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21.05.2014 Bundesliga

Kieler Nachrichten: "Winni" Kröger träumt von einem THW-Museum

Hasseer hat noch den Final-Ball von 1962 aufbewahrt

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2014:

Kiel. Der Handballmeister THW Kiel hat keinen Mangel an Pokalen, möglicherweise wird er für seine beeindruckende Löwenjagd am kommenden Sonnabend mit einer weiteren Meisterschale entlohnt. Auch an der für einen Kult-Verein nötigen Tradition fehlt es nicht. Was für die Zebras in den Augen von Winfried Kröger (66) aber der Punkt auf dem "i" sein könnte, wäre ein eigenes Museum. Eines, in dem die mittlerweile 110-jährige Geschichte der Zebras lebendig wird. Eine Geschichte, die Kröger, den alle nur "Winni" rufen, seit vielen Jahren in unterschiedlichen Rollen im Ehrenamt begleitet.
Die Idee kam ihm, als er mit seiner Enkeltochter Marthe das Fußballmuseum des FC Chelsea in London besuchte. Sicher, solche Ausmaße müsse das des THW nicht einnehmen, auch nicht die der Erlebniswelt, in der der FC Bayern München seine ruhmreiche Vergangenheit zum multimedialen Erlebnis macht. Kröger wäre damit zufrieden, wenn in der Sparkassen-Arena einige fahrbare Vitrinen aufgestellt werden könnten, für die er bereits das eine oder andere Historische zu bieten hat. Wie den Meisterball aus dem Jahr 1962, den Spielertrainer Hein Dahlinger seinem Torhüter Gert Knop schenkte, weil dieser beim 6:3-Sieg gegen FA Göppingen bis zur Pause (3:0) keinen Treffer zugelassen hatte. Echtes Leder, ein unverwüstliches Stück THW Kiel.

Oder die erste Sporttasche, ebenfalls aus Leder, die a didas in der Saison 1968/69 dem Bundesligateam spendierte. Kröger war damals auch dabei. Er hatte Post von Abteilungsleiter Gerd Reese bekommen, der ihn, und 19 weitere Spieler, bat, zwei Wochen später im THW-Stadion am Krummbogen zu erscheinen. Mit "Können und Trainingsfleiß", so steht zu lesen, könne er sich dann für den 14-köpfigen Kader qualifizieren. Kröger, der als Achtjähriger erste Bälle warf und als Jugendlicher norddeutscher Meister wurde, schaffte zweimal als Halblinker den Sprung in die Dahlinger-Auswahl.

Seine Augen strahlen noch heute, wenn er von Spielen in der Ostseehalle oder der Dortmunder Westfalenhalle spricht, in der nicht selten bis zu 10000 Zuschauer saßen, wenn der THW dort von TuRa Bergkamen empfangen wurde. Geld hätten sie nur selten bekommen, sagt Kröger. Ab und zu, so erinnert er sich, hätte ihnen der Abteilungsleiter 20 Mark zugesteckt. Es sei damals an der Tagesordnung gewesen, nach dem Spiel mit den Gastgebern ein Bier zu trinken. "Manchmal wurden es dann auch zwei oder drei", sagt Kröger, der heute der 4. Mannschaft angehört, die sich regelmäßig trifft, um eine Runde Fußball zu spielen.

Kröger blieb dem THW auch treu, als er nach der Saison 1969/70 zum Bundesgrenzschutz versetzt wurde. Obwohl der VfL Bad Schwartau hartnäckig um seine Gunst warb, fuhr er lieber nach Kiel, um unter Dahlinger zu trainieren. "Ich war THWer, das war damals einfach so", sagt Kröger, ein Zebra durch und durch. Taktikfuchs Dahlinger, so erinnert er sich, wäre in seiner Vorbereitung auf die Gegner nicht weniger akribisch gewesen als heutzutage Alfred Gislason. Nur hätte er die Eigenheiten eines Hansi Schmidt eben nicht per Video gezeigt, sondern mit auf der Schreibmaschine getippten Anweisungen, auf denen detailliert aufgeführt war, wie gegen Schmidt zu decken ist. Was nicht einfach war, galt der Gummersbacher doch als Erfinder des verzögerten Sprungwurfs.

Kröger ließ sich später von Uwe Schwenker, der die 2. Mannschaft in der Landesliga trainierte, als Assistent anwerben. Als die Handballer Anfang der 90er Jahre in eine GmbH ausgegliedert und Schwenker deren Geschäftsführer wurde, folgte er ihm als Ligaobmann. Für ihn, das ist bei jedem Satz zu hören, ist der THW eine große Liebe geblieben. In seinem Haus in Hassee bedecken die Wimpel illustrer Vereine die Kellerwände, viele namhafte Spieler haben ihm ein Trikot geschenkt. Im Museum könnte er sich gut die Nummer 4 von Kalle Röhe vorstellen, ein Ur-Hasseer, der sich als Abwehrspezialist einen Namen machte und mit dem THW zweimal Hallenmeister wurde. Baumwolle, die rote Vier aufgenäht - echte Handarbeit.

"Wir unterstützen diese Idee", sagt Olaf Berner, der den Verein THW Kiel e.V. als Vorsitzender im fünfköpfigen Aufsichtsrat vertritt, der der GmbH mittlerweile vorsteht. "Es ist aber schwierig, sie umzusetzen, weil in der Arena ein entsprechender Platz fehlt." Die, da sind sich Berner und Kröger einig, wäre die richtige Heimat für das Museum, dessen Koordination Kröger übernehmen würde. Eventuell, so Berner weiter, wäre der VIP-Raum "Dänemark" geeignet, um dort fahrbare Vitrinen aufzustellen. "Wir werden in Ruhe darüber nachdenken."

Wer zu einem wie auch immer gearteten Museum ein Stück THW-Geschichte beisteuern will, kann sich auf der Geschäftsstelle des Handballmeisters an Alexander Behnfeld (0431-6703916) wenden.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2014)


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