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12.04.2013 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Gislason entwickelt Endspiel-Alternative

THW-Trainer möchte Supercup aufwerten

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2013:

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Kiel. Alfred Gislason, Trainer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel, hat die Reformpläne der Handball-Bundesliga (HBL) für ein mögliches Meister-Finale noch einmal heftig kritisiert und gleichzeitig eine interessante Alternative entwickelt. "Ich schlage vor, den Supercup aufzuwerten und ihn als Pokal-Turnier nach spanischem Vorbild auszutragen", sagte Gislason, der einst mit dem spanischen Erstligisten Bidasoa Irun in der Liga Asobal um den Copa del Rey, den Königspokal, spielte. "Das war eine tolle Veranstaltung", erinnerte sich der 53-Jährige.
Innerhalb von vier Tagen spielten acht Mannschaften im K.o.-Modus gegeneinander. "Das war sehr lustig, weil wir alle im gleichen Hotel wohnten", so Gislason, der einmal mit Irun das Finale gegen den FC Barcelona erreichte. "Und nach der ersten Runde konnten wir dann vier Mannschaften nach dem Frühstück verabschieden."

Um einen weiteren sportlichen Anreiz zu schaffen, könnte er sich vorstellen, dass der Sieger neben dem Supercup auch eine Eintrittskarte für die nächste Champions-League-Saison erhält. Als Zeitpunkt für das viertägige Turnier schlägt der Isländer die Tage zwischen Weihnachten und Silvester vor ("Da ist sonst nicht viel los"), als Tatort die Köln-Arena. "Mit acht Vereinen wäre sie sicherlich immer ausverkauft." Donnerstag die Viertelfinals, Sonnabend und Sonntag die Endrunde nach dem Final-Four-Vorbild um den DHB-Pokal, in dem die Kieler morgen in Hamburg im Halbfinale auf die MT Melsungen (17.45 Uhr/Sport1) treffen werden.

Anders als in Spanien könnte sich Gislason vorstellen, nicht den Tabellenstand der Vorsaison als Grundlage zu nehmen, sondern den der aktuellen Hinrunde, die in der Regel rund um die weihnachtlichen Feiertage abgeschlossen wird. "Das gäbe der ersten Saisonhälfte einen zusätzlichen Anreiz." Hätte es in dieser Spielzeit bereits einen derartig modifizierten Supercup gegeben, hätten die Viertelfinals wie folgt ausgesehen: RN Löwen (1.) - MT Melsungen (8.), THW Kiel (2.) - HSG Wetzlar (7.), SG Flensburg-Handewitt (3.) - HSV Hamburg (6.), Füchse Berlin (4.) - TSV Hannover-Burgdorf (5.).

"Das wäre ein tolles Teilnehmerfeld", sagte Gislason, der stattdessen den Supercup in seiner bisherigen Form streichen würde, in dem zum Saisonauftakt jeweils der Meister gegen den Pokalsieger spielt. "Da haben alle noch schwere Beine von der Vorbereitung. Dieses Finale hat nur den Charakter eines besseren Testspiels."

Die HBL-Pläne für ein Endspiel um die Meisterschaft, in dem sich ab der Saison 2014/15 der Erst- und Zweitplatzierte der Hauptrunde in einem Fußballstadion gegenüberstehen sollen, bezeichnete Gislason als "ganz schlechte Idee. Es ist grob fahrlässig, so etwas zu machen, man könnte dadurch die Liga ruinieren".

Frank Bohmann, einer der geistigen Väter, kann die zum Teil heftige Kritik daran nicht nachvollziehen. "Sie ist viel zu emotional und nicht auf die Fakten bezogen. Es ist kein Aprilscherz und kein Spiel für Dumme", sagte der HBL-Geschäftsführer. "Ich glaube, dass die Chancen einer solchen Begegnung größer sind als die Risiken." Auf der Mitgliederversammlung der HBL am 4. Juli soll darüber entschieden werden, bis dahin sei noch Zeit genug, um weitere Vorschläge zu diskutieren. Allerdings glaubt Bohmann, dass nur die Schale eine entsprechende Ausstrahlung hat, um den Handball an einem "verlässlichen Termin weltweit" präsentieren zu können. "Solch ein Rahmen muss auch mit unserem maximalen Titel bestückt sein."

Bundestrainer Martin Heuberger hat sich bereits gegen ein solches Endspiel ausgesprochen. "Wer nach einer harten und langen Saison die meisten Punkte gesammelt hat, soll auch Meister werden", sagte Heuberger und kritisierte das rein ökonomische Denken der Liga: "Ein Finale an die Spielzeit anzuhängen, könnte finanziell lukrativ sein. Aber nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu gehen, wäre fatal. Der Sport muss immer im Vordergrund stehen."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.04.2013)


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