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10.09.2003 Mannschaft

Der Kapitän ist nicht an Bord

Eine Entzündung im rechten Fuß setzte Stefan Lövgren in den vergangenen Wochen außer Gefecht. Derzeit arbeitet der Schwede geduldig an seiner Genesung.
"Ich merke keinen Unterschied." Stefan Lövgren klingt deprimiert, als er mal wieder eines seiner täglichen Telefonate mit Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker führt. Jeden Morgen steht Lövgren mit der Hoffnung auf, dass die Schwellung in seinem rechten Fuss endlich zurück gegangen sein möge. Und das nun schon seit Wochen. "Und immer glaubst Du, heute muss es aber ein bisschen besser geworden sein", sagt der Schwede fast resignierend. "Ich will endlich wieder anfangen etwas zu tun. Ich habe es satt, noch weiter abwarten zu müssen!" Aber er muss.

Dabei hatte alles relativ harmlos angefangen. Beim Krombacher-Cup in Kreuztal war Lövgren im Finale gegen den VfL Gummersbach umgeknickt. "Das ist mir in meiner gesamten Karriere insgesamt vielleicht erst vier oder fünf Mal passiert. Ich habe damit keine Probleme, tape meine Knöchel im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen gar nicht." Entsprechend spielte der 32-jährige nach kurzer Behandlungspause auch weiter und war mit sieben Toren sogar noch erfolgreichster Kieler Werfer. "Ich hatte keine Schmerzen", erinnert er sich an den Unfall, "sonst wäre ich nicht so dumm gewesen und hätte weitergespielt."

Doch es kam anders. Auf der Rückfahrt nach Kiel schien noch alles in Ordnung, am Montag zwickte es zum ersten Mal. Dr. Brandeckers Diagnose: "Innenbanddehnung, Kapselanriss im rechten Sprunggelenk." Damit jedoch nicht genug. Aus den dann notwendigen drei oder vier Tagen Pause wurden Wochen. Der rechte Knöchel schwoll stetig weiter an. "Mein Fuß sah aus wie der von einem Elefanten", erinnert sich Lövgren. Als er es vor Schmerzen zuhause gar nicht mehr aushielt, ging er für mehrere Tage ins städtische Krankenhaus. Dort wurde der Fuss punktiert, die angesammelte Flüssigkeit im Labor untersucht. "Ich habe bestimmt keine Angst vor Spritzen, aber das hat mich echt von den Socken gehauen", gesteht der "Löwe". "Der Fuss war zu sehr geschwollen, als dass man ihn örtlich hätte betäuben können", erklärt er weiter. "Aber danach war es besser. Und ich konnte auf Knopfdruck endlich Schmerzmittel bekommen."

Die Entzündung ist inzwischen längst definiert, allein die Ursache konnte nicht definitiv ermittelt werden. "Ein seltsamer Verlauf. Absolut ungewöhnlich", so Dr. Brandecker. "Es drückt mich unheimlich, nicht genau zu wissen, was Sache ist", sagt Lövgren. "Man verliert den Geist." Aber er weiß um die Gefahren einer solchen Entzündung und wird auch wider Willen die Geduld wahren. Er hat sich damit abgefunden, womöglich noch länger pausieren zu müssen. "So etwas gehört wohl zum Profisport dazu", und fasst neuen Mut, "es gibt Schlimmeres, wenn ich an Deme oder an Piotr denke. Ich blicke positiv nach vorn."

Im Sommer noch hatte der passionierte Golfer Lövgren extra auf sein geliebtes Hobby verzichtet, um nicht gar einen neuerlichen Bandscheibenvorfall zu provozieren. "Ich hatte meinen Rücken extra trainiert, war zweimal zum Check bei Spezialisten in Stockholm. Alle waren zufrieden, alles war prima. Jetzt bin ich wieder bei Null." Nun wird sein Bewegungsdrang von Tag zu Tag größer, er will endlich wieder etwas für seinen Körper tun. "Ich habe acht Kilogramm verloren. Es wird dauern, diese Muskelmasse wieder aufzubauen." Immerhin darf der Kapitän wieder bei seiner Mannschaft sein. Eine von zwei täglichen Behandlungen bekommt er während des Nachmittagstrainings. "Allein das Dabeisein ist schon wieder richtig gut für die Laune." Der "Löwe" will wieder brüllen - nicht vor Schmerzen, sondern auf dem Spielfeld.


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