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12.06.2007 Saison

Zebra-Journal: Beifall für den Meister aller Klassen

Stefan Lövgren: "Das ist unfassbar"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:

Ehre, wem Ehre gebührt - gewandet in purpurrote Königsmäntel haben die Handball-Profis des THW Kiel ihre 13. Deutsche Meisterschaft und das kaum noch zu toppende "Triple" mit DHB-Pokal und Champions-League-Triumph auf dem Rathausplatz geradezu zelebriert - mit 20000 Fans.
Sie nahmen damit Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und erster Gratulant nach dem 34:28-Sieg in der Ostseehalle gegen die HSG Nordhorn, quasi beim Wort. "Sie haben mit ihren Erfolgen das Jahr gemeinsam mit der Nationalmannschaft zum Königs-Jahr des deutschen Handballs gemacht", lobte Strombach, bei der Übergabe der Meisterschale den Rekordmeister.

Zuvor hatten 10250 Fans, die auf dem Schwarzmarkt bis zu 160 Euro für eine Stehplatzkarte bezahlt hatten, die "Zebras" nach durchwachsener erster Halbzeit (14:14) förmlich zur Rekordmeisterschaft getrieben. Durch den Heimsieg gegen die HSG Nordhorn hielt der Triple-Gewinner den am Ende punktgleichen Verfolger HSV Hamburg auf Distanz. Denn dank der besseren Tordifferenz blieben die Kieler vor den Hamburgern, die ihr letztes Saisonspiel bei Frisch Auf Göppingen mit 36:32 (21:18) für sich entschieden. <ü> "Das ist unfassbar. Wir sind überglücklich. Ich habe keine Worte" sagte Kiels Kapitän Stefan Lövgren, der dank einer "Wunderheilung" nach seinem Sehnenriss im Adduktorenbereich mitspielen konnte. "Ein gutes Umfeld, ein guter Trainer, sensationelle Zuschauer - in Kiel kommt alles zusammen", versuchte sich Lövgren an einer Erklärung für die Erfolgsserie der Norddeutschen. Dabei war der 36 Jahre alte Spielführer selbst das personifizierte Beispiel eines beeindruckenden Teamgeistes. Der Schwede war nach sechswöchiger Pause mit fünf Toren ein wichtiger Erfolgsgarant.

Hamburgs Trainer Martin Schwalb gratulierte den Kielern: "Glückwunsch an den THW. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, dass es spannend war bis zur letzten Minute. Vor dieser Mannschaft muss man den Hut ziehen." Die ohnehin vagen Hoffnungen beim HSV Hamburg, der Tabellenführer könne am 34. und letzten Bundesliga-Spieltag noch stolpern, erfüllten sich nicht. Immerhin: Die Hanseaten gewannen bei Frisch Auf Göppingen mit 36:32, wurden punktgleich Vize-Meister und nahmen das gefasst hin. Frankreichs Nationalspieler Bertrand Gille: "Es war nicht zu erwarten, dass die Kieler noch Punkte abgeben."

Während die Fördestadt trotz zeitweise leichten Nieselregens in schwarzweiße Handball-Glückseligkeit verfiel, ging Erfolgstrainer Noka Serdarusic auf Tauchstation. Weder bei der Übergabe der Meisterschale in der Halle, noch bei Kiels Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz wurde der THW-Cheftrainer gesichtet. Der 56-Jährige rauchte lieber hinter verschlossenen Türen ein paar seiner geliebten Zigaretten und verschwand anschließend unbemerkt.

Menschliche Größe hatte der gebürtige Bosnier kurz zuvor bewiesen, als er sieben Minuten vor dem Abpfiff den scheidenden Torhüter Henning Fritz aufs Parkett schickte und ihm damit einen beifallumtosten Abschied bescherte. Der Weltmeister, bei Serdarusic hinter dem Franzosen Thierry Omeyer seit Monaten nur noch die Nummer zwei, wechselt zum Liga-Konkurrenten SG Kronau-Östringen und fand für den ungeliebten Coach doch noch versöhnliche Worte: "An meinem Reifeprozess in Kiel hat auch der Trainer seinen Anteil."

Serdarusic und Manager Uwe Schwenker haben nun die schwierige Aufgabe, die "beste Handball-Mannschaft der Welt" (Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen) auf diesem Niveau zu stabilisieren. Der Saisonetat 2007/2008 soll von 6,0 auf 6,6 Millionen Euro steigen. Größer werden soll der Kader trotz der immensen körperlichen Belastungen für die Leistungsträger in der Schlussphase der Saison allerdings nicht. Schwenker: "Das ist wirtschaftlich nicht zu stemmen."

Neben Kiel und Hamburg spielen in der kommenden Saison die SG Flensburg-Handewitt trotz einer 34:35 (18:19)-Niederlage beim TV Großwallstadt und der VfL Gummersbach in der Champions League. Der bisherige Rekordmeister Gummersbach distanzierte die HSG Düsseldorf mit 37:29 (22:12) und schickte das Team von Trainer Nils Lehmann in die 2. Liga.

Zuvor stand bereits Eintracht Hildesheim als Absteiger fest. Der TuS N-Lübbecke rettete sich dank eines 35:32 (17:14) über Hildesheim auf Relegationsplatz 16 und spielt nun gegen Bayer Dormagen um den Klassenverbleib. Mit einem überraschenden 30:29 (18:13)-Erfolg über den SC Magdeburg entledigte sich die HSG D/M Wetzlar aller Abstiegssorgen und verbesserte sich noch auf den 15. Rang. <ü> Wie Pokalverteidiger Magdeburg treten nächste Saison Nordhorn und der TBV Lemgo im europäischen EHF-Cup an. Die Lemgoer gewannen das letzte Spiel mit 32:27 (19:13) gegen HBW Balingen-Weilstetten. In der kommenden Spielzeit betreut Peter Meisinger die Ostwestfalen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)


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