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03.06.2006 Bundesliga

Zebra: Rekordmeister!

Der THW Kiel zog mit Gummersbach gleich: Beide haben jetzt zwölf Titel

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Die Zahl 13 ist abergläubischen Zeitgenossen ein Dorn im Auge, ist als Unglückszahl verschrien. Doch sind wir mal ehrlich: Die 13. THW-Saison unter dem Erfolgs-Gespann Serdarusic/Schwenker war eine sehr erfolgreiche Spielzeit: Die souveräne Verteidigung des Meistertitels sticht aber auch noch wegen anderer Aspekte hervor: Etwa, weil Noka Serdarusic den Generationswechsel in seinem Team erfolgreich abgeschlossen hat und trotz fünf Neuzugängen in Rekordzeit eine homogene Truppe zusammenschustern konnte. Oder weil die Zebras den Begriff "Hochgeschwindigkeitshandball" mit ihren 54 Treffern gegen den SC Magdeburg in völlig neue Dimensionen hievten. Oder aber, weil sich der THW von nun an endlich den Titel des Rekordmeisters erarbeitet hat - wenngleich er sich ihn zunächst noch mit dem VfL Gummersbach teilen muss.
Erster nennenswerter Rekordtitelträger im Hallenhandball war Frisch Auf Göppingen. Die Schwaben sammelten zwischen 1954 und 1972 neun Deutsche Meisterschaften, ehe 1973 die endgültige Wachablösung stattfand: Im Finale um die Meisterschaft verlor Frisch Auf mit 18:21 gegen den VfL Gummersbach, der sich bereits in den Jahren zuvor heiße Duelle mit den Göppingern lieferte und sich als Spitzenmannschaft etablierte - vor allem durch den Abonnement-Torschützenkönig Hansi Schmidt, der als Erfinder des verzögerten Sprungwurfs gilt. Während es mit Göppingen in der Folgezeit stetig bergab ging, avancierte Gummersbach zur dominierenden Mannschaft der folgenden zwölf Jahre. Mit Ausnahmespielern wie dem heutigen Bundestrainer Heiner Brand, Joachim Deckarm, Klaus Kater, Erhard Wunderlich oder dem "Hexer" Andreas Thiel sammelte der VfL einen Titel nach dem nächsten. Erst mit der Einführung der Handball-Bundesliga 1977 fand sich mit den Nordbayern des TV Großwallstadt wieder ein ebenbürtiger Gegner.

1983 hatte Gummersbach schließlich an Titeln mit Frisch Auf Göppingen gleichgezogen, zwei Jahre später konnte man sich mit der zehnten Meisterschaft endlich "alleiniger Rekordmeister" nennen. Und der Vorsprung auf die längst nicht mehr konkurrenzfähigen Göppinger konnte trotz der Dominanz von TuSEM Essen ab Mitte der achtziger Jahre ausgebaut werden: 1988 und zuletzt 1991 feierte man in Gummersbach die Meisterschaften 11 und 12. Doch nach der politischen Wende in den deutschen Ländern und der Zusammenlegung mit der Liga des DHV verschwand letztlich der Glanz beim VfL, der aber zumindest um den Titel "Rekordmeister" zunächst keine Angst haben musste: Mit der SG Wallau-Massenheim trug sich 1992 und 1993 eine Mannschaft als Meister in die Bundesliga-Annalen ein, die zuvor nie einen Titel gewann - seit Einführung der Handball-Bundesliga übrigens erst der vierte Club nach Gummersbach (5), Großwallstadt (6) und Essen (4).

Auch als Noka Serdarusic 1993 das Ruder in Kiel übernahm und damit der "schlafende Riese" nach 40 Jahren im Schatten der anderen Traditionsclubs endlich geweckt wurde, bestand kein Grund zur Sorge bei den Oberbergischen, war der THW doch mit gerade einmal drei Meisterschaften 1957, 1962 und 1963 weit abgeschlagen. Einzig Gummersbachs Jung-Nationalspieler Klaus-Dieter Petersen erkannte das Potenzial der Schwarz-Weißen und wechselte gleichzeitig mit Serdarusic an die Förde. Ein Wechsel genau zur rechten Zeit: Während es in Gummersbach immer mehr darum ging, den Abstieg zu vermeiden, wurde "Pitti" in Kiel die einzige Person neben Manager Uwe Schwenker und dem Trainer, der in den vergangenen 13 Jahren neunmal seine Hand an die Meisterschale legen konnte - und neben Weltklassespielern wie Magnus Wislander, Staffan Olsson, Michael Krieter oder Stefan Lövgren eine tragende Säule dafür, dass der VfL nach 21 Jahren alleine an der Spitze sich nun den Titel des Rekordmeisters teilen muss.

Doch der VfL hat die Zeichen der Zeit erkannt: Den lange Zeit finanziell angeschlagenen Verein zog es zu Heimspielen immer häufiger in die gigantische Köln-Arena, der marode Club wurde innerhalb weniger Jahre saniert. In der kommenden Saison spielt Gummersbach erstmals in der 1993 eingeführten Champions League und hat damit die Möglichkeit, erstmals seit 1983 wieder die beste Handball-Vereinsmannschaft Europas zu werden. Mithalten können die Oberbergischen auf jeden Fall, denn mit Momir Ilic, Vedran Zrnic (beide RK Gorenje Velenje), Denis Zacharow (Neva St. Petersburg), Alexis Alvanos (HSG Wetzlar) und Nandor Fazekas (TUS N-Lübbecke) haben sie sich nochmals sensationell verstärkt, so dass sie auch im Kampf um die deutsche Meisterschaft ein gehöriges Wort mitsprechen dürften. Gut möglich also, dass es bereits in 12 Monaten wieder einen alleinigen Rekordmeister geben wird - und wenn der THW es schaffen sollte, wird wohl zumindest an der Förde niemand mehr behaupten, die Zahl 13 sei eine Unglückszahl...

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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