THW-Logo
25.09.2003 Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Fußballer-Allüren sind Handball-Assen fremd - Christian Zeitz bei Brand feste Größe

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.09.2003:

Hamburg - Wenn Teamchef Rudi Völler Deutschlands Fußball-Asse zu einem Freundschaftsspiel bittet, hagelt es oft Absagen, meistens begründet mit Verletzungen. Auf wundersame Weise geheilt, laufen viele dieser Spieler dann drei Tage später in der Bundesliga zu Hochform auf. Heiner Brand ist dieses Verhalten fremd. Ruft der Cheftrainer des Deutschen Handball-Bundes zu einem Testspiel, kommt es sogar vor, dass Spieler ihre real existierenden Verletzungen verdrücken.
Überzeugte beim 28:22-Sieg gegen Serbien und Montenegro:  Der THW-er  Christian Zeitz, der in Hamburg ein Tor selbst warf und acht deutsche Treffer mit Anspielen vorbereitete.
Klicken Sie für weitere Infos! Überzeugte beim 28:22-Sieg gegen Serbien und Montenegro: Der THW-er Christian Zeitz, der in Hamburg ein Tor selbst warf und acht deutsche Treffer mit Anspielen vorbereitete.
Termine dieser Nationalmannschaft versäumt niemand gerne. Zu den Vorgängen bei den Fußballern könne er nichts sagen, brummte Heiner Brand am Dienstagabend nach dem überzeugenden 28:22-Sieg über Serbien und Montenegro (siehe Bericht) diplomatisch in seinen wippenden Walrossbart. "Ich weiß nur, dass meine Leute gerne kommen und viel Spaß haben." THW-Linksaußen Adrian Wagner bestätigte seinen Trainer umgehend. "Es ist einfach ein schönes Erlebnis," sagte Wagner. Der 25-Jährige war wegen einer Verletzung des Großwallstädters Heiko Grimm im Nachrückverfahren zu seinem 19. Länderspiel in der Hamburger Color-Line-Arena gekommen. Er kämpfte ab der 19. Minute in der 5:1-Abwehr als vorgezogener "Staubsauger" aufopferungsvoll, kam zu einem Tor und war auch Ausgangspunkt für die Rote Karte gegen den Serben Milosavljevic, der den Kieler ruppig von den Beinen holte. "Wenn Addi so weitermacht, darf er wiederkommen", sagte Brand. Und: "Er ist auf einem guten Weg, ein fester Kandidat zu werden."

Der THW war als Quartett unterwegs. Neben Wagner noch Henning Fritz, Klaus-Dieter Petersen und Christian Zeitz. Sie überzeugten vor den Augen ihres Heim-Trainers Noka Serdarusic allesamt. Henning Fritz vielleicht am meisten. 23 Bälle knöpfte der soeben 29 Jahre alt gewordene Torhüter den Gästen vom Balkan ab, darunter drei Siebenmeter. "Ich glaube, ich stehe wieder da, wo ich vor meiner Ellbogen-Operation war", freute er sich nach seinem 128. Länderspiel. Heiner Brand ließ seine von den 4000 Zuschauern gefeierte Nummer eins 60 Minuten durchspielen. Er hätte dem zweiten Torhüter mit einem Wechsel keinen Gefallen getan, begründete der Bundestrainer. "Bei der überragenden Leistung von Henning konnte Carsten Lichtlein nur schlecht aussehen."

Fritz' Reflexe waren natürlich auch Christian Zeitz nicht entgangen. "Großartig", nickte der THW-Linkshänder, um gewohnt respektlos anzumerken: "Das müsste Henning mal im Verein zeigen." Zeitz durfte sich 50 Minuten im Angriff und für kurze Zeit in der Abwehr beweisen. Er tat es mit viel Übersicht und "Auge" für den Nebenmann. Insgesamt zehn seiner Anspiele führten zu klaren Torchancen, acht davon nutzten die Lemgoer Florian Kehrmann und Christian Schwarzer zu Treffern. "Aber das schreibt ihr ja nie", beschwerte sich der Neu-Kieler schmunzelnd. Den Journalisten ginge es ja doch nur um Tore. Stimmt nicht ...

Heiner Brand sprach von "großen Fortschritten, die der Christian gemacht hat. Wir werden noch viel Freude an ihm haben." Er bezeichnete den 22-Jährigen schon jetzt als feste Größe im Kader. Klaus-Dieter Petersen ist seit mehr als einem Jahrzehnt ein fest dabei. Und als Auslaufmodell gilt der 34-jährige Abwehrchef des Vize-Weltmeisters selbst dann nicht, wenn seine Einsatzzeiten beim THW weniger werden sollten. "Über Pitti diskutiere ich gar nicht erst", sagte Brand kategorisch, fast drohend. Schließlich gilt Petersen auf dem Spielfeld als Fels in der Brandung und neben dem Parkett als wichtigste Integrationsfigur im Team. Im Januar steigt die EM in Slowenien, im Sommer Olympia in Athen. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat Großes vor. Sicher ist: Die Spieler kommen gerne.

(Aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2003)


(25.09.2003) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite