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14.08.2013 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Handball-Mozart geht in die Provinz

Weltstar Ivano Balic soll Bundesligist HSG Wetzlar inspirieren

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2013:

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Wetzlar. "Ivano Balic, Spieler HSG Wetzlar", steht auf der Tischkarte. Schwarz auf weiß. Jetzt ist es also amtlich. Ein Handball-Weltstar hält ab sofort Hof in der hessischen Provinz. "Er kommt sowieso nicht", habe ihm ein guter Freund noch ein paar Stunden zuvor prophezeit, erklärt Verhandlungsführer Manfred Thielmann mit einem süffisanten Lächeln und ergänzt: "Da ist er!"
Im taubenblauen Vereins-Poloshirt, Bluejeans und Turnschuhen betritt Ivano Balic, der Sensationstransfer der Handball-Bundesliga, entspannt lächelnd den Presseraum der HSG-Arena. Verfolgt von acht Kamerateams, umringt von drei Dutzend Berichterstattern. "Das ist ein bedeutsamer Tag für unseren Verein", sagt Geschäftsführer Björn Seipp, "wir stoßen in neue Dimensionen vor." Kaum hatte sich die angeblich bevorstehende Verpflichtung des Welthandballers der Jahre 2003 und 2006 wie ein Lauffeuer herumgesprochen, zog der Dauerkartenverkauf noch einmal an, meldeten sich neue Sponsoren, stieg das bislang eher regional beschränkte Medieninteresse schlagartig. Balic hat einen Vertrag bis 30. Juni 2014 unterschrieben, ohne Ausstiegsklausel.

"Ich wollte in der besten Liga der Welt spielen", sagt der 34-jährige Rückraumregisseur auf Englisch zu den Beweggründen seines Wechsels vom insolventen europäischen Top-Club Atletico Madrid in die Kleinstadt an die Lahn. Beim Vorjahressiebten, der nach seiner starken Saison sieben Abgänge zu verzeichnen hat, will sich der Junggeselle, den sie in seiner Heimat den "Mozart des Handballs" nennen, "an den deutschen Stil gewöhnen und so schnell wie möglich die neue Philosophie verinnerlichen".

Am Ende sei alles einfach gewesen und schnell gegangen. Es habe auch andere Optionen, so der umworbene kroatische Weltmeister von 2003 und Olympiasieger 2004 in Athen, gegeben. Aber er habe sich für die HSG Wetzlar entschieden. Als sei das das Normalste der Welt: "Sie wollen nach oben, ich will nach oben. Und wenn ich nur fünf oder zehn Prozent helfen kann, ist jeder im Klub glücklich. Und ich auch."

"Er ist bei weitem nicht so teuer, wie sich viele Leute vorstellen", sagt Manfred Thielmann, der als Ex-Aufsichtsratschef Sportlicher Leiter keine Hemmungen hat, große Namen für die kleine HSG zu begeistern. Der Coup mit Balic gelang auch deshalb, weil Thielmann bereits Magnus Dahl von Atletico Madrid an die Lahn gelotst hat. Der norwegische Nationaltorwart schwärmt von Balic: "Ein super-freundlicher Mensch und super Handballer."

Trainer Kai Wandschneider findet den Transfer "einfach sensationell". Angst vor Problemen mit dem als Diva verschrienen Kroaten aus Split hat der 53-Jährige nicht. Im Gegenteil: "Er ist in der Lage, uns zu inspirieren und auch mich." Der Wechsel der Ikone Balic inspiriert offenbar auch andere. "Das ist gut für die gesamte Liga. Was Balic kann, ist außergewöhnlich. Traumhafte Anspiele, tolle Bewegungen. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen", begrüßte Martin Schwalb, Trainer des HSV Hamburg und Ex-Coach der HSG, den Coup.

(von Thomas Hain, aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2013)


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