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17./18.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 18.12.2004 Bundesliga

Post Schwerin ist am Sonntag nur Außenseiter in der Ostseehalle

Update #2 Aktualisierung vom 17.12. und vom 18.12...

Das Team des SV Post Schwerin.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des SV Post Schwerin.
Am Sonntag ist mit dem Post SV Schwerin ein Team in der Ostseehalle zu Gast, dem im bisherigen Saisonverlauf das Glück nicht immer hold war. Die aktuelle Tabellensituation des Aufsteigers dokumentiert dabei die fatale Mischung aus fehlender Cleverness und großem Verletzungspech: Der Post SV hält die "Rote Laterne" der Handball-Bundesliga ganz fest in seinen Händen. Anwurf gegen den Tabellenletzten ist am Sonntag um 16.00 Uhr, Dauerkartenbesitzer nutzen für dieses Spiel bitte die Karte mit dem Aufdruck "SG Kronau/Östringen" (siehe Extra-Bericht)
Mit dem klar definierten Ziel "Nichtabstieg" startete der Aufsteiger, der sich in den Relegationsspielen gegen Kronau/Östringen, den Ex-Club von Christian Zeitz, durchsetzte, in die Saison. Nach 14 Spieltagen aber steht das Team aus der Schloss-Stadt mit dem Rücken zur Wand: null Punkte und mit Abstand Tabellenletzter. "Uns hat die Realität eingeholt", ist sich Schwerins Geschäftsführer Michael Krieter der prekären Lage bewusst, "wir waren eingige Male dicht vor einem Punktgewinn, doch am Ende fehlte oft die Cleverness". In der Tat, der unglücklichen 26:27-Heimniederlage zum Saisonstart gegen die HSG Nordhorn folgten in Wilhelmshaven (28:29), bei Mitaufsteiger Düsseldorf (26:27) und gegen Essen (27:28) weitere Ein-Tore-Niederlagen. Auch gegen den HSV Hamburg (21:23) und in Wetzlar (28:31) hielten die Schweriner lange Zeit gut mit, um am Ende wieder ohne einen Punkterfolg dazustehen. Nach zuletzt drei derben Niederlagen gegen Lemgo (18:36), beim Tabellenvorletzten GWD Minden (21:32) und zuletzt am vergangenen Mittwoch gegen die SG Flensburg-Handewitt (23:40) (siehe Kurve Schwerin)ist es mit der Aufstiegsseuphorie in Mecklenburg-Vorpommern aber längst vorbei.

In der Kritik stehen auch Krieter und Trainer Peter Pysall, wenngleich sie für das andauernde Verletzungspech des Aufsteigers kaum verantwortlich zu machen sind. Immer wieder fielen und fallen Leistungsträger wie Ivica Obrvan (Knieverletzung) oder zuletzt Linksaußen Alexander Rauch (Schulter) für längere Zeit aus, zudem ging ein Großteil der Mannschaft oft angeschlagen in die Begegnungen. Wohl auch deshalb wurde Steffen Wild reaktiviert und zu Saisonbeginn kurzfristig der spanische Kreisläufer Mikel Redondo Martinez (ESP) verpflichtet. Dieser konnte wegen leerer Post-Vereinskassen nur mit finanzieller Unterstützung der Fans nach Schwerin geholt werden-ein Novum in der Handball-Bundesliga. Ob des andauernden Verletzungspechs mussten die Verantwortlichen des Aufsteigers Anfang November sogar noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden: Sergej Kudrjawtsew kam aus St. Petersburg. Haupttorschützen des Aufsteigers sind Linksaußen Alexander Ladig und sein Gegenüber auf der rechten Außenbahn, Carsten Kommoß. Als Spielmacher fungiert Preben Vildalen, 32-jähriger Routinier mit der Erfahrung aus 151 Länderspielen für Norwegen. (siehe auch Kader Schwerin)

Neben der prekären sportlichen Lage Post Schwerins macht auch die Historie den Aufsteiger am Sonntag zum Außenseiter: noch nie gewannen die Schweriner in der Ostseehalle, überhaupt gelang dem diesjährigen Aufsteiger erst ein Sieg gegen die Zebras (siehe auch Daten Schwerin). In der Saisonvorbereitung lieferten sich der Post SV und die Zebras eine enge Partie, die der THW letztlich mit 40:35 für sich entscheiden konnte.

Schiedsrichter beim Duell zweier Landeshauptstadt-Vereine am Sonntag sind Lars Schaller (Leipzig) und Sebastian Wutzler (Dresden)

(Christian Robohm)

Aktualisierung vom 17.12.

Lesen Sie auch den Vorbericht von living sports.

Aktualisierung vom 18.12.

Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

 

Frei zum Abschuss?

SV Post Schwerin im freien Fall
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

"Mit 5.000 schlagen wir Lemgo", so lautete die letzte durchaus medienwirksame Post-Aktion im Vorfeld des Heimspieles "David gegen Goliath" oder auch Schwerin - Lemgo. Die Riege um das einstige THW-Urgestein und jetzigen Manager von Post Schwerin, Michael Krieter, hatte es sich zum Ziel gesetzt, endlich wieder Farbe in die rund 6.000 Zuschauer fassende Sport- und Kongresshalle zu bringen, um die Mannschaft auch atmosphärisch im harten Abstiegskampf gebührend zu unterstützen.

