinter dem AG Kopenhagen geschlossen wird", heißt es in einer Mitteilung von Jesper Nielsen: "Nach sieben Jahren von der dänischen Liga bis ins Final Four der Champions League ist das Abenteuer für den AG Kopenhagen beendet." Dem Gericht im Kopenhagener Vorort Glostrup liege ein Insolvenzantrag vor.

Bereits Anfang Juli hatte sich Nielsen von seinen Ämtern beim Hauptstadt-Club zurückgezogen. Durch die Pleite des aufstrebenden Vereins, der zuletzt am Final4 der Champions League teilgenommen hatte und Dritter geworden war, werden viele Stars vereinslos. Darunter auch Welthandballer Mikkel Hansen oder Rechtsaußen Niclas Ekberg, an dem der THW Interesse haben soll. Elwardt wollte gestern auf THW-Ambitionen an diesen beiden Stars nicht eingehen. Natürlich seien beide Spieler hochinteressant, erklärte der THW-Manager, "aber wir müssen zunächst abwarten, wie sich die Lage bei AGK weiterentwickelt." Sicher ist, dass das vorgesehene Ablösespiel für Kim Andersson, der sich dem Pleiteclub angeschlossen hatte, ausfallen wird. Möglich sei, dass es ein Spiel gegen den neuen Verein von Andersson geben werde, so Elwardt. Der Weltklasse-Linkshänder wird mit dem schwedischen Club IFK Kristianstad in Verbindung gebracht.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 01.08.2012)