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20./21.08.2004 - Letzte Aktualisierung: 21.08.2004 Olympia 2004 / Nationalmannschaft

Dämpfer für DHB-Team: 29:30-Niederlage gegen Ungarn

Update #1 KN-Spielbericht ergänzt...

Das "Unternehmen Gold" hat einen Dämpfer erhalten: Die deutsche Auswahl unterlag am Freitag Nachmittag Ungarn mit 29:30 (14:17). Will das DHB-Team als Gruppenerster ins Viertelfinale einziehen, so muss es nun am Sonntag (13.30 Uhr) Frankreich schlagen.
Die deutsche Abwehr hatte über weite Strecken mit den brandgefährlichen in Kuba gebürtigen Rückraumschützen Carlos Perez und Ivo Diaz zu kämpfen. Überragend bei Ungarn war Laszlo Nagy mit elf Treffern, auch Keeper Nandor Fazekas zeigte eine starke Leistung. Neben den Defensivproblemen machten dem DHB-Team zudem die vielen einfachen Fehler zu schafffen. Zum Ende der Partie kam Deutschland dank eines stark haltenden Henning Fritz noch einmal auf 28:29 (59.) und 29:30 heran, konnte die Partie aber nicht mehr drehen. "Wir haben den ersten Härtetest verloren. Ein schlechtes Spiel haben wir immer im Turnier, das haben wir damit weg", erklärte der Lemgoer Daniel Stephan.

Im zweiten Spiel in Gruppe B schlug Griechenland Brasilien mit 26:22 (13:13). Frankreich gewann gegen Ägpyten knapp mit 22:21 (11:13). Damit sind Ägypten und Brasilien ausgeschieden - Frankreich Deutschland, Ungarn und Brasilien sind im Viertelfinale.

In Gruppe A gewann Korea gegen Island mit 34:30 (16:13). Spanien gewann gegen Slowenien mit 41:28 (18:15). Demetrio Lozano traf viermal. Russland unterlag Kroatien mit 25:26 (14:10) (Davor Dominikovic konnte keinen Treffer erzielen).

Gruppe B, 20.08.04, Fr., 15.30: Ungarn - Deutschland: 30:27 (17:14)

Ungarn:
Fazekas (1.-60., 17 Paraden), Szathmari (n.e.); Harsanyi, Ilyes, Csazsar (1/1), Mezei (1), Gal (2), Ivancsik (2), Diaz (3), Perez (5), Pasztor (1), Laluska (4), Nagy (11), Lendvay
Deutschland:
Fritz (11 Paraden), Ramota (1 Parade); Hens (4), Dragunski, Kretzschmar (8/2), Immel, Schwarzer (2), Petersen, Zerbe, Baur (2/1), Zeitz (3), Jansen, Stephan (3/1), Kehrmann (7); Trainer: Brand
Siebenmeter:
Ungarn: 5/1 (Fritz pariert zweimal);
Deutschland: 6/3 (Fazekas pariert zweimal)
Zeitstrafen:
Ungarn: 4;
Deutschland: 6
Schiedsrichter:
Boye / Jensen (Dänemark)
Spielfilm:
1. Hz.: 3:2 (5.), 7:4 (11.), 8:8 (16.), 13:10 (21.), 16:12 (26.), 17:14;
2. Hz.: 18:15 (36.), 21:17 (41.), 42:20 (46.), 27:24 (51.), 29:27 (57.), 29:28, 30:28, 30:29
Zuschauer:
6500 (Faliro Sports Center)
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.08.2004:

Handballer standen sich im Weg

29:30 - Erste Niederlage für Brand-Team
Es gibt Tage im Leben, da weiß man am Abend, dass man besser gar nicht aufgestanden wäre. Die deutschen Handballer erwischten gestern einen solchen Tag und kassierten mit dem 29:30 (14:17) gegen Ungarn im vierten Vorrundenspiel die erste Niederlage.

Abgesehen davon, dass die Ungarn mit dem Nandor Fazekas über einen überragenden Toreverhinderer und mit Laszlo Nagy vom FC Barcelona über einen Weltklasse-Torschützen verfügten, der für elf Treffer nur zwölf Versuche brauchte, standen sich die Deutschen ansonsten meistens selbst im Weg. Der Kieler Henning Fritz, der erst in der zweiten Halbzeit richtig warm wurde, sprach von einem "ziemlich schlechten Spiel". Christian Schwarzer räumte ein, dass zu viele Chancen sträflich vergeben worden seien, und sein Lemgoer Kollege Daniel Stephan wusste schon wenige Minuten nach dem Abpfiff die Lösung für das Gruppen-Endspiel morgen um 13.30 Uhr gegen die Franzosen: "Die Fehlerquote ist zu hoch, das müssen wir abstellen."

Falls Bundestrainer Heiner Brand seinen Mannen noch einmal per Video das "Fehler-Festival" vor Augen führen sollte, böten sich idealerweise die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit an: Erst nagelte der zukünftige Lübbecker Fazekas gegen Kretzschmar und Stephan seinen Kasten zu, dann meisterte er einen Siebenmeter von Baur. Anschließend scheiterten auch Zerbe und nochmals Stephan.

Doch nicht nur der Angriff, in dem der starke Pascal Hens wegen einer Rückenverletzung nach der Pause passen musste, auch die deutsche Abwehr war lange nicht Herr der Lage. Erst im zweiten Abschnitt vor einem nun ordentlichen Fritz packten Petersen & Co. aggressiver zu. In den letzten drei Minuten blies der Europameister sogar noch einmal zur Aufholjagd, kam auch auf 28:29 heran, aber eine reelle Ausgleichschance besaß die DHB-Auswahl nicht.

Heiner Brand nahm das Ergebnis dennoch mit Gelassenheit auf: "Wir haben ein Spiel verloren, mehr nicht. Alles weitere haben wir nach wie vor selbst in der Hand." Abhaken und aus den Fehlern lernen - das fordert er noch in der Kabine. Brand sprach von "Halbherzigkeiten" und davon, dass das Abstellen der Fehler nur eine Frage der Konzentration sei: "Wir haben schon bewiesen, dass wir es können."

Konzentrationsmängel - mehr nicht? Die Nachlässigkeiten bei der Chancenverwertung ziehen sich inzwischen jedenfalls wie ein roter Faden durch das olympische Turnier - nur wurden sie von leichten Gegnern wie Griechenland, Ägypten und Brasilien nicht bestraft. "So gewinnen wir gegen Klasse-Teams jedenfalls nicht", sagt Daniel Stephan. Andererseits habe die deutsche Mannschaft bei jedem großen Turnier "ein Gurkenspiel abgeliefert". Christian Schwarzer sieht es genauso: "Vielleicht haben wir unser übliches schlechtes Spiel schon hinter uns."

Niederlage ja, Niedergeschlagenheit nein. Auch Henning Fritz vermochte nach Ungarns zwölftem Sieg im 45. Duell der eigenen Vorstellung nicht viel Negatives abzugewinnen: "Wir haben bis zuletzt gekämpft, das bestätigt den Charakter dieser Mannschaft."

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 21.08.2004)


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