Endlich wollte man die anhaltende "Null-Serie" der Schweriner stoppen, die Moral der Truppe stärken und eventuell verloren geglaubte Zuschauer zurück gewinnen, um auch wieder mehr Geld in die klammen Kassen der Mecklenburger fließen zu sehen. So lockte die Vereinsführung Schulklassen und Vereine der Region mit einem Dumping-Preis von zwei Euro in die Halle. Und tatsächlich, es fruchtete: 4.800 Zuschauer strömten frohen Mutes in die Schweriner Heimstätte - so viele wie schon lange nicht mehr - und warteten gespannt, ob die Prophezeiung der Vereinsführung eintreten würde. Soweit, so schlecht. Nach einem hoffnungsvollen 2:0 baute die Mannschaft um Spielmacher Preben Vildalen kontinuierlich ab, bis man mit 18:36 schließlich sang- und klanglos unterging. An den ca. 200 fehlenden Seelen zu vollen 5.000 Zuschauern sollte es eigentlich nicht gelegen haben. "Kein richtiges Kämpfen gegen die drohende Niederlage, einfach kein Herz", mussten sich die Spieler die Vorwürfe der Zuschauer anhören. Immer noch nichts Zählbares in diesem Jahr! Geradezu angefressen wirkten nach dem Abpfiff Trainer Peter Pysall und Geschäftsführer Michael Krieter. "Einige müssen den Nachweis antreten, dass sie hier Leistungsträger sind", so Trainer "Py", der sich seine Spieler anschließend zur Brust nehmen wollte. Und auch "Pumpe" Krieter forderte von seinen Jungs mehr "Disziplin und Charakter".

"So betreibt man keine Werbung für den Bundesliga-Handball in Schwerin. Ja, so spielt man seine Fans regelrecht aus der Halle!", war später ein enttäuschter Kommentar auf den Homepages des Schweriner Bundesliga-Aufsteigers zu lesen. Doch aufgeben wollte man sich natürlich nicht. Wunden lecken und nach vorne blicken war die Devise, schließlich wartete auch schon der nächste Gegner, der diesmal schon eher dem eigenen Kaliber entsprechen sollte: Kellerduell gegen den Tabellenvorletzten GWD Minden-Hannover. Intensiv bereitete man sich nun auf das "Überlebens-Spiel" vor. "Wir haben den Trainings-Rhythmus leicht verändert und einige angeschlagene Spieler etwas geschont, damit sie ihre Blessuren auskurieren können", so Peter Pysall in guter Hoffnung, bald die ersten Punkte einzufahren. Doch letztlich sollte ein Punkt auch diesmal nur ein frommer Wunsch bleiben, auswärts setzte es gegen die Mindener eine 32:21-Niederlage, die sich damit auf drei Punkte gegenüber den Postlern vom letzten Platz absetzten.

Dass das Ziel, die Klasse zu halten, nur schwer mit dem Mannschaftskader, der größtenteils mit eigenen Jugendspielern oder aus der 2. Mannschaft aufgefüllt wurde (insgesamt acht Spieler), zu erreichen sein würde, erkannte man schon frühzeitig. Neue Spieler mussten her - doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Der kleine Etat von nur 1,5 Mio. Euro war bereits gänzlich ausgereizt und so behauptete sich einmal mehr die alte Weisheit "Not macht erfinderisch".

So sorgte der Aufsteiger zu Anfang der Saison für ein Novum in der Handball-Bundesliga, indem er alle - nicht zuletzt die Fans - aufrief, die Verpflichtung eines neuen Spielers mit zu finanzieren. Im konkreten Fall ging es um den 25-jährigen Mikel Redondo Martinez, bis dahin in Diensten des spanischen Erstligisten Casa Cantabria Santander. Eine knappe Woche Probetraining überzeugte Trainer Peter Pysall. Gegenüber der Schweriner Volkszeitung verkündete dieser, er wolle ihn haben. Die Post-Sieben brauche unbedingt am Kreis (Martinez) sowie im rechten Rückraum Verstärkung, um in der anerkannt stärksten Handball-Liga der Welt nicht chancenlos zu sein. Das Spendenkonto unter dem Motto "Wir holen den Spanier" wurde ins Leben gerufen. Sponsoren, Fans und Freunde des Schweriner Handballs sollten mithelfen, die Ablösesumme - über die sich Manager Krieter ausschwieg - zusammen zu bekommen. Die Fans könnten etwa durch den Kauf von Dauerkarten ihren persönlichen Obolus dazu beitragen.

