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11.06.2014 Verein / Handball international

Kieler Nachrichten: Daniel Waszkiewicz findet Storm mutig

Ex-Kieler setzt auf Jugend forscht und drückt Polen die Daumen

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.06.2014:

Danzig. Händeschütteln hier, ein kleiner Plausch da. Wer sich mit Daniel Waszkiewicz in Danzig zum Gespräch über Handball verabredet, braucht Zeit. Der 57-Jährige, der bis 1996 zehn Jahre beim THW Kiel und VfL Bad Schwartau gespielt hat, ist Danzigs "Mr. Handball". 210 Länderspiele, WM-Bronze 1982, acht Jahre Co-Trainer der Nationalmannschaft, Polens "goldener Generation". Nun fiebert er mit seinen Polen, die am Sonnabend in Magdeburg (15.15 Uhr) um das Ticket zur WM 2015 kämpfen.
Nach der Demission von Bogdan Wenta hatte er sich 2012 um den Chefposten beworben, doch den bekam Michael Biegler. "Der Verband wollte einen Ausländer. Sie meinen, er kann es besser, das muss man akzeptieren", sagt Waszkiewicz ohne Groll. "Waschi" hat seine Mission in seinem alten Verein Wybrzerze Gdansk gefunden. "Ein junges Team, viele Studenten, nur drei Jungs sind über 30." In nur vier Jahren hat er es von ganz unten in die polnische Superliga geführt. Mit einem Etat von 500000 Euro. In Kielce, beim Branchenprimus, "kosten das zwei Spieler. Bei uns verdient kaum einer mehr als 1000 Euro im Monat, alle arbeiten oder studieren nebenbei". Namhafte Neuzugänge? "Können wir nicht bezahlen. Wir hatten einen, der wollte 8000 im Monat. Als wir Zloty sagten, er aber Dollar meinte, war das Thema vorbei." Auf den Ex-Hamburger Marcin Lijewski hofft er dennoch, "aber nur, weil seine Familie hier lebt und er zurück will".

Handball in Danzig, wo die deutsche Nationalmannschaft das WM-Qualifikationshinspiel am vergangenen Sonnabend mit 24:25 verlor, ist trotz toller Infrastruktur ("Wir spielen in zwei Hallen mit Platz für 2000 und 11000 Zuschauer") ein schwieriges Pflaster. Handball ist nach Fußball, Speedway, Volleyball und Basketball die Nummer fünf. "Einen Mäzen wie Kielce haben wir nicht", sagt Waszkiewicz. "Und es gibt zu wenig Nachwuchs. Sie haben alle keinen Bock mehr. Früher gab es in Danzig mal 20 gute Jugendteams, jetzt vielleicht noch sieben."

Welche Erinnerungen hat er an die alten Zeiten in Deutschland? "Die Jahre da, waren meine schönste Zeit, es war alles sehr familiär." Für regelmäßige Besuche bei seinen alten Freunden bleibe aber kaum noch Zeit. Was beim THW, wo er bis 1989 gespielt hat, passiert, verfolgt er dennoch. Und dann ist er doch erstaunt: Dass Thorsten Storm, mit dem er noch zusammengespielt hat, nach Kiel zurückgeht und Klaus Elwardt ("Mit Klaus habe ich auch gespielt") beerbt, wusste er noch nicht. "Theo ist ein guter Manager, aber dass er sich das nach den ganzen Querelen traut, ist mutig."

Am Sonnabend wird Waszkiewicz Zuhause vor dem Fernseher sitzen und die Daumen drücken. Seinen Polen. Trotz der tollen Jahre im deutschen Norden.

(von Jens Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 11.06.2014)


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