Solch einen Fall gab es bisher nur im Fußball, als der FC St. Pauli, Dynamo Dresden oder der 1. FC Union Berlin ("Bluten für Union") ihre Anhänger zur Rettung der Lizenzen aufriefen und dies zigtausende Euros in die Kassen der Vereine spülte. Soviel wie bei den Kollegen vom großen Bruder Fußball mag es in Schwerin wohl nicht gewesen sein, zumindest reichte es für die angestrebte Verpflichtung des Spaniers. Als nach neun verlorenen Spielen in Folge dennoch die Felle davon zu schwimmen drohten, konnte sogar ein weiterer Neuzugang gemeldet werden. Trotz klammer Geldbörse gaben die Gesellschafter und Michael Krieter grünes Licht für die Verpflichtung des Russen Sergej Kudryavtsev. Der 28-Jährige (1,96 m / 93 kg) spielte bisher beim Challenge-Cup-Teilnehmer "Stepan RN" St. Petersburg und war laut seinem Kölner Spielervermittler in der vergangenen Spielzeit der zweitbeste Schütze der russischen Liga. Überdurchschnittliches konnten die beiden Legionäre bislang allerdings nicht leisten und so lassen die Erfolge der aufwendigen Neuverpflichtungen noch auf sich warten.

Alles in alle kann die Mannschaft des nunmehr prädestinierten Fahrstuhlkandidaten aus der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns eigentlich nur gewinnen und frei aufspielen, denn schlimmer geht`s wohl fast nimmer. Auch wenn 0:26 Punkte in 13 Pflichtspielen nur wenig Grund zur Hoffnung geben, gibt es immer noch reichlich Spiele, in denen fleißig Punkte gesammelt werden können. Und dennoch wage ich die mehr oder weniger riskante These des heutigen Abends: Mit 10.000 schlagen wir Schwerin! Vielleicht sogar mit 200 weniger...

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2004:

David & Goliath

THW Kiel erwartet den Tabellenletzten SV Post Schwerin
Kiel - Von der Euphorie rund um den sensationellen Aufstieg ist beim SV Post Schwerin nicht viel geblieben. Der nächste Gast des THW Kiel (Sonntag, 16 Uhr) kennt die Tabelle in der Handball-Bundesliga nur aus der Froschperspektive. 0:28 Punkte - weniger geht nicht.

Schlagzeilen produziert der Klub nur abseits des Spielfeldes. Angeblich warten Ex-Trainer Holger Schneider und der dauerverletzte Spieler Ivica Obrvan (Kreuzbandriss) noch auf ausstehende Gehälter. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat erst einen Teil seiner Garantiesumme (insgesamt 58 000 Euro) bekommen, die Post-Geschäftsführer Michael Krieter für die Austragung zweier Länderspiele der Nationalmannschaft im Sommer in Schwerin und Rostock zahlen muss. Zuletzt rechnete die "Sport-Bild" Krieter, jahrelang Torhüter des THW Kiel, schlicht zur "dunklen Seite des deutschen Handballs". Auf einer Stufe mit dem inhaftierten Geschäftsführer des HSV Hamburg, Winfried Klimek. "Dieser Vergleich ist hammerhart", schimpft Krieter, der eine gezielte Kampagne vermutet. "Nach der Entlassung von Schneider habe ich hier in Schwerin nicht nur Freunde. Man will mir in die Suppe spucken."

Der 41-Jährige räumt Liquiditätsprobleme ein und bestreitet auch nicht, dass vor der Post-Tür einige Gläubiger stehen. Schuld daran sollen die hohen Altlasten des Klubs sein. In der nächsten Woche werde er diese Zahlen veröffentlichen. Verrechnet hat sich der ehemalige Nationaltorhüter auf alle Fälle bei den Pluspunkten. "Bis Weihnachten sollten es vier sein. Daraus wird nichts mehr." Schuld daran ist auch ein Spielplan, der dem Aufsteiger übel mitspielte. Zu Hause gegen fast alle Top-Klubs, auswärts gegen die anderen Kellerkinder. Vier Spiele verlor das Team von Peter Pysall nur mit einem Tor - neben der Klasse fehlte auch das Glück. Doch gerade in den letzten Spielen gegen Lemgo (18:36). Minden (21:32) und Flensburg (23:40) gaben die Schweriner kaum noch ein Lebenszeichen von sich. "Die muss man einfach schlagen", weiß Kapitän Stefan Lövgren, der nach seiner Bänderdehnung beim 33:25-Sieg in Wetzlar ein vernünftiges Comeback feierte. "Das war wichtig für meinen Kopf. Ich musste erleben, dass der Fuß auch im Spiel hält." Der Schwede gab anschließend grünes Licht für die Handball-WM in Tunesien (23. Januar bis 6. Februar).

Viel Zeit, einen Sieg gegen Schwerin zu feiern, werden Henning Fritz, Christian Zeitz und Klaus-Dieter Petersen nicht haben. Die drei Silbermedaillen-Gewinner von Athen fliegen direkt nach Spielschluss mit einer Sondermaschine nach Baden-Baden, wo im Rahmen der ZDF-Gala "Sportler des Jahres" (ab 21.45 Uhr live) auch die Mannschaft des Jahres gekürt wird.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2004)

 


User-Tipp:

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